Spreewaldkonserve Golßen: 200 Jobs nach Gurkenernte weg
UPDATE 02.7.: Gurkenproduktion bleibt – Stellenabbau auch: Der Obst- und Gemüse-Verarbeiter Spreewaldkonserve Golßen GmbH hatte Anfang Februar angekündigt, die Produktion am Standort Golßen einstellen zu wollen. Nun wurden die Pläne konkret. Wie es in Golßen nach der Gurkenernte weitergeht.
Nach der diesjährigen Gurkenernte steht das Traditionsunternehmen Spreewaldkonserve in Golßen (Brandenburg) vor einem tiefgreifenden Umbruch. Wie Geschäftsführer Till Alvermann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bekannt gab, werden ab Ende Oktober 200 Stammmitarbeiter und -mitarbeiterinnen ihren Arbeitsplatz verlieren. Dieser drastische Schritt sei notwendig, um das Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge jährlich zweistellige Millionenbeträge verlor, wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.
Umstellung auf reinen Saisonbetrieb
Alvermann zufolge ist das bisherige Geschäftsmodell der Spreewaldkonserve nicht mehr tragbar. „Wir werden uns zukünftig auf unsere Marke Spreewaldhof fokussieren und im Bereich Handelsmarke keine Sauerkonserve produzieren“, teilte auch Pressesprecherin Andrea Steinkamp auf Anfrage der Bauernzeitung mit. Konkret bedeutet dies, dass der Ganzjahresbetrieb, der bislang neben Gurken auch Rote Bete, Rotkohl und Sauerkraut produzierte, künftig zu einem reinen Saisonbetrieb für Gurken umgestellt wird.
Rettung des Standorts Golßen, Schließung in Schöneiche
Trotz des massiven Stellenabbaus betont Geschäftsführer Alvermann: „Wir stellen die Spreewaldgurke nicht infrage.“ Die Haupterntezeit für das Gemüse, das per Hand vom Feld geholt wird, ist im Juli und August, die Saison endet im Oktober.
Eine ursprünglich im Januar vorgesehene Schließung des Traditionsstandorts Golßen im Kreis Dahme-Spreewald wird es nicht geben. Stattdessen soll der nur wenige Kilometer entfernte zweite Standort in Schöneiche aufgegeben werden. „Der Standort Schöneiche wird zum Ende des Jahres geschlossen, da wir uns auf den Hauptstandort Golßen fokussieren werden. Der geplante Personalabbau von ca. 200 Personen ist darin enthalten“, so Andrea Steinkamp.
Diese Kurskorrektur erfolgte nach Protesten gegen die drohende Schließung in Golßen, in die sich auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) einschaltete. Till Alvermann, seit Dezember 2024 Geschäftsführer der Obst- und Gemüseverarbeitung Spreewaldkonserve Golßen GmbH, räumte ein: „Golßen ist die Urstätte der Spreewaldgurke. Das war mir vorher nicht bewusst, sonst hätten wir das gleich berücksichtigt.“
Spreewaldhof Golßen: Von 250 auf 30 Mitarbeiter
Auch wenn der Standort Golßen nun erhalten bleibt, ändert sich am künftigen Konzept und dem Abbau von Arbeitsplätzen nichts. Ende des Jahres werden noch etwa 60 Festangestellte beschäftigt sein, in der kommenden Saison nur noch 30. Zur Einordnung: Derzeit arbeiten circa 250 Festangestellte in Golßen. Alvermann zeigte sich jedoch optimistisch, dass die betroffenen Mitarbeiter in der Nähe neue Jobs finden werden. Für die Gurkenernte selbst werden weiterhin Saisonarbeiter eingesetzt.
Protest-Marsch mit 2000 Lichtern
Die Schließungspläne hatten seit Anfang des Jahres für viele Proteste gesorgt. So demonstrierten beispielsweise am Abend des 26. März rund 350 Menschen mit einem Lichtermarsch in Golßen gegen die Schließung des Standortes. Damit dort nicht die Lichter ausgehen, zeigten sie beim „Protest mit 2000 Lichtern“ ihre Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern. Die Nachricht, dass auch der Hofladen in Golßen geschlossen werden soll, sorgte für weitere Bestürzung unter den Beschäftigten.
Unterschriften-Aktion für Gurkenproduktion in Golßen
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rief für den Erhalt der Spreewälder Gurkenproduktion in Golßen auf. Um den Erhalt aller Arbeitsplätze zu fordern, hatte die NGG mit ihrem „Golßener Weckruf“ Anfang April bereits über 2.000 Unterschriften gesammelt. „Das sind mehr als wir Einwohner von Golßen haben“, so Bürgermeisterin Andrea Schulze.
„Ob in der örtlichen Bäckerei, im Sportverein oder in anderen Betrieben der Ernährungsindustrie: Überall gingen die Unterschriftenlisten herum“, teilte die NGG in einer dpa-Meldung mit. „Die Solidarität mit den Beschäftigten und der Region ist riesig!“
Golßen als „Gurkenstadt“
Die Stadt Golßen wird auch als „Gurkenstadt“ bezeichnet. Bürgermeisterin Andrea Schulze hatte nach Bekanntwerden der Umstrukturierungspläne im Januar gegenüber dem rbb gesagt: „Für die Stadt Golßen ist das ein Schock!“ Zehn Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner seien in dem Werk beschäftigt. „80 Jahre Spreewaldhof Golßen, im Prinzip kennt kein Golßener die Stadt ohne den Spreewaldhof“, so Schulz weiter.
Gurkenproduktion: Seit Jahren Verluste
Anfang Februar war die Schließung der Gurkenproduktion so begründet worden: „Wegen der schwierigen Marktbedingungen müssen wir das Geschäft strategisch neu ausrichten. Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen“, erklärte Geschäftsführer Till Alvermann.
Seit Jahren schreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben Verluste. Gründe dafür seien eine rückläufige Marktentwicklung, negative Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg sowie gestiegene Energie- und Rohstoffkosten. Mit der Anpassung der Produktionsstrukturen will das Unternehmen die Produktionskapazitäten an die Markterfordernisse anpassen.
Traditionsmarke „Spreewaldhof“
Die Traditionsmarke „Spreewaldhof“ ist mit ihrem Gurkensortiment ein vertrauter Anblick in den Konservenregalen Ostdeutschlands und ganz Deutschlands. Das Markensortiment bleibt für die Verbraucher unverändert. Der Spreewaldhof (Spreewaldkonserve Golßen GmbH) stellt seit fast 80 Jahren Obst-, Gemüse- und Gurkenkonserven her. Seit 2021 gehört das Unternehmen zur französischen ANDROS-Gruppe. Rund 32 verschiedene Obst- und Gemüsesorten verarbeitet das Unternehmen jährlich.

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