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Saisonkräfte: Arbeitgeber in der Kritik

Betriebe, die Erntehelfer beschäftigen, stehen in der Kritik, den Gesundheitsschutz zu vernachlässigen. Ein Fernsehbericht belegt zum Teil widrige Arbeitsumstände.

Die landwirtschaftlichen Arbeitgeber wehren sich gegen Kritik, sie vernachlässigten den Gesundheitsschutz für Saisonkräfte. „Der Infektionsschutz steht auch für Landwirte an erster Stelle“, erklärte der Gesamtverband der Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA). Der Dachverband betonte das Eigeninteresse der Arbeitgeber an der Einhaltung der Infektionsschutzregelungen. Keinesfalls wolle man die Mithilfe der Saisonkräfte gefährden.

Vorwurf: Gesundheit der Saisonkräfte vernachlässigt

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warf dem Interessenverband der Arbeitgeber vor, das Verantwortungsbewusstsein der Betriebe für ihre Arbeitskräfte zu überschätzen. Der stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Harald Schaum hatte zuvor scharfe Kritik am derzeitigen Verfahren bei der Einreise von Erntehelfern geübt. Schaum sprach von einer verantwortungslosen Praxis, „auf einmal Tausende Saisonkräfte einzufliegen und es fast ausschließlich den Betrieben zu überlassen, ob und wie der Infektionsschutz eingehalten wird“.


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Der Gewerkschafter warf sowohl Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner als auch der berufsständischen Interessenvertretung vor, sie ließen „zum Schutz der Betriebe den Schutz der Erntehelfer schleifen“. Die IG BAU forderte flächendeckenden Zugang zu den Unterkünftigen der Saisonkräfte. Das wiederum nannte der Arbeitgeberdachverband „schwer nachvollziehbar“, weil dadurch das Infektionsrisiko deutlich erhöht würde.

Bericht zeigt Saisonarbeit ohne Hygieneauflagen

Zumindest in einzelnen Betrieben scheint jedoch noch eine gewisse Unklarheit über die Hygieneauflagen zu herrschen. So berichtete der MDR am Samstag voriger Woche über einen Gemüsebaubetrieb in Wittenberg (Sachsen-Anhalt), wo polnische Mitarbeiter nach ihrer Ankunft ohne 14-tägige Quarantäne sofort in Gruppen von 30 bis 40 Personen arbeiteten. Der Betrieb hat laut MDR gegenüber dem Sender eingeräumt, die Quarantänevorschrift nicht gekannt zu haben. red