Milchvieh Schönhagen: Melkroboter und KI im Fokus der PBK Rinderzucht
Bei der PBK Rinderzucht GmbH Schönhagen (Brandenburg) steht die Milchviehhaltung im Mittelpunkt. Dabei wird großer Wert auf Tierkomfort und Tiergesundheit gelegt. Wie ausgeklügelte Futterrationen für eine hohe Milchleistung sorgen:
Wer zur Milchviehanlage nach Schönhagen kommt, dem fallen als erstes große Biogasanlagen und in der Ferne auch noch Windräder auf. Die Ställe für die Kühe und Jungrinder sehen eher bescheiden aus. Die meisten stammen noch aus den 1970er-Jahren. In den letzten beiden Jahrzehnten hat man dort aber viel umgebaut und so manches erneuert, um die Arbeitsbedingungen und das Tierwohl zu verbessern. Geschäftsführer Christian Beckmann informierte darüber auf der MilchTour der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg.

PBK Rinderzucht: Nachhaltige Milchproduktion mit eigenen Futtermitteln
So verfügt der Unternehmensverband PBK (Pritzwalk, Buchholz, Kemnitz) über 2.850 ha Acker- und Grünland mit durchschnittlich 33 Bodenpunkten. Auf den Feldern werden Getreide, Raps, Mais und Zwischenfrüchte angebaut. Dazu nutzt man modernste Technologien. So werden zum Beispiel Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel satellitengestützt ausgebracht.
Nahezu das gesamte Futter für das Milchvieh kommt von den eignen Flächen. Durch die gezielte Verwendung von organischen Düngern und Gärresten aus der Biogasanlage werden die Böden nachhaltig bewirtschaftet. Im Milchviehbereich werden 1.400 Rinder, darunter 958 Kühe gehalten. Die Rinder sind an zwei Standorten untergebracht, in Schönhagen und in Kuhsdorf. Die Kühe wechseln regelmäßig den Standort. Die Tiere in Kuhsdorf sind bereits tragend und müssen weniger intensiv betreut werden. Kurz vor dem Kalben kommen sie wieder nach Schönhagen.
Erneuerbare Energien in Schönhagen: Biogas, Windkraft und PV im Verbund
Erster Haltestopp der Milchtour ist die Biogasanlage, wo Christian Beckmann die Besucher empfängt. Großer Wert wird in der PBK Rinderzucht in Schönhagen auf die Nutzung erneuerbarer Energien gelegt. So wurde bereits 1993 ein Windrad (80 kWp) zur Eigenstromversorgung errichtet. Im Jahr 2011 wurde eine Biogasanlage in Betrieb genommen, die inzwischen über drei Blockheizkraftwerke und mehrere ausgeklügelte Wärmekonzepte verfügt. Das Portfolio zur Energiegewinnung erweiterte sich 2005, 2015, 2018 und 2020 durch die Installation mehrerer Photovoltaikanlagen. Eine Leistung von rund 2.870 kWp steht zur Direkteinspeisung, als Dachverpachtung und zum Eigenverbrauch zur Verfügung.
Als Vorreiter in der Landwirtschaft wurden 2015 Batteriespeicher mit einer Leistung von 380 kWp in Betrieb genommen, was sich allerdings nicht gerechnet habe, so Beckmann. Zwei Drittel der Inputmaterialien für die Biogasanlagen sind Gülle und Dung aus der Milchviehhaltung. Übrig bleibt ein hochwertiger Dünger, mit dem die Böden nachhaltig mit Nährstoffen versorgt werden. Die anfallende Wärme dient zur Getreidetrocknung und zur Heizung in der Hähnchenmast in Hasenwinkel. Wärme wird auch ins Fernwärmenetz der Stadtwerke Pritzwalk geleitet.

Viel Licht, Luft und Futtermanagement für 300 Kühe
Nächster Stopp sind zwei umgebaute Kuhställe der Milchviehanlage in Schönhagen, wo die Tiere viel Licht und Luft haben. Im ersten Stall sind fünf Reihen mit Liegeboxen angeordnet. Dort finden in drei Gruppen 300 Kühe Platz. Der Futtertisch liegt an einer Außenseite. Weil die Fressplatzbreite in der Milchviehanlage Schönhagen recht eng bemessen ist, wird viermal am Tag gefüttert und das Futter mehrmals herangeschoben. Dadurch steht den Tieren immer frisches Futter zur Verfügung.

Kuhbürsten zwischen den Übergängen
Um das Gedränge beim Fressen zu mindern, will man an der anderen Stallseite der Milchviehanlage in Schönhagen noch einen weiteren Futtertisch bauen. Im zweiten Kuhstall ist die Inneneinrichtung anders aufgebaut. Dort befindet sich ein breites tiefverlegtes Futtereinzugsband längs in der Mitte des Stalles. Auf jeder Seite sind dort zwei Liegeboxenreihen angeordnet, wo 240 Kühe bequem Platz finden. Die Hochliegeboxen sind gut mit Stroh eingestreut und die Abgrenzungen beweglich. Tränken und Kuhbürsten sind in den Übergängen zwischen den Laufgängen angeordnet.
Die Kühe der Milchviehanlage Schönhagen sind recht sauber und machen einen entspannten Eindruck. Der Stall ist in Haltungsstufe 3 zertifiziert. Das Futterband wird vom Giebel aus mit einem Futtermischwagen beschickt. Ein Jungrinderstall mit einem Außenfuttertisch wurde 2015 in weiser Voraussicht für beide Standorte in Schönhagen gebaut. Dort sind heute auch noch trockenstehende Kühe und Färsen zur Abkalbung untergebracht.
Hohe Milchleistung durch ausgeklügelte Rationen
Wichtig für hohe Leistungen ist eine ausgeklügelte Rationsgestaltung. Die Totalmischration (TMR) für die Hochleistungskühe in Schönhagen besteht aus 25,5 kg Maissilage, 10 kg Welksilage,
0,5 kg Häckselstroh, 10,0 kg Biertreber, 6,1 kg Roggen- und Gerstenschrot, 5 kg Rapsschrot,
0,67 kg Mineralmix und 3 kg Wasser, also zusammen 61,6 kg.
Die TMR wird präzise auf das Futterband ausgebracht. Vor der nächsten Fütterung läuft das Band rückwärts. Das Restfutter wird aufgefangen und zur Biogasanlage gebracht. Die Kühe kamen im Februar in Schönhagen auf einen Melkdurchschnitt von 37,2 kg Milch je Tag mit 3,91 % Fett und 3,61 % Eiweiß. Die Zellzahl betrug 143.000 pro ml Milch und zeugt von einer hohen Eutergesundheit.
Milch wird täglich nach Updahl gebracht
Täglich werden über 30.000 kg Milch von der Molkerei Arla abgeholt und nach Updahl gebracht. Probleme bereitet noch die Melktechnik, die in die Jahre gekommen ist. In Schönhagen verfügt man über ein Melkkarussell mit 22 Plätzen und in Kuhsdorf über einen Fischgrätenmelkstand mit 2 x 10 Plätzen. Die Arbeit ist zweischichtig organisiert, gemolken wird dreimal täglich. Als Technik für die Zukunft hat man Melkroboter ins Auge gefasst. Dementsprechend müssten auch die Ställe weiter umgebaut werden. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen.
Kälberaufzucht in Schönhagen: Innovative Gruppenhaltung und Vollmilchtränke
Letzter Haltepunkt in Schönhagen ist bei den Kälbern. Auch dort läuft so manches ungewöhnlich ab. Wenn die Neugeborenen nach der Erstversorgung, also (Nabeldesinfektion, Trocknung und Kolostralmilchgabe) fit sind, kommen sie gleich in Gruppen unter, zunächst im Stall und später draußen unter Zeltdächern. Ihre Tränke, ausschließlich selbst erzeugte pasteurisierte Vollmilch, können sie aus Eimern mit Nippel aufnehmen.
Täglich werden die Behälter eingesammelt, in einer Anlage automatisch gereinigt und wieder zu den Kälbern gebracht. Gefüllt werden sie mehrmals am Tag an Ort und Stelle mit dem Milchtaxi. Im Alter von zwei Monaten werden die Kälber in den Jungrinderstall umquartiert, wo sie nach einer Übergangsfütterung dann als Jungrinder eine ähnliche Ration wie die trockenstehenden Kühe erhalten. Sie entwickeln sich gut und können im Alter von 14 Monaten besamt werden. Das durchschnittliche Erstkalbealter beträgt 24 Monate. Die Kühe kommen im Schnitt auf eine Zwischenkalbezeit von 443 Tagen. Die Kälberverluste liegen bei 5 %.

Einmal pro Woche kommt der Tierarzt
Großen Wert legt man in Schönhagen auf ein höchstes Maß an Tiergesundheit, Tierkomfort und Milchleistung. Dazu sind alle Kühe mit einem Sensor und Aktivitätsmesser ausgestattet. Von der täglichen Kontrolle durch das Personal einmal abgesehen, kommt einmal in der Woche der Tierarzt. Er sieht sich alle Tiere an und nimmt bei Bedarf Behandlungen vor.
Eine Besonderheit in Schönhagen ist noch die Messung der Rückenfett-Dicke bei den Rindern, woraus sich vor allem Schlussfolgerungen für die Fütterung ziehen lassen. Man verfügt auch über ein sogenanntes Blutlabor und kann dort einen Mastitis-Schnelltest vornehmen. Von Vorteil sind ebenfalls die Eigenbestandsbesamung und -klauenpflege.
PBK Rinderzucht GmbH als Vorreiter in der Region Pritzwalk
Die PBK Rinderzucht GmbH ist der größte Arbeitgeber in Schönhagen und fest ins aktive Dorfleben integriert. Dort sind 21 Mitarbeiter und drei Azubis tätig. Das Unternehmen hat sich zu einem führenden Milchviehbetrieb in der Region um Pritzwalk entwickelt und will weiter vorankommen. Der Blick ist stets in die Zukunft gerichtet. Aktuelle Herausforderungen sind Investitionen in automatisiertes Melken und KI-gestütztes Herdenmanagement. Damit lassen sich der CO2-Fußabdruck weiter senken und das Leistungsniveau weiter steigern.

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