Biogasanlage "Schorling Versuchsbetrieb Roge" ,17168 Dalkendorf.

Der Rückbau im Biogasanlagenpark beginnt

Der Fachverband Biogas hat aktuelle Branchenzahlen veröffentlicht: Die installierte elektrische Leistung des deutschen Anlagenparks erreichte im vergangenen Jahr erstmals die Marke von 5.000 Megawatt. Doch die Prognose für 2020 fällt trotzdem weniger positiv aus.

Von Christoph Feyer

Laut dem Fachverband Biogas e.V. (FvB) haben die gut 9.500 deutschen Biogasanlagen im vergangenen Jahr 33,33 Terawattstunden (TWh) klimafreundlichen Strom erzeugt, was den Bedarf von über 9,5 Millionen Haushalten deckt, und zusätzlich knapp 13 TWh Wärme bereit gestellt. Das entspricht einem Viertel der deutschen Stromerzeugung aus regenerativen Quellen. Doch für das laufende Jahr zeigen die Branchenzahlen allerdings eine negative Tendenz.

Standen 2019 den knapp 100 Neuanlagen nur 15 Stilllegungen gegenüber erwartet der Fachverband Biogas für 2020 erstmals seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) einen signifikanten Rückgang im Anlagenbestand und auch in der Strom- und Wärmebereitstellung. Bei etwa gleichbleibender Zahl an Neuanlagen wird es 2020 voraussichtlich 250 Stilllegungen geben, was einem Netto-Rückbau von über 160 Anlagen entspricht.

„Ab jetzt beginnt der faktische Rückbau“

Die arbeitsrelevante Leistung sinkt dadurch von 3.810 auf 3.794 MW und damit auch die Stromproduktion. Darüber hinaus deutet sich ein sinkender Zubau flexibler Leistung an.

„Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass ab jetzt der faktische Rückbau der Biogasanlagen-Kapazität beginnt“, kommentierte Horst Seide, der Präsident des Fachverbandes Biogas, die Vorstellung der aktuellen Biogas-Branchenzahlen im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz.

Anlagen sehr ungleich verteilt

Der FvB machte zudem deutlich, dass die Verteilung der Biogasanlagen in Deutschland sehr unterschiedlich ist. es gibt eine Biogasanlagenkonzentraton im Süden (vor allem dem Pionierland Bayern) und im Norden, vor allem im Agrarland Niedersachsen. Das spiegelt sich auch in der Verteilung der installierten elektrischen Leistung (als Maßzahl für die jeweilige Anlagengröße) wider.


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Der FvB-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auch auf das Potential, das noch in vielen Bundesländern schlummere, beispielsweise in Ostdeutschland. Gleichzeitig appellierte er an die Bundesregierung jetzt die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Die Gründe für aktuelle Entwicklung seien vielfältig: fehlende Perspektive, ständig steigende technische Anforderungen und Auflagen sowie mangelnde Wertschätzung.

Deshalb fordert der Fachverband Biogas schnellstmöglich eine Stabilisierung und Weiterentwicklung des Anlagenbestandes über die Anpassung der Ausschreibungsvolumina und der Ausschreibungsverfahren, außerdem eine Weiterentwicklung der Sondervergütungsklasse für Güllevergärungsanlagen sowie die Abschaffung des Flex-Deckels im EEG. „Die Bundesregierung muss mit der in diesem Herbst geplanten EEG-Novelle eine klare Entscheidung für eine verlässliche, erneuerbare Energieversorgung und einen starke inländische Biogasindustrie treffen“, resümierte der Verbandspräsident.


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