Naturbelassene Bienenhaltung: Manfred Auraß testet Baumbeuten, die er aus Stämmen selbst angefertigt hat. Durch Kontrollschächte kann er das Geschehen im Inneren beobachten. (c) Elke Ehlers

Baumbeute, Bienensauna und Varroa-Sound

Der Schönberger Imker Manfred Auraß probiert viel aus und hat für seine Bienen ein „Gesundheitsprogramm“ entwickelt. Bei der Bekämpfung der Varroa-Milben kommt er seit 2015 ohne Säure aus.

Von Elke Ehlers

Als Neunjähriger schleuderte Manfred Auraß seinen ersten Honig. „Das Imkern habe ich von Opa Otto gelernt“, erzählt der 67-Jährige, der auf einem Bauernhof bei Mittweida aufwuchs. „Damals gab es bei uns noch keine Varroa-Milben.“ Nach dem Studium zog es den gebürtigen Sachsen an die Küste. Weil er in Schönberg „eine Scholle“ fand, wie er sagt. Und einen Job in der LPG Färsenproduktion Lüderstorf.

Varroa-Milben: Vor 40 Jahren aus Asien eingeschleppt

Sein ganzes Leben interessierte sich der Bauernsohn für die Honigbiene. „Sie ist ein hoch entwickeltes, intelligentes Insekt, das seit 150 Millionen Jahren überlebt hat“, sagt der Hobbyimker.

Als er vor etwa zehn Jahren in Schönberg wieder aktiv in die Bienenhaltung einstieg, setzten die vor etwa 40 Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppten Milben auch den Völkern von Manfred Auraß heftig zu. Als gängiges Mittel gegen den Parasiten gilt Säure – Ameisensäure oder Oxalsäure. Doch die ätzenden Mittel seien auch für die Bienen belastend, meint der Mann aus Nordwestmecklenburg.

Mit der Bienensauna gegen Parasiten

Zehn bis 15 Völker hält er pro Jahr. Bei der Suche nach alternativen Methoden stieß er auf die Erfindung eines Ingenieurs in Bayern – die Bienensauna. Zusammen mit seinem Imkerfreund Lothar Ruthenberg kaufte er sich 2015 ein solches Gerät, das sie abwechselnd nutzen. Den Milbenbefall können sie damit um etwa 85 Prozent reduzieren. Das Gerät besteht aus vier Heizplatten, Boden und Deckel, kann mit Batterie oder über die Steckdose betrieben werden. Auch ein Befeuchtungsmodul gehört dazu, das die Brut vor Austrocknung schützt.

Die Bienensauna enthält vier Heizplatten, die unter dem Bienenkasten platziert und stufenweise auf 42 Grad hochgefahren werden.
Die Bienensauna enthält vier Heizplatten, die unter dem Bienenkasten platziert und stufenweise auf 42 Grad hochgefahren werden. (c) privat

Das Prinzip: Der Wärmespender wird unter der Bienenbehausung (Beute) platziert und stufenweise auf 42 Grad hochgefahren. „Die Wärme tötet die Varroa-Milben, schadet aber den Bienen nicht“, berichtet der Bauernsohn. Temperatur und Feuchte werden elektronisch eingestellt, ein Messgerät überwacht die Werte. Nach drei bis vier Stunden ist die Behandlung abgeschlossen.

Auraß: „Ich behandle zweimal im Jahr, das reicht.“ Möglich sei die Behandlung zu jeder Jahreszeit. Optimal für die Erstbehandlung sei das zeitige Frühjahr. Die Zweitbehandlung kann auch während der Brut oder in der Tracht erfolgen.

„Varroa-Sound“: Ultraschallbehandlung für den Bienenstock

Zu seinem „Gesundheitsprogramm“ gehört zudem der „Varroa-Sound“. Dabei wirken Ultraschallwellen auf den Bienenstock. Der Schall störe das Nervensystem der Parasiten. Sie sind dann nicht mehr fähig, die Bienen anzustechen oder sterben schon in der Entwicklungsphase vom Ei zur fertigen Milbe.

Obwohl er viele Jahre in einer Versicherungsagentur arbeitete, ist der Diplomingenieur für Informatik ein Tüftler geblieben, der ständig Neues testet. Auf die Honigmenge kommt es ihm nicht so sehr an, aber auf bessere Bedingungen für seine Schützlinge. So hat er die Deckel seiner handelsüblichen Holzbeuten mit Schafwolle ausgekleidet. Das natürliche Dämmmaterial halte die Wärme im Bienenstock, lasse aber die Feuchtigkeit hinaus. In die Deckel bohrt er Löcher für die Luftzirkulation. Auraß: „Das schafft ein besseres Klima, wer mag schon eine feuchte Wohnung?“

Aus dicken Stämmen hat er sich außerdem drei Baumbeuten angefertigt – mit Einfluglöchern für die Bienen und mehreren Kontrollschächten, durch die er die Entwicklung im Inneren beobachten kann. „Die Baumbeuten werden sehr gut angenommen“, freut sich der agile Ruheständler, der auch eine kleine Herde Rauwolliger Pommernschafe hält.


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Bienensauna in Fachkreisen nicht unumstritten

Landwirt Rainer Jörke kennt Manfred Auraß seit vielen Jahren. Der Schönberger Fleckvieh-Züchter baut Klee an – eine ausgezeichnete Bienenweide. „Ich finde es gut, dass Manfred so schonend mit den Bienen umgeht“, sagt der Landwirt. Er würde es begrüßen, wenn mehr Imker auf alternative Verfahren umsteigen.

In Fachkreisen ist die Bienensauna wegen des Aufwands an Zeit und Kosten nicht unumstritten. Beim Landesimkerverband äußert man sich daher verhalten. „Wer mit diesen Methoden zurechtkommt, kann sie gern nutzen“, sagt Landesvorsitzender Carsten Fischer. „Mit Säure kann ich 20 Völker für zehn Euro behandeln, mit den Geräten wird es deutlich teurer.“

Manfred Auraß lässt das nicht gelten. Für ihn ist das Tierwohl entscheidend, nicht die Kosten. „Wenn bei Schweinen oder Rindern 20 Prozent der Tiere tot im Stall liegen, würde alles getan, dass sich neue Methoden schneller durchsetzen“, sagt der Wahl-Mecklenburger. Bei Honigbienen aber würden die Verluste hingenommen.