Steilhang in Brandenburg

Weinbau Wobar – Ein Herz für Reben

Agrarpraxis
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Landwirt Andreas Wobar macht seinen Beruf aus Leidenschaft. Noch mehr Herzblut steckt er allerdings in seine Weinreben. Auf 110 m über Meeresspiegel bauen er und seine Frau Brandenburgs einzigen Wein am Steilhang an.

Von David Benzin

In der südbrandenburgischen Lausitz sind vor allem der Braunkohletagebau und die Landwirtschaft anzutreffende Wirtschaftszweige. Die 10.000-Einwohner-Stadt Großräschen vereint beides in einer speziellen Form. Die Winzerfamilie Wobar baut am Großräschener See, der früher statt Wasser Kohleflöze enthielt, den einzigen Steilhang-Wein des Bundeslandes an.

Mit den 30 bis 33° Neigung am Hang des Sees zählen die Reben offiziell zur Kategorie Steilhang. Ingesamt 30 ha Wein gibt es in ganz Brandenburg. Die Reben der Wobars stehen auf 1 ha Fläche am Steilhang und zusätzlich auf einer kleinen ebenen Fläche. Doch Winzer Dr. Andreas Wobar ist nicht nur Weinbauer, er führt außerdem einen Ackerbaubetrieb in der Nähe des Ortes. Auch auf einem kleinen Teil der Betriebsfläche hat er Rebstöcke kultiviert. Der Unterschied: Hier fehlt der Steilhang. Im Geschmack stehen sich flacher und steil gezogener Wein aber in nichts nach, erklärt Andreas Wobar.

Der Weinberg von Familie Wobar am Großräschener See. © David Benzin

Vier Rebsorten und 5.000 Flaschen Wein

Seine Frau, Dr. Cornelia Wobar, teilt die Leidenschaft für den Wein. Gemeinsam geben sie ihr Bestes, um die weißen Rebsorten Johanniter, Solaris und Cabernet Blanc sowie den roten Pinotin vom Weinstock in die Flasche zu befördern. Jedes Jahr können sie 5.000 Flaschen Wein aus der Ernte ihrer 5.000 Rebstöcke keltern lassen. Das übernimmt das Weingut Schloss Proschwitz bei Meißen in Sachsen. Dort haben die Wobars eigens einen Tank gepachtet.

Seit 2012 bauen die Wobars an Brandenburgs steilstem Weinberg ihre Trauben an. Gelesen wird von Hand. Dazu haben sie einen Verein gegründet, über den die Pflege und Ernte des Weins organisiert und personell abgedeckt wird. Zwölf Jahre zuvor wurde damit begonnen, den stillgelegten Tagebau in Großräschen zu fluten. Mit den Jahren stieg der Wasserspiegel immer mehr, bis auf das heutige Niveau. Parallel wurde die Gegend am Rande des alten Tagebaus weiter erschlossen und zu einer Art Seepromenade umfunktioniert. Dort, wo auch die Rebstöcke von WeinWobar stehen, wie sich die Winzerfamilie nennt, können Einheimische und Besucher flanieren, die Aussicht genießen oder eben in einem direkt angrenzenden Restaurant die Weine probieren. Für die Öffentlichkeit ist der See bisweilen noch nicht zugänglich, da er noch dem Bergrecht unterliegt. In den kommenden zwei bis drei Jahren soll sich das aber ändern.

Säure, Zucker und Gesundheit im Blick

Ein geschulter Blick: Mit dem Refraktometer überprüft Andreas Wobar den Zuckergehalt der Trauben. © David Benzin

Der Boden ist ein Geschiebemergel mit einem pH-Wert von etwa 7,2. Der Hang, an dem die Rebstöcke stehen, ist jedoch nicht natürlich entstanden. Er ist durch die Bergbauaktivitäten entstanden und bildet die Tagebaukante aus der Zeit des Braunkohleabbaus in Großräschen. Um langfristig planen zu können, haben die Wobars einen Pachtvertrag über mindestens 25 Jahre geschlossen.

Der Cabernet Blanc ist die letzte Rebsorte, die bei WeinWobar gelesen wird. Der Wein aus diesen Trauben hat später einen Alkoholgehalt von 12,5 %. Der Solaris hat    14 %. Für die Weinherstellung sollte der Traubensaft 7,5 g Säure/l haben. Der Zuckergehalt im Traubensaft wird in Oechsle gemessen. Bei der Ernte waren 105° Oechsle auf dem Reforaktometer, dem Messgerät für den Zuckergehalt, ablesbar, berichtet Andreas Wobar von der diesjährigen Lese. Pflanzenbaulich hat der Weinanbau einige Besonderheiten. Der Pflanzenschutz erfolgt mit einer speziellen Weinbergspritze und einem dazu passenden Traktor. Durch den Anbau von pilztoleranten Rebsorten spart Andreas Wobar aber Pflanzenschutzbehandlung. Somit muss er Fungizide nur zweimal statt achtmal anwenden. Der angebaute rote Pinotin zeichnet sich außerdem durch eine relativ hohe Blattgesundheit aus, die sogar bis in den August hineinreicht.

Doch auf der Schädlingsseite macht diesem Wein besonders die Kirschessigfliege zu schaffen. Das Schadbild ist dann eindeutig: Die Trauben werden angestochen, und der Saft in der Traube wandelt sich zu Essig. Da durch einen Warndienst vom Zuflug des Schädlings berichtet wurde (in Sachsen gab es schon befallene Reben), konnte die Lese des Pinotin aber rechtzeitig vorher stattfinden.

Auch Landwein ist fit für die Qualitätsliga

Landwirt und Weinbauer Andreas Wobar erklärt die Besonderheiten seiner Rebsorten. © David Benzin

Für Familie Wobar ist der Weinanbau eine Leidenschaft, und auch wenn Andreas Wobars Tagesgeschäft der Ackerbau ist, merkt man dem Landwirt und Winzer diese Leidenschaft sofort an. Auch Preise haben die Weine der Wobars schon gewonnen. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass Weinwobars handgemachte Landweine nicht an deutschen Weinwettbewerben teilnehmen dürfen. Das Reglement verbietet es Regionen, die nicht als Qualitätsweinregion anerkannt sind, sich dem Wettbewerb unter den Winzern in Deutschland zu stellen. Den Beweis, dass auch der Landwein der Wobars preisverdächtig ist, hat die Familie aber im internationalen Vergleich gezeigt. Der Pinotin Jahrgang 2015 wurde im Rahmen der Intervitis 2018 mit der Silbermedaille des PIWI-Weinpreises prämiert.

 

Mit Veranstaltungen rund um den Wein, wie der Jungweinprobe, dem Tag des offenen Weinbergs, Weinwanderungen oder dem Weinlauf oder dem Wein- und Federweißerfest, gibt es regelmäßig die Gelegenheit, mit den Wobars ins Gespräch zu kommen und sich über den Weinanbau zu informieren und natürlich zu probieren. Den Weinanbau von Familie Wobar haben wir im Rahmen der Bericherstattung zu Novihum, einem Dauerhumusgranulat auf Braunkohlebasis, besucht (wir berichteten in der Bauernzeitung 46/2019, S. 31).