Vertreter von sechs Rassen sind ein halbes Jahr lang geprüft worden. (c) Paul Bierstedt

Fleischrindbullen: Wissen wollen, was drinsteckt

Anfang Februar wurden 21 stationsgeprüfte Fleischrindbullen bewertet und ausgestallt. 15 kehren zum 8. März nach Groß Kreutz zurück.

Von Paul Bierstedt

Am 3. Februar war es wieder soweit: Der erste Prüfdurchgang des nunmehr 17. Prüfjahres in der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz stand zur Abschlussbewertung bereit. Ein spannender Moment, nicht nur für die Züchter, die ihre besten Bullenkälber zur sechsmonatigen Prüfung unter einheitlichen Bedingungen abgegeben hatten, sondern auch für Ulrike Drews vom Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF). Sie hatte als Prüfstationsleiterin die Obhut über dieses objektive Prüfverfahren, das leider selten geworden ist. Und auch für die Kollegen aus der Fleischrindabteilung der RBB GmbH, die die Abschlussbewertung durchführen und die finale Entscheidung für die traditionelle Bullenauktion am 8. März treffen möchten, ist es ein spannender Tag: Wie haben sich die 21 Bullenkälber, die im Sommer letzten Jahres auf den 14 Beschickerbetrieben selektiert wurden, entwickelt?

Potenziale prüfen

Der jüngste Bullenjahrgang sieht  gelassen der Bewertung entgegen.  Tageszunahmen von durchschnittlich 1.723 g weisen auf ein hohes  Leistungsniveau hin.
Der jüngste Bullenjahrgang sieht gelassen der Bewertung entgegen. Tageszunahmen von durchschnittlich 1.723 g weisen auf ein hohes Leistungsniveau hin. (c) Paul Bierstedt

Nach strenger Vorauswahl können in Brandenburg etwa 40 potenzielle Zuchtbullenkälber unter einheitlichen Haltungs- und Fütterungsbedingungen geprüft werden. Monatliche Wägungen, die Messung von Rückenmuskelfläche und Fettauflage am Prüfende, sowie die Abschlussbewertung bieten einen großen Mehrwert für Züchter und Käufer dieser Bullen.

Bei einem hohen Fütterungsniveau wird das genetische Wachstumspotenzial herausgekitzelt. Neben den hohen Zunahmen, die es zu erreichen gilt, ist außerdem der Phänotyp der Bullen von großer Wichtigkeit. Es sollen am Ende leistungsstarke Zuchtbullen sein, die in allen drei Merkmalskomplexen, Typ–Bemuskelung–Skelett, ihrer jeweiligen Rasse bestmöglich entsprechen. Unter Berücksichtigung aller Merkmale trennt sich am Ende die sprichwörtliche Spreu vom Weizen und bringt Bullen hervor, die unabhängig geprüft wurden und sich gegen ihre Konkurrenz durchsetzen konnten. Damit prädestinieren sie sich für den züchterischen Einsatz und werden diese Überlegenheit auch an ihre Nachzucht weitergeben.

Ab 13 Uhr wurde Bulle für Bulle der Kommission und den Züchtern vorgestellt und einzeln bewertet. Trotz nasskalten Wetters und Nieselregen war die Stimmung hoffnungsvoll und die Freude groß. Sind doch die Kälber sechs verschiedener Rassen im vergangenen halben Jahr zu imposanten Bullen gereift. Ihre insgesamt sehr positive Entwicklung bestätigen die durchschnittlichen Prüftageszunahmen von 1.732 g.

In der Spitze ist ein Ausnahmebulle der Rasse Angus zu nennen, der mit 2.284 g über den gesamten Prüfzeitraum den höchsten Zuwachs zu verzeichnen hatte. Der auffällige rote Hoffnungsträger stammt aus der Zucht von Lars Schmidt aus Nauen und wird zusammen mit 14 weiteren stationsgeprüften Bullen das Auktionslot der Brandenburger Fleischrindbullenauktion bereichern.

BrandenbuFleischrindbullenauktion Groß Kreutz: Lange tradition

Fleischrindbullenauktion Groß Kreutz , Gute Stimmung bei den Züchtern, die der Bewertung ihrer Tiere zuhören
Gute Stimmung bei den Züchtern, die der Bewertung ihrer Tiere zuhören (c) Paul Bierstedt

Über zwei Jahrzehnte hinweg hat sich Groß Kreutz bundesweit als Auktionsstandort einen Namen gemacht. Qualität und Angebot, konnten auch überregional Interesse wecken und trugen dazu bei, dass die Brandenburger Bullenauktion ein fester Termin in den Kalendern vieler Züchter geworden ist. Wie bereits im vergangenen Jahr setzten die Berlin-Brandenburger auf eine Hybridauktion. Somit kann nach vorheriger Anmeldung der Bulle der Wahl sowohl vor Ort als auch über das Internet ersteigert werden.

Zur Wahl stehen 72 Bullen aus sechs Rassen, einige davon mit Öko-Status. Zwei Drittel der Bullen sind reinerbig hornlos getestet. Ein durchschnittlicher Relativzuchtwert Fleisch (RZF) von 109 und Zunahmen in beiden Wägungen von ca. 1.500 g weisen auf das hohe Leistungsniveau hin.

Wer bei der Auktion nicht zum Zuge kommt und sich einen geprüften Bullen sichern möchte, kann sich den Ausstallungstermin des zweiten Prüfdurchganges vormerken. Diese Bullen aus dem Geburtszeitraum März bis Mai 2021 werden im Mai ausgestallt und können direkt ab Station erworben werden.


Die 21. Bullenauktion beginnt am 8. März um 11 Uhr. Informationen zu den Bullen und Anmeldung unter rinderzucht-bb.de

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