Junglandwirt Sebastian Klass baut im brandenburgischen Trebbin auch Biokartoffeln an. (c) FÖL

Mentoringprogramm für Junglandwirte

Junglandwirte aus Brandenburg können sich jetzt um einen Platz im Mentoringprojekt der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg bewerben. Außerdem werden erfahrene Landwirte gesucht, die als Mentoren zur Seite stehen möchten.

Brandenburger Junglandwirte können sich ab sofort um einen Platz im Mentoringprojekt der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e. V. bewerben. Gesucht werden auch erfahrene Landwirte, die Existenzgründern als Mentoren beratend zur Seite stehen. Am 16. November gibt es dazu einen Infotag. Der Wissenstransfer steht im Mittelpunkt des Projekts „Aufbau eines Netzwerkes für Mentoring und Beratung für Junglandwirte in Brandenburg“. Zwölf Landwirten, die bereits gegründet haben oder eine Hofübernahme oder Betriebsgründung planen, stellt das Projekt für zwei Jahre (Laufzeit bis Ende 2022) einen erfahrenen Landwirt als Mentor zur Seite. In Gründungs-Tandems sollen Erfahrungen und Fachwissen weitergegeben werden.

Die engagierte Jungbäuerin Anja Hradetzky, die erfolgreich mit ihrem Mann Janusz den Hof Stolze Kuh im Odertal aufgebaut hat, hätte sich seinerzeit Hilfestellung gewünscht: „Rückblickend war unsere Existenzgründung ein sehr harter Weg. Gute Ansprechpartner zu finden, erwies sich dabei als sehr schwierig, so dass wir mit vielen Herausforderungen leider allein blieben. Die Barrieren sind zum Teil so groß, dass viele den Schritt in die Selbstständigkeit nicht wagen“, so die Landwirtin.

Von Businessplan bis Vermarktung

Um zukünftigen Gründern den Einstieg zu erleichtern, bietet das Junglandwirteprojekt neben gezielter Beratung zu Themen wie Betriebsentwicklung, Hofnachfolge, Erstellung eines Businessplans oder Vermarktungsstrategien auch fachliche Workshops und Exkursionen zum Austausch mit Junglandwirten in anderen Regionen Deutschlands. Strategisches Projektziel ist es, einen breiten Expertenpools und einer zentralen Anlaufstelle für Junglandwirte und Existenzgründer in Brandenburg (One Stop Agency) aufzubauen und nach Projektende möglichst zu institutionalisieren.

Im Projekt kooperiert die FÖL mit dem Bündnis Junge Landwirtschaft e.V. sowie der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg und wird vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums der Europäischen Union gefördert.

Infotag in Potsdam oder online am 16. November

Am Projekt Interessierte können am Montag, den 16. November, vor Ort in Potsdam oder online mehr erfahren. Im Haus der Natur Potsdam, Reimar-Gilsenbach-Saal, Lindenstraße 34, 14467 Potsdam findet von 10 bis 12.30 Uhr ein Infotag statt, an dem man auch via Zoom teilnehmen kann.  Projektinhalte und – ziele sollen vorgestellt werden, interaktive Austauschrunden ein erstes Kennenlernen ermöglichen.

Eine Anmeldung für die Teilnahme an Präsenzveranstaltung oder Zoom-Übertragung ist bis zum 8. November erforderlich. Anmeldung per E-Mail mit Name, Adresse und Telefonnummer an veranstaltung@junglandwirte-brandenburg.de. Die Veranstaltung und die Verpflegung für die Teilnehmer vor Ort sind kostenlos. Das Programm ist hier einzusehen.



Beratung wäre hilfreich gewesen

Zu ihren Gründungserfahrungen schreibt Anja Hradetzky vom Hof Stolze Kuh in Lunow-Stolzenhagen (Barnim): „Seit 2014 bauen wir aus dem Nichts einen bäuerlichen Demeter-Betrieb auf. Die wesensgemäße und naturnahe Milchviehhaltung steht dabei im Mittelpunkt. Mithilfe von rund 550 Unterstützern konnten wir in den letzten Jahren sogar eine eigene Käserei aufbauen. Wir produzieren neben Milch, Käse, Quark und Joghurt auch eigene Wurstwaren und vermarkten unsere Produkte direkt an die Verbraucher.

Zurückblickend war es bis hierher – vor allem in den Anfangsjahren – ein sehr harter Weg, da wir mit unserer geringen Flächenausstattung von der Beratungslandschaft oftmals nicht ernst- und wahrgenommen wurden. Speziell hatten wir viele Fragen zur Existenzgründung. Gute Ansprechpartner zu finden, erwies sich dabei als sehr schwierig, so dass wir mit vielen Herausforderungen leider allein blieben. Vielen potentiellen Junglandwirten ergeht es ähnlich. Die Barrieren sind zum Teil so groß, dass Sie den Schritt in die Selbstständigkeit dann doch nicht wagen, das finde ich sehr schade. Gerade für diese Fälle muss es meiner Meinung nach eine Existenzgründungsberatung geben.“

Janusz und Anja Hradetzky. Existenzgründer in Stolzenhagen-Lunow. (c) FÖL

Ähnlich beschreibt die Situation für Gründer Sebastian Klass vom Bio Hof Klass in Trebbin (Teltow-Fläming): „Ich bin seit 2016 als Junglandwirt in unserem Familienbetrieb tätig und befinde mich im Aufbau unseres Unternehmens, dem Bio Hof Klass. Gerade in der Anfangsphase der Hofübergabe habe ich mich in meinen Vorhaben oftmals sehr allein gefühlt – ich träumte zum Beispiel von neuen Betriebszweigen. Es fehlten Ansprechpartner, die Beratung und Unterstützung in bestimmten Betriebsfeldern anbieten. 2018 bin ich in den Anbau von Biokartoffeln eingestiegen. Ich bin Mitglied im Projekt „Regionales Bio-Gemüse aus Brandenburg“, dass die FÖL gemeinsam mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde initiiert hat.

Im Rahmen des Projekts wurde mir ein niedersächsischer Kartoffelberater als Mentor zur Seite gestellt und erst mit seinem Knowhow wurde der Betriebszweig zum echten Erfolg. So baue ich heute mehr als neun Bio-Kartoffelsorten an und konnte meinen Wunsch, ein Kühllager für die Einlagerung von 100 t Kartoffeln, realisieren. Für mich war die Unterstützung durch den erfahrenen Mentor Gold wert, nicht nur, weil ich viele Tipps bekommen habe, die mir hohe Kosten erspart haben, sondern auch, weil Mentoring mehr ist als klassische Beratung. Ich bin froh, mit einem so großen Erfahrungsschatz auf meinem Weg bis heute begleitet worden zu sein.“