Warum die neue Regierung quasi zum Erfolg verdammt ist

Nicht nur Journalisten fällt es momentan schwer, die politische Lage zu bewerten. Donald Trump hat die Welt in ein Chaos gestürzt. Das ständige Hin und Her seiner Entscheidungen mit dem folgenden Ab und Auf an den Börsen führt dazu, dass Otto Normalbürger sich am liebsten zurückziehen und sämtliche mediale Wahrnehmung abschalten möchte. Ganz nach dem Motto: Lieber keine Nachrichten als schlechte Nachrichten!

Wirtschaft: Modelle helfen nicht

Auch Wirtschaftsexperten sind teilweise überfordert, wenn sie die Situation einordnen sollen. So erklärte Professor Alexander Sandkamp vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in der vergangenen Woche bei einem Pressegespräch, dass es zurzeit fast unmöglich sei, mit wissenschaftlichen Modellen die Entwicklung zu berechnen – geschweige denn vorherzusehen, wie es weitergeht.

UFOP-Vorsitzender Krawczyk: „Das ist völlig irre“

In seiner trockenen Art hat es der sächsische Landesbauernpräsident und UFOP-Vorsitzende, Torsten Krawczyk, auf den Punkt gebracht: „Das ist völlig irre!“ Der drohende Handelskrieg mit den USA hat zur Folge, dass die Märkte in ständiger Bewegung sind. Das Ergebnis sind steigende Preise beispielsweise für Sojaschrot und Futtermittel, was für viele Landwirte den Kostendruck noch erheblich verstärkt.
Das Einzige, was dagegen hilft, ist Unabhängigkeit.

Koalitionsverhandlungen: Agrardiesel und Mindestlohn

Womit wir beim zweiten wichtigen Thema sind: den Koalitionsverhandlungen. Union und SPD haben in dem 146-seitigen Vertragsentwurf ein ambitioniertes Programm vorgelegt, das allerdings in vielen Punkten unter Vorbehalt steht. Natürlich gibt es durch die Brille einzelner immer Licht und Schatten. So stärkt die Entscheidung, die Agrardiesel-Rückvergütung wieder einzuführen, bei den Landwirtinnen und Landwirten zumindest das Bewusstsein, dass die Bauernproteste vom vergangenen Jahr nicht umsonst waren. Und beim 15-Euro-Mindestlohn für Saisonkräfte ist hoffentlich das letzte Wort noch nicht gesprochen – Sonderregelungen sind hier zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich.

Neue Regierung darf nicht scheitern – wegen der AfD

Es liegt in der Natur der Menschen – und von Journalisten im Besonderen – dass sie in der Bewertung vor allem die negativen Punkte betonen, während positive Aspekte gern verschwiegen werden. Ganz nach dem Motto: Nicht gemeckert ist schon gelobt genug. Bei Parteien mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Wählergruppen ist es absolut normal, dass es zu Kompromissen kommen muss. Beobachter berichten allerdings davon, dass die Gespräche zumindest in der Arbeitsgruppe zur Landwirtschaft vom absoluten Erfolgswillen getragen waren. Allen Beteiligten sei bewusst gewesen, dass ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen ein weiteres Erstarken der AfD und eine Gefahr für unsere Demokratie zur Folge hätte.

Streit kann sich die Koalition nicht leisten

Streit kann sich die Koalition nicht leisten. Auch wenn er bei der Besetzung der Ressorts schon programmiert scheint. Schwer vorstellbar, dass ein CSU-geführtes Landwirtschaftsministerium und ein Umweltministerium unter SPD-Führung gemeinsam konstruktive Entscheidungen treffen. Die neue Regierung ist quasi zum Erfolg verdammt. Wichtigstes Ziel muss die Stärkung der (Land-)Wirtschaft sein, damit die Zuversicht wächst. Eine stabile Regierung, die Vertrauen schafft und Politik erklärt, wirkt gegen die Unsicherheit der Menschen. Hoffen wir also alle auf gute Nachrichten!

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neue Regierung: CDU/CSU/SPD in einer Koalition
CDU/CSU und SPD haben am Mittwoch (9.4.) ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Was beinhaltet er für die Landwirtschaft? (Symbolbild) (c) Andreas Prott/stock.adobe.com

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Dürre in Thüringen: Agrargenossenschaft Teichel kämpft mit ausbleibendem Regen

Niederschlag, der seinen Namen verdient, konnte die Agrargenossenschaft Teichel – wie die Betriebe in ganz Thüringen – weder im Februar (17,5 mm) noch im März (20,8 mm) messen. Zuletzt (Stand 14.4.) regnete es am 1. April – ganze 1,2 mm. So gut befahrbar die Flächen für die Frühjahrsarbeiten seien: Die Trockenheit ist Mist, sagt Ackerbauvorstand Eric Engelmann.

Trotz Dürre in Thüringen: Pflanzenschutz im Raps

Im Raps (Ausfallgetreide, Rüssler) und Erbsen (Unkraut) wurden Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt. Mit Blick auf die Bestandsentwicklung beim Raps überzeugt Engelmann die Einzelkornsaat: „Der steht sehr gut.“ Einschließlich Hafer und Sommergerste ist die erste Düngergabe rum. Auf die zweite muss der Raps noch warten: „Es ist einfach zu trocken“, erklärt Engelmann.

Für einige Weizenschläge hatten die Gärreste nicht für die erste N-Gabe gereicht, die daraufhin mineralisch versorgt wurden. In diese Bestände wurde in der vorigen Woche (15. KW) die zweite Gabe als organischer Dünger ausgebracht. Gedrillt sind die Sonnenblumen. Den ersten Futterroggen, der einen vitalen Eindruck macht, könne man spätestens Ende April häckseln. Das Grünland wird in diesen Tagen geschleppt; zum Teil erfolgte eine Nachsaat.

Gülle
Die zweite N-Gabe in Winterweizen. (c) Frank Hartmann

Abgeschlossen wurden Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner zufolge etliche Ersatzinvestitionen. Dazu zählen ein Köckerling-Grubber (Allrounder), ein Kuhn-Drehpflug (Vari-leader 7), ein 270-er Case-Schlepper und ein Krone-GX-Transporthänger. Im Milchviehstall kommt nach neuen Mistschiebern der Austausch der Spaltenböden voran. Zwei der fünf elektrischen Kuhbürsten wechselte man zudem aus; zusätzlich gibt es jetzt drei starre Kuhbürsten. Im Jungviehstall begann man mit dem schrittweisen Erneuern der Halterungen für die Fressgitter. Für die Mutterkuh GmbH gibt es einen neuen, größeren Viehhänger, der elf Tiere transportieren kann – er ersetzt die beiden kleinen und nunmehr auch abgenutzten Hänger.

Neue Fässer für die Wasserwagen

Kurz vor dem Start der Weidesaison montiert das Werkstattteam neue, größere Fässer auf zwei weitere Wasserwagen. Rund wird das ganze Technikpaket durch einen Ballentransportwagen für Stroh und Heu. Erneut gab es Verzug bei der Biogasanlage: Der generalüberholte BHKW-Motor hatte Probleme mit den Zylindern: „Auch wenn der Service wirklich schnell reagiert hat, stand der Motor volle sieben Tage still“, ärgert sich Engelmann.

Wasserwagen
Ein neues und größeres Fass kommt auf das Gestell: Im Vorjahr begann man damit, die Wasser­wagen für die Mutterkühe schrittweise zu modernisieren. Jetzt kommen zwei weitere dazu. (c) Frank Hartmann

Die Personalentwicklung im Milchviehstall vor Augen – fünf der neun Kollegen stehen unmittelbar bzw. kurz vor ihrem Renteneintritt –, beschleunigen die beiden Vorstände mit Herdenmanager Phillip Rose die Suche nach einem neuen Melksystem für die 450 Kühe. Die ersten Hersteller von Melkrobotern sandten Angebote ein. Unterschrieben ist bereits ein neuer Lehrvertrag: Im August beginnt die Ausbildung einer neuen Tierwirtin. Begonnen hat die Kooperation mit der Regelschule in Neusitz: Drei Schüler werden nach und nach über mehrere Wochen einen Tag pro Woche im Betrieb sein. „Zu DDR-Zeiten nannte man diesen praktischen Unterricht PA oder UTP“, weiß Blöttner aus Erzählungen. Er hofft, dass Nachwuchs dar­aus erwächst.

Wolf: Sorge um Charolais-Herden

Nach Ostern wird der Auftrieb der ersten Charolais-Herden beginnen. Das Team um Jens Schmidt baut seit einiger Zeit schon fleißig die Weidezäune auf. Die Anwesenheit und vor allem die Rissfreude von Wölfen in der Region trübt den Start in die Saison. Wöchentlich gibt es Rissmeldungen und -funde: kürzlich erst wieder ein Reh auf einer Weide nur 600 m vom Betriebsgelände in Teichröda und damit vom Dorf entfernt. Der Verband der Deutschen Charolais Züchter wird Mitte Juni sein diesjähriges Jahrestreffen mit Mitgliederversammlung im nahegelegenen Watzdorf abhalten. Die Teichrödaer Herde wird ein Exkursionsziel der Züchterkollegen sein.

Wolf-Reh
600 m entfernt vom Betriebssitz: ein gerissenes Reh. (c) Roger Fichtelmann

Aufwendig gestaltete sich die Suche nach einem Leck im Leitungssystem für das Tränkwasser. „Es musste weit und teilweise tief gegraben werden, ehe wir das Leck fanden. In dem Zuge haben wir gleich die alten Leitungen erneuert“, berichtet Blöttner. In Kürze erfolgt noch der Anschluss an den gerade erst erworbenen neuen Brunnen. Eric Engelmann vergisst nicht, von einem kürzlichen „Arbeitsein­satz“ der besonderen Art zu berichten. „Entlang der Bundesstraße haben wir wieder Müll von unseren Flächen gesammelt. So schlimm, wie nach diesem Winter, war es noch nie. Fünf riesige blaue Säcke kamen zusammen. Ich rede da noch nicht von Gartenabfällen oder Bauschutt, die versteckt oder ganz offen in der Flur abgeladen werden. Es ist, gelinde gesagt, erschreckend.“

Gruenland
Grünlandpflege: Das Abschleppen kommt zügig voran. (c) Eric Engelmann

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Konnte die Aussaat von Wintergerste mit Strip-Till überzeugen? © Frank Hartmann

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Nadja Karpe züchtet seltene Hühner-Rassen in der Bolter Mühle

Exotische Tiere & Landleben in Mecklenburg: Entdecken Sie eine faszinierende Welt seltener Hühner-Rassen, prächtiger Pfauen und idyllisches Landleben in der Bolter Mühle an der Müritz. Ein ungewöhnliches Paar hat hier seinen Traum vom Landleben verwirklicht.

Putin macht auf dicke Hose. Was im Zuge der Evolution beim Menschen infolge eines gentechnischen Missverständnisses ganzjährig erfolgt, haben die Gefiederten auf das Frühjahr konzentriert – die Balz. Folgerichtig plustert sich der Bourbon-Puter, um einen solchen handelt es sich bei erwähntem Staatsmann-Namensvetter, blasiert auf. Derweil ein Pfau in Weiß, der ersten Sonderfarbe, die auf natürliche Weise entstand, sich mit einem beeindruckenden Rad in Szene setzt. Ganz großes Kino! Tja, Mann muss zeigen, was er kann respektive vorgibt zu können, will er sich paaren, um seine Anlagen weiterreichen zu können. Hightime für Blender und Schummler.

Federstars: Buntes Rasse-Spektrum

Wir sehen ein buntes Rassespektrum, das wir ohne Nadjas sachkundige Erklärungen nie entwirren könnten. Ayam Cemani gilt als schwärzeste Rasse überhaupt, auch Fleisch und Knochen sind black. „Ga H’Mong haben wir in Weiß und, sehr selten, in Bunt.“ Barbezieux sind französische Riesenhühner. Ayam Serama, das kleinste Huhn weltweit, darf nicht fehlen, ebenso wie die Fleischhuhnrasse Mechelner. Dazu watscheln Deutsche Pekingenten, schnattern Toulouser Gänse und Lockengänse sowie eine gemischte Wachtelgruppe durch die mecklenburgische Prärie. Fast ein Dutzend Rassen kommt zusammen, die von Nadja Karpe in Reinzucht weitergeführt werden.

Eine hätte sie gern noch – Meierij’s hoen, erst 2021 entstanden, blau-schwarzes Gefieder, blaue Eier legend – die ersten Küken sind aus zugekauften Eiern bereits geschlüpft. Es wird gescharrt, gepickt, Körperpflege betrieben, also im Sand gebadet oder in der Asche der Feuerschale. Haben wir einen Zeitsprung in die 1980er gemacht, sind auf „Unserer kleinen Farm“ gelandet, eine damals populäre Fernsehserie? Den Anschein hats.

Neue Heimat Bolter Mühle

Doch die Bolter Mühle ist ein prächtiger Backsteinbau, 1665 vom Johanniter-Orden Mirow gegründet und liegt an der Ostseite der Müritz, am Eingang zum gleichnamigen Nationalpark: Nadja und Marko Karpe haben das Ensemble vor einem knappen Jahr gepachtet. Der Besitzer hat, finden wir, ziemlich gute Arbeit geleistet und das nur noch als Ruine existierende, unter Denkmalschutz stehende Gebäude unter Verwendung von viel Fachwerk, Holz und Lehm authentisch und geschmackvoll hergerichtet. Bis Anfang der 2020er-Jahre ist es als Pension, teils als Restaurant, zuletzt fast ausschließlich als Eventlocation genutzt worden.

Nadja und Marko Karpe: Von Berlin an die Müritz

Karpes, seit 25 Jahren ein Paar, haben Flexibilität und Neugier als Lebensstrategie verinnerlicht. Mag mancher ewig standorttreu bleiben und sich damit wohlfühlen. Nicht so die beiden Berliner. Sie haben in der Hotel- und Eventbranche gearbeitet, auch in Österreich und der Schweiz. Immer dabei: die zwei älteren Söhne: Lion, 19, der eine internationale Schule in der französischsprachigen Schweiz besucht, im letzten Jahr sein Abitur abgelegt hat und zurzeit online Sportmanagement studiert, und Colin, 14, Gymnasiast. Das Brüder-Trio komplettiert Lincon, 8, der seine Mama oft tatkräftig bei der Kükenaufzucht unterstützt. „Es macht beweglich im Geist, wenn man selbst die Nase in den Wind halten, sehen, hören, kommunizieren, sich nicht nur von anderen erzählen lassen will, wie die Leute wo ticken“, sagt Marko.

Bolter Mühle. Federstars
Familie Karpe, begleitet von Ayam-Cemani-Huhn, Haubenentlein, Brahma-Hahn, Berry, dem Maine Coon-Kater, und Akita-Hündin Suri. (c) Sabine Rübensaat

Pension in der Bolter Mühle

Irgendwann haben Karpes Lust auf einen Neustart, suchen hierzulande ein dörfliches Anwesen, in minimaler Distanz zum Meer, wollen eine Pension aufbauen, überschaubar, mit drei, vier Zimmern. Die Ostseeküste ist es nicht geworden, mit der Bolter Mühle ist die Familie dennoch eins: Ein Kanu-Umstiegplatz in unmittelbarer Nähe, es führen ein nationaler und ein internationaler Radweg vorbei. In der Branche, im taktvollen, einfühlsamen Umgang mit Menschen haben beide Erfahrung. Marko war im Limousinen-Service bei hochkarätigen Veranstaltungen beschäftigt, nennen wir unser Fußball-„Sommermärchen“, die Berlinale, die Formel-1, war mit A-Promis aus Film, Fernsehen, Sport oder Politik unterwegs.

Nadja Karpe: Offenheit für jede Meinung

Bessere Gelegenheiten, die regenbogen-schillernden Facetten der Spezies Homo sapiens kennen- und akzeptieren zu lernen, gibt es wohl nicht. „Du wirst locker, tolerant, weitgehend vorurteilslos“, sagt der Mann mit dem Basecap und grinst. „Wir akzeptieren jede Meinung, auch wenn wir sie nicht teilen“, präzisiert Nadja. Karpes nennen ihre Beherbergung Pension mit Herz. „Wir tun alles, damit, wer auch immer bei uns feiert oder übernachtet, entspannt und mit einem Glücksmoment wieder nach Hause fährt“, sagt Nadja, erwähnt das kleine Willkommensgeschenk oder das Frühstück, das an Fünf-Sterne-Qualität heranreicht.

Nadja Karpe
Nadja Karpe hat sich den gefiederten Raritäten verschrieben. (c) Sabine Rübensaat

Neben den Zimmern und Ferienwohnungen mit insgesamt 23 Betten bietet man eine Ganztagesvermietung an, die die Nutzung des gesamten Geländes einschließt. Das ist reizvoll. Auf ein paar zu respektierende No-Gos weisen Marko und Nadja, die die Feiernden bei solchen Veranstaltungen begleiten und unterstützen, im Vorfeld hin. Drogen etwa sind – die inzwischen legalisierten inklusive – tabu: Dem Gast gegenüber offen zu sein, heißt für sie auch, eigenen Prinzipien treu zu bleiben. Mit ihren nicht alltäglichen Hobbys verleihen Nadja und Marko ihrer Pension ein Alleinstellungsmerkmal, wofür das 6.000 m2 große Grundstück alle Möglichkeiten bietet.

Hühner-Rassen: Fünf Hennen und ein Hahn

Mit der Zucht und Haltung exotischer Geflügelrassen hat Nadja vor fünf Jahren begonnen, eher zufällig und durch äußeren Anstoß. „Als während der Corona-Zeit die Hotel- und Beherbergungsbranche komplett geschlossen war, habe ich mir einen Hahn und fünf Hennen gekauft – ohne jede fachliche Vorbildung in Hühnerhaltung. Die Kenntnisse habe ich mir später angeeignet.“ Mit den Brutautomaten, der Futterzusammensetzung musste sie experimentieren.

Geflügel: Kleinste Rasse

Schwärzeste, kleinste, schwerste (Rasse) – darf es nichts von der Stange sein? „Weltweit gibt es ca. 500 Rassen, nur 200 davon sind in Deutschland beheimatet. Ich wollte züchten, was nicht jeder kennt und auch nicht beim Bauern nebenan zu sehen ist. Mein Anspruch und mein Züchterauftrag ist es, Rassemerkmale zu erhalten.“ Vorschriften, etwa der definierte Platzbedarf oder die einzig verpflichtende Impfung, die gegen das Newcastle-Virus, werden selbstverständlich eingehalten. Wenn möglich setzt Nadja auf natürliche Mittel, beispielsweise Knoblauch, Apfelessig und Möhren bei Verdauungsstörungen.
Inzwischen ist es unter Großstädtern hip, sich Hühner zuzulegen, sogar im winzigsten Garten.

Hühner: Mit Federstars auf Instagram

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussion um Nachhaltigkeit und Tierwohl findet das Nadjas Akzeptanz. Sowieso, das entnehme sie den vielen Fragen ihrer Gäste, sei die allgemeine Kenntnislage über das Verhalten von Hühnern oder anderen Nutztieren (zu denen zählt sie ihre Gefiederten, nicht zu den Kuscheltieren) eher dünn. Irgendwann habe sie Fotos von ihren Exoten ins Internet gestellt. „Die Sache nahm immer mehr Fahrt auf.“ Ihr Instagram-Account Federstars hat derzeit 47.000 Follower, eine Community, die weiterwächst. „Inzwischen kann ich Menschen weltweit erreichen, es entstehen Freundschaften.“

Man staunt, freut sich über Erfolge, tauscht sich aus. Nadja wird sogar um fachlichen Rat gefragt, und das von immer mehr jungen Leuten, die sich an etlichen Ecken der Erde dem Hobby zuwenden. „Diese Kommunikation ist mir wichtiger, als Preise auf Ausstellungen zu holen.“

Exotischer Palmengarten von Marko Karpe

Um unserer Geschichte ein weiteres Krönchen aufzusetzen: Marko kann mit einem eigenen exklusiven Hobby gegenhalten. Er habe schon in seiner Jugend begonnen, exotische Pflanzen zu züchten, mit wachsender Begeisterung. Das oft zitierte Händchen respektive der grüne Daumen reichen aber nicht mehr. „Wir lesen beide viel, sind mit Züchtern in Kontakt.“ Auf dem Mühlengelände hat Marko eine kleine Allee mit Obstbäumen exquisiter Sorten angelegt, die man nicht überall sieht. (Auf dem Klarapfel, fast „vom Aussterben bedroht“, hat Nadja bestanden.)

Marko Karpe
Marko Karpe in seinem Palmengarten. (c) Sabine Rübensaat

Kiwi, Granatapfel, das mag man noch kennen. Aber Indianerbanane, Brasilianische Guave und portugiesischer Erdbeerbaum …? Im Vor-Ostsee-Klima? Zweifler sollten sich den Sommer nächsten Jahres vormerken, wenn der erste nennenswerte Ertrag bei etlichen Sorten erwartet wird. Dann wollen Karpes einen kleinen Hofladen einrichten. Mit Eiern in ungewöhnlichen Farben sowie Früchten und Pflanzen, deren Herkunft man googeln muss. Besser noch: Vor Ort erfragen! Natürlich auch Details zu Putin und Co. gern zu deren Liebes- und sonstigem Leben! Nadja und Marko nehmen sich Zeit, geben kundig-ausführlich, leidenschaftlich-freundlich Auskunft. Wie es ihre Art ist.

Mehr Informationen unter www.boltermuehle.com sowie auf Instagram unter www.instagram.com/federstars

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Isabell Kreutzer-Görsch (hier mit Töchterchen Mia) betreibt gemeinsam mit ihrer Mutter Antje auf dem Hof Repente in Brandenburg ein Tiergesundheitszentrum und kümmert sich um erkrankte Vierbeiner. © Sabine Rübensaat

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Förderpreis für Agrar-Profis: Autor Andreas Möller will Vorbilder statt Appelle

Mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung für Junglandwirte – das ist das Ziel des Förderpreises „Wir von hier: Junge Profis in Agrargenossenschaften“, den der Genoverband ins Leben gerufen hat. Dr. Andreas Möller ist Buchautor sowie Leiter der Unternehmenskommunikation und Politik des familiengeführten Lasertechnik- und Maschinenbaukonzerns Trumpf SE & Co KG. Er entscheidet als Jury-Mitglied mit über die Preisvergabe und kritisiert die überbordende Bürokratie in Landwirtschaft und Industrie.

Sie kennen beide Perspektiven – Stadt und Land: Was macht den Unterschied?
Wie lange darf ich darüber reden (lacht)? Ich habe ein Buch geschrieben, das sich genau damit befasst, aber im Ernst: Erste Eindrücke vom Leben und Arbeiten auf dem Land stammen aus meiner Kindheit in Mecklenburg. Und ich erinnere mich an Hausschlachtungen bei Verwandten in Thüringen. Ich bin jedoch weit davon entfernt, die Eindrücke aus dieser Zeit zu romantisieren. Was mich beschäftigt: Welche Bilder von der Landwirtschaft und dem Leben auf dem Land dominieren die heutigen Debatten?

Die Klischees pendeln zwischen Idyll und industriell geprägten, im Grunde: ausgeräumten Landschafften. Beides trifft es nicht und stellt die eher städtisch geprägte Perspektive dar. Das Ergebnis ist Entfremdung. Die kann man beklagen, aber besser ist, die Ursachen zu klären und etwas dagegen zu tun.

Andreas Möller: Kaum Kontakt zur Landwirtschaft

Klären wir bitte erst Mal die Ursachen…
Die Gründe sind vielfältig und lassen sich sozialgeschichtlich herleiten. Weniger theoretisch und ganz praktisch formuliert dürfte der Hauptgrund für die Entfremdung sein, dass immer weniger Menschen zur Landwirtschaft in Kontakt stehen. In dieser Situation bestimmen transportierte, nicht selten verklärende oder negative Erzählungen das Image der Landwirtschaft. Und das hat in den vergangenen Jahren die Entfremdung verstärkt. Allerdings schwächt sich dieser Trend inzwischen ab.

Bauernproteste: Andere Wahrnehmung der Landwirtschaft

Das klingt hoffnungsvoll, oder täuscht der Eindruck?
Andere Themen wie Sicherheit, Verteidigung oder die kritische gesamtwirtschaftliche Lage überlagern mittlerweile die Diskussion über Landwirtschaft und ländliche Räume. Das ist vom Effekt für die Landwirtschaft positiv, aber die genannten Ursachen für diese Überlagerung sind ernster Natur.
Und sicher haben auch die Bauernproteste dazu beigetragen, dass die Landwirtschaft anders wahrgenommen wird. Nicht zuletzt, da sich andere Berufsgruppen wie Handwerker und Spediteure an diesen Protesten beteiligt haben. Das hat sehr gut funktioniert und eine breite öffentliche Wahrnehmung geschaffen.

Dr. Andreas Möller
Dr. Andreas Möller, 1974 in Rostock geboren, ist Leiter Unternehmenskommunikation und Politik des familiengeführten Lasertechnik- und Maschinenbaukonzerns TRUMPF SE & Co KG. Als Buchautor veröffentlichte er u.a. die Bände „Das grüne Gewissen“ und „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik“ (Kommunikationspreis 2018, Verband Deutscher Agrarjournalisten). Die Jury des PR-Report-Awards zeichnete Möller 2024 als „Kommunikator des Jahres“ aus. (c) Verena Müller/TRUMPF

Ich vermute, dass vielen Menschen klarer geworden ist, wie wichtig die Landwirtschaft ist. Und um nur eines der Beispiele zu nennen: Lebensmittel-Autarkie stellt kein sinnvolles Ziel dar, aber angespannte Lieferketten sind weniger bedrohlich, wenn es eine verlässliche heimische Produktion gibt.
Zudem zeigt die Branche inzwischen gut, wie innovativ und anspruchsvoll der Beruf Landwirt ist. Der Förderpreis des Genoverbandes zielt genau in diese Richtung. Kommunikativ sind positive Vorbilder wesentlich wirkungsvoller als Appelle. Die jungen Leute aus den Agrargenossenschaften finden hoffentlich viele Nachahmer innerhalb der Branche. Zugleich sind die Gewinner des Förderpreises Botschafter für die Landwirtschaft.

Landwirtschaft und Industrie: Kritik an der Bürokratie

Sie sprechen von der „kritischen gesamtwirtschaftliche Lage“: Sehen Sie Parallelen zwischen Industrie und Landwirtschaft?
Ja, ganz klar. Jeder auf Produktion ausgerichtete Wirtschaftszweig, ob Industrie oder Landwirtschaft, hat in Deutschland gegenwärtig große Probleme mit Bürokratie und Regulationstiefe. Das bindet Ressourcen, die anderswo fehlen. Größere Unternehmen in Landwirtschaft und Industrie können sich das vielleicht noch leisten. Für alle anderen geht es an die Substanz. Regulation und Bürokratie betreffen andere Wirtschaftszweige ebenfalls, aber gerade dort, wo produziert wird, sind die Konsequenzen strukturell schädlich. Innovation und damit Investitionen sind bedroht.

Andreas Möller: Änderungen in Deutschland und der EU sind nötig

Haben Sie eine Lösung?
Da bestehen wiederum Parallelen zwischen Landwirtschaft und Industrie. Die Vorgaben für Dokumentation sind vielfach zum Selbstzweck geworden. Das muss sich dringend ändern. Niemand will sinnvolle Nachweispflichten abschaffen, aber in Deutschland und der EU hat das inzwischen ein überbordendes Maß erreicht. Und wenn politisch hohe soziale und ökologische Maßstäbe gefordert werden, müssen die für alle gelten, also auch für Konkurrenten aus Drittstaaten. Das Wichtigste jedoch ist, die produzierende Wirtschaft nicht mehr als zu kontrollierende Bedrohung zu verstehen, sondern als Basis für Wohlstand und Sicherheit.

Förderpreis für junge Landwirte:
Mit dem Förderpreis für Nachwuchskräfte „Wir von hier: Junge Profis in Agrargenossenschaften!“ zeichnet der Genoverband junge Profis und Mitglieder in Agrargenossenschaften aus und unterstützt die Gewinner mit einem Preisgeld von insgesamt 4.500 €. Gefördert werden bis zu drei Bewerbende. Die schriftliche Bewerbung per E-Mail an agrar@genoverband.de kann mit einem Video oder Podcast ergänzt werden. Der Bewerbungsschluss ist am 2. Mai 2025. Wer teilnehmen möchte, muss volljährig und darf höchstens 40 Jahre alt sein. Die Bewerber sollten Mitglied der Agrargenossenschaft sein und einen Arbeitsvertrag haben – sie müssen nicht im Vorstand sein.

Die Jury:
Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury, bestehend aus Nina Berlin (Kommunikationsleiterin Deutscher Raiffeisenverband e.V), Claudia Duda (Chefredakteurin der Bauernzeitung), Wilfried Lenschow (Vorstandsvorsitzender Agrargenossenschaft Bartelshagen I e.G.), Peter Götz (Vorstand Genoverband e.V.), Christopher Braun (Abteilungsleiter Agrarwirtschaft DZ Bank) und Dr. Andreas Möller (Leiter Kommunikation/Politik Trumpf SE und Buchautor. Gefördert werden bis zu drei Bewerbende. Unterstützt wird dieser Preis von der Raiffeisen-Stiftung, der R+V Versicherung, sowie den Volks- und Raiffeisenbanken mit Unterstützung der DZ Bank.

Weitere Informationen: www.agrargenossenschaften.com/aktuelles/

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Wer sich für den Förderpreis „Wir von hier: Junge Profis in Agrargenossenschaften!“ bewerben möchte, sollte volljährig und darf höchstens 40 Jahre alt sein. (c) Anna Stills.stock.adobe.com

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Handel mit den USA: Was die Zölle von Trump für Landwirte bedeuten

Angesichts einer zunehmend unsicheren globalen Handelspolitik und der anhaltenden Abhängigkeit Deutschlands von Importen bei Proteinfuttermitteln haben die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) und die OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin die Notwendigkeit einer umfassenden Ölpflanzen-Strategie für Deutschland und die EU betont.

Handelskrieg mit USA: Wichtiger Partner für Deutschland

Eingangs beleuchtete Prof. Dr. Alexander Sandkamp vom Kiel Institut für Weltwirtschaft in seinem Vortrag „Deutschlands Handelsbeziehungen in Zeiten von Trump 2.0“ den aktuellen Stand der internationalen Handelspolitik. Geprägt von einer wachsenden Globalisierungsskepsis und der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA, warnte Sandkamp vor einer Fortsetzung des Protektionismus.

Sandkamp betonte, dass die USA zwar ein wichtiger Absatzpartner für Deutschland seien, die Abhängigkeit jedoch je nach Industriesektor variiere und die EU-Partner insgesamt bedeutender seien. Pauschale Zölle der USA würden primär den USA selbst schaden, aber auch die EU treffen. Sandkamps klare Empfehlung: Die EU sollte Verhandlungen suchen und eine pauschale Antwort mit eigenen Zöllen vermeiden. Stattdessen gelte es, die Handelsbeziehungen zu anderen Partnern und den EU-Binnenmarkt zu stärken, um Abhängigkeiten zu reduzieren.

OVID: Zölle haben Auswirkungen auf Sojabohnen in Deutschland

Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin von OVID, unterstrich die Abhängigkeit der Agrarbranche vom internationalen Handel und die potenziellen Auswirkungen von Zöllen, beispielsweise auf Sojabohnen aus den USA. Sie wies darauf hin, dass Soja als bedeutende Ölsaat einen großen Importbedarf in Deutschland und der EU deckt. Eine mögliche Zollerhebung würde die Versorgungslage beeinflussen und zu steigenden Preisen führen, da sich alle Importeure auf alternative Lieferanten wie Südamerika konzentrieren würden.

Zudem könnten unterschiedliche Zölle auf Ölsaaten und deren Verarbeitungsprodukte (wie Sojaschrot) den Wettbewerb verzerren und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Verarbeiter schwächen. Obwohl es derzeit keine Warenverknappung gebe, bestünden erhebliche Risiken für die Versorgungssicherheit.

Krawczyk: Hoher Preis-Druck in der EU

Torsten Krawczyk, Vorsitzender der UFOP und Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), betonte, dass die heimischen Landwirte die Globalisierung zwar kritisch sähen, sich aber nicht grundsätzlich dagegenstellten. Die aktuellen Entwicklungen, wie der Handelskrieg zwischen den USA und Kanada, der Preisdruck auf den europäischen Markt erhöhe, und die seit dem Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Produktionskosten, seien jedoch besorgniserregend.

Torsten Krawczyk
Torsten Krawczyk ist Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB).

Krawczyk hob hervor, dass es in solchen Konflikten keine Gewinner gebe und die Stärkung der eigenen Unabhängigkeit immer wichtiger werde. Während dies bei Ölpflanzen realistisch sei, gestalte es sich bei Körnerleguminosen schwieriger.

Koalitionsvertrag und Lieferkettengesetz: Regulierungen müssen überprüft werden

Kleinschmit von Lengefeld nahm Bezug auf den Koalitionsvertrag und das Lieferkettengesetz und warnte vor zusätzlichen Verknappungen und künstlichen Verteuerungen durch beispielsweise die Entwaldungsverordnung, da ein unbegrenzter Einkauf auf dem Weltmarkt nicht möglich sei. Sie begrüßte das Omnibus-Verfahren der EU zur Überprüfung von Regularien, da die Überregulierung massiv zugenommen habe.

Bauernproteste und Agrardiesel

Krawczyk ging auf die Bauernproteste und die Agrardiesel-Diskussion ein und betonte, dass der Ausbau des Anbaus von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse zur Stärkung der Klimaneutralität und einer resilienteren Eigenversorgung beitragen könne. Kleinschmit von Lengefeld ergänzte, dass die Vielfalt der Ölsaaten und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – von Lebensmitteln über Futtermittel bis hin zum Ersatz für mineralölbasierte Produkte – ein großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen böten.

Rapsfeld
Rapsblüte: Anbauer von Raps und Soja sind abhängig von den Entwicklungen auf den Weltmärkten. (c) Sabine Rübensaat

Pflanzenschutz: Neue Züchtungsmethoden

Ein weiterer Konfliktpunkt für die Landwirte sei der Umgang mit neuen Züchtungsmethoden. Krawczyk betonte die Notwendigkeit, auf veränderte Pflanzenkrankheiten zu reagieren und die Resilienz der Pflanzen zu stärken, sah hier aber einen Konflikt mit der Ablehnung der Gentechnik. Kleinschmit von Lengefeld wies darauf hin, dass die aktuelle EU-Regulierung diese neuen Züchtungsmethoden nicht abdecke, was zu einem rechtfreien Raum und Unsicherheiten im Handel führe. Sie forderte die EU auf, sich dieser Verfahren anzunehmen und klare Regelungen zu schaffen.

Fazit von Torsten Krawczyk: Die aktuelle Zollstreitigkeit gefährde die Versorgungssicherheit, die Wettbewerbssicherheit und den Klimaschutz gleichermaßen. Es bedürfe dringend einer Strategie zur Stärkung des heimischen Ölpflanzenanbaus, inklusive schnellerer Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass in Europa ein Wille zur Veränderung vorhanden sei.

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Wie ein Badewannenrand: Der größte Stausee der USA – der Lake Mead – hat zwei Drittel seines Wassers verloren. (c) ashley/stock.adobe.com

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Brand in Schweinemast-Anlage Woeten: 28 Sauen und 9 Ferkel verendet

Bei einem Brand einer Schweinemastanlage in Woeten im Landkreis Ludwigslust-Parchim sind 28 Sauen und neun Ferkel verendet. Laut Polizeipräsidium Rostock ereignete sich der Brand am Montag, dem 14. April 2025, gegen Nachmittag. Aus bisher unbekannter Ursache kam es zu einem Entstehungsbrand innerhalb eines Flachbaus der Anlage. Gemeinsam mit den Mitarbeitern vor Ort konnte die Feuerwehr einen Großteil der im Gebäude befindlichen Ferkel retten. Personen wurden bei dem Brand nicht verletzt. Nach Abschluss der Löscharbeiten wurde das Gebäude als einsturzgefährdet eingestuft.

Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen Brandstiftung. Der Sachschaden beläuft sich auf ca. 40.000 Euro.

Erinnerung: Vier Jahre nach Großbrand Alt Tellin

Immer wieder kommt es zu Bränden in Schweinemastanlagen. Besonders in Erinnerung bleibt der Großbrand in der Schweinzuchtanlage Alt Tellin bei Jarmen im Landkreis Vorpommern-Greifswald am 30. März 2021. Mehr als 60.000 Tiere verbrannten oder erstickten im Rauch. Alle 18 Ställe wurden damals zerstört. Nach Angaben des Veterinäramtes vom 21. März 2021 war zum 1. Januar 2020 ein Gesamtbestand von 62.835 Tieren gemeldet. Im Gesamtbestand werden die Saugferkel mitgezählt, die sonst nicht zu den Tierplätzen zählen.

Feuer: Brandmauern waren zu groß

Der Brand dehnte sich damals durch fehlende Brandmauern sehr schnell aus. Die Behörden hatten laut BUND Abweichungen von den Vorschriften der Landesbauordnung zugelassen und die Brandabschnitte 13-mal so groß genehmigt, wie es bis dahin zulässig war, nämlich 21.790 Quadratmeter statt 1.600 Quadratmeter. Damit war es für die Feuerwehren unmöglich, das Feuer wenigstens auf einzelne Abschnitte zu begrenzen und die Tiere zu retten. Die Brandreste der Anlage wurden innerhalb eines Jahres komplett beräumt.

Schweinezucht Alt Tellin: Antrag auf Verlängerung der Genehmigung

Am 30. März 2024 wäre die Genehmigung der Stallanlage erloschen. Denn wird eine Anlage während eines Zeitraums von mehr als drei Jahren nicht mehr betrieben, erlischt gemäß § 18 Absatz 1 Nummer 2 des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) die Genehmigung.

Die Schweinezucht Alt Tellin GmbH hat am 20. November 2023 vorsorglich die Verlängerung des Genehmigungszeitraumes nach § 18 Absatz 3 BImSchG beantragt. Dieser Antrag ist bislang nicht beschieden. Bei der Verlängerung der Genehmigungsfrist würde aufgrund geltender Rechtsprechung ein Weiterbetrieb ohne erneute Prüfung des Tierschutzes und der Gewährleistung einer Rettungsmöglichkeit der Tiere im Brandfall möglich sein.

Brandschutz: Richtlinie seit 2024 in Kraft

Das Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung setzte die Richtlinie „Bauaufsichtliche Anforderungen an den Brandschutz in Tierhaltungsanlagen“ im Juni 2024 in Kraft.

Amtsblatt+M-V+11.11.2024+Tierhaltungsrichtlinie.pdf

Mecklenburg-Vorpommern: BUND kritisiert Richtlinie

Kritik kommt vom BUND: Für tragende Konstruktionsteile des Gebäudes lege die Richtlinie lediglich die Feuerwiderstandsfähigkeit „feuerhemmend“ (FS30) fest. Das bedeute, dass tragende Wände und Stützen einem Feuer nur über 30 Minuten standhalten müssen und nach 30 Minuten ihre gewährleistete Statik verlieren können. Ein Zeitraum von 30 Minuten sei jedoch in der Regel viel zu kurz bemessen, um eine Rettung der Tiere überhaupt zu ermöglichen, so der BUND. Daher fordert die Organisation, dass mindestens 120 Minuten Zeit sein müsse, die tragenden Bauteile also eine Widerstandklasse FS 120 haben müssen.

Ställe: Künftig gilt Rauminhalt statt Fläche

Nach der Richtlinie werden zudem die Brandabschnitte zukünftig nach Rauminhalt und nicht nach Flächengröße der Stallgebäude berechnet. Dafür werde eine maximale Größe von 10.000 Kubikmetern angegeben. Bei einer Raumhöhe von 4 Metern wären die Brandabschnitte 2.500 Quadratmeter groß und damit größer als die bisherigen allgemeinen Vorgaben der Landesbauordnung von 1.600 Quadratmetern. Unter Nr. 4.3.1 heiße es im ersten Satz, dass geschlossene Tierhaltungsanlagen nicht mehr als zwei Brandabschnitte haben dürfen. Eine Größenbegrenzung im Interesse des Brandschutzes sei damit jedoch nicht gegeben. Bei Stallanlagen wie Alt Tellin seien bis zu 17 Stallgebäude aneinandergebaut worden. Das Abstellen auf den Rauminhalt sei nach Auffassung des BUND in keiner Weise sachgerecht, weil es mit Blick auf den Brandschutz und die Tierrettung keinen Sinn ergebe.

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Wurstproduktion: Würste hängen auf einer Stange, eine Hand sortiert sie
Der traditionsreiche Fleisch- und Wurstwarenhersteller „Der Pommeraner“ in Loitz, mit über 80 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern, hat zum 31. März seinen Betrieb eingestellt. (Symbolbild) © utaem2022/stock.adobe.com

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Kartellbehörden gefordert: Arla-Fusion gefährdet Wettbewerb & Existenz der Milchbauern?

Die aktuellen Absatzzahlen stimmen, der Konsumrückgang bei Milch hat sich abgeschwächt, die großen Zuwächse von Hafermilch und ähnlichen Ersatzprodukten sind laut Milchindus­trieverband (MIV) nur noch abgeschwächt erkennbar. Vor allem die Käsenachfrage hat kräftig zugelegt. Und da gut die Hälfte der deutschen Milch zu Käse wird, ist die Branche laut MIV recht zuversichtlich gestimmt.

Denn auch wenn Trinkmilch heute seltener ins Glas kommt als früher, seien Milchprodukte den Absatzzahlen zufolge auch unter Jüngeren beliebt, vor allem in Form von Trinkmahlzeiten, Ayran und sogenannten High-Protein-Produkten. Der Milchmarkt scheint also intakt, aber wie lange noch? Denn ein wahres Schwergewicht will sich demnächst im Molkerei­sektor platzieren. Und das kann durchaus unangenehme Folgen haben – für Verbraucher und Erzeuger.

Arla-Fusion: 12.000 Milchbauern vereint

Der neue Branchenriese soll Arla heißen. Entstehen soll er durch die Fusion der Deutschen Molkereigenossenschaft DMK Group mit dem dänisch-schwedischen Branchenriesen Arla Foods. Sein Ziel ist ein Jahresumsatz von fast 20  Mrd. €. Wie beide Unternehmen in ihrem „Memorandum Of Understanding“ (Absichtserklärung) verkündeten, sollen mit diesem Zusammenschluss mehr als 12.000 Milchbauern vereint und zur „leistungsstärksten Molkereigenossenschaft Europas“ werden. Diese könnte jährlich mehr als 15  Mrd.  l  Milch verarbeiten und eine Marktposition einnehmen, die signifikanten Einfluss auf die Milchströme in Europa und der Welt hätte.

DMK-Übernahme: Kartellbehörden entscheiden

Und auch wenn die DMK-Übernahme zunächst noch der Prüfung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden unterliegt – mit einer Entscheidung der Kartellbehörden rechnet man nicht vor dem ersten Quartal 2026 – warnen Milcherzeuger, ihre Interessenvertreter und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bereits eindringlich vor der neuen Megamolkerei.

Landwirte: Sorge um die Preise

Solche Fusionen hätten Landwirten bisher nur geschadet, hieß es z. B. von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. „Bisher haben neue Molkereiriesen ihre Monopolstellung weniger dafür genutzt, um bei ihren Abnehmern höhere Preise im Sinne ihrer Genossenschaftsmitglieder durchzusetzen“, erklärte sie gegenüber der Presse. Kritisch äußerte sich auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter: „Was hier als Vereinigung gemeinsamer Werte und Stärken verkauft wird, ist in Wahrheit eine Machtkonzentration, die den Wettbewerb um Roh- milch weiter einschränkt und die Abhängigkeit der Milchviehhalter von wenigen Großkonzernen verstärkt.“

Molkereien im Osten werden weniger

Viele im Osten befürchten zudem, dass sich das Netz von Molkereien weiter ausdünnt und die Wege für Milch-Lkw immer länger werden. So wird Dargun, einer der letzten DMK-Standorte in Mecklenburg-Vorpommern, Ende Juni geschlossen. Fusionen bedeuten immer auch Rationalisierungen, aber jede Standortschließung befeuert den langsamen Tod der Milchwirtschaft im Osten weiter.

Kartellbehörden müssen kritisch prüfen

Die Kartellbehörden müssen die Fusion jetzt sehr kritisch prüfen. Sollen künftig nicht noch mehr Milchbauern aufhören, brauchen wir eine verbindliche Vertragspflicht, wie sie EU-Agrarkommissar Christophe Hansen, zusammen mit praktischen Vorschlägen, bereits angeregt hat. Die heute noch bestehenden Ausschließlichkeitsbindungen und nachträglichen Preisfestlegungen sind angesichts dieser Entwicklung für die Erzeuger nicht mehr hinnehmbar.

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Molkerei Arla
Ist das Arla-Symbol künftig an Molkereien in Deutschland zu sehen? (c) Natalia/stock.adobe.com

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Intel-Ansiedlung: So geht es mit der Fläche bei Magdeburg weiter

Das Intel-Gelände bei Magdeburg wird vorerst wieder landwirtschaftlich genutzt. Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge bestätigte das amerikanische Chipunternehmen, dass die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt damit beauftragt wurde, die Bewirtschaftung dieser Flächen zu organisieren. „Während unser Projekt auf dem Eulenberg pausiert ist, entschieden wir, dass dies die am besten geeignete Nutzung für das Land war“, wird Unternehmenssprecherin Marie-Kristin Mehlitz zitiert.

Intel-Ansiedlung: Projekt um zwei Jahre verschoben

Intel hatte im September vorigen Jahres mitgeteilt, den Bau der geplanten Fabriken für hochmoderne Computerchips auf dem rund 400 Hektar großen Gelände bei Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben. Insgesamt sollen vor Ort 30 Milliarden Euro investiert werden. Allerdings kämpft das US-Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen

Die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt bestätigte auf Nachfrage der Bauernzeitung, dass ein familiengeführter Ackerbaubetrieb mit Hauptsitz im Salzlandkreis mit der Bewirtschaftung der Intel-Flächen beauftragt worden sei.

Erste Überlegungen dahingehend hätte es bereits im Herbst vorigen Jahres gegeben. Aufgrund der erforderlichen Klärung rechtlicher Belange, darunter prämienrelevante Voraussetzungen für den Erhalt agrarer Direktzahlungen, habe sich die Entscheidung aber verzögert.

Fläche bei Magdeburg: Pacht geht an die Stiftung

Vorausgegangen sei eine Angebotsabfrage bei Landwirtschaftsbetrieben, die im Umfeld Ländereien bewirtschaften und möglicherweise im Zuge der Erschließung der Gewerbeflächen für Intel bzw. den benachbarten High-Tech-Park oder durch damit verbundene Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen Flächen verloren haben. Letztlich sei besagter Betrieb zum Zuge gekommen, der alle Fläche bewirtschaften will und auch das Höchstgebot abgegeben habe.

Die Pachteinnahmen, die eigentlich dem Chip-Hersteller Intel als Landeigentümer zustünden, sollen die Aufwendungen der Stiftung als Vermittler und Begleiter der Landbewirtschaftung decken, vor allem aber in Maßnahmen des Artenschutzes fließen.

Intel-Ansiedlung: Keine Vorgaben für die Landwirtschaft

Wie die Stiftung Kulturlandschaft gegenüber der Bauernzeitung weiter mitteilte, gebe es hinsichtlich des Anbau auf den Intel-Flächen keine Vorgaben an den Bewirtschafter. Vorgesehen sei lediglich eine Umrandung der Flächen mit Mais als hamsterunfreundliche Kultur, damit Feldhamster nicht wieder auf die Ackerflächen einwandern. Bislang seien die Randzonen des Areals zu diesem Zweck regelmäßig alle zwei bis Wochen bearbeitet worden. Auf der inneren Fläche sollen laut der Stiftung in diesem Jahr Sonnenblumen wachsen.

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Wegweiser mit Magdeburg und Logo von Intel Wegweiser mit Magdeburg und Logo von Intel
Intel in Magdeburg: 1,8 Millionen Tonnen Muttererde sind abzutragen. (c) IMAGO / Steinach

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Koalitionsvertrag: Das ist der Plan für die Landwirtschaft

Die Parteispitzen von CDU/CSU und SPD, Friedrich Merz, Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken, haben am Mittwoch, 9.4., ihren Koalitionsvertrag vorgestellt, der wichtige Maßnahmen für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt enthält. Dieser Vertrag, der der Redaktion der Bauernzeitung vorliegt, verspricht den Landwirten in Deutschland eine Reihe von Veränderungen.

Bekenntnis zur Landwirtschaft

Anerkennung und Verlässlichkeit: Die Koalition betont den wichtigen Beitrag der Landwirtschaft zur Versorgungssicherheit und sieht Landwirte als natürliche Partner im Umwelt-, Klima-, Natur- sowie Tier- und Artenschutz. Respekt, Anerkennung und verlässliche Rahmenbedingungen werden unabhängig von Betriebsgröße und Bewirtschaftungsform zugesichert.

Weniger Hürden beim Stallbau

Freiwilligkeit und Anreize: Statt auf Zwang setzt die Regierung auf Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung bei der Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzstandards. Praxistaugliche Regelungen und schlanke Verfahren sollen geschaffen werden.

Tierhaltung: Genehmigungsrechtliche Hürden beim Stallbau sollen abgebaut werden, und es wird Bestandsschutz für neu- und umgebaute Tierwohlställe für mindestens 20 Jahre geben. Ein einmaliges Prüf- und Zulassungsverfahren für neue Stallsysteme ist geplant. Die notwendigen Mittel für den tierwohlgerechten Stallbau auf Grundlage staatlicher Verträge sollen dauerhaft bereitgestellt werden. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz soll praxistauglich und auf Tierwohl ausgerichtet reformiert werden. Die Technische Anleitung Luft (TA-Luft) und die Technische Anleitung Lärm (TA-Lärm) sollen überarbeitet und vereinfacht werden.

Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden

Herdenschutz: Die Koalition bekennt sich zum Herdenschutz. Der Vorschlag der EU-Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie soll unverzüglich in nationales Recht umgesetzt werden. Mit den notwendigen Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist für eine rechtssichere Entnahme von Wölfen gesorgt. Der Wolf soll umgehend ins Jagdrecht aufgenommen werden. Darüber hinaus ist eine punktuelle Erneuerung des Bundesjagdgesetz (BJagdG) geplant.

Pflanzenschutz: Die Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln soll verbessert werden durch transparente, schnelle und wissenschaftsbasierte Verfahren. Gleichzeitig soll der Umfang und das Risiko beim Pflanzenschutzmitteleinsatz reduziert werden, unter anderem durch Anreize für Präzisionslandwirtschaft und integrierten Pflanzenschutz.

Agrardiesel-Rückvergütung kommt zurück

Agrardiesel: Die Agrardiesel-Rückvergütung soll vollständig wieder eingeführt werden. Der Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft soll von der Energiesteuer befreit werden.

Bürokratieabbau: Gemeinsam mit den Ländern und dem Berufsstand sollen Agraranträge vereinheitlicht und vereinfacht werden. Die Entwicklung von digitalen Anträgen in der Landwirtschaft wird vorangetrieben. Unnötige doppelte Meldungen und Aufzeichnungspflichten sollen abgeschafft und Datenbanken zusammengeführt werden.

Koalitionsvertrag: Mittel für GAK und GAP

GAK und GAP: Die finanziellen Mittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sollen deutlich erhöht werden. Für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) setzt sich die Regierung für ein entsprechendes Budget im nächsten EU-Finanzrahmen ein, wobei die erste Säule einkommenswirksam, bürokratieärmer, transparenter und effizienter ausgestaltet werden soll. Einkommensanreize für Klima-, Umwelt- und Tierwohlleistungen sollen deutlich steigen.

Ökolandbau: Der Ausbau des Ökolandbaus soll durch eine Biostrategie gestärkt werden, mit erhöhten Mitteln für Forschung und Bildung, Stärkung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) und Nachfrageimpulsen.

Koalitionsvertrag: Was für Obst-, Gemüse- und Weinbau geplant ist

Faire Wettbewerbsbedingungen: Die Regierung unterstützt die Evaluierung und Überarbeitung der EU-Richtlinie über unfaire Handelspraktiken und führt eine unabhängige Ombudsperson ein. Im Rahmen neuer WTO-Verhandlungen soll sich für gleichwertige Spiegelklauseln bei Lebensmittelimporten eingesetzt werden.

Obst-, Gemüse- und Weinbau: Der Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse soll erhöht werden. Dazu soll das „Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau“ mit konkreten Schritten umsetzt werden. Dazu ist der Einsatz von Saisonarbeitskräften nötig.

Mindestlohnt von 15 Euro kommt 2026

Mindestlohn: An einer starken und unabhängigen Mindestlohnkommission hält die Koalition fest. Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns soll sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg soll ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar sein.

BVVG-Flächen gehen an die Länder

BVVG-Flächen: Die Regeln der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) für die Flächenverpachtung sollen zeitnah überprüft werden. Zur Herstellung von Planungssicherheit bleiben bestehende Pachtverträge für ein weiteres Jahr wirksam. Die BVVG-Flächen werden an die Länder zur Verwaltung übertragen. 

Ländliche Regionen: Gemeinschaft stärken

Stärkung der Wertschöpfung: Durch gezielte Investitionen sollen weitere Potenziale für regionale Wertschöpfung erschlossen und die Gemeinschaft gestärkt werden.

Mobilfunk: Die Arbeit der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft soll fortgesetzt werden, um eine flächendeckende Mobilfunkversorgung zu gewährleisten.

Erneuerbare Energien: Einsatz alternativer Kraftstoffe

Ressourcenschonung: Die Ziele der Wettbewerbsfähigkeit, der Ernährungssicherung und der Ressourcenschonung sollen gleichermaßen verfolgt werden.

Klimaanpassung: Die Klimaanpassungsstrategie soll umgesetzt und bestehende Förderprogramme zielgerichtet genutzt und gegebenenfalls angepasst werden. Ein Sonderrahmenplan Naturschutz und Klimaanpassung sowie die Prüfung einer diesbezüglichen Gemeinschaftsaufgabe sind vorgesehen.

Erneuerbare Energien: Die zeitnahe Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie III (RED III) wird angestrebt, und der Einsatz alternativer Kraftstoffe, inklusive Biokraftstoffe, soll vorangebracht werden. Betrug beim Import von regenerativen Kraftstoffen soll verstärkt bekämpft werden.

Naturschutz: Freiwilliger Moor-Schutz

Naturschutz: Das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz sowie die Moorschutzstrategie sollen verstetigt werden, wobei auf Freiwilligkeit, Anreize und die Honorierung von Ökosystemleistungen gesetzt wird.

Wasser: Infrastruktur für Wasserversorgung

Wasserstrategie: Die priorisierten Maßnahmen der nationalen Wasserstrategie sollen umgesetzt und gemeinsam mit den Ländern weiterentwickelt werden. Die Infrastruktur für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung soll gefördert werden.

Landwirtschaftsminister: Ministerium geht an CSU

Bleibt noch die Frage: Wer wird neuer Landwirtschaftsminister? Klar ist laut Koalitionsvertrag, dass das Ministerium künftig von der CSU besetzt ist. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) die nächste Bundeslandwirtschaftsministerin werden. Zuvor hatte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, angekündigt, dass er für das Amt nicht zur Verfügung steht.

Fazit zum Koalitionsvertrag:

Der Koalitionsvertrag verspricht Landwirten mehr Verlässlichkeit und weniger Bürokratie. Es wird auf Anreize und Freiwilligkeit beim Umwelt- und Klimaschutz gesetzt, gleichzeitig sollen die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und faire Bedingungen geschaffen werden. Die vollständige Wiederherstellung der Agrardiesel-Rückvergütung und die Steuerbefreiung alternativer Kraftstoffe dürften für viele Betriebe eine spürbare Entlastung darstellen. Die konkrete Umsetzung dieser Vorhaben bleibt jedoch abzuwarten.

Bauernpräsident Trunk begrüßt Einigung im Koalitionsvertrag als Chance für die Landwirtschaft

Die Einigung im Koalitionsvertrag sendet nach Ansicht des Präsidenten des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Karsten Trunk, ein positives Signal an die Landwirtschaft.
„Im vorliegenden Koalitionsvertrag sind wichtige Themen unseres Berufsstandes verankert. Die
Rückführung der Agrardieselbesteuerung – eine der Hauptforderungen bei den Bauernprotesten
vor einem Jahr – ist festgeschrieben.
Und: Die Koalitionspartner bekennen sich klar zur Tierhaltung in Deutschland. Die Landwirtinnen
und Landwirte dürfen auf mehr Unterstützung und vor allem auf Planungssicherheit bei Stallneu- und -umbauten hoffen.“

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hätte sich in einigen Punkten des Koalitionsvertrages durchaus mehr Verbindlichkeit gewünscht, etwa im Bereich des Abbaus bürokratischer Hemmnisse. Dennoch, so Bauernpräsident Karsten Trunk, könne sich vieles positiv entwickeln. Er gab aber zu bedenken: „Ob das zu einer echten Wirtschaftswende führt, muss sich jedoch erst noch zeigen.“

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Treffen der Ost-Ministerpräsidenten mit Ministerpräsident Mario Voigt, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Staatsminister Carsten Schneider in der Thüringer Landesvertretung in Berlin. (c) Jacob Schröter/TSK

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Mega-Fusion in der Milchbranche: Arla schluckt DMK

Arla und DMK planen eine Fusion: Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods und die deutsche Molkereigruppe Deutsches Milchkontor GmbH (DMK) haben am Dienstag (8. April) bekannt gegeben, dass sie beabsichtigen zu fusionieren. Durch den Zusammenschluss entstünde einer der größten Molkereikonzerne weltweit, der jährlich mehr als 15 Milliarden Liter Milch verarbeiten und seine Marktposition global deutlich ausbauen würde.

Arla und DMK sind genossenschaftlich organisiert

Beide Unternehmen unterzeichneten ein sogenanntes „Memorandum Of Understanding“, das die Eckpunkte der geplanten Fusion festhält. Sowohl Arla Foods als auch DMK sind genossenschaftlich organisiert, was die Zusammenarbeit der beteiligten Landwirte als einen wesentlichen Faktor für die geplante Fusion nahelegt. In der Vergangenheit sahen sich beide Konzerne immer wieder mit Standortschließungen und strukturellen Veränderungen konfrontiert.

Mega-Fusion: In Deutschland etwa 7.000 Landwirte betroffen

Von der Fusion sind deutschlandweit etwa 7.000 Landwirte betroffen. In dem neuen Unternehmen soll DMK der Junior-Partner werden. Zurzeit betreibt DMK insgesamt 20 Standorte in Deutschland. In Ostdeutschland gibt es Molkerei-Standorte in Mecklenburg-Vorpommern in Waren und Altentreptow, sowie in Erfurt in Thüringen. Das künftige Unternehmen soll den Namen „Arla“ tragen.

DMK-Fusion: Was bedeutet der Arla-Deal für Milchbauern in MV?

DMK-Standorte in MV sind noch Altentreptow und Waren. Erst im Januar wurde die Käseproduktion in Dargun (Mecklenburg-Vorpommern) eingestellt. Ende Juni 2025 soll der Standort Dargun komplett geschlossen werden. Für die rund 100 Beschäftigten wurden Abfindungen oder Arbeitsplätze in den Werken Altentreptow und Waren vereinbart. Grund für die Werksschließung ist der Rückgang der Milchmenge in der Region. Ende 2023 hatten rund 500 Milcherzeuger ihre Lieferverträge mit dem DMK gekündigt.

2019 war bereits der DMK-Standort in Bergen auf Rügen geschlossen worden. Damals waren 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Arla Molkereigenossenschaft in Upahl

Mit einer verarbeiteten Milchmenge von rund 500 Millionen Kilogramm im Jahr 2023, 430 Mitarbeitern und 330 Arla-Landwirten als Lieferanten aus der Region gehört das Werk zu den größten Produktionsstätten für Milchprodukte in Deutschland. Erst 2024 feierte das Werk sein 30-jähriges Bestehen. In den nächsten drei Jahren sind Investitionen von insgesamt rund 30 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen und Nachhaltigkeitsprojekte geplant, so eine Pressemitteilung von Arla vom September 2024.

DMK und Arla: Retter oder Risiko für die Milchwirtschaft in MV?

Die Landwirtschaftsberatung Koesling Anderson zählt rund 100 milchviehhaltende Betriebe in MV zu seinen Kunden. Geschäftsführer Stefan Neumann teilte auf Anfrage der Bauernzeitung mit, dass heute (9.4.) eine digitale Mitgliederversammlung bei der DMK stattfindet. Welche Konditionen und Modalitäten sich aus der Fusion für die Betriebe ergeben, sei noch nicht absehbar, Stichwort: Milchpreise, Milchmengen etc.

Neumann sprach davon, dass das DMK eigentlich keine andere Wahl habe, um die Molkereien zu retten. Arla habe das nötige Kapital. So habe Arla seinen Milcherzeugern für 2024 eine Nachzahlung von 2,2 Cent pro Kilogramm gelieferter Milch gezahlt. Dies sei die höchste Nachzahlung in der Geschichte des Konzerns.

Der Bauernverband MV teilte auf Anfrage der Bauernzeitung mit, sich erst in der kommenden Woche zu dem Thema äußern zu können. Präsident Karsten Trunk ist derzeit in Berlin bei den Koalitionsgesprächen im Agrarausschuss eingebunden.

DMK-Fusion: Was bedeutet der Arla-Deal für Milchbauern in Thüringen?

Im DMK-Verbund gelten die Milchwerke Thüringen GmbH in Erfurt als starker Veredelungsstandort. Seit 2010 investierte das DMK gut 80 Mio. Euro in den mit weitem Abstand größten Milchverarbeiter im Freistaat.

Fast 130 Artikel, darunter etwa Joghurts, Desserts, Quark und H-Milch werden unter den Marken Osterland und Milram von 280 Mitarbeitern gefertigt, darunter seit zwei Jahren auch vegane Produkte (Milram). Angeliefert werden derzeit noch 300 Mio. kg Rohmilch von gut 100 Erzeugern: Weniger als die Hälfte davon sind Thüringer. Der weitaus größte Teil der 780.000 t Rohmilch, die die 220 Thüringer Milchviehbetriebe 2024 tatsächlich anlieferten, ging und geht an Molkereien außerhalb des Freistaates, der eine geringe Molkereidichte aufweist (Erfurt, Altenburg, Dittersdorf, Zeulenroda). Vor zehn Jahren wurden noch 990.000 t Milch an Molkereien geliefert: Da zählte man auch noch 350 Milcherzeuger und 110.000 Milchkühe, über 30.000 mehr als heute. 

Aus Sicht des Präsidenten des Thüringer Bauernverbandes (TBV), Dr. Klaus Wagner, seien die Fusionsabsichten für die Thüringer Erzeuger und den spezialisierten DMK-Standort in Erfurt zunächst unproblematisch. Vielmehr böten sich mit bzw. unter Arla Chancen – allein schon unter dem Aspekt der Konzertation im LEH. Abzuwarten bliebe überdies, ob und eventuell unter welchen Auflagen das Kartellamt die Fusion genehmige.         

Die Milchwerke Thüringen GmbH ging 1993 aus der Westthüringer Milchwerk Erfurt GmbH und dem Osterland-Milchhof in Gera hervor. Bereits 1991 waren die Milchwerke Westfalen in die Erfurter Molkerei eingestiegen. 1995 endete nach über 60 Jahren die Veredlung am Milchhof in Gera. Über die Fusion der Milchwerke Westfalen mit der Westmilch Union zur Humana Milchunion im Jahr 1998 wurde das Erfurter Milchwerk im Zuge der Fusion von Humana und Nordmilch im Jahr 2010 Teil des DMK.   

Fusion von DMK und Arla: Was bedeutet das für Milchbauern in Sachsen-Anhalt?

Sachsen-Anhalt ist von den Fusionsplänen von DMK und Arla mit Standorten nicht betroffen, da es im Land keine Molkereien der beiden Partner (mehr) gibt. Allerdings haben einige Milchviehbetriebe, insbesondere im Süden und Norden, noch einen Lieferantenstatus mit bestehenden DMK-Verarbeitungsstandorten außerhalb der Landesgrenzen, z.B. Erfurt.

Die Milcherzeuger in Sachsen-Anhalt haben in den vergangenen Jahren bereits leidvolle Erfahrungen mit Werksschließungen machen müssen. So wurde nur zwei Jahre nach der Fusion der Humana Milchwerke GmbH und der Nordmilch GmbH zur Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) im Mai 2011 der damalige Milchhof Magdeburg geschlossen. In dessen Ausbau und Spezialisierung auf die preissensible H-Milch hatte Nordmilch Anfang der 2000er Jahre noch 12 Millionen Euro investiert. Das Aus für den Standort in der Landeshauptstadt mit rund 60 Mitarbeitern kam im Zuge der Straffung der Werksstruktur und der Bündelung der Produktionskapazitäten des DMK.

Das gleiche Schicksal ereilte im März 2018 die traditionsreiche Burgenlandkäserei in Bad Bibra – kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen. Betroffen waren knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Grund nannte das DMK damals die Kündigung der Milchlieferverträge durch die Landwirtschaftsbetriebe. Deren Unzufriedenheit war allerdings ebenfalls begründet – das DMK hatte seinerzeit zeitweilig die niedrigsten Milchauszahlungspreise in Deutschland.

Damals hatten DMK und Arla Foods übrigens einen Vertrag über die künftige Mozzarella-Produktion geschlossen. Bis Ende 2018 wollte DMK seinen Standort in Nordhackstedt (Schleswig-Holstein) komplett auf die Produktion von Mozzarella umstellen, um den Standort besser auszulasten. Die Burgenlandkäserei produzierte mit Cagliata eine Vorstufe des beliebten Käses. Der Vertrag stehe aber nicht in direktem Zusammenhang mit der Schließung des Werkes in Bad Bibra, hieß es damals aus der DMK-Konzernzentrale.

Die Fude + Serrahn Milchprodukte GmbH, Hamburg, eine frühere Tochtergesellschaft des DMK, war im Frühjahr 2018 mit 50% beim Käseproduzenten Poelmeyer in Wohlmirstedt (Burgenlandkreis) eingestiegen. 2023 gab das Bundeskartellamt bekannt, dass F+S die Kontrolle über dessen dortige Allerstedter Käserei übernehmen will. Die Traditionskäsereien für Sauermilchprodukte in Allerstedt und Breitungen waren 1991 durch die Poelmeyer-Gruppe übernommen und später nach Wohlmirstedt verlegt worden. An F+S hält das DMK inzwischen laut Handelsregister lediglich noch eine Beteiligung von 10 %.

NGG fordert: Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Finn Petersen, Landesbezirksvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Nord, äußerte sich in einer ersten Reaktion und betonte die Notwendigkeit, alle bestehenden und tariflich gesicherten Arbeitsplätze bei DMK und Arla Foods zu erhalten. Zudem forderte er Investitionen in die Modernisierung der Produktionsstandorte in Deutschland. Die NGG führt seit Jahren Tarifverhandlungen an den deutschen Standorten beider Unternehmen.

Arla schluckt DMK: Fusion wird 2026 wirksam

Die geplante Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden. Eine Entscheidung der Kartellbehörden wird von den Unternehmen nicht vor dem ersten Quartal 2026 erwartet.

Arla Foods und DMK haben bereits in der Vergangenheit kooperiert, unter anderem im Rahmen des Joint Ventures „ArNoCo“ zur Produktion von Mozzarella am DMK-Standort Nordhackstedt.

DMK Group: Das größte deutsche Molkereiunternehmen, das die Milch von etwa 7.000 Landwirten verarbeitet. Zu den bekannten Marken gehören MILRAM, Oldenburger und Humana. DMK ist führend in Bereichen wie Konsummilch, Käse, Babynahrung und Molkeprodukte. Der Jahresumsatz beträgt: 5,1 Milliarden Euro.

Arla Foods: Eine europäische Molkereigenossenschaft im Besitz von rund 8.500 Landwirten aus sieben europäischen Ländern. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte in über 100 Ländern und legt nach eigenen Angaben Wert auf nachhaltige Milchwirtschaft. Der Jahresumsatz beträgt: 13,8 Milliarden Euro.

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Ein Milchfahrzeug bringt in Mecklenburg-Vorpommern Milch zu einer Molkerei (Symbolbild). (c) Sabine Rübensaat

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BayWa-Krise: Schließung von Standorten – ist der Osten betroffen?

Der Agrarhandelskonzern BayWa will aufgrund seiner angespannten finanziellen Lage bis zum Ende dieses Jahres zehn seiner Agrarhandelsstandorte in Bayern und Baden-Württemberg schließen. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Sanierungskonzepts, das bereits die Schließung von insgesamt 26 Standorten vorsieht. „In der Fläche wurde das bestehende Standortnetz auf Nachfrage und Profitabilität überprüft. Die Analyse hat ergeben, dass 26 der derzeit gut 400 Standorte langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden können und deshalb bis Ende 2027 geschlossen werden“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Bauernzeitung.

Wie das Unternehmen jetzt mitteilte, sollen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter größtenteils an anderen BayWa-Standorten weiterbeschäftigt werden. Einige Mitarbeiter gingen in Rente und „es gibt auch einige wenige betriebsbedingte Kündigungen“, bestätigte der Unternehmenssprecher. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat seien abgeschlossen.

Weitere Schließungen nicht ausgeschlossen

Nach derzeitigem Stand sollen 120 Agrarstandorte im Netzwerk der BayWa erhalten bleiben. Allerdings deutet das Unternehmen an, dass diese Zahl in Zukunft noch sinken könnte. Unternehmenskreise berichten, dass man die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten wolle, bevor über zusätzliche Schließungen entschieden werde.

Längere Wege für Landwirte

Für die Landwirte in den betroffenen Regionen bedeutet die BayWa-Krise und damit die Schließung der Standorte, dass sie künftig längere Wege zu den verbleibenden BayWa-Lagerhäusern in Kauf nehmen müssen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die angekündigte Schließungswelle laut einem Unternehmenssprecher keine Agrartechnikstandorte mit Werkstätten betrifft. Allerdings sind auch Baustoff-Handel-Standorte betroffen.

Diese Agrarhandel-Standorte schließen

Altensteig (Baden-Württemberg, 31.05.2025)
Rothenfeld (Bayern, 30.6.2025)
Gars (Bayern, 30.6.2025)
Triftern (Bayern, 30.6.2025)
Schwandorf (Bayern, 31.12.2025)
Gangkofen (Bayern, 31.12.2025)
Niederstotzingen (Baden-Württemberg, 31.12.2025)
Thiersheim (Bayern, 31.12.2025)
Velden (Bayern, 31.12.2025)
Kronach (Bayern, 31.12.2025)
Neuenmarkt (Bayern, 31.12.2025)

Diese Baustoffhandel-Standorte schließen bis zum 30. April 2025:

Mittelneufnach (Bayern)
Scheßlitz (Bayern)
Ehingen (Baden-Württemberg)
Neu-Ulm (Bayern)
Obertraubling (Bayern)

Insolvenz: Wo steht die BayWa zurzeit?

Die aktuelle BayWa-Krise ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Dazu zählen unter anderem ein schwieriges Marktumfeld, gestiegene Kosten und möglicherweise auch strategische Fehlentscheidungen in der Vergangenheit. Der Konzern hatte bereits in den letzten Monaten mit rückläufigen Ergebnissen zu kämpfen und sieht sich nun gezwungen, durch Standortschließungen und andere Maßnahmen Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, um wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückzufinden.

Aktuell befindet sich die BayWa nicht in einem Insolvenzverfahren im herkömmlichen Sinne. Stattdessen hat das Unternehmen Ende Januar 2025 ein sogenanntes StaRUG-Verfahren (Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz) beim Amtsgericht München beantragt und dieses wurde auch eröffnet.

Sanierungsplan der Baywa

Dieses Verfahren zielt darauf ab, eine Sanierung des Unternehmens außerhalb eines regulären Insolvenzverfahrens zu ermöglichen. Es soll der BayWa helfen, ihren Sanierungsplan, dem bereits über 95 Prozent der Gläubiger zustimmen, rechtssicher umzusetzen – auch gegen den möglichen Widerstand einzelner Gläubiger. Die BayWa strebt an, dieses Verfahren innerhalb weniger Monate abzuschließen.

BayWa-Krise: Ursachen der finanziellen Schwierigkeiten

Riskante Expansionsstrategie: Unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz verfolgte die BayWa einen aggressiven Wachstumskurs, der stark durch kurzfristige Kredite finanziert wurde und auch internationale Zukäufe umfasste.

Zinsanstieg: Die Niedrigzinsphase, die diese Expansion begünstigte, endete mit dem deutlichen Anstieg der Zinsen ab 2021/2022. Dadurch vervielfachten sich die Zinskosten für die BayWa erheblich und belasteten die Gewinne massiv.

Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen:
Erneuerbare Energien (insbesondere Solar): Ein Überangebot an Solartechnik aus China führte zu einem Preisverfall und zu Verlusten in diesem Bereich. Zudem gestaltete sich der Verkauf von entwickelten Wind- und Solarparks nach der Zinswende schwieriger, wodurch Kapital länger gebunden war.

Landwirtschaft: Schlechte Ernten in einigen Regionen und ein Preisrückgang bei Düngemitteln trugen zu Umsatzrückgängen bei.

Hohe Schuldenlast: Die genannten Faktoren führten zu einer hohen Schuldenlast von mehreren Milliarden Euro, deren Bedienung durch die gestiegenen Zinsen zusätzlich erschwert wurde.

Fehlerhafte Darstellung der Finanzlage möglich: Es gibt Hinweise und eine Prüfung durch die BaFin wegen des Verdachts, dass die Finanzlage und Finanzierungsrisiken in der Bilanz für 2023 möglicherweise fehlerhaft dargestellt wurden.

Stellenabbau: Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

Nach Auskunft des Unternehmenssprechers plant die BayWa im Rahmen des Transformationskonzeptes bis 2027 den Abbau von bis zu 1.300 der aktuellen knapp 8.000 Vollzeitstellen. Der Großteil des Stellenabbaus solle nicht in der Fläche stattfinden, sondern insbesondere in den zentralen Verwaltungseinheiten. Rund 40 Prozent der Stellen sollen hier bis Ende 2027 abgebaut werden, antwortete er auf eine Anfrage der Bauernzeitung. Im Ergebnis könne es gelingen, 6.700 Arbeitsplätze zu erhalten. Die BayWa gehe so sozialverträglich wie möglich vor, könne aber betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.

Sanierung: Neues Finanzierungskonzept

Am Dienstag (8.4.) wurde bekannt, dass sich die BayWa AG sich mit ihren Kernbanken und Großaktionären auf ein neues Finanzierungskonzept sowie auf eine aktualisierte Sanierungsvereinbarung geeinigt. Damit kann die Sanierung des schwer angeschlagenen Agrarhandelskonzerns fortgesetzt werden. Zusätzlich festgestellter Finanzbedarf des auf erneuerbare Energien spezialisierten Tochterunternehmens BayWa r.e hatte eine Überarbeitung des bisherigen Finanzierungsplans nötig gemacht.

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BayWa - Symbolbild
Die Firma BayWa ist in finanziellen Schwierigkeiten. Viele Landwirte fragen sich, ob sie ihre Ernte an BayWa verkaufen sollen. (Symbolfoto) (c) piter2121 – stock.adobe.com

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Schweine-Haltung in der Krise: Betriebssterben, Preisdruck, Umbau-Herausforderungen

Die Schweinehaltung in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen, die sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft haben. Laut der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) ist die Anzahl der Schweinehaltenden Betriebe von etwa 26.800 im Jahr 2014 auf rund 15.620 im November 2024 gesunken – ein Rückgang von 41,7 %. Besonders in der Ferkelerzeugung sind die Ausstiegsraten alarmierend: In den letzten zehn Jahren haben mehr als die Hälfte der Betriebe (51,3 %) aufgegeben.

Schweine-Haltung: Zahl der Schweine stetig gesunken

Im November 2024 betrug der Gesamtbestand an gehaltenen Schweinen in Deutschland rund 21,2 Millionen, was im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert ist, jedoch einen Rückgang von 25,2 % oder 7,2 Millionen Tieren in den letzten zehn Jahren bedeutet. Die Anzahl der Zuchtsauen ging seit 2014 um 32,0 % zurück, was den Trend zu größeren Betrieben widerspiegelt: Während 2014 im Durchschnitt 1.100 Schweine pro Betrieb gehalten wurden, sind es nun 1.400.

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Hohe Kosten für Futter und Energie

Laut ISN hat sich die wirtschaftliche Situation der Schweinehalter seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie dramatisch verändert. Ab März 2020 kam es zu einem starken Preisverfall, der bis Anfang Februar 2022 anhielt. Zwar sind die Schweinepreise seitdem gestiegen, liegen jedoch unter den erforderlichen Vollkosten für die Schweinemast und Ferkelerzeugung. Der aktuelle Vereinigungspreis für Schlachtschweine beträgt 1,72 €/kg Schlachtgewicht, während der Ferkelpreis bei 46 € steht (Stand KW 05/2025). Die hohen Kosten für Futter, Energie und andere Betriebskosten belasten die Erzeuger weiterhin.

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Die Anteile der Schweine in den höheren Haltungsformstufen sind gering. Aktuell halten etwa 2 % der Schweine Stufen 3 und 4, während Bio-Schweine nur etwa 1 % ausmachen, bilanziert die ISN. Die Umstellung auf höhere Haltungsformen werde durch genehmigungsrechtliche Fragen sowie Seuchenschutzauflagen erschwert.

Probleme: Keine Planungssicherheit und Bürokratie

Andrè Telle, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehaltung in Thüringen (IGS) und Geschäftsführer der Agrar eG in Heberndorf in Ostthüringen, nennt fehlende Planungssicherheit, die ausufernde Bürokratie sowie schlechte Auszahlungsmodalitäten als wichtigste Gründe dafür, dass immer mehr Betriebe die Schweinehaltung aufgeben. „Das trifft viele kleine deutschlandweit – aber auch große im Osten“, erklärt Telle gegenüber der Bauernzeitung. Insbesondere die Unternehmen mit alten Anlagen aus DDR-Zeiten überlegten genau, ob sich die Investitionen in tierwohlgerechten Umbau tatsächlich lohnen.

Umbau der Deckzentren

Der Umbau der Deckzentren will genau geprüft sein, so Telle. Wer Sauen und Jungsauen im Deckzentrum noch nicht entsprechend den neuen Haltungsvorgaben in Gruppen hält und die Übergangsfrist dafür nutzen will, musste bis Februar 2024 ein Betriebs- und Umbaukonzept bei der zuständigen Veterinärbehörde einreichen. Anfang 2021 war die geänderte Haltungsverordnung in Kraft getreten, die für jedes Tier im Deckzentrum mindestens 5 Quadratmeter „uneingeschränkt nutzbare“ Fläche vorschreibt. Bis Anfang 2029 muss der Umbau vollzogen sein.

Schweine-Haltung in Ostdeutschland

Für die überwiegende Zahl der ostdeutschen Sauenhalter, darunter rund 180 Betriebe mit mehr als 500 Tierplätzen, bedeutet das ein Anzeige- oder Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) – je nachdem, ob der Stall für den Platzbedarf im Deckzentrum erweitert werden muss. Bei gewerblichen Anlagen sind die Voraussetzungen deutlich schwieriger.
Ob jeder Betrieb den Umbau tatsächlich umsetzt, dürfte nach Expertenmeinung wesentlich von den noch ausstehenden bau- und immissionsschutzrechtlichen Regelungen abhängen. Unklar ist, wie die Vollzugshinweise zur Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) in der Praxis umgesetzt werden müssen. Ob die Auslegungen der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) zum Platzangebot für Sauen im Abferkelbereich überarbeitet werden, ist ebenfalls offen. Umbauförderungen von Bund und Ländern wie die Thüringer Tierwohlrichtlinie laufen bereits.

Schweine-Haltung: Auch Schlachtung betroffen

Der allgemeine Strukturwandel betrifft auch den vor- und nachgelagerten Bereich der Schweinehaltung. Wenige Schlachtunternehmen dominieren den Markt, was durch die Corona-Pandemie und den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weiter verstärkt wurde. Die drei größten Schlachtunternehmen hatten 2023 einen Marktanteil von etwa 59 %. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sind die vier größten Unternehmen (Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe, Aldi) für 81 % des Marktes verantwortlich, was die Verhandlungsposition der Erzeuger weiter schwächt.

Fleisch: Konsumtrends und Marktentwicklung

Dazu kommt, dass der Pro-Kopf-Verzehr von Schweinefleisch seit 2018 laut ISN um 19,1 % gesunken ist. Trotz eines hohen Selbstversorgungsgrades von 134,6 % kann Deutschland nicht alle gefragten Teilstücke selbst produzieren und ist auf Importe angewiesen, was zusätzlichen Preisdruck erzeugt. Jährlich werden etwa 900.000 t Schweinefleisch importiert, meist aus der EU, was die Marktverhältnisse weiter beeinflusst.
Die Afrikanische Schweinepest hat in mehreren Bundesländern zu erheblichen Marktverwerfungen geführt, da viele Drittländer Einfuhrsperren für deutsches Schweinefleisch verhängt haben. Inzwischen sind mit Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen sechs Bundesländer von der ASP im Schwarzwildbestand betroffen. Laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) wurden seit September 2020 bundesweit mehr als 6.760 ASP-Fälle bei Wildschweinen nachgewiesen.

MKS und ASP belasten die Schweine-Halter

Zudem hat der erste Fall der Maul- und Klauenseuche (MKS) seit Jahrzehnten ähnliche Auswirkungen auf den Markt. Mit der Erstfeststellung in Brandenburg hatte Deutschland den Status „frei von MKS ohne Impfung“ verloren. Zahlreiche Exportbescheinigungen für den Export in Drittländer waren damit nicht mehr ausstellbar. Unter anderem stoppten Südkorea, Singapur und Großbritannien den Import von Schweinefleischprodukten aus Deutschland. Erst seit wenigen Wochen normalisiert sich die Situation wieder.

Angst vor Schäden im Seuchenfall

Eine Umfrage der ISN vom Ende 2024 zeigt, dass die Auflagenflut, langwierige Genehmi­gungs­verfahren und die Angst vor Schäden im Seuchenfall die Betriebe, trotz aller Investitionsbereitschaft, bei ihrer Weiterentwicklung hemmen. Dazu gehört für viele Unternehmen auch, dass in der allgemeinen und der medialen Wahrnehmung die Wertschätzung für die Tierhaltung fehlt. „Viele Landwirte fühlen sich von der Gesellschaft kriminalisiert“, sagt Andrè Telle aus Thüringen. „Die Verbraucher fordern zwar, dass es den Tieren besser geht – an der Theke wollen sie dafür aber nicht den Preis zahlen“, bedauert er. Die Herausforderungen für die Schweinehaltung in Deutschland bleiben also enorm und verlangen von den Betrieben eine Anpassung an sich ständig verändernde Rahmenbedingungen.

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Ceres Award-Gewinner Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino
Die Haltungsbedingungen der „Mecklenburger Strohschweine“ überzeugten 2020 die Fachjury des Ceres Awards. Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino. (c) Timo Jaworr/agrarheute

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