Viel Platz, viel Licht, viel Luft für die Bronzeputen – die Ställe lassen sich an beiden Längsseiten öffnen. (c) Stefanie Pöpken

Biohof Picher: Bioputen und Blaubeeren

Der Biohof Picher in Mecklenburg-Vorpommern ist für seine Blaubeeren bekannt. Nun eröffnete er zwei Ställe für Bioputen. Das Vorhaben wurde von der Bevölkerung positiv aufgenommen.

Von Stefanie Pöpken, Agrarjournalistin

Große, alte Baumbestände säumen die zwei neuen, hellen, im September 2021 eingeweihten Putenställe des Biohofs Picher. Im Landkreis Ludwigslust, am Rande der Gemeinde Picher, werden zukünftig bis zu 5.000 Bioputen auf den großzügig angelegten Ausläufen neben einer 20 Jahre alten Blaubeerplantage leben. Sie werden von zwei Vollzeitangestellten und zwei Aushilfen betreut.

Ella Kremer und Daniel Willnat greifen auf langjährige Erfahrung bei der Bioputenmast zurück. Seit 15 Jahren betreiben die beiden Familienunternehmen Mecklenburger Landpute und Freiland Puten Biogeflügel gemeinsame Standorte, an denen Hähnchen und Puten gehalten werden. Besondere Aufmerksamkeit in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik fand das 2010 gestartete Konzept der Biowaldlandputen.

Besondere Bronzeputen

„Momentan haben wir jeweils 2.500 Putenhennen und -hähne auf dem Betrieb laufen“, sagt Daniel Willnat von der Gesellschafterfamilie Freiland Puten Biogeflügel. „Weibliche und männliche Puten sind räumlich voneinander getrennt.“ Die Mastdauer beträgt bei den Hennen circa 18 Wochen mit einem Schlachtgewicht von 8 kg, bei den Hähnen nach 24 Wochen werden etwa 17 kg erreicht. „Da die Hennen den Betrieb früher verlassen, können wir den dann leer gewordenen Stall zusätzlich für die schwereren Hähne nutzen und ihnen entsprechend einen Auslauf von mindestens zehn Quadratmeter je Tier bieten.“

Regionalität nimmt einen hohen Stellenwert bei der Schlachtung und Verarbeitung der Tiere ein. Sie werden daher bei der Mecklenburger Landpute im 36 km entfernten Severin geschlachtet und verarbeitet. „Unsere frischen Bioprodukte laufen unter den Marken Mecklenburger Landpute wie auch Freiland Puten Biogeflügel. Sie können bundesweit in Biosupermärkten gekauft werden“, informiert Ella Kremer von der Gesellschafterfamilie Mecklenburger Landpute.

Die Richtlinien des Ökoverbands Biokreis, nach denen der Biohof Picher wirtschaftet, legen die Haltung von Bioputen genau fest. So sind z. B. das Kürzen der Schnäbel nicht erlaubt und Bestandsgrößen je Stall von 2.500 Tieren einzuhalten. Die Auslauffläche je Pute soll mindestens 10 m2 umfassen. Biokreis empfiehlt vorzugsweise den Einsatz von robusten Putenlinien. Dadurch können Erkrankungen der Tiere und möglichem Einsatz von Antibiotika vorgebeugt werden.

„Platz, Platz und nochmal Platz“

„Der Verzicht auf das Kürzen der Schnäbel erfordert vom Management ein gutes Beobachten der Tiere und entsprechend schnelles Eingreifen. Falls es doch einmal zu Zwischenfällen kommen sollte, lautet unser Motto in der Haltung von Puten mit intakten Schnäbeln: Platz, Platz und noch einmal Platz. Damit haben wir die für uns und unsere Tiere besten Ergebnisse erreicht“, erklärt Willnat.

Der Biohof Picher setzt auf die Bioputen der Rasse Cartier Bronze. Diese Tiere zeichnen laut Zuchtunternehmen Hendrix Genetics Robustheit und langsames Wachstum aus. Das macht sie für viele Haltungssysteme und Tierwohllabel interessant. Das bronzene Federkleid rundet das Erscheinungsbild dieser traditionell wirkenden Puten ab.


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Biohof Picher: Zuspruch für Tierwohl

Gerade in den letzten Jahren ist der Widerstand aus der Bevölkerung gegenüber neuen Tierhaltungsanlagen stetig gestiegen. Im Falle der Neubauten des Biohofs Picher zeigt sich ein anderes Bild. Bürgermeister Holger Hille kann bestätigen, dass das Vorhaben der Investorenfamilien von der Bevölkerung positiv aufgenommen wurde. „Das lag aber in erster Linie auch daran, dass schon früh und umfassend über das Vorhaben aufgeklärt wurde“, fasst Hille zusammen.

Die Offenställe, die an beiden Längsseiten geöffnet werden können, bieten dem interessierten Besucher einen guten Einblick in das Leben einer Biopute auf dem Biohof Picher. Die Puten wiederum profitieren von viel Licht, Luft und Bewegung.

MV-Landwirtschaftsminister Till Backhaus, der zum Tag der Einweihung angereist war, zeigte sich ebenfalls begeistert: „Bio entwickelt sich auch in unserem Bundesland immer weiter. Die Gesellschaft will tiergerechte Haltungssysteme, und hier in Picher gibt es ein weiteres Vorzeigemodell, wie besonders tiergerecht gearbeitet werden kann.“

Zur Eröffnung der Putenställe waren viele Gäste vor Ort. Daniel Willnat, Landwirtschaftsminister Till Backhaus und Ella Kremer (v. l.) informierten.
Zur Eröffnung der Putenställe waren viele Gäste vor Ort. Daniel Willnat, Landwirtschaftsminister Till Backhaus und Ella Kremer (v. l.) informierten. (c) Stefanie Pöpken

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat die Ställe mit 600.000 Euro gefördert. Der große Aufwand, der hier für die Tiere betrieben wird, hat seinen Preis. Die von Verbrauchern begehrte Putenbrust kostet circa 36 €/kg. Ella Kremer und Daniel Willnat kennen ihre Kunden. Sie wissen, dass diese bereit sind, für so viel mehr Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen. Die Produktneuheit, der Biowaldlandputenbraten, wurde als Leuchtturmprodukt Mecklenburg-Vorpommerns auf der MeLa 2021 ausgelobt.

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