Gibt es eigentlich schon die Redewendung: Schön wie ein Alpaka? (c) Imago Images/Mikhail Tereshchenko

Alpakas: Kulleraugen und Kuschelwolle

Nicht nur die Herzen der Familie Klose haben die Alpakas erobert. Auch bei ihren Kunden kommen die Wanderungen mit den sanften Tieren sowie die hochwertigen Wollprodukte, die sie liefern, gut an.

Von Silvia Kölbel

Die Alpakas von Mirjam und Tobias Klose aus Brunn bei Reichenbach tragen Namen wie Winnie, Dora, Nino oder Noelia. Seit vier Jahren leben die Tiere auf dem Hof im sächsischen Vogtland. Während einer Urlaubsfahrt in Südtirol verliebte sich das Paar spontan in die freundlichen Vierbeiner mit den großen Kulleraugen. Zuerst einmal ging es nur darum, statt Schafe und Ziegen diese exotischen Wiederkäuer, die zur Familie der Kamele gehören, auf die heimische Wiese zu stellen.

Doch schnell wurde mehr daraus: 2015 die ersten Tiere, 2016 der Hofladen, den Kloses Alpladen nennen, denn für sie waren die Alpakas von Anfang an ihre ganz persönliche Verknüpfung der Anden mit den Alpen. Nach und nach kamen weitere Vermarktungsideen dazu.

Familie Klose hält Alpakas im Vogtland
Handzahm und zutraulich: die Alpakas von Mirjam und Tobias Klose (c) Silvia Kölbel

Alpakas im Vogtland

Menschen züchten die Alpakas, egal ob nun in den Anden, den Alpen oder im Vogtland, in erster Linie wegen der wertvollen Wolle mit ihren angenehmen Trageeigenschaften und der vielseitigen Verwendung. Wie vielseitig Alpakawolle ist, erklärt Mirjam Klose in ihrem Laden. Mützen, Strümpfe und Schals füllen das Regal. Damit sind auch gleich die Kleidungsstücke genannt, welche die Kunden am stärksten nachfragen, gefolgt von Bettdecken und Kissen.

Die Wolle ihrer eigenen Tiere lassen Kloses in einer Brandenburger Wollmühle zu Strickgarnen aufarbeiten. Bis zu fünf Naturtöne, von denen es etwa 20 gibt, gehören derzeit zum eigenen Sortiment. Hinzu kommt zugekaufte Strickwolle aus Peru. „In Peru legen die Züchter Wert auf weiße Alpakas, denn nur diese Wolle kann man färben“, erklärt Tobias Klose.

Alpakawolle: Drei bis fünf Kilo pro Tier

Alpaka-Wolle von Familie Klose aus dem Vogtland
Das Züchterpaar im Alpladen (c) Silvia Kölbel

Die Farbvielfalt der Natur ist einerseits eine Bereicherung, anderseits stellt sie den kleinen Nebenerwerbsbetrieb beim Scheren vor eine logistische Herausforderung. Denn nicht nur jede Farbe muss getrennt gehalten werden, auch die beiden Wollqualitäten sind gesondert zu verpacken.

Die feine Wolle mit den langen Fasern, die sich spinnen lässt und daher für Kleidungsstücke und Strickgarne geeignet ist, nennt sich Qualität I. Sie wächst auf dem Rücken und dem Bauch der Tiere. Die kurzstapelige Wolle der Beine und des Halses heißt Qualität II und dient, weil weniger gut spinnbar, für die Füllung von Bettdecken und Kissen. Nun ist es aber nicht so, dass Alpakas das Scheren als Bereicherung ihres Alltages empfinden. Vier Personen sind notwendig, um die Tiere zu fixieren. Wie bei Schafen auch, ist diese Prozedur aber nur einmal im Jahr notwendig. 

Drei bis fünf Kilogramm Wolle, je nach Dichte und Beschaffenheit, fallen pro Tier an. Auch an anderer Stelle müssen die mit ordentlichen körperlichen Kräften ausgestatteten kleinen Kamele menschliche Pflege dulden: beim Besuch des Tierarztes, beim Schneiden der Zehen und beim Schleifen der Zähne. Regelmäßige Wurmbehandlungen nach vorheriger Kotuntersuchung gehören ebenfalls zum Pflichtprogramm. Mit zusätzlichen Selen- und Vitamingaben halten Kloses ihre Tiere gesund. 

Alpakas auf dem Hof der Familie Klose
Alpaka-Stute mit Nachwuchs (c) Silvia Kölbel

Alpakas: Tiere mit eigenem Charakter

Fünf Alpakastuten mit ihren Fohlen vom vergangenen Jahr, zwei Hengste und ein Lama grasen auf den insgesamt anderthalb Hektar, die den Tieren zur Verfügung stehen. „Damit haben wir unsere Kapazitätsgrenzen fast ausgereizt. Das Winterfutter kaufen wir zu. Wir würden gern noch Flächen pachten, aber das ist in unserem unmittelbaren Umfeld schwierig“, sagt Tobias Klose.

Alpakas, das haben Kloses schnell gelernt, sind Tiere mit eigenem Charakter. Wenn nicht  gerade der Tierarzt kommt oder der Wollscherer vor der Tür steht, sind die Alpakas zutraulich und menschenbezogen, aber in ganz unterschiedlicher Ausprägung. „Wir haben Tiere, die sind sehr  zutraulich und lassen sich auch gern streicheln. Andere mögen das nicht so sehr“, berichtet  Mirjam Klose. Sie sagt: „Manche entziehen sich der körperlichen Nähe. Wir respektieren, wenn sie das nicht wollen.“ Den zutraulichen Tieren kommt auf dem Hof noch eine andere Aufgabe zu: Sie sind die Begleiter bei geführten Wanderungen. Bis zu 40 solcher Ausflüge mit und ohne Picknick stehen pro Jahr im Terminkalender.

Spende an Hospiz

Auch als Therapietiere für Menschen mit gesundheitlichen oder körperlichen Einschränkungen setzt Mirjam Klose die zutraulichen Alpakas ein. Angeboren ist den Tieren diese Begleit- und Therapieaufgabe jedoch nicht. „Das müssen wir üben. Schreckhaft dürfen die Tiere bei Ausflügen nicht sein. Man darf nie vergessen: Es sind Herdentiere und Fluchttiere“, sagt Mirjam Klose.

Die Alpakas im Vogtland sind eine Zuschauerattraktion
Die Alpakas sind für die Besucher eine Attraktion (c) Silvia Kölbel

Die Wanderungen mit den Alpakas, die Kloses anbieten, waren im Vorjahr zum zweiten Mal mit einem guten Zweck verbunden. „Zehn Prozent der Einnahmen aus der Wanderung spenden wir dem Kinderhospiz Mitteldeutschland“, so die Züchterin. Zu den Angeboten auf dem Brunner Alpakahof gehören auch Kindergeburtstagsfeiern mit Picknick oder Patenschaften für ein Jahr. 

Alpakawolle gilt als sehr hochwertig
Die Kunden interessieren sich vor allem für Mützen, Schals und Handschuhe aus Alpakawolle (c) Silvia Kölbel

Kloses schätzen ihre Alpakas noch aus einem anderen Grund. „Es sind sehr reinliche Tiere. Sie wählen auf der Weide und auch im Stall einen Kotplatz. Alles andere bleibt sauber“, so Mirjam Klose. Während das Paar anfänglich in seinem Alpladen vor allem auch handwerklich gefertigte und erzeugte Produkte aus Südtirol anbot, entwickelt sich das Sortiment verstärkt Richtung Alpakaprodukte mit regionalem Bezug.

„Made in Vogtland“

Keratinseifen aus der Wolle der Tiere fertigt eine kleine Manufaktur im Vogtland an. Für die Konfektionierung der Bettwaren haben die Tierhalter ein sächsisches Unternehmen gefunden. Selbst die Präsentation der Mützen ist inzwischen „Made in Vogtland“. „Mützen werden meist auf  Styorporköpfen präsentiert. Das gefiel uns gar nicht und passte auch nicht zu unseren Naturprodukten. Von einem hiesigen Holzverarbeiter haben wir Schablonen mit dem Profil unseres Sohnes schneiden lassen, die  wir jetzt verwenden“, berichtet Tobias Klose.

In der Vorweihnachtszeit ist Mirjam Klose häufig auf Weihnachtsmärkten anzutreffen, außer am ersten Adventswochenende. Dann bekommt das kleine Dorf Brunn mit seinen 300 Einwohnern seinen eigenen Weihnachtsmarkt, den Kloses einfach „Weihnachten in Brunn“ nennen und bei dem den Gästen Zeit zum Kennenlernen der Alpakas und der Alpaka-Produkte bleibt. Die angenehmen Trageeigenschaften der Alpaka-Kleidung und das Wohlfühlklima der Bettdecken wissen Kloses aus eigener Erfahrung zu schätzen: „Die Decken fühlen sich leicht an und wärmen doch sehr gut. Dabei kommt man unter der Decke aber nicht ins Schwitzen, weil die Alpakafasern Feuchtigkeit nach außen ableiten.“ Hausstaubmilben meiden Alpakafasern, womit das Material auch für Allergiker geeignet sei.


Wanderungen mit Alpakas im Vogtland

Webseite

Zur Alpaka-Zucht von Mirjam und Tobias Klose – mit Online-Shop und Infos zu den regelmäßigen Alpaka-Wanderungen.

www.alpakahome.de


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