Der mechanische Holzspalter

Zwei Jungs aus Baden-Württemberg haben einen mechanischen Holzspalter erfunden und damit den Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ gewonnen.

von Christina Gloger

Ein Schnitt mit der Motorsäge in den Baumstamm, den Spalter hineinschieben, kurbeln, und schon bricht der Stamm langsam auseinander. Patrick Ziesel und Joshua Rikker aus Baden-Württemberg, beide 18 Jahre alt, haben einen handlichen, mechanischen Holzspalter entwickelt, der die Arbeit im Wald erleichtern und sicherer machen kann.

Die beiden Auszubildenden sind schon seit der Kindheit mit Holz vertraut. Joshuas Vater ist Tischler, und der Großvater hat ein „Äpflestückle“, auf dem Jo-shua oft hilft, Bäume zu verschneiden oder zu fällen. Patrick arbeitet jedes Jahr mit seinen Eltern im Wald, um Holz für die Scheitholzfeuerung zu bereiten.

Kennengelernt haben sich die beiden erst in der Ausbildung, denn ihre Dörfer sind 25 Kilometer voneinander entfernt. Joshua lernt Werkzeugmechaniker bei Bosch in Waiblingen, und Patrick wird bei Stihl, ebenfalls in Waiblingen, Mechatroniker. Bei einem Wettbewerb zur Arbeitssicherheit haben sie sich zum ersten Mal getroffen. Beide stecken voller Ideen, machen sich Gedanken, wie man Prozesse verbessern könnte. Sie wollen später am liebsten in den Entwicklungsabteilungen ihrer Firmen arbeiten; nur am Fließband zu stehen wäre ihnen auf Dauer zu langweilig.

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Besser als ein Keil

Bei der Arbeit im Wald hatten sie beobachtet, dass beim Fällen der Bäume die Gefahr besteht, dass der Waldarbeiter von herabfallenden toten Ästen aus der Krone verletzt werden könnte. Das Einschlagen von Keilen lässt die Bäume vibrieren. Die Jungs konstruierten eine mechanische Fällhilfe, die besser als der übliche Keil funktioniert. Bundessieger im Wettbewerb „Jugend forscht“ 2013 wurden sie allerdings mit ihrem mechanischen Holzspalter. Das Gerät ist für die Arbeit im Wald gedacht. Große, unhandliche, schwere Stammabschnitte sind oft kaum von Hand zu bewegen.

Die Jungs hatten sich überlegt, dass die Waldarbeiter und vor allem die Menschen, die Holz für den Eigenverbrauch schlagen, sicher weniger Rückenprobleme hätten, müssten sie nicht ständig viel zu schwere Stammstücke bewegen und heben. Es sollte ein handliches, mechanisches Gerät sein, das jeder ohne Umstände mit in den Wald nehmen könnte. Und so begannen Joshua und Patrick, Entwürfe zu zeichnen und mit Werkzeugmachern und Konstrukteuren in ihren Ausbildungsbetrieben zu sprechen. Wichtig war ein stabiler Werkstoff – ein spezieller Stahl. Nach vielen Überlegungen und Zeichnungen entstand ein Gerät. Und so funktioniert es:

Nach einem Schnitt mit einer handelsüblichen Motorsäge schiebt man den Spalter in den Stamm und trennt ihn mithilfe eines Scharniers und einer Zugspindel. Das Spalten erfordert mit 115 Newtonmeter ein erheblich niedrigeres Drehmoment im Vergleich zu handelsüblichen Geräten. Mit kleinen Veränderungen lässt sich der mechanische Holzspalter auch als Fällhilfe verwenden. Der Vorteil: Die Konstruktion erzeugt den Spalt ohne Vibration, wodurch die Gefahr, dass Äste herunterfallen könnten, verringert wird.

Die Jury beim Wettbewerb im Mai in Leverkusen war von der Praxistauglichkeit und vom hohen Nutzwert der Erfindung begeistert. Die beiden jungen Erfinder spalteten vor ihren Augen ohne Kraftaufwand starke Stämme. Das Fällen von Bäumen konnten sie nicht vorführen, denn der Wettbewerb fand in einer Halle statt. Sie hatten jedoch ein Video gedreht, mit dem sie den Einsatz der Fällhilfe im Wald zeigen konnten.

Reise durchs Land

Seit dem Frühjahr sind die Jungs aus zwei kleinen Dörfern in Baden-Württemberg in ganz Deutschland unterwegs, um ihre Erfindung vorzustellen. Sie waren auch schon bei der Bundeskanzlerin. Deren echtes Interesse und ehrliche Antworten beeindruckten die beiden. Mittlerweile bereiten sie sich auf einen internationalen Erfinderwettbewerb vor, der im nächsten Frühjahr in Los Angeles stattfindet.