Thüringer Friedrich Dübner mit zwei seiner Herdenschutzhunde. (c) Birgitt Schunk

Thüringer Friedrich Dübner: Vorfahrt für die Schafe

Als Landwirt ist der Thüringer Friedrich Dübner sowohl im Haupt- als auch im Nebenerwerb tätig. Mit dem Abbau des Kuhbestands im Familienbetrieb verbesserte sich die Futtersituation der Schafe.

von Birgitt Schunk

Friedrich Dübners Schafherde ist bunt gemischt. Hier haben Rhönschafe, Coburger Füchse und Berrichon du Cher ihren Platz. 220 Muttertiere sind es, hinzu kommen 30 Burenziegen. Über Jahre hinweg baute der Nebenerwerbslandwirt aus Mühlberg im Landkreis Gotha seine Herde langsam auf. Die ersten Ziegen bekam er zur Schuleinführung geschenkt, später auch ein paar Rhönschafe, die ihm und seinem Vater optisch besonders gefielen.

„Doch wir bekamen die Rhönschaflämmer immer schlecht los“, sagt Dübner. „Deshalb suchten wir uns eine Fleischrasse, die von der Größe passt und uns bei der Gebrauchskreuzung keine Probleme mit Schwergeburten bringt.“ Die Wahl fiel auf die französischen Berrichon du Cher. Auch deren recht feine Wolle war ein weiterer Grund.

Bei den Rhönschafen gab es hier ebenfalls Absatzprobleme, obgleich sie verschmutzte Wolle bereits immer heraussortieren. Die minderwertigeren Qualitäten kommen als Dünger auf die Ackerflächen. „Ohne eine solche Verwendungsmöglichkeit im Feldbau würden nur die Anlieferung auf die Deponie und Entsorgungskosten für die Schafwolle bleiben.“

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Mutterkühe sind keine Alternative

Der Bauer im Nebenerwerb, der mit Schafen und Ziegen 20 ha Grünland bewirtschaftet, ist auch hauptberuflich als Landwirt tätig. Im Betrieb seines Vaters, der aktuell noch 35 melkende Kühe hält und Feldbau betreibt, ist er angestellt. Die Grenzen zwischen Haupt- und Nebenerwerb sind fließend.

Vater und Sohn hatten entschieden, nicht weiter in die Milch zu investieren und den Kuhbestand herunterzufahren. Als Alternative konnten sich die beiden nicht für Mutterkühe erwärmen. „Hier ist das Handling schwieriger, die Schafhaltung kann ich allein bewerkstelligen“, sagt Dübner-Junior. Mit dem Kuhbestandsabbau war schließlich auch mehr Silage für die Schafe übrig.

Seit knapp sechs Jahren setzt der 37-Jährige ohnehin nur auf Heu plus Luzerne- oder Grassilage. Die Milch für die Lämmerkommt aus dem Grundfutter. Das spart Dübner zufolge nicht nur Ausgaben fürs Kraftfutter, sondern sorgt auch für mehr Ruhe im Stall im Winter: „Wenn wir sonst mit dem Eimer voll Kraftfutter kamen, begann die Hektik, weil die Schafe darauf fixiert waren.“

Der verstärkte Anbau von Futter auf Flächen des Haupterwerbsbetriebes, das für die Schafhaltung bereitgestellt wird, soll die Unabhängigkeit vom Markt stärken. „Wir müssen unsere Ernte nicht wegfahren und dann wieder Futter teuer einkaufen.“ Die Lämmer bekommen aber weiter Kraftfutterpellets, die der Betrieb bezieht. Mit Blick aufs Lämmerfutter wurden schon eigene Versuche unternommen, weil Getreidequetsche und Schrotmühle vorhanden sind. „Mit gequetschten Erbsen und Hafer haben wir experimentiert, die homogene, passgenaue Mischung aber nicht hinbekommen.“ Das Thema soll dennoch nicht aus den Augen verloren werden.

Schafe und Ziegen hinterm Herdenschutzzaun
Schafe und Ziegen hinter der 1,40 m hohen Herdenschutzzäunung. (c) Birgitt Schunk

Schur und Klauenpflege in Eigenleistung

Friedrich Dübner war es wichtig, die Schafe im Nebenerwerb zu halten und den Zweig nicht in den Hauptbetrieb des Vaters, der als Wiedereinrichter begann, zu integrieren. „Die Sparte musste erst einmal für sich stehen, um genau zu sehen, was sie abwirft oder auch nicht.“ 2016 meldete der gelernte Landwirt den Nebenerwerb an. In die Karten spielt ihm seither, dass er die Schafschur selbst erledigt. Von „alten Hasen“ hat er sich dies abgeschaut. Bereits in der Lehrzeit schaffte er sich eine kleine Schermaschine an, später eine größere. 300 bis 400 Schafe erleichterte er pro Saison von ihrer Wolle, war so auch für andere Halter tätig. Dies hat er aber zurückgefahren, denn auf dem eigenen Hof gibt es genug zu tun.

Im November kommen die Tiere in den Stall, weil dann die Lammzeit beginnt, um zu Ostern das Fleisch vermarkten zu können. Vor dem Ablammen wird geschoren. „Wenn die Tiere reinkommen, ist das Vlies sauber. Das erleichtert das Scheren“, sagt Dübner. Da er all das selbst besorge, sei er unabhängig, könne zeitlich individuell planen. Auch die Klauenpflege erledigt er mit einem eigenen Behandlungsstand. Das macht ihn flexibel.

Die Familie hilft mit

Die Kosten für diese Dienstleistungen werden gespart – aber nur auf den ersten Blick. „Der Aufwand ist dementsprechend hoch, die Zahl meiner Arbeitsstunden auch. Würde ich mir den Stundenlohn hierfür aus dem Nebenerwerbsbetrieb rausnehmen, wäre der längst pleite.“ Frau und Familie helfen ohnehin mit – „sonst würde das alles erst recht nicht funktionieren“.

Ziel ist es perspektivisch für den Landwirt, die Synergieeffekte aus Neben- und Haupterwerb weiter auszubauen und den Kreislauf rund zu machen. Verstärkt sollen auf dem Acker künftig Zwischenfrüchte als Futter wachsen. Das Milchvieh wird im elterlichen Betrieb keine Zukunft haben, sind die Dübners überzeugt.

Wenn der Junior den Hof übernimmt, wird er irgendwann die Schafe in den Haupterwerbshof integrieren. Sie werden die Kühe ganz ablösen. In Verbindung mit dem Ackerbau soll sich das Gesamtunternehmen dann entwickeln – so der Plan.

Herden vor Wolfsrudel schützen

Eine große Herausforderung ist für den Nebenerwerbler auch die Nähe zum Truppenübungsplatz Ohrdruf, denn in der Region ist ein Wolfsrudel ansässig. 2018 gab es zwei Übergriffe. „Damals stand die Frage, ob ich aufhöre oder in den Herdenschutz investiere.“

Auch die zuständige Natura-2000-Station wollte, dass er weitermacht. Im Herbst des gleichen Jahres wurden zwei Herdenschutzhunde angeschafft. Inzwischen sind es sechs. „In jeder Herde mindestens zwei“, sagt Dübner, der die Weidetiere in drei Herden aufgeteilt hat.

Der Herdenschutzzaun ist 1,40 m hoch. „Mehr als vom Land gefordert wird, denn mit Hunden hätten 90 Zentimeter gereicht.“ Dabei entschied sich Dübner für ein Zaunsystem, bei dem fünf Litzen auf einmal gezogen werden können. 2022 fiel ihm zufolge eins seiner Schafe einer Wolfsattacke zum Opfer. „Es lag außerhalb des Zauns. Es ist wahrscheinlich durchgebrochen und wurde dann vom Wolf gerissen“, mutmaßt er. „Wären die beiden Hunde nicht in der Herde gewesen, wäre sicher mehr passiert.“ 2023 gab es noch keine Vorfälle.

Dübners Zaunwickeltechnik
Quad mit angehängter Wickeltechnik für den Elektrozaun mit fünf Litzen. (c) Birgitt Schunk

Landschaftspflege und Artenvielfalt

Dübners Herden pflegen die Landschaft. Die Natura-2000-Station Gotha/Ilmkreis verweist darauf, dass um die Wachsenburg vor Jahren viele Trocken- und Halbtrockenrasen bereits stark verbuscht waren und wiederhergestellt wurden. Um die Artenvielfalt habe der Schafhalter große Verdienste, heißt es. Darüber hinaus legte er u. a. eine sogenannte Hirschkäferwiege an.

Er brachte dazu Totholz in die Erde ein, deckte dieses ab und lockte so Hirschkäfer-Weibchen an. Der Erfolg stellte sich ein, er griff so der bundesweit stark gefährdeten Art unter die Arme. Ebenso legte Dübner Schutzäcker für gefährdete Ackerwildkrautarten auf seinen Eigentumsflächen an. Dennoch läuft die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos. „Der Biber macht uns Sorgen“, sagt Dübner. Er befürchtet, dass wertvolle Winterfutterflächen vernässen und nicht mehr nutzbar sein könnten.

Herde am Fuße der Wachsenburg
Eine der Herden am Fuße der mittelalterlichen Wachsenburg. (c) Birgitt Schunk

Das hat er auch schon den Verantwortlichen der Station klar gesagt. „Es muss alles im Rahmen bleiben, das Bemühen um den Artenschutz darf man nicht nur mit der rosaroten Brille sehen.“ Dennoch soll es weiter eine gute Zusammenarbeit geben. So würden derzeit Lösungen für Flächen gesucht, die in der Luft hängen. „Das Kulap ist ausgelaufen und bei der Neubeantragung sind wir zu 50 Prozent leer ausgegangen, weil die Gelder alle sind“, so der Landwirt. „Das ist ein unmöglicher Zustand – zumal das nicht die einzigen Baustellen sind.“

Er verweist auf teilweise horrende Pachtforderungen. Auf einem Magerrasen in Steillage habe das Anfangsgebot z.B. 400 €/ha betragen. „Unter diesen Bedingungen kann man keine Schafhaltung mehr betreiben.“ Viel Geduld und Gespräche seien notwendig gewesen, um einen verträglichen Wert auszuhandeln.

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