Bodenbelag im Kuhstall: Ja, wo laufen sie denn?
Wenn es um Klauengesundheit, Milchleistung und Aktivität der Kühe geht, kommt immer auch der Stallboden ins Spiel. Jeder fragt dann, ob er trittsicher, trocken und leicht zu reinigen ist.
Von Prof. Dr. Norbert Kanswohl, Dipl. Agr. Ing. Doreen Tobi, Dr. Jörg Burgstaler, Dr. Denny Wiedow, Universität Rostock/Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV
Die Gestaltung des Stallbodens in Liegeboxenlaufställen ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Hintergrund dafür sind im Wesentlichen die hohe Klauenerkrankungsrate und daraus resultierend das gestörte Lauf- und Brunstverhalten der Kühe sowie Verletzungen aufgrund von nicht tiergerechter Bodengestaltung. Inzwischen sind über die Hälfte der Milchkühe in Deutschland von Klauenerkrankungen betroffen, wodurch erhebliche wirtschaftliche Verluste aufgrund der Verringerung der Milchleistung, der Behandlungskosten, Störungen im Produktionsablauf, des erhöhten Arbeitszeitaufwandes sowie einer erhöhten Reproduktionsrate auftreten.
Die jährlichen Gesamtkosten von Klauenerkrankungen werden für Deutschland auf über 100 Mio. € beziffert. Nach einer britischen Studie verursachen sie 27 % der direkten Gesundheitskosten und liegen damit an zweiter Stelle nach Mastitis.
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Bodenbelag im Kuhstall: Auf gutem Fundament
Laufflächen sollen den Tieren angemessene Bedingungen zur Ausübung ihres natürlichen Körper-pflege-, Sozial- und Sexualverhaltens bieten. Bei den Laufflächen wird zwischen unelastischen (Beton, Asphalt, Epoxidharz) und elastischen Bodenbelägen (Gummi) unterschieden.
Ein wesentlicher Nachteil von Beton ist jedoch die schnelle Abnahme des Rutschwiderstandes. Die Böden sind dann nach kurzer Zeit häufig zu glatt und damit nicht mehr rutschfest und trittsicher. Die Trittsicherheit und Rauheit (Oberflächentextur) des Bodens sind aber von sehr großer Bedeutung, da sie die Bewegungsmöglichkeit und -geschwindigkeit, aber auch die Klauengesundheit entscheidend beeinflussen. Untersuchungen ergaben signifikant höhere Lahmheitsvorkommen auf sehr glatten Böden.
Bei planbefestigten Stallböden Laufgängen sollte für das Abschieben von Kot und Harn stationären Geräten gegenüber der mobilen Variante Schlepper mit Räumschild der Vorzug gegeben werden. Zu den stationären Geräten zählen Breit- und Faltschieber, die mit Kunststoff- oder Gummischienen ausgerüstet den Verschleiß der Bodenoberfläche verringern können. Sie ermöglichen über die Automatik ein häufigeres Entfernen des Dungs aus den Laufgängen als es bei Einsatz eines Traktors wegen des hohen Arbeitszeitaufwandes realisierbar ist.
Beton mit Profil
Im Interesse einer über Jahre anhaltenden guten Trittsicherheit und damit eines hohen Laufkomforts sollte bei Einrichtung planbefestigter Laufgänge Beton mit hohem Verschleißwiderstand verwendet werden. Die Betongüteklasse sollte mindestens B 35 betragen. Durch das Einprägen eines Profils (Rautenmuster) in den frischen Beton wird die Rutschfestigkeit zusätzlich erhöht. Allerdings verbleiben beim Abschieben der Laufflächen Kot- und Harnreste in den Rillen.
Das Auftragen von geeignetem Gussasphalt (Güteklasse GE 10 oder 15) mit einer Deckschicht von 3–4 cm auf einem Betonunterbau hat sich in der Praxis aus Sicht der Trittsicherheit in der Regel als eine sehr dauerhafte Variante bewährt. Die in einigen Betrieben schon nach vier bis fünf Jahren auftretenden Verschleißerscheinungen über das Auswaschen von Bindemittel und damit das starke Aufrauen der Oberfläche hängen häufig mit der Verwendung billiger Asphaltmischungen und dem unsachgemäßen Verlegen des Gussasphalts zusammen.
Beim Herstellen der Deckschicht sollte darauf geachtet werden, dass die Oberfläche nicht zu rau wird. Sehr raue Böden erhöhen zwar die Trittsicherheit, aber die Gefahr der Klauenüberlastung steigt aufgrund der wesentlich höheren punktuellen Maximaldrücke. Sehr raue Oberflächen wirken sich auch auf das Laufverhalten der Kühe negativ aus, bei Verwendung von scharfkantigen Materialien kommt es im Vergleich zu rundkörnigen zu erhöhtem Klauenabrieb.
Spaltenböden als Stallboden im Kuhstall
Werden die Laufgänge mit Spaltenböden eingerichtet, entstehen aufgrund der notwendigen Unterkellerung gegenüber der planbefestigten Variante deutlich höhere Investitionskosten. Bei Einsatz von Spaltenböden sollten die Schlitzweiten maximal 35 mm betragen, um ein Abkippen der Klauen in den Schlitz und damit Klauenverletzungen zu verhindern.
Der Einsatz von Gummimatten auf den Laufgängen – darüber sind sich viele Fachleute einig – führt zu einem fast natürlichen Bewegungsablauf, vermindert das Ausrutschen, erhöht die Tieraktivität und verringert Stress bei den Kühen. Zum Einfluss von weichen Gummibelägen auf Klauengesundheit und Fruchtbarkeit ergaben Untersuchungen im In- und Ausland hingegen ein differenziertes Bild. So wurden in einigen Untersuchungen positive Einflüsse der elastischen Bodenbeläge auf Klauengesundheit und Fruchtbarkeit festgestellt, in anderen Untersuchungen ergaben sich zumindest teilweise sogar negative Auswirkungen auf die Klauengesundheit. So wurden bei elastischen Bodenbelägen weniger mechanisch-traumatische Klauenbefunde ermittelt, aber gleichzeitig ein Anstieg der infektiös bedingten Klauenbefunde festgestellt.
Ursache dafür sind vermutlich schlechtere hygienischen Bedingungen, da Laufflächen mit Gummi auflagen in der Regel deutlich feuchter sind als reine Beton- oder Asphaltböden. Außerdem können bei Spaltenböden in Abhängigkeit von der gewählten Gummiauflage Probleme beim Durchtreten des Kotes auftreten. Tabelle 1 zeigt Richtwerte für die Einrichtung des Lauf- und Fressbereichs sowie der Tränken in Milchviehlaufställen. Tabelle 2 zeigt die Analyse und Bewertung elastischer Laufflächenbeläge nach DLG-Prüfberichten.
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