Schnitzel für Schweine: Heizen mit Hackgut
Eine Leitlinie der Wiechmann GbR ist es, so viel wie möglich aus den eigenen Ressourcen zu erwirtschaften. Heizen mit Hackgut passt da natürlich perfekt. Bei den Schweinezüchtern sahen wir zudem, wie es gelingen kann, den nachwachsenden Brennstoff möglichst emissionsarm zu nutzen.
Fotos von Sabine Rübensaat
Lebensmittel sollen hierzulande möglichst wenig kosten. Die Gründe dafür sind bekannt und auch, dass Landwirte im Allgemeinen und Tierhalter im Besonderen deshalb jeden Cent zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben können. Da liegt es natürlich nahe, dass sie auch auf die Energiekosten stets einen wachen Blick werfen. In der Schweinezuchtanlage Wiechmann GbR im Landkreis Rostock, bei der sich Zucht und Mast unter einem Dach befinden, nutzt man deshalb Holzhackschnitzel aus „eigenem Anbau“.
„Bis in die 90er-Jahre haben wir hier noch mit Leipziger Mutterboden geheizt“, berichtet Ingo Wiechmann. Der GbR-Geschäftsführer und deutschlandweit bekannte Schweinezüchter spielt damit auf die Rohbraunkohlekessel aus DDR-Zeiten an. „Dann sind wir auf einen Stückholzkessel eines schwedischen Herstellers und Propangasfeuerung umgestiegen.“
Aus wirtschaftlichen Gründen verabschiedete man sich aber 2008 vom Propangas und heizte im Betrieb zehn Jahre lang zusätzlich mit Strohrundballen. Als dann der Wärmetauscher der Strohfeuerung verschlissen war und auch der regionale Hersteller aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stand, fiel die Entscheidung, künftig betriebseigene Holzhackschnitzel statt Stroh zu nutzen.
Bei dem Halmgutkessel hätten sie zu den 30.000 € Reparaturkosten auch noch weitere Ausgaben gehabt, denn die BImSchG-Vorgaben waren weiter gestiegen. Die Wahl fiel auf zwei Viessmann Vitoligno 300-H mit je 100 kW Leistung, die sich, in Kaskade geschaltet, vor vier Jahren zu dem „alten Schweden“ gesellten.
Die Brennstoffqualität muss stimmen
Diese Heizkessel können mit Holzpellets oder -hackschnitzeln betrieben werden. In Pankelow werden sie über die Förderschnecken aber nur mit Letzterem gefüttert. Eine Fallstufe, Rückbrandtemperatursensoren und ein thermisches Löschventile sorgen für den nötigen Brandschutz. Der Kesselbetrieb erfolgt automatisch, die tägliche Arbeit beschränkt sich auf die Leerung der Aschekästen.
Zudem muss – je nach Bedarf – von Zeit zu Zeit Brennstoff in den Vorratsbehälter gefüllt werden. Das erledigt man mit einem Teleskoplader, der die Holzschnitzel auf dem Betriebsgelände unter einem Schleppdach findet. „Dort lagern sie gut belüftet, aber regengeschützt“, wie der 55-jährige Mecklenburger erklärt. Das sei eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Hackschnitzel wenig von ihrem Brennwert einbüßen und möglichst emissionsarm verbrennen. „Hackschnitzel müssen atmen können.“
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Des Weiteren achte man darauf, das Holz immer erst dann zu bergen, wenn es keine Blätter mehr hat und ihm vor dem Häckseln mehrere Monate Zeit zum Trocknen zu geben. „Davon abgesehen sind die Wintermonate vom Arbeitsanfall her dafür am besten geeignet“, erklärt Ingo Wiechmann. Als Brennstoff verwenden sie zum einen Baum- und Heckenschnitt aus der regelmäßigen Flurpflege, zum anderen Waldholz.
Zum Betrieb gehören nämlich noch 30 ha Bauernwald. Für das Schwachholz werfen die Mecklenburger dann hin und wieder ihren eigenen kleinen Hacker an. Für stärke Äste und ganze Baumstämme kommt einmal im Jahr ein Lohnunternehmer. Der sorge dann mit seiner schlagkräftigen Technik in fünf bis sechs Stunden für die jährlich benötigten rund 600 m³ Kleinholz. Beim Abfahren des Hackgutes nutzen sie natürlich die hofeigenen Schlepper. „Wir versuchen immer, so viel wie möglich aus den eigenen Ressourcen zu erwirtschaften“, erklärt der Landwirt. „Denn wir wollen möglichst unabhängig sein, beispielsweise von steigenden Gaspreisen.“
BETRIEBSSPIEGEL
Schweinezuchtanlage Wiechmann GbR & Landfleischerei Wiechmann GbR 18196 Pankelow
■ Nukleusherde mit 160 Sauen (Landrasse x Duroc)
■ ca. 4.000 Ferkel pro Jahr für die Mast im eigenen Betrieb
■ ca. 1.500 Mastschweine werden jährlich in der eigenen Landfleischerei geschlachtet, Rest beim Schlachthof Perleberg
■ 370 ha Ackerland mit fünfgliedriger Fruchtfolge, Ø 45 BP
■ 30 ha Bauernwald
■ eigene Futtererzeugung
■ Schweinezuchtanlage mit drei Mitarbeitern, einem Azubi
■ 30 Mitarbeiter in der Landfleischerei
Besseres Klima dank Holzfeuerung
Das Holz aus dem Wald und von den Feldrändern hält in der Schweinezuchtanlage Pankelow vor allem Abferkelstall und Flatdeck warm. Früher habe man im Monat gut 4.000 m3 Propangas verbraucht. Für die 1.800 Läuferplätze machte das monatlich 2.000 €. Heute zahlen sie für die Holzhackschnitzel, die in die 300-kW-Feuerung wandern, auch 2.000 € – allerdings pro Jahr. Neben günstigem Holz machten vor allem eigene Technik und vorhandene Arbeitskräfte das für sie so preiswert. Würde man die Hackschnitzel zukaufen, sähe die Geschichte anders aus: Da kostet der Kubikmeter gut 15 bis 20 €.
Worüber sich der Schweinezüchter aber noch freut, ist das enorm verbesserte Stallklima, seit sie sich von den Gasbrennern verabschiedet haben: „Früher mussten wir die teure Wärme immer wieder aus dem Stall blasen. Grund war das Kohlenmonoxid und der daraus resultierende Frischluftbedarf. Jetzt haben wir weniger Heizkosten, ein deutlich besseres Stallklima und können ganz gezielt belüften.“ Und wenn man die Klimabilanz des Unternehmens betrachte, habe der Umstieg von Rundballen auf Hackschnitzel jährlich gut 80 t CO2 eingespart, rechnet der Züchter vor.
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Biobetrieb und Wohnhaus
In Pankelow trafen wir an diesem Tag noch einen zweiten Landwirt, genauer gesagt Nebenerwerbslandwirt. Axel Wiechmann ist der ältere Bruder des Schweinezüchters und hauptberuflich Bürgermeister der Heimatgemeinde Dummerstorf. Sein Grundstück grenzt genau wie das seines Bruders an 30 ha Streuobstwiese. Die gehören zu einem Biobetrieb, den die Wiechmannbrüder ebenfalls führen und zu dem neben einer kleinen Schafherde auch ein 26 Kopf starkes Rotwildrudel zählt. In Axel Wiechmanns Hofstelle befinden sich die Büroräume des Biobetriebes sowie ein moderner Mehrzweck-Veranstaltungsraum. Der jährliche Baumschnitt der Streuobstwiese wird natürlich auch zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass zur Wiechmann GbR auch eine Landfleischerei mit eigener Schlachtung und Hofladen sowie mobiler Direktvermarktung gehören. Gut 1.500 Mastschweine gehen da jährlich über die Ladentheke.
Und wie sollte es anders sein? Auch Axel Wiechmann heizt mit Hackschnitzeln. Sein Heizkessel Marke PuroWin von der österreichischen Firma Windhager ist aber ein Hackgutvergaser und damit quasi die Weiterentwicklung der herkömmlichen Aggregate.
Daniel Weber, Gebietsvertreter des Herstellers aus dem Salzburger Land, erklärt uns die Technik wie folgt: „Unsere patentierte Gegenstromvergasung macht diesen Kessel zur saubersten Hackgutheizung am Markt, denn wir nutzen die Filterwirkung des Brennstoffes: Zuerst wird der Brennraum mit Hackgut gefüllt. Im untersten Teil entsteht nach der Zündung ein Glutbett. Durch die Hitze verkohlt das darüber liegende Hackgut. Diese Schicht wirkt wie ein Aktivkohlefilter. Aus dem Glutbett steigt das Holzgas auf und wandert durch die Kohle und das unverbrannte Hackgut. Der Feinstaub wird dabei gefiltert. Erst oberhalb des Hackguts erfolgt dann die Verbrennung des Holzgases.“
Die Folge sei eine Staubemission von unter 1 mg, ganz ohne Staubabscheider. Darüber hinaus bleibe das Glutbett durch das patentierte Entaschungssystem auch beim Entfernen der Asche erhalten, was bedeute, dass der Kessel mit voller Leistung weiterlaufen kann. Der Holzvergaser verfügt zudem über einen asymmetrischen Austragungskanal, was verhindert, dass längere Holzstücke mit gefördert werden und eventuell die Zuführung verstopfen. Das Glutbett halte vier Tage, weshalb nicht sehr oft gezündet werden muss, was wiederum Strom spart. Laut Hersteller ist er zudem der erste Heizkessel, der serienreif auch Hackgut ansaugen kann.
Axel Wiechmann kann den Heizungsprofie nur bestätigen: „Der Kessel läuft völlig problemlos und die Asche muss nur einmal die Woche entnommen werden. Bequemer und umweltfreundlicher kann man wohl kaum Heizen.“
EXTRAWISSEN
Seit diesem Jahr fördert die BAFA den Einbau einer Biomasseheizung mit bis zu 55 % der Bruttoinvestitionssumme. Für die Installation von Holzfeuerungen ab 5 kW beträgt der Regelfördersatz 35 %. Bei Austausch einer Ölheizung erhöht sich die Fördersumme auf 45 %. Zudem besteht die Möglichkeit auf weitere 5 % durch den Innovationsbonus und 5 % durch den iSFP-Bonus. Maximal 60.000 € pro Wohnung bei Wohngebäuden und 1.000 €/m² Nutzfläche (maximal 15 Mio. €) bei Nichtwohngebäuden. Weitere Infos unter www.bafa.de