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Agripreis: Das sicherste Modell gewinnt

Das Start-up pigright AI aus Stralsund hat die App Agripreis entwickelt. Mithilfe künstlicher Intelligenz soll sie Preise für Agrarrohstoffe prognostizieren. Wir haben mit dem Geschäftsführer John Fleming gesprochen und ihn zu Agripreis befragt.

Das Interview führte Klaus Meyer

Herr Flemming, Agripreis zeigte am 6. Oktober das Berechnungsdatum für die Preisprognosen vom 27. September an. Ist es Absicht, dass das Berechnungsdatum eine Woche vor dem aktuellen Datum liegt?
Ja, das Berechnungsdatum liegt am Ende des Monats, weil im letzten Drittel des Monats die Daten wie Zinssätze und makroökonomische Zahlen geliefert werden. Wir bekommen jeden Monat 13.000 Indikatoren geliefert, und wenn große Einflussfaktoren wie Inflation, Zinsen oder Märkte sich in relevanten Größenordnungen verändern, bemühen wir uns, auch zweimal im Monat die Preisvorhersagen und Trends zu berechnen. Das läuft dann über Machine Learning.

John Fleming

Dabei spielen immer 26 verschiedene Modelle gegeneinander. Das Modell mit den meisten Punkten beziehungsweise der höchsten Sicherheit wird dann für die Vorhersage verwendet. Um unsere Vorhersagen zuverlässiger zu machen, verwenden wir verschiedene Arten von Machine-LearningAnsätzen – Autoregressionsmodelle, supervised und unsupervised Learning, Natural Language Processing und Computer-Vision-Projekte werden in nächster Zukunft beginnen. Wir vertrauen also unseren Vorhersagen, weil wir Vorhersagen als ein komplexes Problem betrachten, das durch die Kombination verschiedener Ansichten gelöst werden muss. Wir bestätigen nicht die Vorhersagen anderer, sondern wir bauen unsere eigenen Vorhersagen auf.

Wann kommen Preisprognosen für weitere Getreidearten?
Im November und Dezember werden Roggen beziehungsweise Gerste verfügbar sein. Außerdem werden in absehbarer Zeit Regionalvorhersagen für Raps und Mais hinzugefügt.


Ein Landwirt sitzt in seinem Traktor und schaut auf sein Smartphone, im Hintergrund sieht man ein Getreidefeld

Agrarrohstoffpreise: Auf den Trend kommt es an

Ein junges Unternehmen aus Stralsund hat das Programm Agripreis entwickelt, das mit maschinellem Lernen lokale und globale Datensätze analysiert, um Preisprognosen für Getreide und andere Agrarrohstoffe abzuleiten. mehr


Am 23. August hat die App Agripreis für Thüringen bei A-Weizen Regional einen Preis von 171 €/t angenommen und für den 27. September 174 €/t vorhergesagt, die auch laut aktueller App am 27. September so eingetreten sind. Am 7. Oktober sagt die App mit Berechnungsdatum 27. September einen Anstieg des Preises bis 29. November auf 187,80 €/t (Abb. 1) voraus. Die Matif hatte gestern einen Kassawert von 197,75 €/t. Dort wird der Dez.- 20-Kontrakt mit 198 €/t gehandelt, also mit gleichbleibendem Niveau. Wieso sagt Ihr Programm eine Preissteigerung von über 10 €/t voraus?
Das schwerste bei den Märkten, egal ob Finanz- oder Rohstoffmärkten ist, die Volatilität vorherzusehen. Wir sagen den Trend voraus, und mit weiteren Algorithmen versuchen wir die Preise zu erahnen. Der Trend ist natürlich genauer als die Preisschätzung.

Auch beim Raps sagt das Programm steigende Preise voraus (Abb. 2). Es prognostiziert einen Preisanstieg von 525 CAD/ MT (Kanadische Dollar pro metrischer Tonne) am 6. Oktober auf 570 CAD/MT am 29. November. Der Warenterminmarkt der kanadischen Börse notiert für November mit 522 CAD/MT und Januar mit 528,50 CAD/ MT. Ihre Datenquelle, die Plattform Trading Economics, rechnet in ihrer Prognose mit 513 CAD/MT am Ende des Jahres. Der Terminmarkt geht also von etwa gleichbleibenden Preisen aus, und Trading Economics rechnet sogar mit langfristig sinkenden Preisen. Wie passt Ihre Vorhersage dazu?
Wir berücksichtigen unter anderem Rohstoffpreise, Währungsschwankungen, Inflation, Zinsschätzungen regionale Erträge und Qualität und so weiter, und deshalb haben wir als Ergebnis zum Teil andere Trends als die Warenterminbörsen oder andere Marktanalysten.