Sabine Eidam: Junge Landwirtin und Aufsichtsratsvorsitzende mit Herz für die Genossenschaft
Sabine Eidam ist mit dem Förderpreis für Nachwuchskräfte vom Genoverband ausgezeichnet worden. Was die junge Aufsichtsratsvorsitzende der Agrarproduktion „Am Bärenstein“ in Sachsen so erfolgreich macht:
Sabine Eidam liebt ihren Beruf. Das ist der 31-jährigen Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes sofort anzusehen, wenn sie über ihre Arbeit spricht. Mit einem selbst gedrehten Video hat sich die junge Landwirtin für den Förderpreis „Wir von hier: Junge Profis in Agrargenossenschaften“ des Genoverbandes beworben. Als ehemalige Sächsische Milchprinzessin kennt sie ihre Stärken. Es ist eine Mischung aus fachlicher Kompetenz, Selbstbewusstsein und Bescheidenheit, die die Jury überzeugt. Der zweite Preis ist Sabine Eidam Wertschätzung und Ansporn zugleich. Ihre Karriere in der Agrarproduktion „Am Bärenstein“ Struppen eG in Sachsen ist ein Beispiel für starkes Engagement und zukunftsweisende Ideen.

Mitspracherecht bei Entscheidungen
Ihren Weg in der Landwirtschaft begann Sabine Eidam mit einer Ausbildung zur Tierwirtin direkt in Struppen. Ein Bachelor- und Masterstudium an der HTW Dresden und ihre praktische Erfahrung, die sie bereits als Drittplatzierte beim Bundesmelkwettbewerb und Zweitplatzierte beim Bundesberufswettbewerb unter Beweis stellte, legten einen Grundstein für ihre heutige Position als stellvertretende Leiterin der Tierproduktion und Herdenmanagerin.
Schon nach dem Abitur hat sie sich gewünscht, erst den Beruf von Grund auf zu lernen, dann zu studieren und schließlich bei wichtigen Entscheidungen ein Mitspracherecht zu haben. Mit 31 Jahren ist Sabine Eidam bereits Aufsichtsratsvorsitzende der Agrargenossenschaft. „Ich bin nach dem Studium mit dem Willen zurückgekommen, auch Leitungspositionen zu übernehmen“, erklärt sie. So wurde sie schnell in den Aufsichtsrat gewählt. Dies unterstreicht das Vertrauen, das ihr im Betrieb entgegengebracht wird, und ihre Fähigkeit, sich in einem anfangs von älteren Kollegen geprägten Umfeld zu behaupten. Sie betont, dass es wichtig sei, sich Respekt zu erarbeiten, was ihr in der Agrargenossenschaft mit ihrem mittlerweile sehr jungen Team gelungen sei.
Ihr Engagement geht weit über ihre Kernaufgaben hinaus. Sabine Eidam ist treibende Kraft hinter neuen Ideen, wie der Einführung eines Konzepts für eine betriebliche Altersvorsorge für alle Beschäftigten und einer zusätzlichen Geldkarte zum Lohn, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und die Attraktivität der Genossenschaft zu steigern. Für sie ist es wichtig, dass es sich lohnt, Mitglied der Genossenschaft zu sein.

Austausch mit den Mitgliedern
Dieses Bestreben spiegelt ihren tiefen Glauben an den Genossenschaftsgedanken wider: „Man hat nicht umsonst so viele Genossenschaften im Osten. Die Gemeinschaft ist wichtig, und die Verantwortlichkeit wird aufgeteilt. Das ist einfach ein gutes Gefühl“, erklärt Sabine Eidam. Sie sieht die Genossenschaft als ein „großes Ganzes“ und nicht als einzelne Bereiche, wobei ihr die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Mitgliedern, auch denen, die bereits in den Ruhestand gegangen sind, sehr wichtig sind.
Als Ausbilderin ist es ihr ein Anliegen, jungen Menschen die Leidenschaft für die Landwirtschaft zu vermitteln, sie für das Unternehmen zu begeistern und ihnen ein positives Bild der Branche zu geben – selbst über Social Media. Sie betont die Notwendigkeit, Kuh-Signale zu verstehen und die Zusammenhänge zwischen Tier- und Pflanzenproduktion zu erkennen.
Trotz in der Öffentlichkeit oft verbreiteter Vorbehalter gegenüber der Tierhaltung, insbesondere aus der jungen Generation, bleibt Sabine Eidam ihrem Beruf als Tierwirtin mit Leib und Seele treu. „In meinem privaten Umfeld stoße ich auf sehr viel Interesse und Wertschätzung gegenüber meiner Arbeit“, sagt sie stolz. Kritischen Stimmen begegnet sie mit Sachlichkeit und verweist auf die hohen Standards ihres Betriebs, wie den modernen Stall mit Kuhbürsten und Liegeboxen und den halbjährigen Weidegang für Mutterkühe.

Melkkarussell und optimiertes Melken
Das neue Melkkarussell von der Firma GEA, das 2024 installiert wurde, hat 32 Plätze. Das Melkzeug „Apollo“ trägt nach dem Melken automatisch Dippmittel auf die Zitzen auf – und zwar noch im Melkbecher. Nach der Abnahme wird das Melkzeug automatisch gereinigt und desinfiziert. Doch nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen soll es nach dem Willen von Sabine Eidam gut gehen. Die Arbeitszeiten der Melker konnten dadurch optimiert werden, gemolken wird in zwei Schichten um 6 und um 18 Uhr.
Dienstag ist Schlachte-Tag in Struppen. Nicht nur dann wird die Landfleischerei zum Anziehungspunkt, sondern die Kantine kocht in der Woche täglich mehr als hundert Essen für Mitarbeitende, ehemalige Beschäftigte, Handwerker, Dorfbewohner und Gäste des nahe gelegenen Campingplatzes.

Warum Sabine Eidam den Förderpreis verdient
Warum hat Sabine Eidam den Förderpreis verdient? Ihr Chef und Vorstand der Agrarproduktion, Mario Richter, sagt: „Sie ist eine junge, authentische Mitarbeiterin, die in der Genossenschaft eine steile Karriere hingelegt hat. Mit ihrer Fröhlichkeit kann sie Mitarbeiter mitreißen. Sie hat keine Scheu vor innovativen Ideen. Sie ist genau am richtigen Platz. Mit dem neuen Flyer kommen wir alle zwei Wochen an unsere Endverbraucher gut ran. Sabine ist immer da, wenn man sie braucht. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit bei einer jungen Mutter. Ich finde wichtig, dass die jungen Menschen hier in der Region verwurzelt sind. Sie hat die große Welt bereist, nun ist sie wieder da. Das macht uns stolz.“

Während ihres Masterstudiums war die bodenständige junge Frau in den USA. Dort hat sie in Missouri auf einem Familienbetrieb gearbeitet. Melken, Kälber versorgen, Stall mit dem Traktor ausmisten … Sie sagt: „Dort haben sie mir das Besondere beigebracht, was ich heute auch im Betrieb praktiziere.“ Doch jetzt ist sie glücklich mit ihrer Familie im sächsischen Pirna. Ihr Partner unterstützt sie – auch angesichts ungewöhnlicher Arbeitszeiten und den Einsätzen am Wochenende, wenn mal wieder jemand krank ist.
Die Auszeichnung mit dem Förderpreis empfindet Sabine Eidam als „schöne Wertschätzung“ ihrer Arbeit. Doch für sie sind die wahre Motivation die Freude an ihrem Job und die Wertschätzung, die sie täglich von Vorstand, Kollegen und sogar den Kühen erhält. Ihr Ziel ist es, die positive Entwicklung der Genossenschaft fortzusetzen, die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren – beispielsweise durch die Wiedereinführung des Haus- und Hoffestes –, um die Bindung zur Gemeinde zu stärken und das Image der Landwirtschaft positiv nach außen zu tragen. Für Sabine Eidam ist die Agrargenossenschaft nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern wie eine zweite Familie, die ihr „extrem am Herzen“ liegt.

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