Ausbildung

Fachkräftemangel in der Landwirtschaft: Azubis fallen nicht vom Himmel

Der Fachkräftemangel nimmt seit Jahren zu, selbst zu guten Bedingungen. Auszubilden ist eines der effektivsten Gegenmittel. (Symbolbild) © Countrypixel/stock.adobe.com
Junges Land

Wer glaubt, dass sich Bewerber dem Betrieb anpassen müssen, liegt falsch. Den Fachkräftemangel spüren viele Betriebe in der Landwirtschaft bereits heute. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie Firmen für Auszubildende attraktiver werden können. Ein Kommentar:

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Wer gute Mitarbeiter sucht, der muss auch etwas bieten. Ansonsten drohen Lücken im Personalplan – insbesondere, wenn Mitarbeiter nach einem langen Berufsweg in die Rente gehen und niemand nachrückt. Diesen Fachkräftemangel spürt die Landwirtschaft schon heute.

Laut dem Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit wird sich der Mangel in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Wenngleich viele über die junge Generation schimpfen – sei es über Unzuverlässigkeit, fehlende Motivation oder Durchhaltevermögen –, ist die Wahrheit einfach: Landwirtschaftliche Betriebe sind auf kompetenten Nachwuchs angewiesen.

Vergütung für Azubis in der Landwirtschaft bei 700 bis 1.000 Euro

Und wenn wir schon ehrlich sind: Über welche Generation wurde nicht schon von der vorherigen geschimpft? Selbst auszubilden, ist der beste Weg, um dem Fachkräftemangel in der Landwirtschaft entgegenzuwirken. Aber Betriebe müssen Auszubildende im Wettbewerb der Optionen erst einmal für sich gewinnen.

Das beginnt bei der Vergütung. Im ersten Lehrjahr erhalten Azubis in Ostdeutschland, je nach Tarifbindung, durchschnittlich zwischen 700 und 1.000 Euro. Bei einer aktuellen Umfrage der IG BAU unter Auszubildenden in der Landwirtschaft wurden vor allem eine Anhebung der Ausbildungsvergütung sowie eine wertschätzende und respektvolle Kommunikationskultur gefordert.

Mitarbeiterbindung auf dem Land: Warum ein „Azubi-Auto“ den Unterschied machen kann

Um den Betrieb positiv herauszustellen, kann eine Unterstützung beim Erwerb des Führerscheins oder das
Bereitstellen eines Firmenautos angeboten werden. In der privaten Anschaffung kostet beides jeweils mehrere Tausend Euro, Mobilität ist aber Voraussetzung für die Arbeit in der Landwirtschaft – beispielsweise schon für den Arbeitsweg zur Frühschicht. Ein altes, gebrauchtes Auto, welches als „Azubi-Auto“ genutzt wird, kann einen gewaltigen Unterschied machen.

Ehrlichkeit: Überraschungseffekt nehmen

Ehrlichkeit ist außerdem ein hohes Gut, angefangen im Bewerbungsgespräch. Wer die „Schattenseiten“ der Landwirtschaft wie Schichtdienst, Wochenend- und Feiertagsarbeit erwähnt, sorgt dafür, dass die Auszubildenden wissen, worauf sie sich einlassen, und nicht von der Arbeit und den Umständen überrascht werden. Außerdem wünschen sich immer mehr junge Leute eine regelmäßige Feedback-Kultur. Denn sie wollen ihre Arbeit gut erledigen und benötigen deshalb eine Bewertung.

Bund der Deutschen Landjugend fordert Teilhabe

Das Arbeitsumfeld spielt beim Thema Fachkräftemangel in der Landwirtschaft ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Zeiten und die Mentalitäten haben sich geändert. Junge Menschen bringen neue Perspektiven und Ideen mit und wollen sich beteiligen. Der Bund der Deutschen Landjugend fordert in einem aktuellen Thesenpapier eine bedeutsame Teilhabe von jungen Menschen in den Verbänden und Betrieben. Nur wer sie ernst nehme, könne sie auch halten.

Genau diesen Willen zur Beteiligung sollten Firmen als Chance verstehen und nutzen. Zum einen
fühlen sich die Nachwuchskräfte dadurch gesehen und ernst genommen, zum anderen kann es
positive Veränderungen in den Betriebsalltag bringen.

Natürlich muss nicht der gesamte Ablauf umgestellt und neu geplant werden. Aber vielleicht kann die Verantwortung für einen eh ungeliebten 0,5-Hektar-Schlag in die Hände eines Auszubildenden gelegt werden? Solch eine Geste könnte viel bewirken. Und wenn die Idee des Azubis nicht klappt, gehört das zum Lerneffekt dazu. Wer außerdem Entwicklungsperspektiven aufzeigt, kann den Nachwuchs langfristig binden.

Eine gute, strukturierte Ausbildung spricht sich herum und kann als Aushängeschild für den Betrieb auf Social Media dienen. Hier erreichen Firmen die jungen Leute.

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Staatssekretär Gregor Beyer an der Station Geburtsvorbereitung, an der die Azubis am lebensgroßen Tiermodell üben konnten
Staatssekretär Gregor Beyer an der Station Geburtsvorbereitung, an der die Azubis am lebensgroßen Tiermodell üben konnten © Christoph Feyer

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