18. Dorf- und Erntefest in Kremmen
Die diesjährige Getreideernte ließ viele Wünsche offen. Dennoch gab es beim 18. Dorf- und Erntefest am vergangenen Wochenende in Kremmen gute Gründe zum Feiern, aber auch zum Innehalten.
Von Wolfgang Herklotz
Buntes Treiben im Kremmener Scheunenviertel am vergangenen Wochenende. Die Kleinstadt im Landkreis Oberhavel war Gastgeber des mittlerweile 18. Brandenburger Dorf- und Erntefestes, das bei hochsommerlichem Wetter rund 20.000 Besucher anzog, deutlich mehr als erwartet. Neben Festumzug und Erntekronenwettbewerb lockten auch zahlreiche Stände mit regionalen Produkten und verschiedene Bühnenprogramme.
Beim Festgottesdienst zum Auftakt forderte Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz, zu mehr Wertschätzung für das tägliche Brot auf. „Denk‘ mal daran und dank‘ mal all denen, die dafür sorgen!“
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Mehr Verständnis für Bauern gefordert
Denn die aktuelle Getreideernte dürfte wohl die teuerste der vergangenen Jahre sein. Den enorm gestiegenen Betriebskosten stehen niedrige Erträge und Erlöse, aber auch Qualitätseinbußen gegenüber. Es wurde weniger als im Vorjahr vom Feld geholt, weniger auch als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, wo rund 2,39 Mio. t Getreide eingefahren wurden.
Gerade deshalb ist es so wichtig, sich immer wieder zu vergewissern, was Landwirte alles leisten, so Ministerpräsident Dietmar Woidke. „Das Gefühl dafür ist in der Gesellschaft leider etwas verlorengegangen!“ Wie Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, versicherte, sind die Landwirte für mehr Vielfalt auf den Feldern, emissionsarmes Wirtschaften und neue, tierwohlgerechte Ställe.
„Wir brauchen aber bessere Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung durch die Politik“, forderte er. Zugleich sollten Konsumenten die regionalen Erzeugnisse an der Kasse honorieren. „Durch sein Kaufverhalten gestaltet der Endverbraucher letztendlich auch die Zukunft des ländlichen Raums“, betonte Hanka Mittelstädt, Vorsitzende des Marketingverbandes pro agro.
Galerie zum 18. Dorf- und Erntefest in Kremmen
Dorf- und Erntefest: Über 30 Schaubilder
Wie vielfältig und lebenswert der ländliche Raum Brandenburgs ist, zeigte sich beim Festumzug mit mehr als 30 Schaubildern aus Landwirtschaft und Gemeindeleben. Zudem erinnerten die Kremmener an ihre 725-jährige Geschichte. Agrar- und Handwerksbetriebe präsentierten sich ebenso wie Vereine und Einrichtungen.
Sehenswert auch die Exponate des Erntekronenwettbewerbs, zu dem der Landfrauenverband seit 1994 aufruft. Daran beteiligten sich nicht nur Kreisverbände, Ortsgruppen und Heimatvereine, sondern auch die Jugendfeuerwehr Linum und der Seniorenbeirat Nauen. „Die Erntekronen stehen für das große ehrenamtliche Engagement vieler Menschen und ihren Zusammenhalt“, erklärte Antje Schulze, Vorsitzende des Landfrauenverbandes.
Die Erntekronen der Sieger
Eine Jury ermittelte die schönsten der insgesamt 16 ausgestellten Gebinde. Die Siegerkrone wurde von Mitgliedern des Kreislandfrauenvereins Oberhavel gebunden, das Team „Erntekrone Michelsdorf“ belegte den zweiten Platz. Das Team besteht ausschließlich aus Männern, die sich dieser Tradition verpflichtet fühlen und das Getreide, darunter ganz alte Sorten, selbst anbauen.
Den Aufwand dafür beziffern sie auf 400 bis 500 Stunden. Auf Platz drei kam die Ortsgruppe Falkenberg vom Landfrauenverein Oder-Spree e.V. Ihre Krone wurde zugleich zum Publikumsliebling gekürt. Die drei prämierten Erntekronen werden Ende September der Landtagspräsidentin, dem Ministerpräsidenten und dem Agrarminister in Potsdam übergeben. Diese Treffen sind immer eine wichtige Gelegenheit im Jahr, mit Vertretern der Landesregierung ins Gespräch zu kommen und erneut deutlich zu machen, welch wichtigen Beitrag die Landwirtschaft spielt, um die Bevölkerung zu ernähren und die Kulturlandschaft zu pflegen.
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