Spreewaldhof in Golßen gerettet: Gurkenproduktion bleibt – Stellenabbau auch
UPDATE 29.4.: Der Obst- und Gemüse-Verarbeiter Spreewaldkonserve Golßen GmbH hatte Anfang Februar angekündigt, die Produktion am Standort Golßen einstellen zu wollen. Nun kam die Kehrtwende. Die Spreewaldhof-Gurken sollen auch zukünftig in Golßen produziert werden. Warum die 220 Mitarbeiter trotzdem nicht aufatmen können:
Golßen bleibt „Gurkenstadt“: Nach monatelangem Bangen, Lichtermärschen, Protest-Aktionen und Unterschriftensammlungen geht ein Aufatmen durch den Spreewald und vor allem durch die Kleinstadt in der Niederlausitz. Die traditionsreichen Spreewaldhof-Gurken sollen auch künftig in Golßen ins Glas kommen. Eine Verlagerung der Produktionsstätte nach Schöneiche, wie noch im Januar geplant, wird es nicht geben.
„Till Alvermann, Geschäftsführer der Andros Deutschland GmbH, hat gestern (28.04., Anm. d. R.) mit dem Brandenburger Wirtschaftsminister Daniel Keller und weiteren politischen Akteuren erneut getagt. Dabei wurde beschlossen, dass die Spreewaldhof-Gurke auch zukünftig in Golßen produziert wird“, teilte Pressesprecherin Andrea Steinkamp auf Anfrage der Bauernzeitung mit.
Minister Keller erleichtert: „Wichtiges Signal für die Region und Beschäftigten“
„Ich bin sehr dankbar, dass es uns gelungen ist, gemeinsam mit der Spreewaldkonserve Golßen GmbH eine neue Perspektive für den Produktionsstandort in Golßen zu vereinbaren“, sagte Minister Daniel Keller (SPD) der „Welt“. Für die Region und die Beschäftigten sei dies ein „deutliches Signal“. Man wolle „mit der Wirtschaftsförderung das Unternehmen dabei unterstützen, einen Plan für die Zukunft des Produktionsstandortes zu entwickeln.“
Warum Golßen Gurkenzentrum bleibt
„Der Landrat, die Bürgermeisterin von Golßen und die Beigeordnete und Dezernentin für Verkehr, Bauen, Umwelt und Wirtschaft haben sich vehement für den Erhalt der Gurkenproduktion eingesetzt“, hieß es auf Anfrage. In einem Spitzengespräch am 28. April seien noch einmal die Vor- aber auch die Nachteile des Standortes Golßen mit allen Beteiligten erörtert worden. „Die Entscheidung ist in den vergangenen Monaten genau analysiert worden, denn die Marke Spreewaldhof muss gesichert werden. Letztlich waren die Größe des Standortes und der Wert für die Traditionsmarke Spreewaldhof ausschlaggebend“, so Andrea Steinkamp.
Was wird aus den 220 Beschäftigten?
Das Grundkonzept der Neuausrichtung bleibt jedoch bestehen. „Das Unternehmen muss sich neu aufstellen, um zukunftsfähig zu bleiben. Dazu gehört leider auch die starke Reduktion der Belegschaft“, betont die Unternehmenssprecherin. Bis Ende Mai sollen die neuen Pläne vorliegen, wie es in Golßen weitergeht. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass ca. 200-220 Mitarbeitende das Unternehmen verlassen müssen“, teilte Andrea Steinkamp auf Anfrage der Bauernzeitung mit.
Protest-Marsch mit 2000 Lichtern
Am Abend des 26. März demonstrierten rund 350 Menschen mit einem Lichtermarsch in Golßen gegen die Schließung des Standortes. Damit dort nicht die Lichter ausgehen, zeigten sie beim „Protest mit 2000 Lichtern“ ihre Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern. Die Nachricht, dass auch der Hofladen in Golßen geschlossen werden soll, sorgte zuletzt für weitere Bestürzung unter den Beschäftigten.
Unterschriften-Aktion für Gurkenproduktion in Golßen
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rief für den Erhalt der Spreewälder Gurkenproduktion in Golßen auf. Um den Erhalt aller Arbeitsplätze zu fordern, hatte die NGG mit ihrem „Golßener Weckruf“ Anfang April bereits über 2.000 Unterschriften gesammelt. „Das sind mehr als wir Einwohner von Golßen haben“, so Bürgermeisterin Andrea Schulze.
„Ob in der örtlichen Bäckerei, im Sportverein oder in anderen Betrieben der Ernährungsindustrie: Überall gingen die Unterschriftenlisten herum“, teilte die NGG in einer dpa-Meldung mit. „Die Solidarität mit den Beschäftigten und der Region ist riesig!“
Golßen als „Gurkenstadt“
Die Stadt Golßen wird auch als „Gurkenstadt“ bezeichnet. Bürgermeisterin Andrea Schulze hatte nach Bekanntwerden der Umstrukturierungspläne im Januar gegenüber dem rbb gesagt: „Für die Stadt Golßen ist das ein Schock!“ Zehn Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner seien in dem Werk beschäftigt. „80 Jahre Spreewaldhof Golßen, im Prinzip kennt kein Golßener die Stadt ohne den Spreewaldhof“, so Schulz weiter.
Gurkenproduktion: Seit Jahren Verluste
Vor einigen Wochen war die Schließung der Gurkenproduktion so begründet worden: „Wegen der schwierigen Marktbedingungen müssen wir das Geschäft strategisch neu ausrichten. Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen“, erklärte Geschäftsführer Till Alvermann.
Seit Jahren schreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben Verluste. Gründe dafür seien eine rückläufige Marktentwicklung, negative Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg sowie gestiegene Energie- und Rohstoffkosten. Mit der Anpassung der Produktionsstrukturen will das Unternehmen die Produktionskapazitäten an die Markterfordernisse anpassen.
Sozialverträglicher Übergang
Von der Neuausrichtung des Unternehmens sind in Golßen 220 Arbeitsplätze betroffen. Der Übergang soll sozialverträglich gestaltet werden: „Aktuell sind wir mit den Sozialpartnern im engen Austausch, sowie im engen Dialog mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Näheres können wir sicherlich in den kommenden Wochen mitteilen“, so Pressesprecherin Andrea Steinkamp auf Anfrage der Bauernzeitung.
Die Traditionsmarke „Spreewaldhof“ ist mit ihrem Gurkensortiment ein vertrauter Anblick in den Konservenregalen Ostdeutschlands und ganz Deutschlands. Das Markensortiment bleibt für die Verbraucher unverändert. Der Spreewaldhof (Spreewaldkonserve Golßen GmbH) stellt seit fast 80 Jahren Obst-, Gemüse- und Gurkenkonserven her. Seit 2021 gehört das Unternehmen zur französischen ANDROS-Gruppe. Rund 32 verschiedene Obst- und Gemüsesorten verarbeitet das Unternehmen jährlich.

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