Cindy Kaiser, Toni Kaiser und Florian Hanisch von der Saalpolizei sowie Funke Vivian Maukisch (v. l.) stehen an derselben Stelle auf dem Platz des Friedens in Plessa, wo in den vergangenen Jahren Tausende Besucher den Umzug verfolgten.

Kein Karnevalsumzug: Nix mit Kussfreiheit in Plessa

Zum 66. Mal sollte im brandenburgischen Plessa dieses Jahr der Karnevalsumzug durchs Dorf ziehen. Aber auch hier stoppte Corona das närrische Treiben. Dennoch ist für die Funken noch lange nicht Schluss.

Von Veit Rösler

Am Samstag vor Rosenmontag herrscht seit Jahrzehnten in Plessa (Landkreis Elbe-Elster) traditionell Ausnahmezustand. Mehrere Hundert Narren aus dem Süden Brandenburgs und dem nördlichen Sachsen ziehen beim großen Umzug in meist über 40 und bis zu 60 Bildern vor rund 20.000 Schaulustigen durch die Straßen des Ortes. Finale ist dann vor der Narrentribüne unter der Dorfkirche auf dem Platz des Friedens. In diesem Jahr haben sich nur vier Karnevalisten aus der Funkengarde und aus der Saalpolizei ein paar Tage vorher zur Erinnerung an diesen Termin getroffen. Immerhin hätte in diesem Jahr die besonders närrische 66. Karnevalssaison gefeiert werden sollen. Nix mit Kussfreiheit, alles auf Abstand!

Wir brennen für unser Hobby

Karnevalsumzug
Normalerweise würde der große Karnevalsumzug der diesjährigen 66. Saison durch Plessa ziehen

In Plessa ist ja nicht nur der Karneval ausgefallen, auch sämtliche Vorbereitungen und das immer im März beginnende Programmtraining der Funken wurden gestrichen. Die anderen Garden beginnen meist im August oder September mit ihren Proben.

„Wir hoffen, dass der „Wir hoffen, das der Verein keinen Schaden nimmt. Für uns ist der Karneval Hobby, wir brennen dafür. Sicher werden alle nach der schweren Zeit mit dem doppelten Elan mitmachen, wenn es wieder los geht. Alle sind schon heiß“, meint Florian Hanisch (25) von der Saalpolizei. „Für uns Funken ist es ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass im Moment Karneval wäre. In der Frühjahrssaison sind wir jede Woche immer von Mittwoch bis Sonntag unterwegs, weil wir ständig proben und auch zu anderen Vereinen fahren“, so Funke Cindy Kaiser (22). Alles ist zum Erliegen gekommen. Nicht einmal der Schlüssel wurde von der Amtsverwaltung abgeholt. Lediglich der Elferrat führt seine Vorstandssitzungen noch regelmäßig durch, allerdings auch nur online.

Stillschweigen statt Training und Karneval

Mit dem Ausfall des Karnevals fehlen dem Verein auch die Einnahmen, was noch zu verschmerzen ist, weil gleichzeitig ja auch deutlich weniger Ausgaben anfallen. Am Karneval hängen aber auch viele kleine Betriebe, von der Gastronomie, über Musiker und Kostümverleiher bis hin zu den Baumärkten, aus denen tonnenweise Material für die Umzugswagen geordert wird. Auch die fehlenden sozialen Kontakte brennen den Narren auf der Seele. Der Plessaner-Carnevals-Club CC hat rund 150 Vereinsmitglieder, davon etwa 50 Kinder.

Die 66. Saison bleibt den Narren natürlich erhalten. „Weil wir die Saison 2020/21 komplett ausgesetzt haben, wird die 66. einfach nur später gefeiert“, erklärt der 38-jährige Vereinspräsident Alexander Wilhelm. Und wie ist die Lage in der anderen Karnevalshochburg in Winkel? „Gar nix, kein Karneval, kein Training, nix. Stillschweigen ist angesagt. Wie bei allen“, erklärt Diana Uhlemann vom Winklischen Karnevalsverein WCC, die in der ausgefallenen 23. Saison des Vereins ausgerechnet ihr närrisches 44. Lebensalter bestreitet.

FASTNACHTSBRÄUCHE
Gezampert wird virtuell

Das Zampern ist der Beginn der Fastnacht und hat in vielen Spreewalddörfern eine lange Tradition. Mit Masken und in Kostümen verkleidet ziehen die Dorfbewohner mit Musik und dem Schlagen von Ruten durch ihren Heimatort, um so die bösen Geister des Winters zu vertreiben. Als Dank wandern Eier, Speck und Geld in die Körbe der sogenannten Heischegänger. Zum Abschluss der Zampertour werden Eier und Speck gebraten und gemeinsam verspeist. Tage später ziehen dann Frauen in Festtagstracht und Männer mit Hut, Schlips und schwarzem Anzug beim Fastnachtsumzug von Hof zu Hof und begrüßen mit Musik und Gesang den Frühling, leeren mit den Hofbesitzern ein Gläschen und schwingen das Tanzbein.

In dieser Saison aber ist alles anders und die Umzüge fallen aus. Doch die Narren wollen das nicht gänzlich hinnehmen und feiern vielerorts online. So gibt es am 27. Februar auf YouTube einen Lausitzer Fastnachts-Stream mit Trachtentanz und Fastnachtsmusik. Und auch die Knirpse der Spreewälder Kita „Pusteblume“ im
Spreewalddorf Werben lassen sich den Spaß nicht verderben und haben sich etwas Besonderes ausgedacht, um den Winter zu vertreiben und ein Lächeln in die Gesichter der Dorfbewohner zu zaubern: Sie besuchen die Dorfbewohner virtuell in deren Wohnzimmern – auf www.werben-im-spreewald.de und YouTube – mit lustigen Liedern, Bildern und Videos. Und sie hoffen natürlich auch auf Spenden und Süßigkeiten, auch wenn sie in diesem Jahr leider nicht von Haus zu Haus ziehen können. red