Gebühren für PV-Anlage: Gefahr für die Wirtschaftlichkeit
Die Bundesnetzagentur diskutiert eine Gebühr für Betreiber von PV-Anlagen. Das gefährdet die Wirtschaftlichkeit, ein Kommentar von Christoph Feyer:
Die Sonne stellt keine Rechnung. Nach dieser einfachen Logik erschien es bislang sinnvoll, sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu setzen, klimaschonend Strom zu erzeugen und mit der Einspeisevergütung in absehbarer Zeit die Investition wieder reinzuholen. Doch nun gibt es Pläne der Bundesnetzagentur, Solaranlagenbetreiber für die Nutzung der Stromnetze zur Kasse zu bitten.
Überreste der Ampel-Regierung
Dazu veröffentlichte sie unlängst das „Diskussionspapier für die Rahmenfestlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom“ – kurz AgNes – oder, wie die Solarbranche sagt, Vorschläge für eine Sonnensteuer. Konkret stellt die Behörde sechs Varianten für eine Reform der Netzentgeltsystematik in Deutschland zur Diskussion.
Schuld daran ist die Ampelregierung, die für das Ziel Energiewende den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht hat. Bevor man Privatpersonen und Gewerbetreibende dazu animiert, viel Strom aus Wind und Sonne zu erzeugen, hätte man erst einmal das Stromnetz dafür ertüchtigen müssen. Jetzt fehlen ausreichend Kapazität, eine intelligentere Steuerung und genügend Speicherkapazitäten.
Physiker mahnten umsonst: Steigt der Anteil an fluktuierender erneuerbarer Energie hierzulande im Netz über 60 Prozent, bekommt es massive technische Probleme. Und wie die aussehen können, hat jüngst der Zusammenbruch des Stromnetzes auf der Iberischen Halbinsel gezeigt. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erahnen, was passiert, wenn im Hochsommer die Lüftung im Stall ausfällt oder die Melkroboter ungeplant in Urlaub gehen.

3,5 Millionen PV-Anlagen in Deutschland
Aktuell gibt es gut 3,5 Millionen PV-Anlagen deutschlandweit. Wenn die Sonne scheint, produzieren sie rund 81 Gigawatt Leistung, die den Netzbetreibern mittlerweile große Sorgen machen: An sonnigen Sommertagen sind die Überlandleitungen mit Solarstrom „verstopft“ und gleichzeitig zahlen immer weniger Menschen Netzdurchleitungsgebühren, da PV-Anlagenbesitzer keinen Strom beziehen.
Auf der einen Seite müssen also die Netze dringend ausgebaut werden und auf der anderen Seite kommt dafür immer weniger Geld in die Kassen. Deshalb sucht der Staat jetzt nach Wegen, die Sonnenstromerzeuger an den Netzausbaukosten zu beteiligen.
Gebühren für PV-Anlage: Betreiber müssen bezahlen
Und die Bundesnetzagentur führt das aus, denn eine garantierte Einspeisevergütung kann auch sie nicht einfach kürzen. Drei der sechs von ihr vorgeschlagenen neuen Netzentgeltvarianten würden zulasten von Bestandsanlagen gehen. Die erste Option ist eine Einspeisegebühr. Betreiber müssten für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom ein Entgelt zwischen 0,89 und 3,3 ct/kWh zahlen. Die garantierte Einspeisevergütung kann dann praktisch bis auf rund 5 ct/kWh sinken. Jede frühere Wirtschaftlichkeitsberechnung wäre damit obsolet.
Des Weiteren sind ein leistungsbezogenes Entgelt auf Basis der höchsten Einspeiseleistung innerhalb eines Monats oder Quartals angedacht oder ein pauschaler Grundpreis unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Stromnetzes für alle Anlagen. Vorschlag vier betrifft den Neubau: Bei der Installation würde eine Abgabe fällig werden. Als Kompromiss schlägt die Bundesnetzagentur einen Kapazitätspreis oder dynamische Netzentgelte vor. Beide Varianten orientieren sich daran, wie stark eine PV-Anlage das Netz belastet oder auch nicht. Wer netzdienlich einspeisen kann, muss weniger bezahlen – aber zahlen werden alle.
Kommentar aus der Ausgabe 26/2025

Unsere Top-Themen
- Schwerpunkt Stallbau Schwein
- Feldtag in Sachsen-Anhalt
- Modelle zur Bewässerung
- Märkte und Preise
Informiert sein

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!
Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:
- Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
- Zuverlässig donnerstags lesen
- Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
- Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
- Zugriff auf das Ausgaben-Archiv
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!