Schäfer arbeiten unter Mindestlohn

Ernste Themen beim Sommergespräch (v. l.) Schäfer Dietmar Hiller, Staatssekretär Weil, Zuchtverbandschef Jens-Uwe Otto und Geschäftsführer Uwe Erl sowie der zweite Kreisbeigeordnete des Kyffhäuserkreises, Dietmar Strickrodt. (c) Katja Müller/TMIL

Auf seiner Sommertour traf Agrarstaatssekretär Torsten Weil auch auf die Probleme der Schäfer. Die sorgen sich um die Beihilfen nach 2023, weil sie von diesem Geld maßgeblich ihr Einkommen bestreiten müssen.

Viele Mitglieder der Staatsregierung befinden sich derzeit auf Sommertour. Für das Agrarministerium bereist Staatssekretär Torsten Weil das Land. Vorige Woche machte er Stopp in der Schäferei Dietmar Hiller im Bad Frankenhäuser Ortsteil Seehausen. Er und seine Kollegen nutzten das Gespräch, um die seit Jahren kritische wirtschaftliche Situation der schafhaltenden Betriebe zu thematisieren. Denn die erzielten Einnahmen aus dem Verkauf von Lämmern und Wolle reichten nur noch zu 25 Prozent, um die entstehenden Kosten zu decken.

Leben vom Transfer

Die restlichen Einnahmen müssen aus Transferleistungen erzielt werden. Neben dem fehlenden Rechtsanspruch auf diese Zahlungen stelle die alleinige Bindung an die Beihilfefähigkeit der bewirtschafteten Flächen einen erheblichen Unsicherheitsfaktor dar. Trotz der Beihilfen lägen die zu erwirtschaftenden Stundenlöhne in den Betrieben deutlich unter dem Mindestlohn. In Haupterwerbsbetrieben wie dem von Dietmar Hiller sei der Betriebsinhaber die am schlechtesten bezahlte Arbeitskraft.

Den Umfang der Schafhaltung in Thüringen in den nächsten Jahren machen die Schäfer maßgeblich davon abhängig, ob es gelingt, die gesellschaftlich gewollte und gewünschte Leistung Landschaftspflege aufwandsgerecht zu entlohnen.

Als mögliche Lösungsansätze sehen die Schäfer die Einführung einer starken Einkommensbeihilfe in der Ersten Säule. Dies könne auch unter Nutzung einer an die Weidetierhaltung gekoppelten Prämie realisiert werden. Die Schäfer warnen vor einer „Verrechnung“ der Mittel aus der Ersten mit den Zahlungen der Zweiten Säule.

Überdacht gehöre die Beihilfenhöhe für die Programme im Kulap. Diese müssten sich viel stärker aufwandsbezogen herleiten. Weil die Grünlandprogramme ein hohes Anlastungsrisiko in sich trügen, wäre statt fünfjähriger Verpflichtungszeiträume die jährliche Abrechnung wünschenswert oder nur einmal am Ende des Verpflichtungszeitraumes.



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FFH-Flächen finden

Eine weitere Forderung der Schäfer betrifft FFH-Flächen, die aus der Bewirtschaftung gefallen sind. Diese sollen identifiziert und ihnen zur vergüteten Pflege anvertraut werden. Seine Sommertour führte Weil bislang u. a. auf den Bauernhof der Familie Schuchert in Dermbach, zur Brockmann-Grimme GbR in Roßleben/Bottendorf, ins Sägewerk Lückenmühle in Remptendorf sowie zum Weingut Zahn in Großheringen.

In dieser Woche standen noch Stopps in der Agrargenossenschaft Schalkau und der Greußner Salami- und Schinkenfabrik auf dem Programm. red

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