© Jörg Möbius

Horchposten für biologischen Gegenangriff

Akustisches Frühwarnsystem: Der Fläminger Landwirtschaftsbetrieb Gut Schmerwitz nutzt seit dem Sommer das „Beetle Sound Tube“-System. Mit dem Käfer-Schallröhren-System lassen sich anhand von Fraßgeräuschen Schädlinge im Getreide frühzeitig aufspüren.

Von Jörg Möbius

Es besteht aus 3 m langen Röhren, ausgestattet mit Mikrofon, Datenlogger und einer Einrichtung zur Einbringung von Nützlingen, welche in das Getreidesilo eingehängt weEin Akku als Energiequelle anstelle eines Benzinmotors oder eines störenden Kabels hat viele Vorteile.rden. Die sehr leisen Bewegungs- und Fraßgeräusche der Insekten werden rund 1.000-fach verstärkt, digital erfasst und ausgewertet. Dadurch werden die Schädlingsart und die Schädlingsdichte bestimmt und daraus Empfehlungen zur Bekämpfung abgeleitet. Das ermöglicht dem Lagerhalter eine frühzeitige und zielgenaue Bekämpfung der Schädlinge. Für den ersten Praxistest wurden drei Röhren in ein 80-t-Silo gehängt (Bild).

Insektenbefall frühzeitig erkennen

Dr. Christina Müller-Blenkle vom Institut für Ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz des JKI erklärte, dass die akustische Detektion rund 20 cm um das Rohr herum möglich ist. Da aber die Schädlinge den ganzen Stapel durchwandern, ist eine Messung in Abständen – ähnlich wie bei der Temperaturmessung – ausreichend. Es ist wichtig, einen Insektenbefall frühzeitig zu erkennen, damit noch vor der Schimmelbildung die Insekten bekämpft werden können und die Verluste minimiert werden. Getestet wird auch, ob über das gelochte Rohr direkt Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung eingebracht werden können. Die akustische Identifikation von Schadinsekten stellt eine große Herausforderung dar.

Abbildung BeetleSoundTube

Da die Tiere nicht akustisch miteinander kommunizieren, sind die einzig verfügbaren Geräusche relativ leise Fraß- und Bewegungsgeräusche, die nicht nur vom Insekt, sondern auch stark vom umgebenden Substrat abhängig sind. Fraßgeräusche in harten, trockenen Vorräten unterscheiden sich von denen in weichen oder gemahlenen Substraten. Auch die Entfernung, in der ein Signal wahrgenommen werden kann, ist abhängig vom Substrat und dessen Schallleitungseigenschaften. Versuche mit Kornkäferpopulationen in Getreidemengen von 1 m³ (ca. 720 kg) bzw. 8 m³ (ca. 5.770 kg) zeigten, dass sich die Käfer akustisch etwa acht Wochen früher erkennen lassen, als es mit konventionellen Methoden wie z. B. Temperaturmessungen möglich war. Die Idee zum Projekt Beetle Sound Tube hat sich aus Ergebnissen des Julius Kühn-Instituts (JKI) entwickelt. Koordinator ist die agrathaer GmbH, Müncheberg. Projektbeteiligte sind:

  • Agrar Technik Barnim, Bernau/OT Schönow,
  • BayWa AG, Luckau,
  • Biologische Beratung Prozell und Schöller GmbH, Berlin,
  • Biohof SteinReich, Bad Belzig,
  • BKF Belziger Kraftfutter GmbH,
  • FÖL Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V.,
  • Gut Schmerwitz GmbH & Co. KG,
  • Julius Kühn-Institut, Dienststelle Berlin,
  • Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark,
  • Müller- BBM GmbH, Planegg und
  • WEDA Dammann & Westerkamp GmbH.

Probe des Beetle Sound Tube Systems

Das System Beetle Sound Tube wird für mindestens vier Lagerperioden in vier Praxisbetrieben erprobt und angepasst. Das Gut Schmerwitz ist der erste Erprobungsbetrieb. Ziel der operationellen Gruppe ist es, Beetle Sound Tube zur Praxisreife zu führen. Koordiniert wird es durch die agrathaer GmbH, die wissenschaftliche Leitung obliegt dem JKI. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent-wicklung des ländlichen Raums (ELER) mit rund 1 Mio. € gefördert.