Stallneubau fördert Wohlbefinden der Kühe

„Als wir die ersten Kühe in den neuen Stall gelassen haben, konnten wir den Tieren sofort ansehen, dass sie sich wohlfühlen.“ Silvia Kölbel

In die Milchviehhaltung investieren oder aufhören – trotz Risiko entschied sich die Teichwolframsdorfer Agrar GmbH für die Milchkühe. Dafür gab es mehrere gute Gründe.

Von Silvia Kölbel

Seit September stehen die 350 Milchkühe der Teichwolframsdorfer Agrar GmbH in einem 6.400 m² großen, neuen Stall. Der Betrieb nutzte die Premiumförderung für Investitionen in eine besonders tiergerechte Haltung und investierte insgesamt rund vier Millionen Euro. Es entstand ein moderner, lichtdurchfluteter Stall mit überdachtem Außenbereich, automatischer Wickellüftung, einem Querlüftungssystem, Komfortgummimatten, Schieberanlagen in den Lauf- und Fressgängen und eine Photovoltaikanlage, die eine energieautarke Versorgung des Stalles mit Strom ermöglicht. Die funkgesteuerte Kuhüberwachung registriert unter anderem die Fressaktivitäten und die Bewegungsaktivitäten. Sie verfügt über eine Brunstüberwachung und ein Findungsprogramm, das dem Herdenmanger hilft, ein Tier ohne großen Zeitaufwand zu lokalisieren.

Schwierige Standortfindung

Die Entscheidung, 2019 die Zusammenstellung der Antragsunterlagen in Angriff zu nehmen und einzureichen, um ein Jahr später mit dem Bau zu beginnen, kam gerade noch rechtzeitig. „Von den in die Höhe schießenden Baupreisen blieben wir verschont. Das konnten wir damals nicht ahnen. Wir hatten einfach nur Glück. Unter jetzigen Bedingungen würde uns der Neubau etwa 30 Prozent teurer kommen“, ist Geschäftsführer Gerd Halbauer froh, die Weichen rechtzeitig gestellt zu haben. Schwierig gestaltete sich die Standortfindung. Gerd Halbauer wäre ein in zwei Bauabschnitte aufgeteilter Neubau am alten Standort am liebsten gewesen, um keinen kostbaren Ackerboden als Bauland opfern zu müssen. Nach langem Ringen gab er diese Idee auf, auch weil der Platz nicht ausreichte.

Stall
(c) Silvia Kölbel

Pro und Contra in sachen Neubau

Der Firmenchef hat sich die generelle Entscheidung über die Zukunft des Betriebs nicht leicht gemacht. Schon vor fünf Jahren stand die Frage im Raum: Wie geht es mit der Milchproduktion weiter? Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl, entweder der Neubau eines Stalles oder der Ausstieg aus der Milchproduktion. Viele Gründe sprachen für einen Neubau. Die Biogasanlage benötigt die Nährstoffe aus der Haltung von 910 Rindern. Die Veredlung zu Milch sei immer noch die wirtschaftlich sinnvollste Nutzung der 223 ha Grünland. „Ohne Milchproduktion wären die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter gefährdet gewesen und letztendlich gehört Milchkuhhaltung zum ländlichen Charakter“, wirft Halbauer, der in Mohlsdorf-Teichwolframsdorf auch als ehrenamtlicher Bürgermeister tätig ist, die Gründe, die für die Milchproduktion sprechen, in die Waagschale.

Ein Restrisiko bleibt trotzdem: „Fällt der Milchpreis unter 25 Cent, können wir unsere Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen“, hat Halbauer ausgerechnet. Die Entscheidung sei trotzdem die richtige gewesen.

Umzug gut gemeistert trotz enormer umstellung

„Als wir die ersten Kühe in den neuen Stall gelassen haben, konnten wir den Tieren sofort ansehen, dass sie sich wohlfühlen. Sie haben sofort mit Fressen angefangen und sich hingelegt.“ Innerhalb von vier Wochen bezogen die Kühe gruppenweise den Neubau der Teichwolframsdorfer Agrar GmbH. Der Umzug war für die Kühe eine enorme Umstellung, allein schon wegen des Wechsels des Melksystems.

Statt in einen Fischgrätenmelkstand müssen die Kühe zu einem der fünf Melkroboter laufen, was nicht auf Anhieb funktionierte. Um den Kühen den Melkroboter im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, wurden sie mit einem besonders beliebten Futter gelockt. Das führte dazu, dass sich ein Teil der Tiere nach Verlassen des Roboters wieder hinten anstellte, andere Tiere dagegen mussten die Mitarbeiter zum Melkroboter führen.

Etwa sechs Wochen dauerte die Umgewöhnungsphase, die auch mit einem vorübergehenden Nachlassen der Milchleistung von etwa zwei Litern pro Tier und Tag einherging. „Das waren aber nur Anfangsschwierigkeiten. Jetzt hat sich alles gut eingespielt“, berichtet Halbauer.

Langlebigkeit der Tiere verbessern

Von der Optimierung der Haltungsbedingungen verspricht sich der Betrieb unter anderem, die Langlebigkeit der Tiere zu verbessern, bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Zwischenkalbezeit auf etwa anderthalb Jahre.

Neben der Reproduktion des eigenen Bestandes verkauft der Betrieb auch Zuchttiere. Darüber hinaus erfolgt eine Anpaarung mit Mastrindern. Alle Kälber, auch die männlichen aus der Milchrindanpaarung, mästet der Betrieb selbst, sodass sich der Rinderbestand im Durchschnitt aus 300 Kühen, 50 Trockenstehern, 160 Mastbullen plus der Nachzucht zusammensetzt.

Die Erhöhung der Milchleistung durch die verbesserten Rahmenbedingungen wäre aus Sicht Halbauers ein angenehmer Nebeneffekt, sei aber nicht das vordergründige Ziel. Fest steht aber: „Im alten Stall, einem Gebäude aus den 1980er-Jahren, war eine Steigerung der bis dahin bei etwa 9.800 Liter verharrenden Milchleistung nicht zu erreichen.“

Teichwolframsdorfer Agrar GmbH, Gerd Halbauer im Kälberstall. Im Außenbereich sind auch Kälberiglos.
Gerd Halbauer im Kälberstall. Im Außenbereich sind auch Kälberiglos. (c) Silvia Kölbel

Der Umstieg auf die Robotertechnik von Delaval bringt aus Halbauers Sicht mehrere Vorteile. Das seit 2020 in den Robotern verbaute neue Kamerasystem arbeite sehr genau. „Das Erkennen der Zitzen und das Ansetzen der Becher dauert nur ein paar Sekunden. Die Impulsation regt den Milchfluss an. Nach dem Leermelken jedes einzelnen Viertels löst sich Becher für Becher. „Damit haben wir es hier mit einem sehr euterschonenden Melkvorgang zu tun“, ist Halbauer zufrieden.

Teichwolframsdorfer Agrar GmbH: Mitarbeiter entlastet

Die Entlastung der Mitarbeiter bringt aus Sicht des Geschäftsführers einen zweiten großen Pluspunkt. Ein Großteil der teils schweren körperlichen Arbeit entfalle. Und ganz wichtig: Das geteilte Schichtsystem gehört der Vergangenheit an. „Es wurde immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden, die zwei Mal am Tag zum Melken kommen. Und die um vier Uhr das erste Mal mit der Arbeit beginnen. Das war auch wenig familienfreundlich“, so Halbauer. Sechs Mitarbeiter, ein Herdenmanager, drei Melker, ein Futterfahrer und ein Verantwortlicher für die Kälber betreuen zurzeit den Milchkuhbereich.

Zu den Aufgaben der Mitarbeiter gehört auch die Reinigung des Stalls. Diese beschränkt sich auf zweimal wöchentliches Desinfizieren mit Kalk, das Reinigen der drei Meter langen Tränkebecken, die über ein Kreislaufsystem mit Frischwasser versorgt werden und dessen Rohre zum Schutz vor winterlichem Einfrieren durch die Biogasanlage laufen.

Je nachdem, in welchem Bereich sich die Kühe aufhalten, haben sie einen unterschiedlichen Boden unter den Füßen: Beton im Außenbereich zum Abrieb der Klauen, Gummimatten in den Laufgängen zur Schonung der Gelenke und den schneller abtrocknenden und damit sauberen Spaltenboden im Bereich der abkalbenden und kranken Kühe. Die Abkalbeboxen sind mit Stroh eingestreut.

Weitere Nachrichten aus den Bundesländern