Trecker, Tweets & TikTok: So starten Landwirte mit Social Media erfolgreich durch
Social Media ist ein starkes Werkzeug, um Einblicke in die Landwirtschaft zu geben, Transparenz zu schaffen, Kunden zu erreichen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Doch der Einstieg kann sich anfühlen, als läge der Acker noch brach. Tipps und Tricks, wie Landwirte in den sozialen Medien richtig durchstarten:
Sie posten beim Melken um 5 Uhr morgens, filmen die Getreideernte live vom Mähdrescher oder zeigen, was wirklich hinter „Tierwohl“ steckt: Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte gehen in die Offensive – mit Social Media.
Was vor wenigen Jahren noch belächelt wurde, ist heute ein wertvolles Werkzeug für mehr Transparenz, Dialog und Direktvermarktung. Ein Werkzeug, das dank Smartphone in jede Hosentasche passt. Laut einer Bitkom-Studie aus dem Jahr 2024 sind 28 % der landwirtschaftlichen Betriebe in den sozialen Medien aktiv. 2022 waren es 19 %. Damit liegen die sozialen Medien sogar knapp vor der eigenen Website, die 2024 von einem Viertel (25 %) der Betriebe genutzt wurde.
Nutzung von Instagram, TikTok, Facebook, WhatsApp und YouTube
Instagram, TikTok, Facebook, WhatsApp und YouTube dienen längst nicht nur der Unterhaltung und Information nach Feierabend. Sie sind mittlerweile auch das digitale Sprachrohr der Branche. Landwirte präsentieren mittels Social Media ihre Arbeit, entkräften Vorurteile und zeigen, wie moderne Landwirtschaft wirklich aussieht.
Social Media ermöglichen es, unkompliziert und niedrigschwellig Einblicke in die Landwirtschaft, insbesondere in den Alltag und die Produktionsbedingungen zu geben. Anstatt über die Landwirtschaft zu reden, reden Landwirte selbst – und das direkt, authentisch und ja, auch ungeschönt in die Kamera. Denn auch das ist Landwirtschaft: dreckige Maschinen, matschige Wege und frisch geborene Kälber. Hier wird geackert – und das darf auch gern jeder sehen: Authentizität schlägt Hochglanz.

© Zoran Zeremski/STOCK.ADOBE.COM
Hürden und Herausforderungen
Natürlich bringt Social Media auch Arbeit mit sich: Es müssen Inhalte geplant, Kommentare beantwortet, Videos gedreht und technische Hürden überwunden werden. Und nicht jedem gefällt es, auf der digitalen Bühne zu stehen. Doch diejenigen, die den Schritt gewagt und die digitale Stalltür geöffnet haben, berichten von neuem Selbstbewusstsein. Beim Austausch mit Berufskollegen erleben sie gegenseitige Inspiration. Außerdem berichten sie von mehr Wertschätzung und Interesse bei Verbrauchern.
Direktvermarktung: Vermarktung mit Mehrwert
Social Media hat mehr zu bieten als nur Selfies und Tanzvideos. Wer die richtigen Kanäle nutzt, kann mit wenigen Klicks eine breite Öffentlichkeit erreichen, für Transparenz sorgen und neue Vermarktungswege erschließen. Gerade für Direktvermarkter kann sich der Online-Auftritt deshalb auch wirtschaftlich lohnen. Immer mehr Betriebe vermarkten ihre Produkte inzwischen direkt über soziale Kanäle. Egal, ob Weihnachtsgans, Bio-Kiste oder Landpartie: Wer sichtbar ist, wird besucht, gebucht und verkauft. Kunden schätzen Nähe und Transparenz. Mit Social Media kann dies gelingen.
Tipps für einen erfolgreichen Start: Warum nicht jeder Landwirt gleich auf TikTok tanzen muss
Ob für Image, Aufklärung oder Absatz: Social Media ist längst ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft. Und die kann jeder und jede selbst gestalten – vom kleinen Familienbetrieb bis zur großen Agrargenossenschaft. Alles, was man dazu benötigt, sind ein Smartphone mit Empfang und das richtige „Werkzeug“.
Eine, die echte Bauernschläue, aber digital vermittelt, ist Social-Media-Expertin Maja Mogwitz. Sie ist studierte Agrarwirtin und berät landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen bei ihrem digitalen Auftritt. Ihre drei wichtigsten Tipps für den erfolgreichen Start:

1. Freude haben und authentisch bleiben
Der erste Schritt ist kein Posting, kein Tweet und kein Video, sondern eine Entscheidung: Was will ich mit Social Media erreichen und wer soll mir zuhören? Wichtig: Unbedingt zuerst auf sich selbst schauen. Welche Plattform gefällt mir? Wie viel Zeit habe ich? „Man muss Spaß haben und authentisch bleiben, sonst wird man nicht erfolgreich.“ Niemand muss zwingend auf TikTok tanzen.
2. Jede Plattform hat ihre eigene Zielgruppe
Wer Ausbildungsplätze vergeben oder junge Mitarbeiter gewinnen möchte, ist auf Instagram und TikTok richtig. Hier sind viele junge Menschen und Familien unterwegs, die sich auch mit Lebensmitteln und deren Produktion auseinandersetzen. Mit Stories und Reels (kurzen Videos) kann man schnell authentische Einblicke in den Arbeitsalltag geben. Erfahrung in Kameraführung, Videodreh und Bildschnitt ist nicht notwendig.
Wer Direktvermarktung betreibt und eine regionale Kundschaft sucht, erreicht auf Facebook eine ältere Zielgruppe (über 40/50 Jahre). In den Gruppen, den digitalen Treffpunkten, tauschen sich Menschen mit gemeinsamen Interessen aus. Es gibt regionale Gruppen, in denen Direktvermarkter aktuelle Angebote, Veranstaltungen und Neuigkeiten teilen können.
Wer sich mit Kollegen aus der Branche vernetzen oder austauschen möchte, ist auf X (ehemals Twitter) oder LinkedIn gut aufgehoben. Wer Freude am Videodreh und -schnitt hat, kann die weltweit größte Videoplattform YouTube nutzen.
3. Nicht auf allen Plattformen gleichzeitig starten
„Social Media kostet Zeit. Es ist ein sozialer Ort. Hinter den Accounts stecken echte Menschen. Diese stellen Fragen, kontaktieren einen. Man tut sich keinen Gefallen, wenn diese Fragen ins Leere laufen, weil man den Überblick verliert. Lieber auf eine oder zwei Plattformen konzentrieren und diese mit Zeit und Leidenschaft pflegen.“
Social-Media-Praxis-Checkliste
Social Media ist ein starkes Werkzeug, um Einblicke in die Landwirtschaft zu geben, Transparenz zu schaffen, Kunden zu erreichen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Doch wo fängt man an? Unsere Praxis-Checkliste führt Schritt für Schritt vom Stall und Acker direkt ins Netz:
1. Ziele festlegen
■ Öffentlichkeitsarbeit & Aufklärung
■ Direktvermarktung & Kundenbindung
■ Nachwuchs/ Mitarbeiter gewinnen
■ Netzwerk & Austausch
■ …
Tipp: Nur ein bis zwei Ziele auswählen, um Fokus und Motivation zu bewahren.
2. Zielgruppe definieren
■ Wen will ich erreichen (Verbraucher, Kunden, Kollegen)
■ Was interessiert meine Zielgruppe?
Tipp: Mit Instagram-Umfragen kann man die Zielgruppe besser kennenlernen.
3. Kanal auswählen
■ Instagram (visuell, Storytelling, jüngere Zielgruppe)
■ Facebook (lokale Vernetzung, ältere Zielgruppe)
■ YouTube (längere Videos, Hintergrundwissen, Tutorials zu Landtechnik etc.)
■ TikTok (kurze, unterhaltsame Clips, jüngere Zielgruppe)
■ LinkedIn (berufliche Vernetzung)
4. Profil einrichten
■ eingängiger, wiedererkennbarer Profilname (Name des Hofes, Betriebes)
■ Profilbild (Logo, Person, Betrieb)
■ Kurzbeschreibung/Bio mit Ortsangabe, Schwerpunkt)
■ Kontaktdaten
■ ggf. Link zur Website
5. Content-Plan erstellen
■ Was will ich zeigen? (Alltag, Maschinen, Tiere, Ernte, Produkte)
■ Wie oft möchte ich posten? (2–3 x pro Woche)
■ Kategorien festlegen (#Feldtag, #Ernte)
6. Erste Inhalte vorbereiten
■ Themenideen sammeln
■ Fotos und/oder Videos erstellen
Tipp: Nicht nur Fakten erzählen, sondern Emotionen durch Geschichten wecken.
7. Postings gestalten
■ klare, kurze Sätze
■ Emojis und Hashtags gezielt einsetzen (#regional, #Landwirtschaft)
■ Call-to-Action einbauen („Was meint ihr?“)
Tipp: Auf Alltagssprache achten, nicht zu viele Fachbegriffe nutzen.
8. Community aufbauen
■ Kommentare zeitnah beantworten
■ anderen Landwirten folgen
■ eigene Beiträge erstellen, auf andere Beiträge reagieren
■ persönlich und authentisch bleiben
9. Rechtliches beachten
■ Urheberrechte bei Bildern und Musik beachten
■ vor dem Fotografieren um Erlaubnis fragen
■ Werbung & Kooperationen kennzeichnen
■ Impressum verlinken (z. B. über Linktree)
10. Dranbleiben & lernen
■ regelmäßig posten
■ Statistiken auswerten (Was kommt gut an?)
■ Feedback einholen (Umfragen)
■ von anderen lernen
■ Spaß haben

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