Wolf abgeschossen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Minister Backhaus

Viel Wirbel um den Abschuss einer Wölfin im Landkreis Rostock vor fünf Jahren, die sich damals mit einem Wachhund (Boxer-Mischling) gepaart haben soll. Während das Verwaltungsgericht Schwerin die Klage einer Umwelt- und Naturschutzvereinigung im Jahr 2023 zunächst abgewiesen hatte, bestätigte das Oberverwaltungsgericht Greifswald im Januar 2025, dass die Entnahme rechtswidrig gewesen sei.

Kommt Minister Backhaus wegen Abschusserlaubnis vor Gericht?

Die Tötung könnte für den zuständigen Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) juristische Folgen haben. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Rostock beschloss der Rechtsausschuss des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern dem Parlament, die Immunitätsaufhebung für Minister Backhaus zu empfehlen. Erst nach Zustimmung im Plenum in der kommenden Woche könnten die Ermittlungen beginnen und in der Folge Anklage erhoben werden.

Anklage gegen Minister Backhaus: Vorwürfe auch gegen Mitarbeiter

Backhaus kann die Entscheidung der Staatsanwaltschaft vom 7. Mai 2025 bzgl. der Aufhebung seiner Immunität nicht nachvollziehen, so das Statement des Landwirtschaftsministers. Er sowie die von den staatsanwalt­schaftlichen Ermittlungen ebenfalls betroffenen Mitarbeitenden des Ministeriums haben sich laut Backhaus rechtmäßig verhalten und nicht strafbar gehandelt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Minister und mehreren seiner Mitarbeitenden vor, dass diese rechtswidrig beim Landkreis darauf hingewirkt hätten, dass die Wölfin entnommen werden sollte, und hierdurch gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen hätten.

Umgang mit Wölfen: Bauernverband übt Kritik an fehlender Rechtssicherheit

Nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen Minister Backhaus, äußert sich der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern besorgt über die rechtliche Unsicherheit im Umgang mit Wölfen:
„Der Fall um den Abschuss einer vermeintlich mit Hybriden trächtigen Wölfin zeigt in aller Deutlichkeit: Deutschland hat ein eklatantes Problem mit der Rechtssicherheit im Wolfsmanagement“, so Bauernpräsident Karsten Trunk. „Wenn Behörden nach sorgfältiger Prüfung und Abwägung eine Entscheidung treffen und Jahre später Gerichte diese in Frage stellen, droht ein gefährlicher Stillstand. Aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen werden in Ämtern und Behörden notwendige Entscheidungen künftig womöglich gar nicht mehr getroffen – das können wir uns nicht leisten.“

Dass Gerichte fünf Jahre lang über einen einzigen Abschuss verhandeln und zu widersprüchlichen Urteilen kommen, belege, dass die aktuelle Rechtslage untauglich sei. „Es braucht endlich klare und praxistaugliche Regelungen, damit Behörden, Weidetierhalter und Jäger bei durch Wölfe verursachten Problemen schnell und rechtssicher handeln können. Der Schutz von Weidetieren und der Erhalt gesunder Wolfspopulationen dürfen nicht länger durch eine unpraktikable Rechtslage gefährdet werden.“

Vorfall mit Wolf liegt 5 Jahre zurück: Fotofalle gibt erste Beweise

Die Untere Naturschutzbehörde erhielt am 17. Februar 2020 vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern die Nachricht, dass sich seit dem 10. Februar 2020 jeden Abend eine Wölfin bei einem Bauernhof aufhalte und es außerhalb der Umzäunung zu mehreren Deckakten mit dem Hofhund (Boxer-Mischung) gekommen sei. Man habe den Hofbesitzer gebeten, seine dies erfassende Fotofalle weiter zu betreiben und seinen Hund so zu halten, dass es zu keinen weiteren Deckakten komme.

Die Wölfin sei wohl ein Jungtier, eine sogenannte Welpenfähe. Die Angelegenheit war vom Leiter einer ortsansässigen Jagdschule unter Beifügung von Fotos per E-Mail an das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) MV und von dort an das Ministerium gemeldet worden.

Laut einem Telefonvermerk vom 18. Februar 2020 bestätigte der Hofbesitzer und Hundehalter eine tatsächliche Paarung zwischen den Tieren. Daraufhin wurden weitere Kameras installiert. Auch sollte ein E-Zaun auf der Innenseite der Hofumzäunung errichtet werden. Denn die Fähe sei mit dem Hofhund schon derart vertraut, dass sie versuche, sich unter dem Zaun durchzugraben.

Was damals geschah:

Im Ministerium wurde das weitere Vorgehen geprüft, von einer Besenderung bis hin zur Tötung der Wölfin. Die Besenderung sei vorzuziehen, da von dem Tier keine Gefahr ausgehe. Die Fähe sei bei den Vorbereitungen für einen Wurf (Anlegen einer Höhle) zu beobachten. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass sie bereits von einem Wolfsrüden gedeckt worden sei. Die Untere Naturschutzbehörde regte daraufhin an, dass die Obere oder Oberste Naturschutzbehörde bei ihr einen Antrag auf Ausnahmeerteilung stelle.

Wölfin und Hund: Vor-Ort-Termin sollte Klarheit bringen

Am 19. Februar 2020 fand ein Ortstermin am Grundstück statt. Der Eigentümer teilte mit, seit Anfang Januar 2020 besuche die Fähe sein Grundstück. Der Wachhund, ein Boxer-Mischling, habe die Wölfin zunächst verbissen, verbellt und vertrieben, was auch Nachbarn belästigt habe.

Zur Ermittlung der Lärm-Ursachen habe er die Kamera aufgestellt. Diese habe ab Mitte Januar die Deckversuche dokumentiert. Die Wölfin sei auch aktuell abends vor Ort. Der Hund buddele sich immer zu ihr hinaus.

Sender für Wölfin beantragt

Man zog Dr. Norman Stier, Professor für Forstzoologie der Technischen Universität Dresden, Koordinator Wolfsmonitoring im Lande, hinzu, der bei der Unteren Naturschutzbehörde die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung zum Einfangen und Besendern der Wölfin beantragte, die ihm am 21. Februar 2020 erteilt wurde.

Am 4. März 2020 teilte das Ministerium mit und bestätigte Dr. Norman Stier, dass die Fangversuche mit einer Falle bisher erfolglos gewesen seien und es dem Hund zweimal gelungen sei, das Grundstück zu verlassen, wobei es zu Verpaarungsversuchen gekommen sei.

Hunde-Halter duldet keine weiteren Maßnahmen

Der Hundehalter sei nicht bereit, weitere Maßnahmen zu dulden, weshalb man zwecks Besenderung die Wölfin mit einem Narkosegewehr betäuben wolle, zu bedienen von einem Tierpfleger eines Zoos. Mit Bescheid vom 5. März 2020 ließ die Behörde das Fangen der Wölfin mittels Narkosegewehres zu, wobei sich die Behörde für den Fall der Erfolglosigkeit die Anordnung der Tötung des Wolfs vorbehielt, da die zur Verfügung stehenden Mittel, die Wölfin ohne eine Tötung zu fangen, dann ausgeschöpft seien.

Am 9. März 2020 unterrichtete das Ministerium die Naturschutzbehörde, dass am 7. und 8. März 2020 jeweils ein vergeblicher Ansitz des Narkoseschützen auf die Wölfin erfolgt sei.

März 2020: Genehmigung für Abschuss wurde amtlich erteilt

Daraufhin beantragte das Ministerium am 11. März 2020 bei der Naturschutzbehörde die Erteilung einer artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung zur Entnahme der Wölfin zum Schutz der natürlich vorkommenden Tierwelt.

Denn es werde davon ausgegangen, dass eine Verpaarung mit dem Haushund stattgefunden habe, die wahrscheinlich zur Trächtigkeit und damit zu einer Hybridisierung führen werde.

Mit einer Geburt der Hybriden sei Ende April bis Anfang Mai zu rechnen. Nach Einschätzung von Forstzoologe Dr. Norman Stier würden bis dahin die Kontakte der Wölfin zum Hund wegen der Anlage der Wurfhöhle stetig abnehmen, so dass eine Entnahme nicht mehr aufgeschoben werden könne. Ein weiteres Abwarten komme daher nicht in Betracht, da der Standort der Wurfhöhle unbekannt sei.

Aktuell sei ein Abschuss noch zielgerichtet und ohne Verwechslungsgefahr möglich, da die Wölfin aufgrund der Anwesenheit des Hundes regelmäßig am Grundstück erscheine.

Am 13. März 2020 erließ die Untere Naturschutzbehörde den Bescheid, mit dem sie dem Ministerium als Adressaten die Tötung der Wolfsfähe unter Anordnung der sofortigen Vollziehung gestattete.

Nebenbestimmungen regelten u. a., dass der Abschuss nur durch vom Ministerium autorisierte und im Übrigen berechtigte und geeignete Personen, insbesondere drei benannte Jagdausübungsberechtigte im örtlichen gemeinschaftlichen Jagdbezirk, erfolgen dürfe, und zwar in einem Umkreis von 300 m um das Flurstück des Hofbesitzers.

Wölfin war misstrauisch

Am 18. März 2020 teilten die drei Jagdausübungsberechtigten mit, mangels verfügbarer Nachtsichttechnik die Genehmigung nicht umsetzen zu können. Da die misstrauische Wölfin sich dem Grundstück nicht hinreichend näherte, änderte die Behörde auf fernmündlichen Antrag des Ministeriums die Entfernung dahingehend, dass der Abschuss in einem Umkreis von 600 m um das betroffene Flurstück und damit auch von einem nahen Hochsitz aus durchgeführt werden dürfe.

Nach dem Abschuss: Untersuchung der Wölfin

Die Wölfin wurde in der Nacht vom 10. auf den 11. April 2020 erschossen. Anschließend wurde sie im Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung obduziert und genetisch untersucht.

Dabei ergab sich, dass es sich bei der Wölfin um ein registriertes Tier handelte, das im Oktober 2019 Nutztiere gerissen hatte. In ihrem Uterus befanden sich keine Föten. Noch vor der Untersuchung der toten Wölfin hatte das Ministerium am 11. April 2020 mit einer Pressemitteilung erstmals die Öffentlichkeit über den Abschuss informiert.

Widerspruch bei Verwaltungsgericht: Klage in erster Instanz abgewiesen

Eine laut Umwelt-Bundesamt im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes bundesweit anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung mit dem satzungsgemäßen Zweck u. a. des Schutzes der Wölfe in Deutschland erhielt am 19. August 2020 Kenntnis von der Entnahme der Wölfin und legte am 20. August 2020 gegen die Abschussgenehmigung und gegen die Änderung ihrer Nebenbestimmung Widerspruch beim Verwaltungsgericht Schwerin ein.

Sie begründete die Klage damit, dass es für den Erlass der Bescheide an einer gesetzlichen Grundlage fehle. Die Untere Naturschutzbehörde wies den Widerspruch am 12. Oktober 2020 als unbegründet zurück (Aktenzeichen: 7 A 2271/20 SN).

Die Klage hatte vor dem Verwaltungsgericht Schwerin keinen Erfolg und wurde am 25. Januar 2023 abgewiesen.

Urteil Verwaltungsgericht Schwerin vom 25. Januar 2023

Daraufhin gingen die Kläger in die Berufung und damit vor das Oberverwaltungsgericht Greifswald.

OVG erklärte Abschuss in zweiter Instanz für rechtswidrig

Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts für das Land Mecklenburg-Vorpommern vom 19. Februar 2025 (Aktenzeichen: 1 LB 175/23 OVG) allerdings sieht die Rechtswidrigkeit der Erteilung einer Ausnahme vom Tötungsverbot von Wölfen als gegeben an.

Generell hat der Gesetzgeber im Bundesnaturschutzgesetz eine spezialgesetzliche Regelung getroffen, um der Gefahr für die streng geschützte Art Wolf (canis lupus), die mit der Vermischung von Haushund- und Wolfsgenen einhergeht, zu begegnen. Daher müssen Wolfshybriden, die aus einer Verpaarung stammen, erschossen werden. 

Die strittige Entnahme der Wölfin betrifft allerdings nicht den Abschuss der Hybriden. Selbst bei einem Wurf von Wolfshybriden hätte das Muttertier laut OVG keine Gefahr für die Wolfsgenetik dargestellt und ein biologischer Nachweis der hybriden Mischlinge hätte nachgewiesen gehört, bevor man das Tier abgeschossen habe.

Das ausführliche Urteil des OVG Greifswald ist hier nachzulesen.

Eine Revision gegen die gerichtliche Entscheidung wird zugelassen und ist damit die letzte Möglichkeit, ein rechtsfehlerhaftes Urteil anzufechten.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Wölfe und Schafe
Angriffe von Wölfen auf Schafe sind in den ostdeutschen Bundesländern keine Seltenheit. (c) Tomas Hulik/stock.adobe.com

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Kind oder Karriere? Warum Mütter immer noch kämpfen müssen

Küche oder Kuhstall? Kluft oder Kleid? Kind oder Karriere? Viele Mütter fühlen sich zerrissen. Auch wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, gestaltet sich der Alltag für zahlreiche Frauen als Herausforderung. Selbst wenn die Kinder gesund, die Kita geöffnet und sogar die Nächte entspannt sind, bleibt für viele junge Mütter oft das Gefühl, weder der Arbeit noch dem Nachwuchs wirklich gerecht zu werden.

Dabei haben viele Paare den Anspruch, gleichberechtigt für ihre Kinder da zu sein. Und ja, es gibt sie – die Väter in Elternzeit, die Papas, die ihre Töchter und Söhne betreuen, wenn sie krank sind, und die Männer, die Teilzeit arbeiten, um sich um die Familie zu kümmern. Doch allein, dass wir diese Beispiele loben, bedeutet, dass sie noch keine Selbstverständlichkeit sind.

Frauen im Beruf: Ohne Großeltern funktioniert es nicht

Als Mutter von mittlerweile drei erwachsenen Kindern weiß ich sehr genau, wovon ich schreibe. Ich wollte immer alles: Kinder und Karriere. Aber ohne ein funktionierendes familiäres Netz mit Großeltern, die sich in Notzeiten um die Enkel gekümmert haben, wäre ich oft verloren gewesen. Und Notzeiten waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Mein Mann hat immer noch mehr gearbeitet und vor allem besser verdient als ich. Nicht selten fühlte ich mich zerrissen, Selbstzweifel plagten mich.

Kind oder Karriere: ein Erfahrungsbericht

Oft war ich einfach nur müde. Meine ältere Tochter formuliert es rückwirkend so: „Manchmal warst du ganz schön gestresst.“ Trotzdem sind sie und ihre Schwester heute dankbar, dass sie sich die Frage „Kinder oder Karriere“ nicht stellen müssen, denn wir haben ihnen vorgelebt, dass beides geht. Und unser Sohn kann irgendwann vermutlich besser kochen als ich und weiß natürlich, wie Wäsche sortiert und die Waschmaschine bedient wird.

Karrierestudie: Wo Frauen behindert werden

Rechtlich und gesellschaftlich hat sich viel verbessert. Umso bedauerlicher ist es, dass laut der letzten Frankfurter Karrierestudie viele junge Mütter auf der Stelle treten, wenn sie aus der Babypause zurückkommen (S. 54). Als echtes Karrierehindernis erweisen sich Männernetzwerke, die teilweise mit diskriminierenden Verhaltensweisen einhergehen. Wenn Frauen von der Management-Ebene nicht gefördert und unterstützt werden, kratzt das zusätzlich am Selbstvertrauen. Und Unterstützung heißt nicht „Förderung per Quote“, sondern auch Wertschätzung im Alltag.

Erfolgreiche Frauen in der Landwirtschaft

Das gilt insbesondere für Frauen in der Landwirtschaft. Sie sind Landwirtin, Bäuerin, mitarbeitende Familienangehörige, Landfrau, Mutter – und (nur) in elf Prozent der Fälle wird ein landwirtschaftlicher Betrieb auch von einer Frau geleitet. Die Zugangsbarrieren hier: veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraxen. Dazu kommen unregelmäßige Arbeitszeiten und körperlich harte Arbeit.

Kind oder Karriere: Was Mütter brauchen

Wenn dann im ländlichen Raum auch noch die Kinderbetreuung oder andere ECHTE soziale Netzwerke wegbrechen, bedeutet das häufig, dass Mütter den Beruf aufgeben oder andere Arbeit suchen. Geschlechtergerechtigkeit auf dem Land braucht deshalb eine funktionierende öffentliche Infrastruktur mit Bildung, Gesundheit, Verwaltung und Digitalisierung. Dazu Mut, Gelassenheit und eine große Portion Zuversicht. In diesem Sinne wünsche ich, dass Sie in Ihren Familien nicht nur am Sonntag Muttertag feiern, sondern dass Arbeitsteilung auf allen Ebenen des Alltags Einzug hält.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Jana Gäbert im Kuhstall
Mit Leidenschaft Landwirtin: Jana Gäbert ist für die Tierhaltung zuständige Geschäftsführerin der Agrargenossenschaft Trebbin (Brandenburg) und ein Vorbild für ihren Berufsstand. © Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Dr. Franziska Kersten: „Ich hatte nie das Gefühl, dass wir es nicht schaffen“

Die Themen Landwirtschaft und Umwelt umfassen etwa neun Seiten im Koalitionsvertrag. Dr. Franziska Kersten, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt und Leiterin der Arbeitsgruppe Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt bei den Koalitionsverhandlungen, gibt in diesem Interview Einblicke in die Ergebnisse der Verhandlungen, die Herausforderungen und die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft, insbesondere in Ostdeutschland.

Bauernzeitung: Wie sind aus Ihrer Sicht die Verhandlungen der Arbeitsgruppe Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt gelaufen?
■ Franziska Kersten: An uns Agrar- und Umweltpolitikern scheitert der Koalitionsvertrag nicht. Die Gespräche waren sehr konstruktiv. Es gab einmal eine Situation, in der wir uns nicht einig waren – da haben wir zehn Minuten Pause gemacht und dann kam es zur Einigung. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir es nicht schaffen. Natürlich gibt es in einzelnen Punkten unterschiedliche Sichtweisen. Egal ob Düngung, Pflanzenschutz, Wolf oder Direktzahlungen – da gibt es schon in der SPD unterschiedliche Ansichten und es galt, einen Mittelweg zu finden. Manchmal war es mühsam und wir haben um Formulierungen gerungen.

Mit dem Koalitionsvertrag zufrieden

Sind Sie mit dem Koalitionsvertrag, so wie er jetzt abgestimmt wurde, zufrieden?
■ Ich hätte mir verschiedene Punkte schon ein bisschen ausführlicher und manche Formulierungen anders gewünscht. Aber mit dem Gesamtwerk bin ich zufrieden.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte, die sich positiv auf die Landwirtschaft auswirken werden?
■ Positiv ist die Fortführung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes und die praktikablere Umsetzung. Die Verbindung mit Tierwohl ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Ich halte es nicht für sinnvoll, das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz rein auf die Vermarktungsmöglichkeiten zu reduzieren und dann zu vergessen, dass man auch das Tierwohl mitbenennt. Auch die Festlegung, dass wir ein eigenständiges Budget in der gemeinsamen Agrarpolitik Europas haben wollen, ist gut.

Die stärkere Honorierung von Leistungen, die zur Sauberhaltung von Wasser, Luft und der Stärkung der Biodiversität beitragen, war mir sehr wichtig. Für den Biolandbau haben wir die Stärkung des Landbauprogramms durchsetzen können. Darüber hinaus gibt es mehr Investitionen in Forschung und Bildung in dem Bereich. Davon profitieren auch die konventionellen Betriebe. Und es ist gelungen, sowohl konventionelle als auch die ökologische Landwirtschaft als gleichwertige Bewirtschaftungsformen anzuerkennen. Außerdem war die Schaffung des neuen Sonderrahmenplanes Naturschutz und Klimaanpassung ein wichtiges Thema. Hier geht es um die perspektivische Bündelung aller diesbezüglichen Aktivitäten in einer neuen Gemeinschaftsaufgabe.

Dazu ein Beispiel: Gerade Ostdeutschland ist von zunehmender Trockenheit betroffen. Wir brauchen also Lösungen, um mehr Niederschlagswasser in der Fläche zu halten. Dazu müssen dann auch die erforderlichen Finanzmittel bereitgestellt werden. Im Übrigen haben wir im Koalitionsvertrag klar gemacht, dass kooperative Ansätze von Landwirtschaft und Naturschutz für uns grundsätzlich Vorrang haben.

Dr. Franziska Kersten zum Agrardiesel

Unter der Ampel-Koalition haben sich viele Landwirtinnen und Landwirte nicht verstanden gefühlt. Die Kritik an der Regierung wurde immer lauter und mündete in den Bauernprotesten vom vergangenen Jahr. Rückblickend betrachtet, war das der Anfang vom Ende der Koalition? Konnten Sie den Unmut der Agrarbranche verstehen?
■ Ja und Nein. Wenn man sagt, es war der Anfang vom Ampel-Ende – da würden sich die Landwirte ein bisschen überschätzen. Aber die Streichung der Agrardiesel-Rückvergütung plus die Wegnahme der grünen Kennzeichen waren der letzte Tropfen auf den durch zu viel Bürokratie schon heißen Stein. Das war dann ausschlaggebend für die Proteste im Januar – wenn die Landwirte gerade Zeit haben. Es wäre sinnvoller gewesen, die Regierungsentscheidungen mit Fachleuten vorher zu besprechen. Und letztlich wirkte es, als sei keine Strategie dahinter.

Ist aus Ihrer Sicht die Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückvergütung richtig?
■ Ich halte es in dieser Vollständigkeit nicht für das richtige Zeichen. Wir hätten damit auch einen Ausstiegsgedanken verbinden müssen. Die Förderung der Elektroenergie kommt zu kurz. Wir wissen, dass ein großer Traktor noch nicht mit E-Ladung funktioniert. Aber die technische Entwicklung geht rasend voran. Es sind also schon Potenziale vorhanden. Mein Wunsch wäre gewesen, hier differenzierter ranzugehen.

Welche Punkte am Koalitionsvertrag sehen Sie kritisch?
Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) haben wir die Formulierungen sehr offengehalten. So haben wir die Erbringung von Klima-, Umwelt- und auch von Tierwohlleistungen und wie wir sie stärker honorieren, noch nicht definiert. Es wird noch einmal eine Debatte geben, wie sich die GAP ab 2028 weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Vorstellungen, ob es eine Gemeinwohlprämie geben soll oder ein Punktesystem, das wird uns in den nächsten Monaten sehr fordern.

Landwirte in Ostdeutschland

Können ostdeutsche Landwirte zufrieden sein?
■ Ich denke ja. Wir haben die regional verankerten Agrarbetriebe in der Präambel unseres Kapitels drin und auch die Mehrfamilienbetriebe. Wir haben auch definiert, dass große Betriebe per se nicht schlechter zu stellen sind als kleine Betriebe. Denn sie haben Vorteile in Bezug auf Arbeitserledigung, weil sie auf großen Flächen andere Möglichkeiten haben, Technik einzusetzen, als jemand mit zehn Hektar. Die Agrargenossenschaften sollten ihre Chance begreifen und andererseits auch offener werden für die Förderung von Biodiversität. Wenn ein Betrieb die Bewirtschaftungsmöglichkeit damit verbindet, dass in der Mitte ein Agroforstsystem oder eine Dauerhecke angepflanzt wird – das als Chance anzunehmen, wäre mein Wunsch.

Dr. Franziska Kersten: „Haltet bei der Milch durch!“

In Ostdeutschland erleben wir zurzeit einen Einbruch in der Milchwirtschaft. Auch große Milchbetriebe geben auf. Sind die Formulierungen zum Thema Tierhaltung und Innovation in Ställen ausreichend für die Investitionen, die eigentlich dringend nötig sind?
■ In Ostdeutschland gibt es fast keinen Stall mehr mit Anbindehaltung. Es sind sehr viele neue Ställe gebaut worden. Was wir jetzt formuliert haben, dass neue und umgebaute Ställe einen Bestandsschutz von 20 Jahren haben sollen und für neue Stallsysteme ein Prüf- und Zulassungsverfahren einzuführen – das ist sinnvoll, weil es endlich Planungssicherheit schafft. Dann wissen die Betriebe, wenn sie einmal diesen sogenannten TÜV vollzogen haben, ist es anerkannt und wird als gute Form der Tierhaltung bewertet. Ich versuche die Betriebe zu ermutigen: Haltet bei der Milch durch! Es gibt schon Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen. Und wir brauchen auch die Beweidung und die Weidewirtschaft für den Erhalt der Kulturlandschaft und der Biodiversität.

Franziska Kersten
Dr. Franziska Kersten ist seit 2021 im Deutschen Bundestag. (c) SPD-Fraktion

Die vorgeschlagenen Maßnahmen lösen finanzwirksame Mehrkosten von insgesamt fast 15 Milliarden Euro aus. Im Koalitionsvertrag steht vieles unter “Finanzierungsvorbehalt”. Wie realistisch ist es, dass die Pläne auch umgesetzt werden?
■ Den Finanzierungsvorbehalt gibt es. Das bedeutet, wir müssen priorisieren, was wir wollen. Für mich ist der Umbau der Tierhaltung mit 1,5 Milliarden Euro nur ein Teil dessen, was tatsächlich notwendig wäre. Wenn wir damit anfangen und es über die einzelnen Tierarten weiterentwickeln, ist es gut. Es geht um die Umsetzung. Wenn das Geld da ist und es keiner abfragt, weil die Richtlinien noch nicht da sind und weil die Leute noch nicht wissen, wie es geht, wäre es fatal. Insofern ist es für mich die richtige Summe.

Der Agrardiesel ist mit 450 Millionen Euro eingepreist. Wichtig und gut finde ich, dass zum Beispiel das „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz” und die Moorschutz-Strategie aufgenommen sind. Landwirtinnen und Landwirte müssen bei der Umstellung auf eine nasse Bewirtschaftung bzw. Paludikultur auch finanziell unterstützt werden.

Streit zwischen SPD und Union vorgrammiert?

Nach den derzeitigen Plänen geht das Agrar-Ressort an die CSU und das Umwelt-Ressort an Ihre Partei – die SPD. Viele Vertreter – z.B. des Bauernverbandes – befürchten, dass Streit zwischen den Ressorts vorprogrammiert ist. Wie sehen Sie das?
■ Es wird mit Sicherheit Themen geben, über die man sich nicht gleich einigt. Aber ich glaube, dass alle Beteiligten verstanden haben, dass man die Themen zusammen denken muss. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass wir die beiden Arbeitsgruppen unserer Fraktion öfter mal zusammen tagen lassen, damit wir nicht separat Strategien entwickeln. Wenn man erst miteinander redet, wenn alles fertig ist, bringt es eher Missmut.

Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass deutsche und europäische Vorhaben abgestimmt werden und kongruent laufen?
■ Das ist wichtig und eine Grundvoraussetzung für die GAP. Von Christophe Hansen, dem neuen Agrarkommissar, erwarte ich jetzt auch keine 180-Grad-Wende. Aber ich wünsche mir, dass wir eine gemeinsame Vorstellung davon haben, wie sich Landwirtschaft entwickeln soll.

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen
EU-Agrarkommissar Christophe Hansen stellte sich auf der Grünen Woche vor. (c) Sabine Rübensaat

Ostdeutschland: Besondere Verhandlungen zur GAP

Vor allem die ostdeutschen Agrarminister sind mit einer Initiative an den Agrarkommissar herangetreten, um die Besonderheiten der ostdeutschen Agrarbetriebe deutlich zu machen…
■ Das hat sehr viel mit den Direktzahlungen zu tun. Über den ostdeutschen Betrieben schwebt die Gefahr der Kappung und Degression. Selbst die grünen Agrarminister im Osten haben sich in den letzten GAP-Verhandlungen letztendlich dagegen ausgesprochen. Schließlich müssen wir sehen, dass in den Agrargenossenschaften mehr Menschen beschäftigt und viele Familien davon abhängig sind.

ZKL und Borchert-Kommission haben in Zusammenarbeit vieler Interessengruppen in vielen Punkten Einigung erzielt. Sehen Sie eine Chance, dass die Ergebnisse von ZKL und Borchert-Kommission doch zumindest in Teilen Realität werden?
■ Definitiv. Ich hätte auch gern stärker darauf Bezug genommen. Wir haben es so formuliert, dass wir uns auch auf vergangene Dialogprozesse beziehen. Damit sind natürlich Borchert und ZKL gemeint. Jeder, der ein bisschen drinsteckt, versteht das auch. Es ist eben die mühsame Aushandlung von einzelnen Wörtern.

Bürokratie: Regeln vereinfachen

Stichwort Bürokratie-Abbau: Alle reden davon – nicht nur in der Landwirtschaft. Nach den Bauernprotesten gab es die 194 Vorschläge zum Bürokratieabbau. Für wie realistisch halten Sie es, dass sich tatsächlich etwas bewegt?
■ Diese Vorschläge werden wir neu bewerten. Doppelregeln müssen vermieden werden. Ein Sachverhalt darf am besten nur mit einer Regel oder einer Verordnung abgebildet werden. Wenn wir zum Beispiel Gewässer anschauen: Hier regeln sieben verschiedene Gesetze oder Verordnungen, wieviel Abstand Landwirte zu Gewässern beim Ausbringen von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln einzuhalten haben.

Die Bürokratie in der Landwirtschaft nimmt zu.
Weniger Bürokratie – seit Jahren versprochen, das Gegenteil gemacht. (Symbolbild) © Sabine Rübensaat

Auch die Doppelerfassung von Daten und unnötige Berichterstattung müssen vermieden werden. Dieser Bürokratieabbau geht mit Sicherheit. Aber wir müssen die rechtlichen Regeln so formulieren, dass wir nicht angreifbar werden. Schließlich haben wir über uns immer noch die EU, die sich anschaut, was wir machen. Dennoch kann man Regelwerke vereinfachen, standardisieren und zielführender gestalten und das werden wir auch zeitnah angehen.

Was halten Sie von Praxischecks?
■ Praxischecks sind mit Sicherheit richtig. Fachleute in den Ministerien formulieren die Regeln. Aber die Verwaltungen müssen das Regelwerk umsetzen. Es ist unbedingt sinnvoll, zu überprüfen, was überflüssig oder unnötig ist. Der Föderalismus macht es auch nicht unbedingt leichter. So gibt es z.B. unterschiedliche Agraranträge in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Landwirte mit Betrieben in beiden Bundesländern sind dann sehr gefordert. Daher haben wir als einen zentralen Punkt beim Bürokratieabbau die Vereinheitlichung und Vereinfachung der Agraranträge aufgenommen, die wir gemeinsam mit Ländern und Berufsstand umsetzen werden. Wir bräuchten außerdem noch sehr viel mehr Beratung. Und in den Verwaltungen gibt es panische Angst, dass Fehler passieren.

Dr. Franziska Kersten: Ein klarer Fahrplan für den Wolf

Thema Wolf: Wie schnell kann er wirklich in das Jagdgesetz aufgenommen werden – und wie muss dazu das Bundesjagdgesetz verändert werden?
■ Hier gibt es einen klaren Fahrplan: Auf europäischer Ebene muss jetzt die FFH-Richtlinie an die Herabstufung des Schutzstatus in der Berner Konvention angepasst werden. Parallel wird von uns das Bundesnaturschutzgesetz punktuell in Bezug auf den Wolf geändert, um die rechtssichere Entnahme auffälliger Wölfe zu ermöglichen. Außerdem nehmen wir den Wolf ins Jagdrecht auf und stärken weiter den Herdenschutz. Es ist beim Wolf also ein Gesamtpaket. In diesem Zusammenhang werden wir auch einige weitere Punkte im Bundesjagdgesetz erneuern. Es geht da insbesondere um lange überfällige Regelungen zu bleifreier Munition und zum Schießübungsnachweis.

BVVG-Flächen gehen an die Länder

Noch ein wichtiges Thema aus ostdeutscher Sicht. Die BVVG-Flächen werden an die Länder zur Verwaltung übertragen. Ist das die richtige Entscheidung?
■ Ich finde das sehr richtig, weil so die Möglichkeit besteht, die Flächenvergabe mit den jeweiligen Ländern besser abzugleichen. Die Landgesellschaften und Flächenagenturen der Länder haben eine exzellente agrarstrukturelle Kompetenz und wissen am besten, was vor Ort in den Regionen sinnvoll ist. Daher ist es nur folgerichtig, die Verwaltung an die ostdeutschen Bundesländer zu übertragen. Für uns steht hier die Planungssicherheit für die Landwirtschaft im Mittelpunkt. Es gibt dann außerdem einen Pool an Flächen zum Ausgleich, um beispielsweise Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen vernetzt durchführen zu können.

Erfolg der AfD besonders auf dem Land

Wie erklären Sie sich die Erfolge der AfD insbesondere auf dem ostdeutschen Land?
■ Die AfD gibt vermeintlich einfache Lösungen für schwierige Fragen. Der Mensch möchte am liebsten, dass es wieder so wird, wie es immer war. Da ist die Angst vor der Zukunft und dass man seine Lebensweise einschränken muss. Insofern hört man den einfachen Lösungen gern zu. Aber das ist kurz gedacht. Wer sich das Wahlprogramm der AfD genau durchliest, würde merken, dass es für den Einzelnen persönlich gar nicht gut ausgehen würde. Im AfD-Grundsatzprogramm trägt das Landwirtschaftskapitel die Überschrift: „Mehr Wettbewerb. Weniger Subventionen“. Das dort geforderte Zurückfahren der EU-Subventionen nach dem Gießkannenprinzip bedeutet nichts anderes als ein Ende der Direktzahlungen.

AfD, Symbolbild
Was plant die AfD laut Wahlprogramm für die Landwirtschaft? Symbolbild (c) Andrii Koval/stock.adobe.com

Aber auch an anderen Stellen des Programms wird schnell klar: Die soziale Sicherheit und damit auch der soziale Friede ist infrage gestellt. Uns ist aber auch klar, dass sich viele Menschen im ländlichen Raum abgehängt fühlen und es zum Teil auch sind. Daher ist die Stärkung des ländlichen Raumes auch schon im ersten Absatz unseres Kapitels ein zentrales Thema. Infrastrukturausbau, die deutliche Erhöhung der GAK-Mittel und die Förderung von Wertschöpfung vor Ort stehen für uns ganz oben auf der Agenda. Denn es ist doch klar, dass der ländliche Raum, in dem über die Hälfte unserer Bevölkerung lebt, attraktiv und lebenswert sein muss, um ein Ort des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der gelebten Demokratie sein zu können. Hierfür werde ich mich einsetzen!

Zur Person
Franziska Kersten, geboren 1968 in Lutherstadt Wittenberg, ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Ihre berufliche Laufbahn begann sie mit einer Ausbildung zur Rinderzüchterin mit Abitur, gefolgt von einem Studium der Veterinärmedizin in Leipzig. Nach Tätigkeiten als Assistentin in einer Großtierpraxis und als Amtstierärztin im Kreis Heinsberg, wechselte sie in den öffentlichen Dienst. Sie war in verschiedenen Positionen im Bereich Tierseuchenbekämpfung, Arten- und Biotopschutz sowie Landschaftsplanung tätig, so als Geschäftsführerin der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH und Vizepräsidentin des Umweltbundesamtes. Im Dezember 2020 wurde sie im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Leiterin des Referats „Natur- und Umweltschutz in der Landwirtschaft“, dann wurde sie in den Bundestag gewählt.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
neue Regierung: CDU/CSU/SPD in einer Koalition
CDU/CSU und SPD haben am Mittwoch (9.4.) ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Was beinhaltet er für die Landwirtschaft? (Symbolbild) (c) Andreas Prott/stock.adobe.com

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Bessere Stimmung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Das Agrar-Geschäftsklima hat sich laut Landwirtschaftlicher Rentenbank gegenüber der letzten Befragung der Landwirtschaft im Winter 2024 deutlich verbessert. Das zumindest zeigt das aktuelle Rentenbank-Agrarbarometer, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.

Es basiert auf der Auswertung einer Befragung von 1.000 Landwirtinnen und Landwirten sowie 150 Lohnunternehmen in Deutschland. Mit Aussagen zur aktuellen Situation und den Erwartungen in der deutschen Landwirtschaft, ist das Barometer der einzige empirisch fundierte und über einen längeren Zeitraum verfügbare Index zum Agrar-Geschäftsklima.

Agrar-Geschäftsklima: Bessere Stimmung dank höherer Verkaufspreise

Danach beurteilen 83 % der befragten Landwirtinnen und Landwirte ihre aktuelle Situation als sehr gut, gut oder befriedigend. Gründe für die positive Einschätzung sind demzufolge vor allem die hohen Verkaufspreise für tierische Produkte und das eigene Betriebsmanagement. Dazu zählen z. B. durchgeführte Investitionen und weitere Maßnahmen, um den eigenen Betrieb stark aufzustellen. Als Gründe für die negative Beurteilung der aktuellen Lage werden von den Befragten die Agrarpolitik, die hohen Betriebsmittelpreise und die Bürokratie genannt.

Blick in die Praxis der Vipperow Agrar GmbH

Dass die aktuelle Situation alles andere als positiv ist, berichtet auch unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern. Die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG – ein Ackerbaubetrieb mittlerer Größe – kämpft nicht nur mit den teuren Betriebsmittelpreisen, sondern zudem mit dem drastischen Anstieg der Bodenpreise. Wer landwirtschaftlichen Boden pachten oder kaufen möchte, müsse immer tiefer in die Tasche greifen, sagt der Betriebsleiter und Geschäftsführer Johannes Gawlik.

Dazu kommen die steigenden Lebenshaltungskosten und Lohnkosten, die volatilen Märkte, die gesellschaftlichen Anforderungen und nicht zuletzt die überflüssige Bürokratie, mit der er sich täglich auseinandersetzen muss. Sie sei zu langsam, zu ineffizient, zu teuer und halte ihn von den wichtigen Tätigkeiten auf dem Acker ab. Seiner Meinung nach brauche es Mut zur Vereinfachung und zu klaren Zuständigkeiten in den Behörden.

Klares Konzept: Diversifizierung

Niedrige Verkaufspreise für pflanzliche Erzeugnisse, Umweltauflagen und mangelnde Planungssicherheit seien Gründe für nicht gerade optimistische Zukunftserwartungen. Das sehen 34 % der Befragten des Agrarbarometers. Sie sind überzeugt, dass es ihnen in zwei bis drei Jahren schlechter oder viel schlechter gehen wird als heute.

Eine solch düstere Prognose stellt unser Praxispartner allerdings nicht. Er ist davon überzeugt, die Schlagkraft seines Betriebes zu steigern und mit unternehmerischer Kreativität und einem klaren Konzept die Produktion noch effizienter zu gestalten. Seiner Meinung nach braucht es eine Mischung aus Diversifizierung und Spezialisierung für die Unternehmensstrategie.

Um landwirtschaftliche Betriebe langfristig erfolgreich zu führen, ist es elementar, strategische Entscheidungen über die weitere betriebliche Entwicklung immer im Auge zu haben. Ein wichtiges Zukunftsthema nicht nur für die Vipperow Agrar in Priborn, sondern für alle Landwirtschaftsbetriebe und Lohnunternehmen, die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen erhöhen wollen.

Bessere Stimmung: Den Regierungswechsel im Blick

Ob die Aufhellung der Stimmung auch mit dem Regierungswechsel zu tun hat, ist unklar. Sicher ist, dass sich die neue Regierung an Ergebnissen messen lassen muss. Zu wünschen wäre es jedenfalls, wenn uns die schwarz-rote Koalition von Anfang an positiv überraschen würde.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
neue Regierung: CDU/CSU/SPD in einer Koalition
CDU/CSU und SPD haben am Mittwoch (9.4.) ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Was beinhaltet er für die Landwirtschaft? (Symbolbild) (c) Andreas Prott/stock.adobe.com

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Pflanzenschutz im Raps und Maisaussaat in Brandenburg

Zwei wesentliche Aufgaben stehen an diesem letzten April-Freitag auf der Agenda unseres Brandenburger Praxispartnerbetriebes: der Pflanzenschutz im Raps und die Maisaussaat. Wir begleiten den neuen Pflanzenbauleiter von agrafrisch, Roman Kurzer, zu diesen beiden „Baustellen“ auf die Schläge rund um Buchholz und lernen ihn bei dieser Gelegenheit gleich ein bisschen kennen. 25 Jahre hat der Landwirtschaftsmeister Betriebe in Osteuropa geführt: in Rumänien, der Ukraine und in Russland. Zuletzt war es ein 14.000-Hektar-Betrieb in der Ukraine.

Pflanzenbauleiter: Von der Ukraine nach Brandenburg

„Zwei holländische Landwirtssöhne, die ich als Erntehelfer da hatte, waren so beeindruckt, dass ich für ihre Familien zwei Betriebe mit je 2.500 ha ausfindig machen sollte“, erzählt Kurzer. Das war 2021, und in der Ukraine sei man da schon nicht mehr günstig an Flächen herangekommen. Er orientierte die Niederländer auf Kaliningrad. „Drei Tage vor dem Notartermin sind die Raketen durch die Luft geflogen“, erinnert sich Kurzer, letztlich scheiterten Kauf und Pacht der 5.000 ha mit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022.

Absprache
Auf dem Betriebshof trifft sich Roman Kurzer mit Ralf Glöde und Carsten Dames (v. r.) vom Lohnunternehmen ATS in Obersdorf. (c) Heike Mildner

„Und jetzt eben Brandenburg“, sagt er und zeigt Fotos von 2.000 ha Sonnenblumen, die in der Ukraine in seiner Verantwortung gediehen. Aber auf Größe komme es nicht an, „lieber tausend Hektar weniger und richtig gut, es muss Spaß machen!“.

Pflanzenschutz im Raps: Fungizide Strobilurin und Boscalid

Auf dem Betriebshof in Buchholz trifft sich Kurzer mit Ralf Glöde und Carsten Dames vom ­Agrar- und Transportservice GmbH (ATS) in Obersdorf bei Müncheberg. Glöde fährt die Spritze, Dames den Tanklaster für den Nachschub. Gespritzt werden die Fungizide Strobilurin und Boscalid, das Insektizid gegen den Kohlschotenrüssler und Bor zur Pflanzenstärkung. Vor ein paar Tagen war Kurzer mit dem Pflanzenschutzdienst Brandenburg im Raps unterwegs und hat sich für diese Kombination entschieden.

Temperatur und Wind passen an diesem Freitag, und die beiden regionalen Imker lassen ihre Völker sicherheitshalber in den Bienenstöcken, auch wenn das Mittel den Bienen eigentlich nicht schaden sollte. Aber doppelt hält besser und sicher ist sicher. Die Ausbringungsmenge ist berechnet, der Selbstfahrer befüllt, es kann losgehen.

Spritze: Spritzenfahrer dringend gesucht

Die betriebseigene Spritze bleibt heute unterm Schleppdach stehen – nicht nur, weil agrafrisch noch immer händeringend einen Spritzenfahrer sucht. Die agrifac EcoTronicPlus vom Lohnunternehmer ist hochbeiniger und für den Raps in voller Blütenpracht daher besonders gut geeignet, später auch für den Mais. Und bei einer Arbeitsbreite von 30 m kann man auch über mangelnde Schlagkraft nicht meckern. Mit einer Tankladung versorgt Glöde 16 ha.

Raps
Die agrifac EcoTronicPlus vom Lohnunternehmer ist hochbeiniger und für den Raps in voller Blütenpracht daher besonders gut geeignet. (c) Heike Mildner

Gegen Abend wird die Aufgabe auf den 150 ha Raps erledigt sein. Dualstudentin Larissa Langheim kennt die agrafrisch-Flächen inzwischen ziemlich gut und begleitet den Lohnunternehmer zu den Schlägen. „Zeig ihm, wo er starten muss – mach es ganz direkt, nicht um drei Ecken!“, gibt Kurzer ihr mit auf den Weg. Larissas Abschlussprüfung an der Berufsschule sei gut gelaufen, erzählt sie, leider habe sie noch kein Ergebnis. In jedem Fall werde sie weiter den Kontakt zum Betrieb halten.

Maisaussaat: Entscheidungshilfe von Roman Kurzer

Die Maisaussaat auf insgesamt 400 ha ist am Freitag zur Hälfte erledigt. Aber Dirk Lange, der die Saat ausbringt, hat ein Problem mit den Vereinzelungsscheiben. Die auszulegenden Körner sind etwas größer als die der vorangegangenen Sorte. Der Abstand in der Reihe passt auch nicht, die Vereinzelungsscheiben müssen angepasst werden. Roman Kurzer gibt Entscheidungshilfe, die Scheiben werden montiert.

Maisaussaat
Maisaussaat: Dirk Lange (l.) hat nach Wechsel der Sorte beim Mais-Saatgut ein Problem mit den Vereinzelungsscheiben. Roman Kurzer filmt den Prozess mit dem Handy im Zeitlupenmodus. (c) Heike Mildner

Dann testet er die Kornablage und filmt den Prozess mit dem Handy im Zeitlupenmodus. Das Video zeigt: Sieht aus, als würden die neu gewählten Scheiben besser funktionieren. Noch einmal den halben Schlag hoch und runter, die gelegten Körner ausgegraben und prüfen, ob Abstand und Tiefe stimmen. Kurzer nimmt es genau. Er hat einen Plan und möchte ihn umsetzen.

Auf dem Tablet hat er die Applikationskarten, die auf Grundlage von Biomassekarten der Jahre 2020 bis 2024 erstellt wurden. Die Schläge sind jeweils in drei Zonen geteilt. In den schlechten werden 6 Körner je Quadratmeter gelegt, im mittleren Bereich 6,5 Körner und im guten Bereich 7,5 Körner. Funktionierende Vereinzelungsscheiben sind die Grundlage, also nimmt sich Kurzer die Zeit, es zu prüfen.

Pflanzenbau: Alles auf den Prüfstand

Momentan scheint im Pflanzenbau alles auf dem Prüfstand zu stehen, ohne dass es bisher große Veränderungen gegeben hätte. Bis auf die neue Rollhacke. Die sei nicht nur für die mechanische Unkrautbekämpfung gut. Kurzer setzt sie vor allem zur Belüftung des Bodens ein. „Sie wirkt einfach, ohne Internet und elek­tronische Steuerung, ist einfach gut für die Bodenstruktur, das Bodenleben, die Mineralisierung. Luft kommt an die Wurzeln, sie bestocken besser“, sagt Kurzer, der das Wintergetreide komplett mit der Rollhacke bearbeiten ließ. Seine Devise: „Man muss machen, wovon man überzeugt ist, und das konsequent!“

Pflanzenbauleiter: Wohnen im Wohnwagen

Kurzer hat nicht nur an sich, sondern auch an die Mitarbeiter hohe Ansprüche. Er möchte, dass sie gerne zur Arbeit kommen, nicht nur, weil sie Geld verdienen müssen. In seiner vielköpfigen Familie sei das Landwirtschaftsgen, verbunden mit landwirtschaftlicher Leidenschaft, stark ausgeprägt. Sein Jüngster habe schon mit 13 Jahren alle Maschinen fahren können.

Sowas würde er sich auch von den Mitarbeitern wünschen. Und auch eine Wohnung in der Nähe auf dem Land würde das Ankommen sicher erleichtern. Momentan lebt Kurzer im Wohnwagen auf dem Betriebsgelände: keine Dauerlösung.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Ludolf von Maltzan leitet seit knapp 20 Jahren die Ökodorf Brodowin GmbH & Co. Vertriebs KG, die seit Februar zwar noch eine Molkerei, aber keine Milchkühe mehr hat.
Ludolf von Maltzan leitet seit knapp 20 Jahren die Ökodorf Brodowin GmbH & Co. Vertriebs KG, die seit Februar zwar noch eine Molkerei, aber keine Milchkühe mehr hat. © Heike Mildner

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Grundsteuer: Online-Seminar für Landwirte

Die Grundsteuerreform wirft gerade für viele Agrarbetriebe zahlreiche Fragen auf. Verstehen Sie Ihren Grundsteuerbescheid richtig? Was müssen Sie als Verpächter oder Pächter speziell beachten? Und gibt es überhaupt noch Möglichkeiten, Ihre Angaben zu überprüfen oder gegebenenfalls Einspruch einzulegen?

Fragen und Antworten zur Grundsteuer

Damit Sie in dieser wichtigen Angelegenheit bestens informiert sind und keine Fristen oder Chancen verpassen, laden wir Sie herzlich zu unserem Online-Seminar „Grundsteuer 2025 – was Landwirte beachten sollten“ ein. Unser Experte, Steuerberater Dr. Marcel Gerds von ETL Agrar & Forst, führt Sie kompetent durch alle relevanten Aspekte und gibt praxisnahe Antworten auf Ihre Fragen.

Dr. Marcel Gerds
Steuerberater Dr. Marcel Gerds ist Experte in Sachen Grundsteuer. (c) Studio Fotosession

Grundsteuer für Landwirte: Was Pächter und Verpächter wissen sollten

Im Fokus des Seminars stehen folgende Themen:

Auf einen Blick

Das Online-Seminar findet am Donnerstag, 22. Mai, um 9 Uhr statt und dauert etwa 1,5 Stunden. Kosten: 99 Euro. Leser der Bauern­zeitung erhalten 10 Euro Rabatt. Die Anmeldung erfolgt über die Landakademie.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Vertrag, Unterschrift, Signatur, Vertragsrecht, Gültigkeit
Viele Landwirte fragen sich, was sie beachten müssen, wenn sie einen Vertrag zu erneuerbaren Energien unterschreiben wollen. (Symbolbild) (c) nmann77/stock.adobe.com

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Streit um den Wolf: Bauern, Jäger und Landkreise drängen auf Sofortmaßnahmen

Anlässlich des „Tag des Wolfes“ am 30. April haben der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Landkreistag (DLT) die Bundesregierung eindringlich zu einer Kehrtwende in der Wolfspolitik aufgefordert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz betonten die Vertreter der Verbände die Notwendigkeit, die bestehenden Spielräume zur Regulierung des Wolfsbestandes zu nutzen und ein wirksames Wolfsmanagement auf den Weg zu bringen. Dieser Appell erfolgt unmittelbar vor der Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag.

Helmut Dammann-Tamke (DJV), Bernhard Krüsken (DBV) und Dr. Kay Ruge (DLT) unterstrichen gemeinsam mit dem Tierhalter Jens Schreinecke aus Brandenburg die dringenden Probleme, die sich aus der wachsenden Wolfspopulation ergeben.

Kritik und Forderungen an die Politik

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, kritisierte die anhaltend ungelösten Probleme und verwies auf die hohe Wolfsbesatzdichte in Deutschland im europäischen Vergleich. Trotz eines seit 15 Jahren wachsenden Bestandes von rund 3.000 Tieren und jährlich etwa 6.000 gerissenen Nutztieren bei über 1.000 Rissereignissen, sieht der DBV den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes als erreicht an.

Krüsken warf Umweltverbänden eine Überinterpretation des Artenschutzes und eine Verharmlosung der Probleme für die Weidetierhaltung vor. Er forderte die Bundesregierung auf, den günstigen Erhaltungszustand amtlich festzustellen und in die Regulierung des Wolfsbestandes einzusteigen.

Konkret forderte er eine schnelle Änderung des Schutzstatus des Wolfes in der FFH-Richtlinie, die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und eine Neuregelung des Wolfsmanagements. Zudem brauche es ein Sofortprogramm Wolf, um die Weidetierhaltung zu schützen.

Jäger: Wolf im Jagdrecht aufnehmen

Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes,  sicherte die Unterstützung der Jägerschaft für die Landwirtschaft und Nutztierhaltung zu. Er begrüßte die Aufnahme des Themas Wolf in den Koalitionsvertrag und die Perspektive, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Dammann-Tamke betonte, dass die Jägerschaft bereit sei, sich dieser Aufgabe zu stellen und forderte die Bundesregierung auf, sich auch auf EU-Ebene für eine Rückstufung des Wolfes einzusetzen.

Er schlug eine Abschussplanung mit Obergrenzen und ein schnelles Interventionsmanagement bei Nutztierrissen vor, das sich gezielt gegen auffällige Rudel richten müsse.

Regionales Bestandsmanagement gefordert

Dr. Kay Ruge, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages, forderte, die Interessen der Bevölkerung in den ländlichen Räumen stärker zu berücksichtigen. Er kritisierte das bisherige Management als unzureichend und forderte ein regionales Bestandsmanagement auf Kreisebene.

Streit um den Wolf: Sinkende Akzeptanz

Ruge betonte die sinkende Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung, insbesondere in betroffenen Regionen Ostdeutschlands, und forderte praktikable Lösungen sowie eine Unterstützung der Herabstufung des Wolfes auf europäischer Ebene.

Der Mutterkuhhalter Jens Schreinecke, Vorsitzender Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark (Brandenburg), schilderte die anhaltenden Probleme trotz getroffener Herdenschutzmaßnahmen und die mangelnde Unterstützung. Er forderte aktiven Herdenschutz und ein konsequentes Bestandsmanagement und unterstützte die Forderungen der Verbände.

Bauernverband: Politischer Widerstand und offene Fragen

Auf Fragen nach dem politischen Widerstand und möglichen Obergrenzen für den Wolfsbestand betonte Bernhard Krüsken, dass es einen Block von Akteuren gebe, die eine Regulierung ablehnten. Er plädierte für eine Obergrenze von etwa 1.000 Individuen pro Population, die naturräumlich und gegebenenfalls staatenübergreifend festgelegt werden müsse. Helmut Dammann-Tamke wies auf Anfeindungen gegen Jäger hin und betonte die Notwendigkeit eines positiven gesellschaftlichen Grundrauschens, um Konflikte zu lösen.

Zum Interventionsmanagement forderte Krüsken kurzfristig eine Modifizierung des Schnellabschussverfahrens mit erweiterter Radius- und Zeitregelung sowie mittel- und langfristig eine systematische Abschussplanung. Dammann-Tamke ergänzte, dass bei wiederholten Nutztierrissen ganze Rudel entnommen werden müssten.

Brandenburg: Fördergeld nicht ausgezahlt

Jens Schreinecke kritisierte die schleppende Auszahlung von Fördergeldern für Präventionsmaßnahmen. Teilweise seien Gelder, die in Brandenburg im Jahr 2022 beantragt wurden, noch nicht ausgezahlt worden. Schreinecke unterstützte die Forderung nach wolfsfreie Regionen, beispielsweise in Deichgebieten, wo ein wolfssicherer Zaunbau nicht möglich sei.

Die gemeinsame Pressekonferenz verdeutlichte die wachsende Dringlichkeit und den breiten Konsens zwischen Landwirtschaft, Jagd und Kommunen hinsichtlich der Notwendigkeit einer aktiven Wolfsbestandregulierung in Deutschland. Die Verbände setzen nun auf die neue Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag eine Überprüfung des Schutzstatus und eine Anpassung des Wolfsmanagements vereinbart hat.

Streit um den Wolf: Rasches Handeln gefordert

Ein rasches Handeln in Sachen Wolf mahnen auch der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern (MV) und der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband MV anlässlich des Tages des Wolfes an. Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident des Bauernverbandes MV, erklärte: „Es darf jetzt aber kein langes Abwarten auf die endgültige Entscheidung der europäischen Gremien geben.“

Leberecht forderte: „Der Bund muss unverzüglich die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und die anstehenden gesetzlichen Änderungen im deutschen Recht vorbereiten. Und dabei ist es für uns selbstverständlich, dass die Verbände der Tierhalter frühzeitig beteiligt werden müssen.“

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Ein gerissenes Schaf liegt im Gras.
In der Region kommt es häufig zu Wolfsrissen, hier eine Aufnahme vom vergangenen Jahr. Das Landratsamt Bautzen sah die Voraussetzungen fpr einen Wolfsabschuss als gegeben an. (c) Martin Just

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Alois Rainer wird Agrarminister – und was die Koalition für die Landwirtschaft plant

Lange war spekuliert worden, wer nach dem Rückzug von Günther Felßner das Agrarressort übernimmt, seit Montag, (28.4.) ist klar, dass Alois Rainer neuer Bundeslandwirtschaftsminister wird.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alois Rainer, ein 60-jähriger Metzgermeister aus Niederbayern, wird neuer Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat. Diese Entscheidung wurde im Rahmen der Bildung des schwarz-roten Kabinetts bekannt gegeben. Rainer, der seit 2013 dem Bundestag angehört, bringt eine breite politische Erfahrung mit, die von seiner anfänglichen Mitgliedschaft im Ernährungsausschuss über seine Tätigkeit als verkehrspolitischer Sprecher bis hin zum Vorsitz des Finanzausschusses reicht. Bei der jüngsten Bundestagswahl im Februar sicherte er sich mit überzeugenden 46% der Stimmen den Wahlkreis Straubing.  

Alois Rainer
Der CSU-Mann Alois Rainer wird Bundeslandwirtschaftsminister. (c) Inga Haar

CSU-Parteichef Markus Söder betonte, dass Rainer ein Verfechter der Interessen von „Bauern, Bürgermeistern, Handwerk und Gastronomie“ sei. Er hob hervor, dass mit Rainer an der Spitze des Ministeriums ein Praktiker und Kenner der ländlichen Regionen die Führung übernimmt. Söder bedauerte den Rückzug von Günther Felßner, dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), aus dem Kandidatenrennen, stellte jedoch klar, dass eine Berufung der bayerischen Agrarministerin Michaela Kaniber nach Berlin nie zur Debatte stand.  

Starke Unterstützung durch Staatssekretärinnen

Das Ministerium wird durch zwei erfahrene Parlamentarische Staatssekretärinnen verstärkt:

Silvia Breher (CDU): Die Juristin und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende aus Niedersachsen, die zuvor als familienpolitische Sprecherin ihrer Fraktion tätig war, bringt fundierte Kenntnisse in die Agrarpolitik ein. Ihre vorherige Tätigkeit als Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta unterstreicht ihre Nähe zur Landwirtschaft.

Martina Engelhardt-Kopf (CSU): Die Diplom-Handelslehrerin und Nebenerwerbslandwirtin aus der Oberpfalz, die bereits an den Koalitionsverhandlungen im Bereich Umwelt, Landwirtschaft und ländlicher Raum beteiligt war, wird ihre Expertise einbringen.

Die Kombination aus Rainer als erfahrenem Politiker und Praktiker und den beiden Staatssekretärinnen mit ihrer jeweiligen Expertise verspricht eine starke und praxisnahe Führung des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Die Parteispitzen von CDU/CSU und SPD, Friedrich Merz, Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken, haben bereits am Mittwoch, 9.4., ihren Koalitionsvertrag vorgestellt, der wichtige Maßnahmen für ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt enthält. Dieser Vertrag, der der Redaktion der Bauernzeitung vorliegt, verspricht den Landwirten in Deutschland eine Reihe von Veränderungen.

Bekenntnis zur Landwirtschaft

Anerkennung und Verlässlichkeit: Die Koalition betont den wichtigen Beitrag der Landwirtschaft zur Versorgungssicherheit und sieht Landwirte als natürliche Partner im Umwelt-, Klima-, Natur- sowie Tier- und Artenschutz. Respekt, Anerkennung und verlässliche Rahmenbedingungen werden unabhängig von Betriebsgröße und Bewirtschaftungsform zugesichert.

Weniger Hürden beim Stallbau

Freiwilligkeit und Anreize: Statt auf Zwang setzt die Regierung auf Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung bei der Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzstandards. Praxistaugliche Regelungen und schlanke Verfahren sollen geschaffen werden.

Tierhaltung: Genehmigungsrechtliche Hürden beim Stallbau sollen abgebaut werden, und es wird Bestandsschutz für neu- und umgebaute Tierwohlställe für mindestens 20 Jahre geben. Ein einmaliges Prüf- und Zulassungsverfahren für neue Stallsysteme ist geplant. Die notwendigen Mittel für den tierwohlgerechten Stallbau auf Grundlage staatlicher Verträge sollen dauerhaft bereitgestellt werden. Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz soll praxistauglich und auf Tierwohl ausgerichtet reformiert werden. Die Technische Anleitung Luft (TA-Luft) und die Technische Anleitung Lärm (TA-Lärm) sollen überarbeitet und vereinfacht werden.

Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden

Herdenschutz: Die Koalition bekennt sich zum Herdenschutz. Der Vorschlag der EU-Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie soll unverzüglich in nationales Recht umgesetzt werden. Mit den notwendigen Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist für eine rechtssichere Entnahme von Wölfen gesorgt. Der Wolf soll umgehend ins Jagdrecht aufgenommen werden. Darüber hinaus ist eine punktuelle Erneuerung des Bundesjagdgesetz (BJagdG) geplant.

Pflanzenschutz: Die Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln soll verbessert werden durch transparente, schnelle und wissenschaftsbasierte Verfahren. Gleichzeitig soll der Umfang und das Risiko beim Pflanzenschutzmitteleinsatz reduziert werden, unter anderem durch Anreize für Präzisionslandwirtschaft und integrierten Pflanzenschutz.

Agrardiesel-Rückvergütung kommt zurück

Agrardiesel: Die Agrardiesel-Rückvergütung soll vollständig wieder eingeführt werden. Der Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft soll von der Energiesteuer befreit werden.

Bürokratieabbau: Gemeinsam mit den Ländern und dem Berufsstand sollen Agraranträge vereinheitlicht und vereinfacht werden. Die Entwicklung von digitalen Anträgen in der Landwirtschaft wird vorangetrieben. Unnötige doppelte Meldungen und Aufzeichnungspflichten sollen abgeschafft und Datenbanken zusammengeführt werden.

Koalitionsvertrag: Mittel für GAK und GAP

GAK und GAP: Die finanziellen Mittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sollen deutlich erhöht werden. Für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) setzt sich die Regierung für ein entsprechendes Budget im nächsten EU-Finanzrahmen ein, wobei die erste Säule einkommenswirksam, bürokratieärmer, transparenter und effizienter ausgestaltet werden soll. Einkommensanreize für Klima-, Umwelt- und Tierwohlleistungen sollen deutlich steigen.

Ökolandbau: Der Ausbau des Ökolandbaus soll durch eine Biostrategie gestärkt werden, mit erhöhten Mitteln für Forschung und Bildung, Stärkung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) und Nachfrageimpulsen.

Koalitionsvertrag: Was für Obst-, Gemüse- und Weinbau geplant ist

Faire Wettbewerbsbedingungen: Die Regierung unterstützt die Evaluierung und Überarbeitung der EU-Richtlinie über unfaire Handelspraktiken und führt eine unabhängige Ombudsperson ein. Im Rahmen neuer WTO-Verhandlungen soll sich für gleichwertige Spiegelklauseln bei Lebensmittelimporten eingesetzt werden.

Obst-, Gemüse- und Weinbau: Der Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse soll erhöht werden. Dazu soll das „Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau“ mit konkreten Schritten umsetzt werden. Dazu ist der Einsatz von Saisonarbeitskräften nötig.

Mindestlohnt von 15 Euro kommt 2026

Mindestlohn: An einer starken und unabhängigen Mindestlohnkommission hält die Koalition fest. Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns soll sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg soll ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar sein.

BVVG-Flächen gehen an die Länder

BVVG-Flächen: Die Regeln der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) für die Flächenverpachtung sollen zeitnah überprüft werden. Zur Herstellung von Planungssicherheit bleiben bestehende Pachtverträge für ein weiteres Jahr wirksam. Die BVVG-Flächen werden an die Länder zur Verwaltung übertragen. 

Ländliche Regionen: Gemeinschaft stärken

Stärkung der Wertschöpfung: Durch gezielte Investitionen sollen weitere Potenziale für regionale Wertschöpfung erschlossen und die Gemeinschaft gestärkt werden.

Mobilfunk: Die Arbeit der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft soll fortgesetzt werden, um eine flächendeckende Mobilfunkversorgung zu gewährleisten.

Erneuerbare Energien: Einsatz alternativer Kraftstoffe

Ressourcenschonung: Die Ziele der Wettbewerbsfähigkeit, der Ernährungssicherung und der Ressourcenschonung sollen gleichermaßen verfolgt werden.

Klimaanpassung: Die Klimaanpassungsstrategie soll umgesetzt und bestehende Förderprogramme zielgerichtet genutzt und gegebenenfalls angepasst werden. Ein Sonderrahmenplan Naturschutz und Klimaanpassung sowie die Prüfung einer diesbezüglichen Gemeinschaftsaufgabe sind vorgesehen.

Erneuerbare Energien: Die zeitnahe Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie III (RED III) wird angestrebt, und der Einsatz alternativer Kraftstoffe, inklusive Biokraftstoffe, soll vorangebracht werden. Betrug beim Import von regenerativen Kraftstoffen soll verstärkt bekämpft werden.

Naturschutz: Freiwilliger Moor-Schutz

Naturschutz: Das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz sowie die Moorschutzstrategie sollen verstetigt werden, wobei auf Freiwilligkeit, Anreize und die Honorierung von Ökosystemleistungen gesetzt wird.

Wasser: Infrastruktur für Wasserversorgung

Wasserstrategie: Die priorisierten Maßnahmen der nationalen Wasserstrategie sollen umgesetzt und gemeinsam mit den Ländern weiterentwickelt werden. Die Infrastruktur für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung soll gefördert werden.

Fazit zum Koalitionsvertrag:

Der Koalitionsvertrag verspricht Landwirten mehr Verlässlichkeit und weniger Bürokratie. Es wird auf Anreize und Freiwilligkeit beim Umwelt- und Klimaschutz gesetzt, gleichzeitig sollen die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und faire Bedingungen geschaffen werden. Die vollständige Wiederherstellung der Agrardiesel-Rückvergütung und die Steuerbefreiung alternativer Kraftstoffe dürften für viele Betriebe eine spürbare Entlastung darstellen. Die konkrete Umsetzung dieser Vorhaben bleibt jedoch abzuwarten.

Bauernpräsident Trunk begrüßt Einigung im Koalitionsvertrag als Chance für die Landwirtschaft

Die Einigung im Koalitionsvertrag sendet nach Ansicht des Präsidenten des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Karsten Trunk, ein positives Signal an die Landwirtschaft.
„Im vorliegenden Koalitionsvertrag sind wichtige Themen unseres Berufsstandes verankert. Die
Rückführung der Agrardieselbesteuerung – eine der Hauptforderungen bei den Bauernprotesten
vor einem Jahr – ist festgeschrieben.
Und: Die Koalitionspartner bekennen sich klar zur Tierhaltung in Deutschland. Die Landwirtinnen
und Landwirte dürfen auf mehr Unterstützung und vor allem auf Planungssicherheit bei Stallneu- und -umbauten hoffen.“

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hätte sich in einigen Punkten des Koalitionsvertrages durchaus mehr Verbindlichkeit gewünscht, etwa im Bereich des Abbaus bürokratischer Hemmnisse. Dennoch, so Bauernpräsident Karsten Trunk, könne sich vieles positiv entwickeln. Er gab aber zu bedenken: „Ob das zu einer echten Wirtschaftswende führt, muss sich jedoch erst noch zeigen.“

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Die Ministerpräsidentenkonferenz Ost (MPK-Ost)
Treffen der Ost-Ministerpräsidenten mit Ministerpräsident Mario Voigt, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Staatsminister Carsten Schneider in der Thüringer Landesvertretung in Berlin. (c) Jacob Schröter/TSK

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Kühe getreten? Landesbauernverband reagiert auf Anschuldigungen von Aninova

Die Organisation Aninova erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen den Betriebsleiter eines Milchviehbetriebes in der Uckermark. Wie der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) am Freitag (25.4.) mitteilte, stützt sich die Organisation auf nicht überprüfbare Aussagen von Zeugen, die eine Person auf einem Video erkannt haben wollen.

Dazu äußerte sich Denny Tumlirsch, Hauptgeschäftsführer des LBV: „Die von Aninova erwähnten Zeugenaussagen und sind lediglich Vermutungen. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft zu überprüfen, ob tatsächlich eine behauptete Person zu erkennen ist oder ob es lediglich unbestätigte Mutmaßungen sind.“ Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) am Freitag berichtete, hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Wie Oberstaatsanwalt Stefan Heidenreich der Redaktion rbb24 Recherche mitteilte, gehe es um §17 des Tierschutzgesetzes, wonach sich strafbar macht, wer einem Lebewesen grundlos erhebliche Schmerzen zufügt.

Kühe getreten: Videoaufnahmen sollen Misshandlungen dokumentieren

Bereits Anfang April hatte der rbb über schwere Vorwürfe der Tierquälerei gegen einen der größten Milchviehbetriebe in Brandenburg berichtet. Demnach sollen Videoaufnahmen wiederholte Misshandlungen von Kühen und Kälbern dokumentieren. Die Aufnahmen, die dem rbb vorliegen, umfassen etwa 1.000 Stunden Material, das zwischen Mitte Dezember 2024 und Mitte Februar 2025 mit versteckten Kameras aufgezeichnet und der Tierrechtsorganisation Aninova zugespielt wurde. Sie zeigen laut rbb Mitarbeiter einer Milchviehanlage im Norden Brandenburgs, die kranke und lahme Kühe mit Stöcken schlagen und treten, um sie zum Aufstehen zu zwingen. Anschließend würden sich die Tiere zu einem speziellen Melkstand schleppen.

Betreiber: Kühe waren krank

Der Betreiber des Hofes habe gegenüber dem rbb angegeben, dass es sich bei den betroffenen Tieren um erkrankte Kühe handele, die medizinisch behandelt würden und deren Milch, sogenannte „Sperrmilch“, nicht in den Handel gelange.

Tierquälerei: Aninova stellt Strafanzeige

Wie der rbb weiter berichtet, zeigen andere Aufnahmen Kühe, die vor dem Melkstand zusammenbrechen und dann mit Stockhieben oder Metallgegenständen zum Aufstehen gezwungen werden. Zudem seien Szenen dokumentiert, in denen neugeborene Kälber wiederholt brutal durch Futtergitter geworfen würden. Aninova habe das Material ausgewertet und Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin erstattet. Jan Peifer von Aninova äußerte sich gegenüber dem rbb schockiert über die Brutalität der Vorfälle und hofft auf eine harte Bestrafung der Täter. Die Tierrechtsorganisation Aninova kämpft gegen Massentierhaltung.

Veterinäramt in der Uckermark hat Videomaterial gesichtet

Das Veterinäramt des Landkreises Uckermark hatte bestätigt, dass das Videomaterial vorliegt. Amtsleiter Achim Wendland zeigte sich im rbb-Interview „schockiert“ über die Aufnahmen. Er bezeichnete den Umgang mit den Kälbern und das Schlagen der Kühe als „tierschutzwidrig“ und als mögliche „Tierquälerei“. Wendland kündigte gegenüber dem rbb ebenfalls eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin an, die sich gegen die Verantwortlichen des Unternehmens und möglicherweise einzelne Mitarbeiter richten soll.

Bei dem betroffenen Hof handelt es sich laut rbb um die „Wollschow-Menkiner Agrar GmbH“. Geschäftsführer und Eigentümer Ronaldus Meijer zeigte sich gegenüber einem Reporterteam von rbb24 Recherche „schockiert“, nachdem er sich einen Teil der Aufnahmen angesehen hatte. Er gab dem rbb gegenüber an, Mitarbeitern bei seiner Hofübernahme das Schlagen von Kühen verboten und entsprechende Stöcke eingesammelt zu haben. Auf die Frage, ob identifizierte Mitarbeiter weiterhin beschäftigt seien, verwies er auf Gespräche mit dem Veterinäramt und arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen. Weitergehende Fragen des rbb beantwortete er nicht.

Laut rbb zeigen die Videos Tiere mit teils offenen Geschwüren und Tiere, die nicht selbstständig aufstehen können. Weins schätzt gegenüber dem rbb ein, dass die Aufnahmen einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz belegen.

Agrarministerin Mittelstädt: Mitarbeiter ist entlassen worden

Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) hatte Anfang April gegenüber der Bauernzeitung erklärt: „Wenn die Zustände so sind, wie geschildert, dann sind sie auf das Schärfste zu verurteilen.“ Laut Mittelstädt soll der Betrieb den Mitarbeiter entlassen haben. Das Ministerium werde in die vertiefende Recherche gehen, und auch der Landestierschutzbeauftragte soll informiert werden, erklärte die Ministerin. Sie spricht sich gegen grundsätzliche Kameras im Stall aus: „Da spricht die Datenschutzgrundverordnung dagegen“, weiß Mittelstädt aus eigener Erfahrung. Jeder Mitarbeiter müsse gefragt werden, alle müssten zustimmen. In Brandenburg habe es seit vielen Jahren keinen Vorfall gegeben, so die Ministerin.

Das brandenburgische Landwirtschaftsministerium bestätigte dem rbb, dass für die gewerbsmäßige Haltung von Wirbeltieren grundsätzlich eine behördliche Genehmigung erforderlich sei, die einen Sachkundenachweis verlange. Die Landwirtschaft sei davon jedoch gesetzlich ausgenommen, da der Gesetzgeber von genügend Sachkenntnis in der Bevölkerung und einer entsprechenden Ausbildung der Verantwortlichen ausgehe, wie der rbb berichtet.

Uckermark: Bauernverband war vor Ort

Denny Tumlirsch vom Landesbauernverband Brandenburg (LBV) war nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor Ort. Gegenüber der Bauernzeitung erklärte er: „Die Bilder schockieren uns, spiegeln aber gleichzeitig nicht wider, wie unsere Tierhalterinnen und Tierhalter mit ihren Tieren täglich umgehen. Wir waren selbst vor Ort und haben uns von einem ordentlichen, engagiert von einer Familie geführten Betrieb überzeugen können. Die Familie ist selbst im höchsten Maße betroffen von den Vorfällen im eigenen Stall, zeigt sich sehr offen im Umgang mit den zuständigen Behörden und zog bereits arbeitsrechtliche Konsequenzen.“

Außerdem erklärte Tumlirsch, der die Videoaufnahmen auch selbst gesehen hat: „Der Umgang des Mitarbeiters mit den Tieren ist inakzeptabel. Unsere Mitglieder und wir sind uns einig, dass kein wirtschaftlicher Druck oder andere Umstände diesen Umgang mit Tieren rechtfertigen.“ Bei den Tierschutzverstößen handele es sich um eine einzelne Person, die keine leitende Funktion in dem Betrieb inne hatte.

Auch am Freitag (24.4.) stellte sich Tumlirsch erneut hinter den Betriebsleiter als Verbandsmitglied. „Wir unterstützen ihn und seine Familie“, erklärte er.

Einzelfall und menschliches Fehlverhalten

Der Hauptgeschäftsführer des LBV betonte ausdrücklich, dass es sich bei den Vorfällen um einen Einzelfall handele, um „menschliches Fehlverhalten, vor dem ist niemand gefeit ist“. Die Ursache sieht Tumlirsch in menschlichem Versagen. Die Umstände, die im Einzelfall dazu geführt haben, würden derzeit im Detail aufgeklärt.

Tumlirsch: Verstöße sind nicht der Regelfall

Wie können Verstöße gegen Tierschutz in großen Milchanlagen, wie es sie in Brandenburg gibt, verhindert werden? „Wir gehen nicht davon aus, dass Verstöße dieser Art der Regelfall sind. Der behutsame Umgang mit den Tieren ist Teil der Tierwirtsausbildung“, erklärte der LBV-Hauptgeschäftsführer. Grundsätzlich sei die emotionale Bindung der Tierhaltenden zu ihren Tieren sehr hoch. „Davon können wir uns regelmäßig bei Besuchen in den Betrieben überzeugen. Im Rahmen der Winterschulungen nutzen Tierhalter das breite Angebot der Weitebildungsmöglichkeiten zur Verbesserung des Herdenmanagements, der Tiergesundheit, der Fütterung als auch die Schulungsangebote des Tierschutzberatungsdienstes.“

Tumlirsch findet es bedenklich, wenn durch Veröffentlichung von Material, das auf strafrechtlich relevante Art und Weise erstellt wurde, verwendet wird und damit Menschen zu weiteren Straftaten animiert werden. Durch die Veröffentlichungen im Fernsehen werde ihnen eine große Bühne geboten. „Wir finden die Vorgehensweise der Organisation, die ihren Sitz über 700 Kilometer von Brandenburg entfernt hat, äußerst perfide“, so Tumlirsch. Es sei völlig unklar, ob es sich lediglich um eine Denunziation vermeintlicher Zeugen handelt, die dann noch öffentlichkeitswirksam aufgebauscht werde. Damit sorge Aninova für eine Atmosphäre des Misstrauens in unmittelbarer Nähe des Hofes und für direkte Anfeindungen der Familie.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Jungrinder im Stall
Auch die Jungrinder der DK Brandenburger Wildtiere GmbH Frauendorf werden bald verkauft. (c) Karsten Bär

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis

Warum die neue Regierung quasi zum Erfolg verdammt ist

Nicht nur Journalisten fällt es momentan schwer, die politische Lage zu bewerten. Donald Trump hat die Welt in ein Chaos gestürzt. Das ständige Hin und Her seiner Entscheidungen mit dem folgenden Ab und Auf an den Börsen führt dazu, dass Otto Normalbürger sich am liebsten zurückziehen und sämtliche mediale Wahrnehmung abschalten möchte. Ganz nach dem Motto: Lieber keine Nachrichten als schlechte Nachrichten!

Wirtschaft: Modelle helfen nicht

Auch Wirtschaftsexperten sind teilweise überfordert, wenn sie die Situation einordnen sollen. So erklärte Professor Alexander Sandkamp vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in der vergangenen Woche bei einem Pressegespräch, dass es zurzeit fast unmöglich sei, mit wissenschaftlichen Modellen die Entwicklung zu berechnen – geschweige denn vorherzusehen, wie es weitergeht.

UFOP-Vorsitzender Krawczyk: „Das ist völlig irre“

In seiner trockenen Art hat es der sächsische Landesbauernpräsident und UFOP-Vorsitzende, Torsten Krawczyk, auf den Punkt gebracht: „Das ist völlig irre!“ Der drohende Handelskrieg mit den USA hat zur Folge, dass die Märkte in ständiger Bewegung sind. Das Ergebnis sind steigende Preise beispielsweise für Sojaschrot und Futtermittel, was für viele Landwirte den Kostendruck noch erheblich verstärkt.
Das Einzige, was dagegen hilft, ist Unabhängigkeit.

Koalitionsverhandlungen: Agrardiesel und Mindestlohn

Womit wir beim zweiten wichtigen Thema sind: den Koalitionsverhandlungen. Union und SPD haben in dem 146-seitigen Vertragsentwurf ein ambitioniertes Programm vorgelegt, das allerdings in vielen Punkten unter Vorbehalt steht. Natürlich gibt es durch die Brille einzelner immer Licht und Schatten. So stärkt die Entscheidung, die Agrardiesel-Rückvergütung wieder einzuführen, bei den Landwirtinnen und Landwirten zumindest das Bewusstsein, dass die Bauernproteste vom vergangenen Jahr nicht umsonst waren. Und beim 15-Euro-Mindestlohn für Saisonkräfte ist hoffentlich das letzte Wort noch nicht gesprochen – Sonderregelungen sind hier zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich.

Neue Regierung darf nicht scheitern – wegen der AfD

Es liegt in der Natur der Menschen – und von Journalisten im Besonderen – dass sie in der Bewertung vor allem die negativen Punkte betonen, während positive Aspekte gern verschwiegen werden. Ganz nach dem Motto: Nicht gemeckert ist schon gelobt genug. Bei Parteien mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Wählergruppen ist es absolut normal, dass es zu Kompromissen kommen muss. Beobachter berichten allerdings davon, dass die Gespräche zumindest in der Arbeitsgruppe zur Landwirtschaft vom absoluten Erfolgswillen getragen waren. Allen Beteiligten sei bewusst gewesen, dass ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen ein weiteres Erstarken der AfD und eine Gefahr für unsere Demokratie zur Folge hätte.

Streit kann sich die Koalition nicht leisten

Streit kann sich die Koalition nicht leisten. Auch wenn er bei der Besetzung der Ressorts schon programmiert scheint. Schwer vorstellbar, dass ein CSU-geführtes Landwirtschaftsministerium und ein Umweltministerium unter SPD-Führung gemeinsam konstruktive Entscheidungen treffen. Die neue Regierung ist quasi zum Erfolg verdammt. Wichtigstes Ziel muss die Stärkung der (Land-)Wirtschaft sein, damit die Zuversicht wächst. Eine stabile Regierung, die Vertrauen schafft und Politik erklärt, wirkt gegen die Unsicherheit der Menschen. Hoffen wir also alle auf gute Nachrichten!

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
neue Regierung: CDU/CSU/SPD in einer Koalition
CDU/CSU und SPD haben am Mittwoch (9.4.) ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Was beinhaltet er für die Landwirtschaft? (Symbolbild) (c) Andreas Prott/stock.adobe.com

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Dürre in Thüringen: Agrargenossenschaft Teichel kämpft mit ausbleibendem Regen

Niederschlag, der seinen Namen verdient, konnte die Agrargenossenschaft Teichel – wie die Betriebe in ganz Thüringen – weder im Februar (17,5 mm) noch im März (20,8 mm) messen. Zuletzt (Stand 14.4.) regnete es am 1. April – ganze 1,2 mm. So gut befahrbar die Flächen für die Frühjahrsarbeiten seien: Die Trockenheit ist Mist, sagt Ackerbauvorstand Eric Engelmann.

Trotz Dürre in Thüringen: Pflanzenschutz im Raps

Im Raps (Ausfallgetreide, Rüssler) und Erbsen (Unkraut) wurden Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt. Mit Blick auf die Bestandsentwicklung beim Raps überzeugt Engelmann die Einzelkornsaat: „Der steht sehr gut.“ Einschließlich Hafer und Sommergerste ist die erste Düngergabe rum. Auf die zweite muss der Raps noch warten: „Es ist einfach zu trocken“, erklärt Engelmann.

Für einige Weizenschläge hatten die Gärreste nicht für die erste N-Gabe gereicht, die daraufhin mineralisch versorgt wurden. In diese Bestände wurde in der vorigen Woche (15. KW) die zweite Gabe als organischer Dünger ausgebracht. Gedrillt sind die Sonnenblumen. Den ersten Futterroggen, der einen vitalen Eindruck macht, könne man spätestens Ende April häckseln. Das Grünland wird in diesen Tagen geschleppt; zum Teil erfolgte eine Nachsaat.

Gülle
Die zweite N-Gabe in Winterweizen. (c) Frank Hartmann

Abgeschlossen wurden Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner zufolge etliche Ersatzinvestitionen. Dazu zählen ein Köckerling-Grubber (Allrounder), ein Kuhn-Drehpflug (Vari-leader 7), ein 270-er Case-Schlepper und ein Krone-GX-Transporthänger. Im Milchviehstall kommt nach neuen Mistschiebern der Austausch der Spaltenböden voran. Zwei der fünf elektrischen Kuhbürsten wechselte man zudem aus; zusätzlich gibt es jetzt drei starre Kuhbürsten. Im Jungviehstall begann man mit dem schrittweisen Erneuern der Halterungen für die Fressgitter. Für die Mutterkuh GmbH gibt es einen neuen, größeren Viehhänger, der elf Tiere transportieren kann – er ersetzt die beiden kleinen und nunmehr auch abgenutzten Hänger.

Neue Fässer für die Wasserwagen

Kurz vor dem Start der Weidesaison montiert das Werkstattteam neue, größere Fässer auf zwei weitere Wasserwagen. Rund wird das ganze Technikpaket durch einen Ballentransportwagen für Stroh und Heu. Erneut gab es Verzug bei der Biogasanlage: Der generalüberholte BHKW-Motor hatte Probleme mit den Zylindern: „Auch wenn der Service wirklich schnell reagiert hat, stand der Motor volle sieben Tage still“, ärgert sich Engelmann.

Wasserwagen
Ein neues und größeres Fass kommt auf das Gestell: Im Vorjahr begann man damit, die Wasser­wagen für die Mutterkühe schrittweise zu modernisieren. Jetzt kommen zwei weitere dazu. (c) Frank Hartmann

Die Personalentwicklung im Milchviehstall vor Augen – fünf der neun Kollegen stehen unmittelbar bzw. kurz vor ihrem Renteneintritt –, beschleunigen die beiden Vorstände mit Herdenmanager Phillip Rose die Suche nach einem neuen Melksystem für die 450 Kühe. Die ersten Hersteller von Melkrobotern sandten Angebote ein. Unterschrieben ist bereits ein neuer Lehrvertrag: Im August beginnt die Ausbildung einer neuen Tierwirtin. Begonnen hat die Kooperation mit der Regelschule in Neusitz: Drei Schüler werden nach und nach über mehrere Wochen einen Tag pro Woche im Betrieb sein. „Zu DDR-Zeiten nannte man diesen praktischen Unterricht PA oder UTP“, weiß Blöttner aus Erzählungen. Er hofft, dass Nachwuchs dar­aus erwächst.

Wolf: Sorge um Charolais-Herden

Nach Ostern wird der Auftrieb der ersten Charolais-Herden beginnen. Das Team um Jens Schmidt baut seit einiger Zeit schon fleißig die Weidezäune auf. Die Anwesenheit und vor allem die Rissfreude von Wölfen in der Region trübt den Start in die Saison. Wöchentlich gibt es Rissmeldungen und -funde: kürzlich erst wieder ein Reh auf einer Weide nur 600 m vom Betriebsgelände in Teichröda und damit vom Dorf entfernt. Der Verband der Deutschen Charolais Züchter wird Mitte Juni sein diesjähriges Jahrestreffen mit Mitgliederversammlung im nahegelegenen Watzdorf abhalten. Die Teichrödaer Herde wird ein Exkursionsziel der Züchterkollegen sein.

Wolf-Reh
600 m entfernt vom Betriebssitz: ein gerissenes Reh. (c) Roger Fichtelmann

Aufwendig gestaltete sich die Suche nach einem Leck im Leitungssystem für das Tränkwasser. „Es musste weit und teilweise tief gegraben werden, ehe wir das Leck fanden. In dem Zuge haben wir gleich die alten Leitungen erneuert“, berichtet Blöttner. In Kürze erfolgt noch der Anschluss an den gerade erst erworbenen neuen Brunnen. Eric Engelmann vergisst nicht, von einem kürzlichen „Arbeitsein­satz“ der besonderen Art zu berichten. „Entlang der Bundesstraße haben wir wieder Müll von unseren Flächen gesammelt. So schlimm, wie nach diesem Winter, war es noch nie. Fünf riesige blaue Säcke kamen zusammen. Ich rede da noch nicht von Gartenabfällen oder Bauschutt, die versteckt oder ganz offen in der Flur abgeladen werden. Es ist, gelinde gesagt, erschreckend.“

Gruenland
Grünlandpflege: Das Abschleppen kommt zügig voran. (c) Eric Engelmann

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Aussaat von Wintergerste mit Strip-Till
Konnte die Aussaat von Wintergerste mit Strip-Till überzeugen? © Frank Hartmann

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis
Nadja Karpe züchtet seltene Hühner-Rassen in der Bolter Mühle

Exotische Tiere & Landleben in Mecklenburg: Entdecken Sie eine faszinierende Welt seltener Hühner-Rassen, prächtiger Pfauen und idyllisches Landleben in der Bolter Mühle an der Müritz. Ein ungewöhnliches Paar hat hier seinen Traum vom Landleben verwirklicht.

Putin macht auf dicke Hose. Was im Zuge der Evolution beim Menschen infolge eines gentechnischen Missverständnisses ganzjährig erfolgt, haben die Gefiederten auf das Frühjahr konzentriert – die Balz. Folgerichtig plustert sich der Bourbon-Puter, um einen solchen handelt es sich bei erwähntem Staatsmann-Namensvetter, blasiert auf. Derweil ein Pfau in Weiß, der ersten Sonderfarbe, die auf natürliche Weise entstand, sich mit einem beeindruckenden Rad in Szene setzt. Ganz großes Kino! Tja, Mann muss zeigen, was er kann respektive vorgibt zu können, will er sich paaren, um seine Anlagen weiterreichen zu können. Hightime für Blender und Schummler.

Federstars: Buntes Rasse-Spektrum

Wir sehen ein buntes Rassespektrum, das wir ohne Nadjas sachkundige Erklärungen nie entwirren könnten. Ayam Cemani gilt als schwärzeste Rasse überhaupt, auch Fleisch und Knochen sind black. „Ga H’Mong haben wir in Weiß und, sehr selten, in Bunt.“ Barbezieux sind französische Riesenhühner. Ayam Serama, das kleinste Huhn weltweit, darf nicht fehlen, ebenso wie die Fleischhuhnrasse Mechelner. Dazu watscheln Deutsche Pekingenten, schnattern Toulouser Gänse und Lockengänse sowie eine gemischte Wachtelgruppe durch die mecklenburgische Prärie. Fast ein Dutzend Rassen kommt zusammen, die von Nadja Karpe in Reinzucht weitergeführt werden.

Eine hätte sie gern noch – Meierij’s hoen, erst 2021 entstanden, blau-schwarzes Gefieder, blaue Eier legend – die ersten Küken sind aus zugekauften Eiern bereits geschlüpft. Es wird gescharrt, gepickt, Körperpflege betrieben, also im Sand gebadet oder in der Asche der Feuerschale. Haben wir einen Zeitsprung in die 1980er gemacht, sind auf „Unserer kleinen Farm“ gelandet, eine damals populäre Fernsehserie? Den Anschein hats.

Neue Heimat Bolter Mühle

Doch die Bolter Mühle ist ein prächtiger Backsteinbau, 1665 vom Johanniter-Orden Mirow gegründet und liegt an der Ostseite der Müritz, am Eingang zum gleichnamigen Nationalpark: Nadja und Marko Karpe haben das Ensemble vor einem knappen Jahr gepachtet. Der Besitzer hat, finden wir, ziemlich gute Arbeit geleistet und das nur noch als Ruine existierende, unter Denkmalschutz stehende Gebäude unter Verwendung von viel Fachwerk, Holz und Lehm authentisch und geschmackvoll hergerichtet. Bis Anfang der 2020er-Jahre ist es als Pension, teils als Restaurant, zuletzt fast ausschließlich als Eventlocation genutzt worden.

Nadja und Marko Karpe: Von Berlin an die Müritz

Karpes, seit 25 Jahren ein Paar, haben Flexibilität und Neugier als Lebensstrategie verinnerlicht. Mag mancher ewig standorttreu bleiben und sich damit wohlfühlen. Nicht so die beiden Berliner. Sie haben in der Hotel- und Eventbranche gearbeitet, auch in Österreich und der Schweiz. Immer dabei: die zwei älteren Söhne: Lion, 19, der eine internationale Schule in der französischsprachigen Schweiz besucht, im letzten Jahr sein Abitur abgelegt hat und zurzeit online Sportmanagement studiert, und Colin, 14, Gymnasiast. Das Brüder-Trio komplettiert Lincon, 8, der seine Mama oft tatkräftig bei der Kükenaufzucht unterstützt. „Es macht beweglich im Geist, wenn man selbst die Nase in den Wind halten, sehen, hören, kommunizieren, sich nicht nur von anderen erzählen lassen will, wie die Leute wo ticken“, sagt Marko.

Bolter Mühle. Federstars
Familie Karpe, begleitet von Ayam-Cemani-Huhn, Haubenentlein, Brahma-Hahn, Berry, dem Maine Coon-Kater, und Akita-Hündin Suri. (c) Sabine Rübensaat

Pension in der Bolter Mühle

Irgendwann haben Karpes Lust auf einen Neustart, suchen hierzulande ein dörfliches Anwesen, in minimaler Distanz zum Meer, wollen eine Pension aufbauen, überschaubar, mit drei, vier Zimmern. Die Ostseeküste ist es nicht geworden, mit der Bolter Mühle ist die Familie dennoch eins: Ein Kanu-Umstiegplatz in unmittelbarer Nähe, es führen ein nationaler und ein internationaler Radweg vorbei. In der Branche, im taktvollen, einfühlsamen Umgang mit Menschen haben beide Erfahrung. Marko war im Limousinen-Service bei hochkarätigen Veranstaltungen beschäftigt, nennen wir unser Fußball-„Sommermärchen“, die Berlinale, die Formel-1, war mit A-Promis aus Film, Fernsehen, Sport oder Politik unterwegs.

Nadja Karpe: Offenheit für jede Meinung

Bessere Gelegenheiten, die regenbogen-schillernden Facetten der Spezies Homo sapiens kennen- und akzeptieren zu lernen, gibt es wohl nicht. „Du wirst locker, tolerant, weitgehend vorurteilslos“, sagt der Mann mit dem Basecap und grinst. „Wir akzeptieren jede Meinung, auch wenn wir sie nicht teilen“, präzisiert Nadja. Karpes nennen ihre Beherbergung Pension mit Herz. „Wir tun alles, damit, wer auch immer bei uns feiert oder übernachtet, entspannt und mit einem Glücksmoment wieder nach Hause fährt“, sagt Nadja, erwähnt das kleine Willkommensgeschenk oder das Frühstück, das an Fünf-Sterne-Qualität heranreicht.

Nadja Karpe
Nadja Karpe hat sich den gefiederten Raritäten verschrieben. (c) Sabine Rübensaat

Neben den Zimmern und Ferienwohnungen mit insgesamt 23 Betten bietet man eine Ganztagesvermietung an, die die Nutzung des gesamten Geländes einschließt. Das ist reizvoll. Auf ein paar zu respektierende No-Gos weisen Marko und Nadja, die die Feiernden bei solchen Veranstaltungen begleiten und unterstützen, im Vorfeld hin. Drogen etwa sind – die inzwischen legalisierten inklusive – tabu: Dem Gast gegenüber offen zu sein, heißt für sie auch, eigenen Prinzipien treu zu bleiben. Mit ihren nicht alltäglichen Hobbys verleihen Nadja und Marko ihrer Pension ein Alleinstellungsmerkmal, wofür das 6.000 m2 große Grundstück alle Möglichkeiten bietet.

Hühner-Rassen: Fünf Hennen und ein Hahn

Mit der Zucht und Haltung exotischer Geflügelrassen hat Nadja vor fünf Jahren begonnen, eher zufällig und durch äußeren Anstoß. „Als während der Corona-Zeit die Hotel- und Beherbergungsbranche komplett geschlossen war, habe ich mir einen Hahn und fünf Hennen gekauft – ohne jede fachliche Vorbildung in Hühnerhaltung. Die Kenntnisse habe ich mir später angeeignet.“ Mit den Brutautomaten, der Futterzusammensetzung musste sie experimentieren.

Geflügel: Kleinste Rasse

Schwärzeste, kleinste, schwerste (Rasse) – darf es nichts von der Stange sein? „Weltweit gibt es ca. 500 Rassen, nur 200 davon sind in Deutschland beheimatet. Ich wollte züchten, was nicht jeder kennt und auch nicht beim Bauern nebenan zu sehen ist. Mein Anspruch und mein Züchterauftrag ist es, Rassemerkmale zu erhalten.“ Vorschriften, etwa der definierte Platzbedarf oder die einzig verpflichtende Impfung, die gegen das Newcastle-Virus, werden selbstverständlich eingehalten. Wenn möglich setzt Nadja auf natürliche Mittel, beispielsweise Knoblauch, Apfelessig und Möhren bei Verdauungsstörungen.
Inzwischen ist es unter Großstädtern hip, sich Hühner zuzulegen, sogar im winzigsten Garten.

Hühner: Mit Federstars auf Instagram

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussion um Nachhaltigkeit und Tierwohl findet das Nadjas Akzeptanz. Sowieso, das entnehme sie den vielen Fragen ihrer Gäste, sei die allgemeine Kenntnislage über das Verhalten von Hühnern oder anderen Nutztieren (zu denen zählt sie ihre Gefiederten, nicht zu den Kuscheltieren) eher dünn. Irgendwann habe sie Fotos von ihren Exoten ins Internet gestellt. „Die Sache nahm immer mehr Fahrt auf.“ Ihr Instagram-Account Federstars hat derzeit 47.000 Follower, eine Community, die weiterwächst. „Inzwischen kann ich Menschen weltweit erreichen, es entstehen Freundschaften.“

Man staunt, freut sich über Erfolge, tauscht sich aus. Nadja wird sogar um fachlichen Rat gefragt, und das von immer mehr jungen Leuten, die sich an etlichen Ecken der Erde dem Hobby zuwenden. „Diese Kommunikation ist mir wichtiger, als Preise auf Ausstellungen zu holen.“

Exotischer Palmengarten von Marko Karpe

Um unserer Geschichte ein weiteres Krönchen aufzusetzen: Marko kann mit einem eigenen exklusiven Hobby gegenhalten. Er habe schon in seiner Jugend begonnen, exotische Pflanzen zu züchten, mit wachsender Begeisterung. Das oft zitierte Händchen respektive der grüne Daumen reichen aber nicht mehr. „Wir lesen beide viel, sind mit Züchtern in Kontakt.“ Auf dem Mühlengelände hat Marko eine kleine Allee mit Obstbäumen exquisiter Sorten angelegt, die man nicht überall sieht. (Auf dem Klarapfel, fast „vom Aussterben bedroht“, hat Nadja bestanden.)

Marko Karpe
Marko Karpe in seinem Palmengarten. (c) Sabine Rübensaat

Kiwi, Granatapfel, das mag man noch kennen. Aber Indianerbanane, Brasilianische Guave und portugiesischer Erdbeerbaum …? Im Vor-Ostsee-Klima? Zweifler sollten sich den Sommer nächsten Jahres vormerken, wenn der erste nennenswerte Ertrag bei etlichen Sorten erwartet wird. Dann wollen Karpes einen kleinen Hofladen einrichten. Mit Eiern in ungewöhnlichen Farben sowie Früchten und Pflanzen, deren Herkunft man googeln muss. Besser noch: Vor Ort erfragen! Natürlich auch Details zu Putin und Co. gern zu deren Liebes- und sonstigem Leben! Nadja und Marko nehmen sich Zeit, geben kundig-ausführlich, leidenschaftlich-freundlich Auskunft. Wie es ihre Art ist.

Mehr Informationen unter www.boltermuehle.com sowie auf Instagram unter www.instagram.com/federstars

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 19/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Der kleine Bauer Lindemann
  • Brunnen brauchen gute Filter
  • Effizient und nachhaltig füttern
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe
Informiert sein
Isabell Kreutzer-Görsch (hier mit Töchterchen Mia)
Isabell Kreutzer-Görsch (hier mit Töchterchen Mia) betreibt gemeinsam mit ihrer Mutter Antje auf dem Hof Repente in Brandenburg ein Tiergesundheitszentrum und kümmert sich um erkrankte Vierbeiner. © Sabine Rübensaat

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis