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„Der Faktor Fläche ist insgesamt entscheidend“

Frank Jarmer, Vorstand des Energieanbieters JES AG, spricht im Interview mit der Bauernzeitung über die Bedeutung Agrophotovoltaik bei den erneuerbaren Energien – und erklärt, warum sein Unternehmen zunehmend außerhalb des EEG plant.

Herr Jarmer, die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung bringen einen großen  Flächenbedarf mit sich. Das trifft auch auf Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu. Ist das der Grund, warum die JES AG aus Rostock künftig auch verstärkt auf Agrophotovoltaik setzt?

Agrophotovoltaik - Frank Jarmer, Jes AG
Frank Jarmer, Vorstand der JES.AG in Rostock (c) JES.AG

Zunächst einmal halten wir die Photovoltaik für eine absolut zentrale Technologie, um die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Sie ist sauber, leise und wirtschaftlich; die Anlagen können über viele Jahre hinweg ohne Förderung betrieben werden. Deshalb setzen wir bei JES AG auf diese Technologie und haben dafür Investitionen von bis zu 250 Millionen Euro in den nächsten Jahren eingeplant. Aber klar: Der Faktor Fläche ist für die erneuerbare Energieerzeugung insgesamt entscheidend. Um nicht mit der Landwirtschaft in eine Flächenkonkurrenz zu treten, bieten sich für die Photovoltaik auch kombinierte Nutzungsarten an – da haben wir zum  Beispiel gegenüber der Windkraft oder den Energiepflanzen entscheidende Vorteile. Die Agrophotovoltaik ist eine dieser kombinierten Nutzungsarten, mit denen wir uns bei der JES AG intensiv beschäftigen. Grundsätzlich gilt, dass die Erträge aus Photovoltaik und weiteren Nutzungsarten im Einklang stehen müssen, hier stehen wir alle noch am Anfang einer Entwicklung.

Können Sie das JES-Konzept näher erläutern?

Die JES AG plant den weitreichenden Aufbau eigener Freiflächen-Erzeugungskapazitäten überall in der Bundesrepublik. Ein erster Schwerpunkt liegt dabei auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Den so erzeugten Strom, der klimaneutral und nachhaltig ist, können wir unseren Kunden zu langfristig stabilen Preisen direkt anbieten. Das Gleiche gilt für Aufdachanlagen, die wir ebenfalls anbieten. Wir planen unabhängig vom EEG und sind mit unserem Grün­strom auch nicht mit steigenden Preisen für Primärenergieträger und CO2-Abgaben belastet. Deshalb können wir langfristig kalkulieren. 

Der 52-Gigawatt-Deckel wird den ­zukünftigen Ausbau der Photovoltaik stark begrenzen. Rechnen sich Agro-PV-Anlagen auch ohne EEG? Und gibt es da eine wirtschaftliche Mindestgröße?

Wir planen in zunehmendem Maße außerhalb des EEG und sind deshalb auch unabhängig vom 52-GW- oder irgendeinem anderen Deckel. Die Wirtschaftlichkeit hängt dabei von mehreren Faktoren ab eben der Flächengröße, Lage und Beschaffenheit sowie möglichen weiteren Nutzungsarten. Wir entwickeln daher immer individuelle Lösungen, die zur Fläche passen und auch ganz eigene Anforderungen der Flächeninhaber berücksichtigen. Das kann für einen Landwirt eine Agrophotovoltaik-Lösung sein oder für eine Gemeinde zum Beispiel ein Gemeindestromtarif oder eine Kombination mit Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. Daraus muss sich ein Gesamtbild mit entsprechender Wirtschaftlichkeit ergeben. Eine Faustformel gibt es dafür nicht.


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Wo sehen Sie Ihre Stärken gegenüber den großen Energieversorgern im Land?

Wir sind ganz einfach beweglicher. Als mittelständischer Energieversorger, der seine Anlagen selbst entwickelt, errichtet und betreibt, sind wir zum einen in der Lage, sehr scharf zu kalkulieren und diesen Preisvorteil auch an unsere Vertragspartner weiterzugeben. Zum anderen ist es uns wichtig, mit jedem Flächeninhaber eigene Lösungen zu entwickeln und diese Projekte auch langfristig zu begleiten. Kurz gesagt: Wir sind nicht weg, sobald die Anlage steht. Wir bleiben da und übernehmen langfristig die Verantwortung für die von uns installierten Anlagen, auch mit persönlichem Einsatz

Welche Flächen sind für die Sonnenstrom­erzeugung besonders gut geeignet? 

Das sind zum einen natürlich Freiflächen, die landwirtschaftlich nicht optimal genutzt werden können. Außerdem Flächen in der Nähe von Autobahnen, Bahntrassen und Konversionsflächen, aber auch Flächen in der Nähe von Industriegebieten. Wenn das Gesamtbild stimmt, kommen auch landwirtschaftlich genutzte Flächen infrage, hier kommen wir dann wieder zum Thema Agrophotovoltaik.

JES.AG
Rosa-Luxemburg-Str. 19
18055 Rostock

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Wie können interessierte Landwirte oder Gemeinden mit Ihnen in Kontakt treten?

Wir sind bereits im Gespräch mit verschiedenen Landwirten, Gemeinden und Kommunen, und stehen auch weiteren Interessenten gern mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um die Entwicklung kombinierter Flächennutzungen mit Photovoltaik geht. Wir sind da ganz unkompliziert. Rufen Sie einfach an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.

Interview: Christoph Feyer