Ein in sich zusammengesunkener Bauer, das Schwert im Rücken sowie aufgetürmte Gefäße, Erntegaben und Werkzeuge des Bauernstandesdirekt. Direkt dahinter die Kirche am Kornmarkt in Mühlhausen: Sieben Meter hoch ist die Säule, deren Enthüllung die Bürger vor der Eröffnung der Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“ jetzt feierten.
Vorbild ist eine Zeichnung des Renaissance-Künstlers Albrecht Dürers aus dem Jahr 1525. Die Kosten von 250.000 Euro konnten zur Hälfte aus Spenden erbracht werden; die Stadt gab 100.000 Euro dazu. Bürgermeister Johannes Bruns sagte, die Dürer-Säule sei vor allem ein zeitloses Denkmal für die Freiheit – „die Freiheit, die die Bauern 1525 erkämpfen wollten und unsere Freiheit als Grundlage unseres Gemeinwesens, die wir stets und ständig verteidigen müssen“. Zu Dürers Lebzeiten wäre die Errichtung eines solchen Denkmals völlig undenkbar gewesen. Mühlhausen wird u. a. am 28. Mai mit einem historischen Bauernzug durch die Stadt an den Bauernkrieg erinnern.
In Mühlhausen, wo Thomas Müntzer vor den Toren Stadt am 27. Mai 1525 öffentlich enthauptet wurde, startet am 26. April die Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“. Die Mühlhäuser Museen präsentieren über 400 Objekte von 80 nationalen und internationalen Leihgebern. Highlights der Ausstellung werden unter anderem das Runenschwert von Thomas Müntzer, die eiserne Hand des Götz von Berlichingen sowie Skulpturen des Tilman Riemenschneider sein. Der Ausstellungsteil im Museum St. Marien widmet sich der ländlichen Gesellschaft zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche stehen die Geschehnisse und Umstände des Bauernkrieges der Jahre 1524 und 1525 im Fokus.
Im Panorama Museum in Bad Frankenhausen werden ab dem 10. Mai unter dem Titel „Der Welt Lauf“ dem sogenannten Bauernkriegspanorama die historischen Vorbilder, die der Malerer Werner Tübke als Motivreservoir nutzte, zur Seite gestellt. Am 6. und 7. September wird die „Schlacht am Berg“ bei Bad Frankenhausen mit hunderten Darstellern in historischen Kostümen samt Requisiten nachgestellt.
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Von Natur aus gäbe es nördlich von Berlin nur vereinzelt Kiefern. Stiel- und Traubeneichen würden die Wälder dominieren. Doch diese gingen bereits im ausgehenden Mittelalter fast alle durch Übernutzung und Waldweide verloren. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war die Holznot schließlich so groß, dass man versuchte, mit schnell wachsenden Baumarten den Holzhunger zu stillen. Daher wachsen in Brandenburger Wäldern heute überwiegend Kiefern, oft flächendeckend, insgesamt gut 735.000 ha.
Da reine Nadelholzbestände anfällig für Insektenfraß, Windbruch und Waldbrände sind, will Philipp Kunze den Wald in seinem Revier Albertshof umbauen. Das liegt nördlich von Bernau und gehört zum Forstamt Pankow der Berliner Forsten. (Gut ein Drittel der Berliner Wälder liegt in Brandenburg.) Unterstützt wird er dabei von Stephan Dietrich, Desirée Warns und Thomas Rygus sowie zwei Norwegischen Fjordpferden.
„Der Waldumbau von einer Nadelholzmonokultur hin zu einem stabilen Laubmischwald ist unsere große Hauptaufgabe bei den Berliner Forsten und allgemein in Deutschland. Auf der großen Fläche läuft das bei uns über Naturverjüngung“, erklärt Revierförster Kunze, „die wir hier mit der Eichensaat beschleunigen.“ Man kann das auch als aktive Naturverjüngung bezeichnen. Die ist aber nur per Hand oder, wir hier, mit Pferden möglich. Maschinen dürfen nicht auf die Waldflächen fahren, um Bodenverdichtung zu vermeiden. Und deshalb sind Ansgar und Hakon im Einsatz.
Die beiden Fjordpferde gehören zum Fjordpferdehof Insel, den Stephan Dietrich seit 1993 betreibt. Im Winter ist er als Forstdienstleister aktiv, im Sommer macht er Kutsch- und Kremserfahrten. Sein Landwirtschaftsbetrieb liegt auf einer 35 ha großen Insel am Finowkanal bei Marienwerder und fungiert als Wanderreitstation und Pferdepension, aktuell mit zehn Pensionstieren. In der eigenen Herde hat der Zugpferdespezialisten Vertreter verschiedener Rassen – angefangen vom Shetlandpony über Rheinische Deutsche und Schwarzwälder Kaltblüter bis hin zu Fjordpferden.
„Wir haben hier den Auftrag, auf zehn Hektar Saatgut der Traubeneiche auszusäen. Dafür nutzen wir eine umgebaute polnische Kartoffellegemaschine“, erläutert Stephan Dietrich sein heutiges Tagwerk. „Wir schaffen mit unseren zwei PS circa zwei Hektar am Tag, wobei Ansgar und Hakon dann vier bis fünf Stunden im Einsatz sind.“
Die Fläche im Revier Albersthof ist für die beiden kräftigen Ponys – Fjordpferde zählen zu den Kleinpferderassen – gut zu bearbeiten. Sie ist großräumig, relativ eben, und es gibt noch keine Naturverjüngung bzw. störenden Unterbewuchs zwischen den Kiefern.
Die Ablagetiefe der Eicheln beträgt rund 2 cm, wobei es wichtig ist, dass das Saatgut im Mineralboden und nicht in der Nadelstreu abgelegt wird. Pro Hektar Kiefernwald benötigen sie hier ungefähr 100 kg Eicheln. Diese werden in 33-kg-Säcken angeliefert. Revierförster Kunze meint dazu: „Beim Waldumbau ist die Eiche hier in Brandenburg die wichtigste Baumart für uns, und gerade die Traubeneiche toleriert auch Standorte, die mit Nährstoffen schlecht versorgt sind. Wir setzen dabei ausschließlich auf regionales Saatgut aus zertifizierten Erntebeständen.“ Das wird dafür extra zur Forstsaatgutberatungstelle Oerrel (fsb) in Niedersachsen gefahren, denn das Einlagern ist anspruchsvoll. Die Eicheln werden dort thermisch vorbehandelt und in speziell belüfteten Kühlhäusern über den Winter gebracht. „Wichtig ist, dass die langen Pfahlwurzeln an den Eicheln nicht gekappt sind“, so der Förster. „Wir säen sie immer im Frühjahr aus, weil es im Herbst und Winter zu viele Fressfeinde gibt. Vor allem Wildschweine können in kürzester Zeit großen Schaden anrichten.“
Nach der Aussaat wird deshalb das Waldstück mit einem Elektrozaun gesichert. Der sperrt das Schwarzwild bis zum Juni aus. Dann haben die Eicheln vollständig gekeimt und schmecken nicht mehr.
Für die Aussaat der Eicheln sind keine Vorarbeiten nötig. Die Kartoffel- bzw. Eichellegemaschine schlitzt mit ihrer Kräuterscheibe zuerst den Waldboden auf, und dann zieht das Pflugschar die Furche. (Wobei Furche nicht der richtige Begriff ist: Waldbauern und Forstleute sprechen hier von Bodenverwundung.) Anschließend fallen die Eicheln einzeln durch ein Rohr, nachfolgend drückt eine kleine Walze die Erde über ihnen wieder an und sorgt für den nötigen Bodenschluss.
Bezahlt wird die waldbauliche Dienstleistung pro Hektar oder pro Kilogramm ausgebrachtem Saatgut. Aber sie ist kein leichter Job. Neben Kraft und Ausdauer verlangt sie von Mensch und Tier auch jede Menge Konzentration. Wenn Pferdeprofi Dietrich die Leine in die Hand nimmt, übernimmt er auch die Verantwortung für die beiden gut 600 kg schweren Zugtiere. Er muss immer schauen, wohin die Pferde laufen, und dafür sorgen, dass sie zwischen den Bäumen und möglichen Hindernissen einen sicheren Weg finden. Sie dürfen nicht in Fuchsbaue oder ähnliches treten und müssen ihm vertrauen können. Dann gilt es aufzupassen, dass die Legemaschine in der Spur bleibt, und schlussendlich muss er auch auf seine beiden Füße achten, damit er Ansgar und Hakon immer gut folgen kann.
Den Pferden gut folgen muss auch Desirée Warns. Seine Lebensgefährtin, ebenfalls eine sehr erfahrene Gespannführerin, geht neben der Maschine und achtet darauf, dass die Eicheln wie gewünscht im Waldboden abgelegt werden und sich keine Äste oder Wurzeln am Pflugschar verfangen. Des Weiteren sorgt sie dafür, dass das Saatgut anschließend gut abgedeckt wird und packt auch mal beherzt zu, wenn die Legemaschine umzukippen droht.
Der Dritte im Bunde ist Thomas Rygus. Von Beruf eigentlich Bankkaufmann, absolviert er zurzeit ein Praktikum auf dem Inselhof. Bei der Eichensaat befüllt er heute die Legemaschine, tritt – wenn nötig – die Bodenverwundung zu und hilft dabei, Ansgar und Hakon mit Wasser und Futter zu versorgen sowie den Transport von Tier und Technik zu bewerkstelligen.
Praktikant Rygus kennt sich nämlich auch mit Arbeitspferden aus. Genau wie Stephan Dietrich gehört er zum Vorstand der Interessengemeinschaft Zugpferde e. V. (IGZ), der Dachorganisation der ihr angeschlossenen Landesverbände: Er ist ihr Schriftführer, Stephan Dietrich sogar der Vereinsvorsitzende. Desirée Warns wiederum steht dem IGZ-Landesverband Berlin-Brandenburg vor.
Diese geballte Fachkompetenz und die zwei gut ausgebildeten Ponys lassen die Eichensaat zügig vorankommen. „Wir legen hier bewusst sehr viele Eicheln in den Reihen ab. Denn wir müssen immer damit rechnen, dass nicht alle zum Keimen kommen und dass später die jungen Eichen auch durch das Schalenwild verbissen oder verfegt werden können“, erklärt Revierförster Kunze weiter. „Eine ganz wichtige waldbauliche Voraussetzung ist deshalb die Jagd.“
Anschließend zeigt er auf einer benachbarten Fläche Eichensprösslinge aus den Vorjahren, deren Leittriebe das Rehwild eingekürzt hat: „Nur wenn auch die Jäger mithelfen, kann aus der aktiven Naturverjüngung ein widerstandsfähiger neuer und artenreicher Wald entstehen, der den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist.“
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Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern ruft die neue Bundesregierung zu einem Kurswechsel in der Agrarpolitik auf. Es sei höchste Zeit zum Handeln, so Bauernpräsident Karsten Trunk beim Bauerntag am 2. April 2025 in Linstow (Landkreis Rostock) mit Blick auf die Regierungsbildung zwischen Union und SPD.
Viele altbekannte Probleme seien seit Jahren ungelöst, erklärte Trunk und verwies auf Themen wie die überbordende Bürokratie, steigende Energiekosten, Düngemittelpreise sowie die Schließung von Schlachthöfen. Dem Rückgang der Nutztierhaltung müsse dringend entgegengewirkt werden. „Wenn da jetzt nicht die Weichen gestellt werden und es klare Rahmenbedingungen gibt, dann fällt die Entscheidung gegen die Veredlungswirtschaft“, ist sich der Bauernpräsident sicher. Sinken die Bestände an Schweinen und Rindern, müssten Schlachthöfe und Molkereien schließen, warnte er.
Auch die Zusage der Agrardieselrückvergütung sei nicht ausreichend, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern.
„Um das klarzustellen, es handelt sich nicht um eine Subvention, sondern um eine Steuerrückerstattung“, so Trunk. Kritik äußerte er auch an den Mindestlohn-Plänen. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen Mindestlohn, wir sind gegen einen politisch verordneten Mindestlohn“, betonte er. Erntehelfer aus dem Ausland verlangten keinen Mindestlohn, zudem seien diese Kosten nicht tragbar. „Wenn nicht gegengesteuert wird, wird es im ländlichen Raum bergab gehen. Gerade im Hinblick auf die Sonderkulturen“, mahnte er. Union und SPD hatten sich in ihrem Sondierungspapier auf einen möglichen Mindestlohn von 15 Euro ab 2026 geeinigt.
Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) versicherte den Delegierten in Linstow, dass es Ziel der Koalitionsverhandlungen in Berlin sei, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und die Attraktivität der ländlichen Räume als Wohn- und Arbeitsort zu verbessern. „Wir brauchen eine solide ausgestattete Agrarpolitik“, so der Minister au Mecklenburg-Vorpommern.
Neben der Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung stellte Backhaus den Landwirten die Befreiung alternativer Kraftstoffe von der Energiesteuer in Aussicht. „Uns allen ist klar, dass klimaschädliche Subventionen durch bessere Alternativen abgelöst werden müssen, aber eben nicht über Nacht und nicht auf Kosten einer Branche, die unser Überleben sichert“, betonte Backhaus.
Auch die viel diskutierte Verordnung zur Stoffstrombilanz im Düngegesetz solle ersatzlos gestrichen werden, um Bürokratie abzubauen, sagte er. Sie biete keinen Mehrwert für den Gewässerschutz, aber hohe Nachweispflichten für die Betriebe.
Zudem solle der Agrarantrag vereinheitlicht werden, um Doppelmeldungen zu vermeiden. Die 194 Vorschläge der Länder zum Bürokratieabbau, die bereits der Ampel-Koalition vorlagen, sollen neu bewertet werden.
Der Koalitionsvertrag sende Minister Backhaus zufolge auch ein klares Signal an die Nutztierhaltung als wichtiges Standbein der deutschen Landwirtschaft. Bis 2028 sollen jährlich rund 1,5 Mrd. Euro für den Umbau tierwohlgerechter Ställe bereitgestellt werden. Der Bestandsschutz für neue und umgebaute Ställe werde auf 20 Jahre erhöht.
Die Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel sollen beschleunigt werden. „Wir müssen den Umfang und das Risiko beim Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren, indem wir die Präzisionslandwirtschaft und den integrierten Pflanzenschutz stärker fördern“, so Backhaus. Deutschland dürfe hier keinen Sonderweg gehen, sondern brauche eine EU-weite Strategie für befristete Zulassungen, wenn keine Alternativen vorhanden sind.
In den vergangenen 30 Jahren habe sich die Verfügbarkeit zugelassener Wirkstoffe von 700 auf 200 reduziert. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht an der Realität auf dem Feld vorbei agieren. Wissenschaftliche Bewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sollten Grundlage für politische Entscheidungen sein – nicht populistische Verbotsforderungen“, betonte der Minister.
Abschließend informierte Backhaus über die Änderung des Dauergrünlanderhaltungsgesetzes. Künftig könne Dauergrünland, das ab dem 1. Januar 2021 entstanden ist, wieder in Ackerland umgewandelt werden, mit wenigen Ausnahmen. Dies betrifft landesweit etwa 4.000 ha. Die Pflugregelung entfalle, was ökonomisch und ökologisch sinnvoll sei und zur Verbesserung der Biodiversität beitrage, so der Minister. Diese Maßnahmen sollen bereits in den ersten 100 Tagen nach Bildung der neuen Bundesregierung umgesetzt werden, kündigte Backhaus an.
Beim Thema Bürokratieabbau erwarten die Landwirte ein Umdenken der zukünftigen Koalitionäre in Berlin. Der Ball liege jetzt in Berlin, so Trunk. Von dort seien erste Signale gekommen, etwa zu einem vereinfachten Antragsverfahren. Sogar von einem einheitlichen Agrarantrag für alle Landwirte in Deutschland sei die Rede. „Hier können schon kleine Schritte Entlastung für uns Landwirte bringen“, sagte Trunk.
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Eine beunruhigende Serie von Reifenschäden an landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Baumaschinen hält den Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg) in Atem. Wie die Polizeidirektion Nord auf Anfrage der Bauernzeitung bestätigte, sind seit September 2024 insgesamt 14 Fälle bekannt geworden, wobei sich die Vorfälle seit Anfang März 2025 deutlich häufen. Acht der gemeldeten Fälle betreffen land- und forstwirtschaftliche Maschinen und Fahrzeuge, darunter Traktoren, Anhänger und Geräte zur Baumpflege.
Auffällig ist, dass der oder die Täter es vor allem auf Fahrzeuge mit größerer Bereifung abgesehen haben. „Als Tatmittel kommen bohrende und schneidende Werkzeuge in Betracht“, gibt Joachim Lemmel von der Pressestelle der Polizeidirektion Nord einen Einblick in das Tatgeschehen.
Die Tatorte konzentrieren sich entlang der Bundesstraße 167 und der Landesstraße 19 in den Bereichen Lindow, Herzberg, Grieben, Linde, Wulkow, Rheinsberg und Neulöwenberg. „Offenbar ist der Täter mobil, ein örtlicher Bezug ist anzunehmen“, so Polizeisprecher Lemmel. Ob ein Zusammenhang mit den gemeldeten Fällen entlang der Bahnstrecke Neuruppin-Löwenberg besteht, wird derzeit ebenso geprüft wie mögliche Verbindungen zwischen den betroffenen Firmen und Privatpersonen.
Von der Sabotage-Serie sind demnach auch Fahrzeuge betroffen, die für die Modernisierung der Bahnstrecke Neuruppin-Löwenberg im Einsatz sind. Wie Gleisbauunternehmer Klaus-Dieter Fricke gegenüber dem rbb berichtete, wurden seit Februar 2025 acht seiner Fahrzeuge beschädigt. Die Reparatur der Reifen sei nicht nur teuer, sondern führe auch zu erheblichen Arbeitsausfällen, da Material und Personal umdisponiert werden müssten, um die Verspätungen aufzuholen. Den entstandenen Schaden beziffert Fricke bereits auf einen sechsstelligen Betrag. Um weiteren Sabotageakten an seinen Fahrzeugen vorzubeugen, hat er inzwischen seine Baustellen und Materiallager entlang der Strecke mit Kameras ausgestattet – auf eigene Kosten.
Die Polizei empfiehlt die Kameraüberwachung von Fahrzeugen auch den landwirtschaftlichen Betrieben in der Umgebung, um sich vor solchen Sabotageakten zu schützen. Betroffene Betriebe und Landwirte sollten ihre Fahrzeuge nach Möglichkeit unterstellen oder abschließen. In der Nacht sollten die Fahrzeuge von einer vorbeiführenden Straße aus nicht sichtbar sein. Wo dies nicht möglich ist, können technische Mittel zur Abschreckung und Aufzeichnung hilfreich sein.
„Die Polizeibeamten in der betroffenen Region sind sensibilisiert und führen anlassbezogene Kontrollen durch. Präventive Maßnahmen wie verstärkte Streifen sind geplant und werden bereits umgesetzt“, so Joachim Lemmel von der Pressestelle der Polizeidirektion Nord.
Zu konkreten Ermittlungsansätzen wollte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht äußern. Um die Ermittlungen im Fall der zerstochenen Traktorreifen weiter voranzutreiben, bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Beobachtungen von Personen, die sich verdächtig verhalten, sollten umgehend der Polizei gemeldet werden.
Zeugen können sich an die Polizeiinspektion Ostprignitz-Ruppin unter der Telefonnummer 03391 – 354-0, an die Polizeiinspektion Oberhavel unter der Telefonnummer 03301 – 851-0 oder an jede andere Polizeidienststelle wenden. Zeugen können Hinweise auch über das Bürgerportal der Polizei Brandenburg melden.
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Auf die größten Baustellen bei der Saatgutvermehrung machte Axel Mohr, Vorsitzender des Märkischen Saatgutverbandes Brandenburg (MSV), gleich in seiner Begrüßung aufmerksam: Diskrepanz zwischen Produktionskosten und Erzeugerpreisen, überflüssige Bürokratie, Notwendigkeit des Einsatzes neuer Züchtungsmethoden, die neu geforderte Erntebescheinigung für die Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV), notwendige Nachbesserungen bei der Leguminosenförderung.
Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) ging in ihrem Grußwort gleich auf einiges davon ein. „Die Saatgutproduktion, die wir hier im Land haben, verbessert nicht nur die Anpassungsfähigkeit unserer Landwirtschaft, sondern fördert auch die Biodiversität und die Unabhängigkeit von Importen im Saatgutbereich“, machte Mittelstädt deutlich. Kontinuierliche Züchtungsarbeit sei dafür unerlässlich, sie sorge für Ertragsleistungssteigerung, Stresstoleranz und Qualitätssicherung.
Brandenburg setze sich sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene für einen faktenbasierten Dialog zu den neuen genomischen Techniken (NGT) ein, der Chancen und Risiken beiderseitig berücksichtigt, so Mittelstädt. „Ich habe auf EU-Ebene sehr stark darauf hingewirkt, dass NGT aus der GVO-Verordnung herausgenommen werden, zumindest Teile davon, und für die Züchtung zur Verfügung stehen“, versicherte Mittelstädt der Versammlung. Die Herausforderung werde sein, die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Züchtungstechniken zu schaffen.
Mittelstädt ging zudem auf die weitere Einschränkung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen ein. Aus praktischer Sicht halte sie es nicht für zielführend, Wirkstoffe zu verbieten und in der Konsequenz andere einsetzen zu müssen, die weniger effektiv seien und darum öfter oder kombiniert eingesetzt werden müssen. Auch das habe sie in Brüssel angesprochen. Deutschland habe noch immer eine Signalwirkung, enthalte sich diesbezüglich aber zu oft der Stimme. Sie glaube, dies werde sich mit der nächsten Regierung auf Bundesebene deutlich verändern, so Mittelstädt.
Gemeinsam mit dem Landesamt (LELF), dem MSV und dem Landesbauernverband (LBV) überreichte die Ministerin drei Betrieben die Plakette „Ausgezeichneter Saatgutbetrieb des Landes Brandenburg 2025“: der Agrargenossenschaft GeRoMe aus Dahme, Mark, dem Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz aus Oderaue und der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow. Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr zum 25. Mal verliehen. Zu den Preisträgern:
Die Agrargenossenschaft GeRoMe e.G. bewirtschaftet ca. 2.550 ha und kann auf eine langjährige Erfahrung in der Vermehrung verschiedener Kulturen wie Getreide, Gräser, Erbsen und Saatkartoffeln verweisen. Ihr kooperativer Ansatz über den gesamten Produktionsprozess, von Aussaat über Düngung, Pflanzenschutz, Pflegemaßnahmen, Ernte, Lagerung bis hin zur Anlieferung zur VO-Firma, sei beispielhaft, erklärte die Ministerin, die Stefanie Pötsch vom Vorstand die Plakette überreichte.
Seit 35 Jahren engagiert sich der Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz für die Saatgutvermehrung in Brandenburg. Bereits zum dritten Mal wurde der Landwirt aus dem Oderbruch mit dem Titel als „Ausgezeichneter Saatbaubetrieb des Landes Brandenburg“ ausgezeichnet. Zu seinen Vermehrungskulturen gehören neben Getreide, Erbsen, Rüben und Öllein seit einigen Jahren auch verstärkt Gräser und Klee. Vor allem die Feldrandhygiene sei vorbildlich, lobte die Ministerin unter dem Beifall der Versammlung.
Marcel Giese und Hiltburg Jastram sind in der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow e.G. für die Saatgutvermehrung zuständig. Seit 20 Jahren produziere die Genossenschaft Saatgut und erzielte dabei anerkennungsfähige Bestände bei Getreide- und Gräsersorten sowie Leguminosen, dankte Mittelstädt für das Engagement.
Dank wurde auch Norbert Näther zuteil, der nach einem Berufsleben für den Saatbau in Brandenburg – angefangen beim VEB Saat- und Pflanzgut der DDR bis zur Leitung der Anerkennungsstelle seit 2000 – in den Ruhestand geht.
Neuer Fachreferent für Saatgutanerkennung im Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) ist Matthias Täger. Er stellte die wichtigsten Ergebnisse der Saatgutproduktion 2024 vor:
Täger dankte Familie Krause, die mit über 80 Lebensjahren nun als Feldbesichtiger ausgestiegen sind. Norbert Näther wird diese Lücke schließen. Neben Sortenempfehlungen und Infos zur Impfung von Leguminosensaatgut machte insbesondere ein Vortrag zur Perspektive der Phytomedizin deutlich, vor welch großen Herausforderungen die Branche steht.
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Oder: Wolfsmanagement in Sachsen: So schwindet das Vertrauen
Gerichtsfest müsse alles sein – mit diesem Satz begründet die Fachstelle Wolf in Sachsen, warum die Gutachter nach Nutztierrissen mit dem Zollstock um die Weide laufen, um an Dutzenden Stellen die korrekte Höhe der Elektrozäune nachzumessen. Was für den Weidetierhalter so aussieht, als wolle man ihm auf Biegen und Brechen einen Fehler nachweisen, diene nur dazu, Rechtssicherheit zu gewährleisten. Rechtssicherheit für die Zahlung von Schadensausgleich – oder aber für eine Entnahme. Wobei Letztere bislang nur eine hypothetische Annahme blieb.
Denn geht es vor Gericht, reichen die penibel ausgefüllten Rissgutachter-Protokolle dann offenbar doch nicht aus. Das zeigt der jüngste Fall aus dem ostsächsischen Landkreis Bautzen. Ein Rudel hat dort erlernt, selbst 120 Zentimeter hohe Elektrozäune zu überspringen, und bringt die Schäfer der Region zur Verzweiflung.
Nach etlichen Rissen strengte das Landratsamt im Einvernehmen mit der Fachstelle Wolf eine Entnahme an. Genau so, wie es die Wolfsmanagement-Verordnung in Sachsen vorsieht. Prompt legte eine Umweltschutzorganisation aus dem fernen Wolfsburg Widerspruch gegen die Abschussgenehmigung ein – und bekam vom Verwaltungsgericht Dresden Recht.
Der Beschluss des Gerichtes ist noch kein Urteil. Doch die Entscheidung zugunsten des Antragstellers, des Vereins „Freundeskreis freilebender Wölfe“, deutet an, dass das Gericht die Entnahmeanordnung des Landkreises für rechtswidrig hält. Liest man die Begründung, kommt man ins Grübeln. Nicht nur, dass der Bescheid des Landkreises nach Ansicht der Richter formelle Mängel aufwies und keine genaue örtliche Zuordnung zuließ – ein Fehler, der möglicherweise vermeidbar gewesen wäre.
Noch nachdenklicher macht, dass die Wolfsmanagement-Verordnung in Sachsen mit ihren Vorgaben, welche Schutzmaßnahmen einem Schäfer zugemutet werden können, offenbar doch nicht die Rechtssicherheit bietet, wie sie von den Behörden bisher kommuniziert wurde.
Laut den Richtern am Verwaltungsgericht Dresden hätten vor einer Abschussgenehmigung noch andere Herdenschutzmaßnahmen geprüft werden müssen – bis hin zum Nachtpferch oder zur Behirtung der Herde. Also auch von Maßnahmen, die so von der Wolfsmanagement-Verordnung in Sachsen gar nicht vorgesehen sind. Mir stellt sich die Frage: Wie verlässlich ist die Wolfsmanagement-Verordnung als Grundlage für die Genehmigung eines Wolfsabschusses nach so einem Gerichtsbeschluss eigentlich?
Müßig ist, Wolfsvereinen, die sich aus der Ferne in die Dinge vor Ort einmischen, die Schuld an der Misere zu geben. Den Schutz jedes einzelnen Wolfes bis ins Kulthafte zu betreiben, ist zwar weder sinn- noch verantwortungsvoll. Aber diese Akteure lassen sich nicht wegwünschen. Sie machen nur von den vorliegenden Möglichkeiten Gebrauch. Und genau da liegt der Schlüssel. Der hohe rechtliche Schutzstatus des Wolfes ist aus der Zeit gefallen. In der Berner Konvention ist der Schutzstatus bereits herabgestuft worden. Dies muss nun schnellstens ins europäische und dann ins nationale Recht überführt werden. Wenn Wölfe Verhalten erlernt haben, das die Koexistenz von Weidehaltung infrage stellt, müssen sie entnommen werden können. Und dies, ohne zuvor ein Gericht zu fragen.
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Eine Rekordkampagne erlebte die Zuckerfabrik Könnern in der vergangenen Saison: Das Werk von Pfeifer & Langen im Salzlandkreis verarbeitete vom 4. September 2024 bis zum 8. Februar 2025 täglich im Durchschnitt mehr als 17.000 t Rüben und in der Summe in 157 Tagen gut 2,5 Mio. t. Die für die Zuckerfabrik Könnern bislang größte Rübenmenge resultierte aus einer um 9 % erweiterten Anbaufläche und den relativ hohen Naturalerträgen.
Im Durchschnitt ernteten die Anbauer 75,1 t/ha Rüben mit 16,7 % Zucker, was 12,5 t/ha Zuckerertrag entspricht. Der Gesamtabzug betrug 8 %. Im Mittel der Jahre 2019–2023 wurden folgende Werte erreicht: 57,9 t/ha Rüben, 17,5 % bzw. 10,1 t/ha Zucker, 8,6 % Abzug.
Trotz mengenbedingter Herausforderungen seien Ernte und Verarbeitung 2024/25 eher unproblematisch verlaufen, hieß es Mitte März auf der ersten von zwei Winterveranstaltungen des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZRAV) Könnern in Großpaschleben.
Verbandsvorsitzender Dr. Björn Küstermann blickte, nachdem er den „Freundeskreis der Zuckerrübe“ begrüßt hatte, zunächst auf die Anbausaison und ein in weiten Teilen des Einzugsgebietes normales Vegetationsjahr zurück. Er machte deutlich, dass dieses Rekordergebnis auch den großen Abnehmern von Zucker von Pfeifer & Langen nicht verborgen geblieben sei. EU-weit sei der Rübenanbau um etwa 8 % ausgeweitet worden. Dieser Zucker müsse nun vermarktet werden. In der Konsequenz gebe es ganz andere Preise gegenüber der Saison 2023.
Küstermann appellierte deshalb an seine Berufskollegen, die Anbaudisziplin zu schärfen und den Umfang der Rübenflächen für die nächste Kampagne im Sinne einer Marktkorrektur freiwillig zu reduzieren, um die Wirtschaftlichkeit des Rübenanbaus zu erhalten. „Wir haben als Landwirte die Verantwortung und die Pflicht, den Anbau zusammen mit dem Zuckerunternehmen vertragsgerecht zu gestalten“, betonte er.
Der Verbandschef merkte mit Blick etwa auf Mercosur-Abkommen und Sonderregelungen für die Ukraine an, dass zollfreie Einfuhren von Zucker den EU-Markt extrem belasteten. Den Verarbeitern sei es letztlich egal, woher dieser komme. Küstermann appellierte an die Politik, sich für Einigkeit in Europa auch und insbesondere in der Landwirtschaft einzusetzen. Nationale Alleingänge seien nicht hilfreich und gefährdeten die (Land-)Wirtschaft.
Zum Rübenanbau sagte er, der Klimawandel treffe Landwirte und Zuckerfabriken gleichermaßen. Die Praxis kämpfe zunehmend mit neuen Pflanzenkrankheiten und -schädlingen, ohne wirksame Gegenmittel zu haben. Statt einer Einmalbehandlung fahre man heute drei- bis viermal in die Bestände: „Uns laufen die Produktionskosten davon.“ Es bedürfe innovativer Lösung in puncto Züchtung und Pflanzenschutz, sonst fielen bestimmte Standorte aus der Rübenproduktion heraus.
Stephan Randel, Regionalleiter Landwirtschaft in der Zuckerfabrik Könnern, gab einen Rückblick auf das Rübenjahr 2024, das mit Ausnahme der Trockenheit ab August/September im Wesentlichen von sehr guten Bedingungen geprägt war. Die gegenüber dem langjährigen Mittel um 10–20 % höheren Niederschläge hätten auch für Krankheitsprobleme gesorgt, etwa den Blattwechsel durch Cercospora, was Ertrag und Zucker kostete.
Randel stellte die eingangs aufgeführten Kampagneneckwerte vor. Er warb für einen Saatgutbezug über Pfeifer & Langen, obwohl die Branchenvereinbarung ab der Aussaat 2025 einen Bezug über Dritte zulasse. Es gehe darum, die GVO-Freiheit sicherzustellen und die schlagspezifische Zuordnung der Sorten zu dokumentieren. Fehle Letztere, gebe es keine Abnahme der Rüben. Mit Blick auf lange Kampagnen verwies er auf die zunehmende Bedeutung des Mietenschutzes als Erfolgsfaktor.
Dr. Hermann Schmitz, Leiter Landwirtschaft bei Pfeifer & Langen, Köln, berichtete zunächst über die energetische Transformation im Unternehmen, etwa den Ersatz der Kohle durch biogene Brennstoffe in den Werken. „Das Zuckerkochen ist ein energieintensiver Prozess“, sagte er und nannte eine Faustzahl: Danach seien 1.000 kWh nötig, um 1 t Weißzucker zu produzieren. Die Umsetzung dieser Investitionen müsse aber auch kostenseitig gedeckt sein, der Markt müsse das bezahlen, stellte er fest. Letzterer befinde sich allerdings nicht mehr in der Hochphase wie 2022/2023.
Zur Nachhaltigkeit bei Pfeifer & Langen sagte er, die Rübe mache mit 28 % fast ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen aus, die Zuckerfabrik 37 %, vor- und nachgelagerte Bereiche 30 % sowie Sonstiges 5 %. Aufgrund politischer Vorgaben und des Verlangens von Großkunden werde die Erfassung landwirtschaftlicher Primärdaten hierzu beim Anbauer nötig, die nach Möglichkeit aus der Ackerschlagkartei kommen sollten.
Der Zuckermarkt stehe durch die hohe Eigenerzeugung unter extremem Druck, so Schmitz. Von 2023 auf 2024 sei der Rübenanbau in der EU 27 + UK um 8 % oder 117.000 ha auf 1,56 Mio. ha gestiegen, in Deutschland um 21.000 ha auf 386.000 ha Rüben. Die EU als Nettoexporteur sei schädlich, dies drücke die EU-Zuckerpreise deutlich herunter. Pfeifer & Langen habe nicht allen Zucker von 2023/24 vermarkten können. Die 2024er-Rübenpreise für Könnern verortete er bei rund 37,50 €/t im Flexpreis- bzw. 33 €/t im Sicherheitsmodell (abzüglich Frachtkosten). Für 2023 stellte er eine Nachzahlung von 1 €/t Rüben in Aussicht.
Zur Kampagne 2025/26 werde ein EU-weiter Rückgang um 7,2 % oder 112.000 ha auf 1,45 Mio. ha erwartet, doch sei dies noch ungewiss. Auch bei Pfeifer & Langen sollte der Anbau um diese Dimension zurückgefahren werden, so Schmitz. Sein Appell an die Landwirte: „Gesichert die Kontraktmenge anbauen, nicht mehr!“
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Durchwachsen – so kann man die Urteile der Praxispartner der Thüringer Strip-Till-Kooperation nach drei Jahren zusammenfassen. 2021 startete das vom Agrarministerium im Rahmen des Programmes „Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen“ (LFE) finanzierte und von der Thüringer Aufbaubank (TAB) geförderte Projekt, an dem sich acht Betriebe mit jeweils rund 100 ha Fläche beteiligten.
Die Wolfgang Nürnberger GmbH hatte den Hut auf, die Firma Mzuri stellte die Maschine, die das Lohnunternehmen Büttner Ökoservice zum Drillen auf die Flächen transportierte. Die U.A.S. Umwelt- und Agrarstudien GmbH in Jena verantwortete die begleitenden Untersuchungen. Der Thüringer Bauernverband (TBV) unterstützt koordinierend.
Bei der Streifenbodenbearbeitung, die die klassische Direktsaat mit intensiver, konservierender Bodenbearbeitung verbindet, wird lediglich rund ein Drittel der Bodenfläche bearbeitet. Obwohl weithin bekannt, ist das Verfahren noch nicht weit verbreitet. Erosionsminderung, besseres Wasserhaltevermögen, langfristige Humusmehrung und Kostensenkungen, um Beispiele zu nennen, verspricht Strip Till.
Als richtig erwiesen hatte sich im ausgelaufenen Projekt, Partnerbetriebe in verschiedenen Anbauregionen zu gewinnen (Agrar GmbH Oldisleben; Agrar eG Großrude-stedt; Agrarproduktion Zorgeland GmbH; Agrarunternehmen Pfersdorf eG; Landgenossenschaft Dittersdorf; LZ „Hörseltal“ eG Mechterstädt; Pahren Agrar GmbH; Rhönland eG Dermbach).
So zeigte sich während der dreijährigen Projektphase, dass das Verfahren auf schweren Böden an seine Grenzen stoßen kann; auf leichten Standorten hingegen boten sich den Praktikern bessere Ergebnisse. Messbar waren geringere Kosten (Arbeit und Diesel), in der Tendenz allerdings auch geringere Erträge im Vergleich zu den Referenzflächen.
Beim Mais erlebten etliche Praktiker Enttäuschungen. Auf den Strip-Till-Flächen, so die Auswertung der U.A.S., wurde im Vergleich keine stärkere Verunkrautung gemessen. Der Praxistest bezüglich des Erosionsverhaltens der Strip-Till-Flächen nach Starkniederschlägen konnte aufgrund ausbleibender Extremereignisse nur in Einzelfällen bestehen. Infiltrationsversuche in der Pahren Agrar GmbH zeigten René Kolbe zufolge allerdings, dass der Strip-Till-Boden doppelt so schnell Wasser aufnehmen kann als die üblicherweise konservierend bearbeiteten Flächen.
Kolbe gab sich auf seinen Böden, abgesehen vom Ertrag, mit dem Verfahren zufrieden. Nicht zuletzt deshalb gehört Pahren zu den vier Betrieben, die am Folgeprojekt teilnehmen. Auch das LZ „Hörseltal“ ist wieder dabei. Neu hinzu kommen die Agrargenossenschaft Kauern und die Elxlebener Feldfrucht KG. Beide haben bereits Erfahrungen mit dem Strip-Till-Verfahren und können dafür auf eigene Technik zurückgreifen.
Wieder als LFE-Vorhaben vom Fachministerium finanziert und von der TAB als förderwürdig bewilligt, leitet das Projekt Wolfgang Nürnberger, das der TBV koordiniert und die Agrarberatung Thomas Köhler begleitet. Die vier Betriebe nehmen mit Schlägen zwischen 40 und 60 ha am Projekt teil.
Zum Auftakttreffen in Erfurt erläuterte Thomas Köhler, dass die Schläge in eine Strip-Till-Variante und eine Referenzfläche geteilt werden. Dies soll allerdings nur für die Aussaat- bzw. Bodenbearbeitungssysteme gelten. Die geplanten Boden- und Nährstoffanalysen finden gleichermaßen auf dem gesamten Schlag statt. Neben den klassischen Bedarfsanalysen für die Düngung (LUFA-Standard) will man kostspielige Bodenanalysen nach Albrecht und Kinsey (Bodenchemie; Verhältnis der Nährstoffe) sowie Bodenvitalitätstests nach Haney durchführen. Ohne dem Konzept der Regenerativen Landwirtschaft zur Gänze zu folgen, bediene man sich derer Ansätze, so Köhler. Er verwies auf stagnierende Erträge, trotz neuer Sorten, unbefriedigende Feldaufgänge, mineralische Dünger, die nicht mehr in Lösung gingen, fehlende Beschattung des Bodens nach der Ernte, Verlust von Bodenstruktur sowie Erosionsgefahr. Und dies jahrzehntelang praktizierter konservierender Bodenbearbeitung zum Trotz.
Insofern verfolge man mit der Projektfortführung, an der das Landesamt für Landwirtschaft großes Interesse signalisiert hat, über das Strip-Till-Verfahren hinausgehende Erkenntnisse.
Am 29. April lädt die neue Strip-Till-Kooperation zum ersten Feldtag mit Flurfahrt nach Elxleben ein. Unter dem Titel „Vor- und Nachteile der Strip-Till-Technologie“ geht es auf die Projekt- und auf Praxisflächen. Eine Anmeldung ist erforderlich.
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Weinbau in Brandenburg erscheint zunächst ungewöhnlich, hat jedoch eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter wurde in vielen Teilen des Landes Wein angebaut und gekeltert. Die Weinrebe (Vitis vinifera L.), ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, wurde vermutlich durch die Zisterzienser und während der Ostkolonisation durch Siedler aus dem Westen in Brandenburg kultiviert.
Seitdem erlebte der Weinbau in Brandenburg eine wechselvolle Geschichte. Antje Schüttig von der Humboldt-Universität Berlin will ihn fördern. „Der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Bedingungen für den Weinbau in Brandenburg günstiger werden. Wir haben eine der höchsten Sonnenscheindauern im Jahr, was die Zuckereinlagerung in den Trauben begünstigt, und somit eine gute Traubenqualität“, sagt die wissenschaftliche Leiterin des Projektes „Vitis BB“.
In diesem EIP-Projekt soll ein klimatolerantes und modernes Rebsorten-Sortiment etabliert werden. Die Projektleitung liegt bei der Humboldt-Universität, Fachgebiet Urbane Ökophysiologie der Pflanzen, und wird unterstützt durch zwei Weingüter in Brandenburg: Weingut Patke und Weingut Marbachs Wolfshügel. Weitere Partner sind die Rebschule Freytag in Neustadt an der Weinstraße, das Julius-Kühn-Institut für Rebenzüchtung in Siebeldingen und das Institut für Lebensmittel und Umweltforschung e.V. (ILU) in Bad Belzig.
Die Weinbaugebiete in Brandenburg konzentrieren sich bislang hauptsächlich auf den Süden, insbesondere auf die Regionen um Werder (Havel), die Niederlausitz und das Elbe-Elster-Land. Hier gedeihen Rebsorten wie Müller-Thurgau, Bacchus, Riesling und Spätburgunder.
Der gelernte Winzer Stefan Bönsch ist Kellermeister beim Weingut Marbachs Wolfshügel südöstlich von Cottbus. Er kümmert sich nicht nur um den Weinkeller mit Vinothek, sondern auch um die Reben auf dem historischen Weinberg auf der Jerischker Endmoräne, der von Hubert Marbach wiederbelebt wurde. Angebaut werden Riesling, Johanniter, Regent und Cabernet Cortis.
Während in diesen Märztagen langsam der Frühling in den Hang zieht, beschneidet Bönsch die Reben. „In Brandenburg Wein anzubauen, ist nicht leicht, aber es lohnt sich, das Kulturgut zu bewahren.“ Den Klimawandel sieht er als Herausforderung: „Die Veränderungen sind spürbar. Die Weinlese beginnt jedes Jahr früher, und wir müssen uns an neue Temperaturen und Niederschlagsmengen anpassen, unsere Weinberge so bewirtschaften, dass sie widerstandsfähig gegen diese Auswirkungen des Klimawandels sind.“ Im Projekt „Vitis BB“ werden zukunftsfähige Sorten erprobt. „Unsere Weinberge sollen auch für kommende Generationen fruchtbar bleiben“, so Bönsch.
Die Weinbaufläche in Brandenburg umfasst aktuell etwa 40 ha. Das kontinentale Klima mit kalten Wintern und moderaten bis warmen Sommern prägt auch den Weinbau. Die mittleren Niederschläge sind ungleich verteilt, von unter 500 mm bis zu 650 mm im Jahr.
Damit gehört Brandenburg zu den niederschlagsärmsten Gebieten in Deutschland. Die Zusatzbewässerung wird künftig jedoch weiter reduziert werden müssen, und durch den kontinentalen Einfluss wird es häufiger Frost geben. „Unsere größte Herausforderung sind die Frühjahrsfröste. In Brandenburg haben wir einen sehr milden Winter, welcher den frühen Austrieb von Obst- und Weingehölzen begünstigt. Leider haben wir bis in den Mai hinein Minusgrade. Dies kann zu erheblichen Schäden an den frisch ausgetriebenen Reben führen“, erklärt Kellermeister Romano Voß vom Weingut Patke.
Im Projekt „Vitis BB“ liegt der Fokus darauf, moderne PIWI-Reben auf ihre Trocken- und Frosttoleranz zu untersuchen. „PIWI“ steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten mit einer starken Widerstandskraft gegen Echten und Falschen Mehltau, einer typischen Blatterkrankung bei Wein.
Weiterhin sollen historische Weinsorten aus Brandenburg auf ihre Resistenz gegen Pilzkrankheiten geprüft werden. Somit lassen sich traditionelle als auch innovative Ansätze im Weinbau integrieren. „Diese Untersuchungen sind von entscheidender Bedeutung, um den langfristigen Erfolg des Weinbaus in Brandenburg sicherzustellen. Nur eine enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis kann langfristig zu Erfolgen führen. Keiner kommt ohne den anderen auf vernünftige Ergebnisse“, betont Winzer Romano Voß.
Aufgebaut wird im „Vitis BB“-Projekt auf Ergebnissen aus vorhergehenden Forschungsprojekten von JKI und der Humboldt-Universität. So können zum Beispiel historische Rebsorten gleich auf ihre Virusfreiheit getestet werden und veredlungsfähiges Pflanzenmaterial mittels In-vitro-Kultur vermehrt werden.
Labor-Rundgang mit Projektleiterin Antje Schüttig (r.). Projektmitarbeiterin Julia Eckardt (l.) gab den Praxispartnern Romano Voß und Stefan Bönsch Einblicke in die Arbeit mit In-vitro-Kulturen. © Sandra Marquardt
Weiteres Ziel des Projektes ist es, die Vielfalt des Weinanbaus in Brandenburg durch die Wiederentdeckung und den Anbau historischer Rebsorten zu bereichern. Den Praktikern im Projekt ist es außerordentlich wichtig, die alten Sorten zu erhalten. „Wir starten deshalb einen Aufruf und fragen die Brandenburger“, erklärt Wein-Experte Stefan Bönsch: „Besitzen Sie alte Rebstöcke in Ihrem Weinberg? Wächst vielleicht in Ihrem Garten eine unbekannte alte Rebe? Oder kennen Sie Orte, an denen möglicherweise noch heute historische Rebstöcke existieren?“.
Besitzen Sie alte Stöcke in Ihrem Weinberg? Wächst in Ihrem Garten eine unbekannte alte Rebe? Oder kennen Sie Orte, an denen möglicherweise historische Rebstöcke existieren?
Wir sind an allen Hinweisen interessiert, die uns bei der Suche nach historischen Rebsorten unterstützen können. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Hilfreich ist die Mitteilung des Standortes, gern auch des Alters der Reben, sofern bekannt.
Kommt Ihre Rebe für das Projekt infrage, wird sie genetisch bestimmt. Im Projektteam wird die Auswahl jener Sorten getroffen, die künftig auf den Versuchsflächen angebaut werden.
Kontakt: Vitis BB-Projektteam
Ansprechperson: Antje Schüttig, Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: antje.schuettig@hu-berlin.de
Telefon: 030 2093-46428
Historische Rebsorten sind ein wertvolles Kulturgut. Sie sind oft besser an die regionalen Gegebenheiten angepasst und können somit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Qualität des Weinbaus leisten. Zudem bergen sie ein einzigartiges Potenzial für wertgebende Inhaltsstoffe, neue Geschmacksrichtungen und Weinerlebnisse. Eine bekannte historische Rebsorte in Brandenburg ist zum Beispiel Grüner Adelfränkisch, der mit Süßschwarz – ebenfalls eine Rebsorte – verwandt und bereits seit dem Mittelalter in der Mark Brandenburg dokumentiert ist.
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Auf Bundesebene wird mühsam um eine Koalition gerungen, auf Landesebene muss sich die Minderheitsregierung neuen Kassenrealitäten stellen. Derweil steht auch die sächsische Landwirtschaft weiterhin vor Herausforderungen – und hat deutliche Forderungen an die Politik. Das wurde beim Bauerntag in Sachsen kürzlich in Weinböhla deutlich.
Mit viel Wohlwollen empfangen wurde dort Sachsens Landwirtschaftsminister Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU). Er skizzierte nach rund drei Monaten im Amt die Schwerpunkte seiner bisherigen Arbeit und beantwortete Fragen der Verbandsmitglieder.
Von Breitenbuch betonte, dass die neue Regierung ohne Mehrheit im Landtag mit Demut agieren und sich Mehrheiten suchen müsse. Er sei mit dieser Situation im Reinen. Nun gelte es, Vertrauen zurückzugewinnen. Die Verwaltung müsse wieder für die Betriebe da sein.
Eine erste Herausforderung für die neue Regierung sei die Aufstellung eines Entwurfs für den Doppelhaushalt 2025/26 gewesen. Sachsen muss insgesamt 2,3 Mrd. Euro einsparen. Anders als in anderen Ressorts gebe es im Agrarministerium keine Schonbereiche, die von Kürzungen ausgeschlossen sind. Der Einzelhaushalt für sein Haus sei in einer Gemeinschaftsanstrengung aufgestellt worden.
Von Breitenbuch verwies auch auf symbolträchtige Kürzungen, wie den Verzicht des Auftritts des Freistaates auf der Grünen Woche. Man werde sich stattdessen ganz auf die Landwirtschaftsmesse agra konzentrieren. Fest eingeplant habe man allerdings 70 Mio. Euro für die Entwicklung einer Software zur sicheren Beantragung von Fördermitteln in der nächsten Agrarförderperiode. Er sei jedoch der Ansicht, dass es effizienter gewesen wäre, wenn diese Software für ganz Deutschland oder gleich auf EU-Ebene entwickelt und bereitgestellt worden wäre.
Dies habe er auch bei seinem Besuch in Brüssel angeregt. Dort habe er viele gute Gespräche führen können, so der Minister. Mit den anderen ostdeutschen Agrarministern sei er dort für die Interessen der ostdeutschen Landwirtschaft eingetreten. Diese dürfe keinen Strukturbruch erleiden, so von Breitenbuch mit Blick auf die nächste Förderperiode. Deutlich gemacht worden sei ihm in Brüssel auch, dass es vielfach die Bundesregierung war, die bei verschiedenen Themen gebremst habe, etwa beim Wolf oder bei Fragen des Pflanzenschutzes.
Auf nationaler Ebene sieht von Breitenbuch eine Reihe von Themen, die im Interesse der Landwirte angepackt werden müssen. Hierzu zählt der Komplex Düngerecht. So wolle er sich über die Agrarministerkonferenz dafür einsetzen, dass die fachlich sinnvolle Frostdüngung erlaubt wird. Beim Thema Wolf plädiert er dafür, die Art unter das Jagdrecht zu stellen. Es müsse möglich sein, vor Ort zu reagieren, wenn Probleme auftreten. In Bezug auf das Wolfsmanagement habe es sich als Fehlannahme erwiesen, zu glauben, mit viel Geld verschwänden die Probleme. Für die Tierhaltung will sich von Breitenbuch für verlässliche Rahmenbedingungen einsetzen. Bei Stallneubauten müsse Planungssicherheit für 20 Jahre herrschen, damit Investitionszyklen abgebildet werden könnten.
Bauernpräsident Torsten Krawczyk blickte in seiner Rede beim Bauerntag in Sachsen noch einmal auf die Bauernproteste vom Beginn des vorigen Jahres zurück und konstatierte, diese hätten gezeigt, dass die Bauern in der Mitte der Gesellschaft stünden. Der Veränderungsdruck, der in den Protesten zum Ausdruck kam, müsse nun politisch Ausdruck finden. Bei der SPD sehe er in Anbetracht fehlender personeller Konsequenzen nach der Wahl „mangende Lernfähigkeit“. Auf die CDU müsse man als Bauernverband einwirken, „dass sie den einen Schuss, den sie hat, nicht vergibt“, so Krawczyk.
Die geplante Aufnahme hoher Schulden sehe jeder Landwirt sehr skeptisch. Bei ihrem Investitionspaket müsse die Bundesregierung „den drängenden Aufgaben in der Tierhaltung“ nachkommen. Die Zusage für den Agrardiesel allein reiche nicht aus, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit zu gewährleisten. Die Agrarpolitik müsse unbürokratischer und verlässlicher werden.
Krawczyk forderte beim Bauerntag in Sachsen, dass der Landwirtschaft weiterhin eine breite Palette an Wirkstoffen für den Pflanzenschutz zur Verfügung stehen müsse. Hierzu sei der Umgang mit Risiken realistischer zu gestalten. Auch die Möglichkeiten neuer Züchtungsmethoden sollten den Landwirten zur Verfügung stehen. Zugleich aber müsse dafür Sorge getragen werden, dass gentechnikfreie Wertschöpfungsketten erhalten blieben.
Für die auch von Krawczyk angesprochene realistische Bewertung von Risiken beim Pflanzenschutz sprach sich in einem anschließenden Fachvortrag auch der Vizepräsident des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR), Tewer Tralau, aus. Er beklagte auf dem Bauerntag in Sachsen, dass die Gefährlichkeit bestimmter Stoffe von Verbrauchern häufig falsch eingeschätzt werde. Zudem würden häufig Risiko und Gefahr gleichgesetzt. Dies führe dazu, dass potenziell gefährliche Stoffe vorbeugend aus dem Verkehr gezogen würden. Hier müsse ein Umdenken stattfinden und der Fokus wieder auf Risikobewertung gelegt werden.
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Paula, stimmt es, dass man im TOP-Kurs gehobene Tischmanieren erlernt?
Ja, das ist richtig. Aber das ist nicht alles.
Um was geht es im Kurs denn noch?
Um Teambildung, Geschichte, Agrarpolitik und Politik im Allgemeinen, Ehrenamt, Organisation von Veranstaltungen, Moderation, Rhetorik und Konfliktlösung. Und ja, auch darum, wie man sich für den jeweiligen Anlass angemessen kleidet.
Was hat dich bewogen, am TOP-Kurs 2025 teilzunehmen?
Zum einen hat mich das vielseitige Programm, das uns nach Berlin, Paris, Brüssel, Frankfurt, Rom und nach Marokko geführt hat, sehr interessiert. Zum anderen war das Ganze auch so eine Art Challenge für mich selbst. Ich verreise zwar gern, aber so lange bin ich gewöhnlich nicht unterwegs. Der Kurs ging vom 3. Januar bis 10. März, also neun Wochen, in denen wir jeden Tag ab 8.30 Uhr und teilweise bis in die Nacht Programm hatten. Motiviert hat mich auch, dass einige Leute aus meinem Freundeskreis an diesem Kurs schon einmal teilgenommen haben.
Und was hat es gebracht?
Ich denke, ich bin durch den TOP-Kurs ein gutes Stück rhetorisch besser geworden, und ich habe gelernt, meine Stärken bewusster einzusetzen. Außerdem kann ich jetzt viel besser die agrarpolitische Situation einschätzen. Wir haben im Verlauf des Kurses etliche Leute getroffen, mit denen wir reden und die uns das näherbringen konnten. Zum Beispiel Christian Maaß, den ehemaligen Pressesprecher von Bundeskanzlerin Merkel, DBV-Präsident Joachim Rukwied, den schleswig-holsteinischen Agrarminister Werner Schwarz und viele andere Vertreter aus Politik und Verbänden.
Aber auch menschlich und persönlich hat der Kurs mir viel gebracht. Wir waren 24 Teilnehmer und neun Wochen lang in einem straffen Programm tagtäglich zusammen. Es gab keine Einzelzimmer und keine Möglichkeiten, sich mal einen Tag zurückzuziehen. Das heißt, wir haben auch gelernt, zurückzustecken und miteinander klarzukommen. Ich denke, das gibt einem auch viel für das berufliche Leben. Wir sind jetzt richtig gefestigt, was die Stress-Resistenz angeht. Am Anfang hätte ich nicht geglaubt, wie eng man mit so vielen unterschiedlichen Menschen werden kann. Ich kann jetzt wirklich sagen, dass ich 23 neue Freunde gefunden habe.
Was hat dich am meisten beeindruckt?
Von den Zielen hat mich Marokko sehr beeindruckt. Zum einen, weil wir dort nach langer Zeit mal wieder praktische Landwirtschaft erleben konnten. Zum anderen, weil es mir gezeigt hat, wie dankbar wir eigentlich hier sein können und unter welchen guten Bedingungen wir leben und arbeiten. Wir sind ja oft sehr schnell dabei zu meckern. Aber Kritisieren ist leicht, wichtig ist, dass man auch Lösungsvorschläge hat.
Beeindruckt hat mich auch, wie gut die einzelnen Elemente des Kurses aufeinander abgestimmt sind. Es ist wie mit Puzzleteilen, die sich zusammenfügen. Irgendwann versteht man, warum man dieses und jenes gelernt hat und wozu man es braucht. Mir ist dabei auch zum ersten Mal richtig bewusst geworden, was für ein Riesenprivileg es ist, Bildung zu bekommen, und dass das eigentlich kein Privileg sein sollte.
Woher kamen die anderen 23 Teilnehmer der TOP-Kurses, und wie war Ostdeutschland vertreten?
Im Kurs war ganz Deutschland vertreten, außer Brandenburg, Saarland und die Stadtstaaten. Aus den Ost-Bundesländern kamen fünf Teilnehmer, die überwiegend aber aus den alten Bundesländern zugezogen waren. Obwohl wir eigentlich der Generation angehören, für die das keine Rolle mehr spielen sollte, merkt man immer noch, dass es noch eine Mauer in den Köpfen gibt. Das Miteinander im Kurs hat auch dazu beigetragen, ein paar Vorurteile abzubauen.
Warum ist der Osten so schwach vertreten?
Das ist sicher auch geschichtlich bedingt. Im Westen gibt es schon viel länger Anknüpfungspunkte zum TOP-Kurs. Daher ist dieses Angebot dort auch viel bekannter. Bevor ich zum Kurs gefahren bin, haben mich viele gefragt: Was ist dieser TOP-Kurs eigentlich?
Ein Kurs für Top-Leute?
Das denken viele. Aber TOP steht für „Teilnehmerorientiertes Persönlichkeitstraining“.
Wie kommt man an einen Platz im TOP-Kurs?
Die Bewerbung läuft über den jeweiligen Landesbauernverband, der diese dann an die Andreas Hermes Akademie weiterreicht. Dorthin wird man dann für intensive Bewerbungsgespräche eingeladen. Man muss sich also schon dafür qualifizieren.
Kostet die Teilnahme etwas?
Ja, der Kurs kostet einschließlich Unterbringung und Verpflegung 5.600 Euro. Ich hatte das Glück, über ein Stipendium aus meiner Lehrzeit einen großen Teil der Kosten abdecken zu können. Es ist auch möglich, einen Zuschuss beim Landesbauernverband zu beantragen.
Würdest du anderen die Teilnahme am TOP-Kurs empfehlen?
Definitiv. Das Motto des TOP-Kurses 2025 „An den Grenzen wachsen Horizonte“ bringt es perfekt auf den Punkt. Man erweitert seinen Horizont und gewinnt als Persönlichkeit sehr viel. Auf alle Fälle sollte man Interesse an Politik mitbringen – oder sich zumindest darauf einstellen, dass sich der Kurs sehr intensiv damit beschäftigt.
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Um Schädlinge und Krankheiten wirksam zu bekämpfen, muss Alexander Müller vom gleichnamigen Obsthof den Pflanzenschutz im Obstbau genau auf die jeweiligen jährlichen Entwicklungsstadien abstimmen. Ein Blick auf den phänologischen Kalender zeigt: Die jahreszeitliche Entwicklung der Pflanzen ist 2025 deutlich normaler als im Vorjahr. Nach dem phänologischen Kalender, der anhand der Entwicklungsstadien von Zeigerpflanzen zehn Jahreszeiten ausweist, läutete die Forsythienblüte am 22. März in Sachsen-Anhalt den Erstfrühling ein. Im Vergleich zum vieljährigen Mittel bedeutete dieser Termin laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) nahezu eine Punktlandung. Im Vorjahr war die Natur jenem Zeitpunkt rund drei Wochen voraus, die Forsythie blühte bereits Ende Februar.
Die Blüte frühreifender Äpfel als Zeichen für den Beginn des Vollfrühlings ist im langjährigen Schnitt auf den 25. April terminiert. Im vorigen Jahr war dieses Entwicklungsstadium im Landesmittel aber bereits am 8. April erreicht, mit den bekannten Folgen: Starke Nachtfröste zu Anfang der dritten Aprildekade rafften vielerorts die Baumobstblüte fast vollständig hin.
„Wir sind gegenüber dem extrem zeitigen 2024er-Frühjahr jetzt zwar deutlich später, aber dennoch eher als in früheren Zeiten“, weiß Alexander Müller um die klimabedingte Vorverlegung des Vegetationsbeginns. Der Inhaber des Obsthofes Müller in Querfurt orientiert sich bei der betrieblichen Arbeitsplanung vor allem an den phänologischen Entwicklungsstadien des Kern- und Steinobstes mit dem Ziel, anstehende Pflege- und Pflanzenschutzmaßnahmen so termingerecht wie möglich zu erledigen.
Mitte Januar hatte Müller Fruchtholzproben aller Baumobstarten an das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Süd geschickt, um diese auf tierische Krankheits- bzw. Schaderreger wie Milben, Läuse und Falter untersuchen zu lassen.
Vom Amt erhielt er bereits die Ergebnisse, die z. B. höheren Besatz mit Obstbaumspinnmilbeneiern an Aprikose und Pflaume ausweisen. Später folgen vom Amt auch Empfehlungen zu Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die jeweiligen Schädlinge und zu optimalen Behandlungszeitpunkten auf der Basis von Bekämpfungsrichtwerten. Der Betriebsleiter hat hierfür auch den Warndienst Obstbau des amtlichen Pflanzenschutzdienstes Sachsen-Anhalt abonniert.
Vorvergangene Woche traf sich Müller zudem in Höhnstedt mit Berufskollegen aus der Region, um in kleiner Runde Erfahrungen zum Pflanzenschutz im Obstbau auszutauschen. An den Zusammenkünften, die bis zur Kirschernte alle 14 Tage reihum auf den Höfen der Obsterzeuger stattfinden, nehmen zum Teil auch Vertreter von Pflanzenschutzmittelherstellern teil.
Mit weißen Leimtafeln kontrolliert der Betriebsleiter in seinen Obstanlagen das Auftreten von Blütenschädlingen wie der Apfelsägewespe. Den Apfelblütenstecher, ein Rüsselkäfer, bonitiert er hingegen mit der Klopfprobe. Dabei schlägt er gegen einen Ast und fängt die herabfallenden Insekten in einem Behältnis auf. Im Blick hat Müller ebenso pilzliche Krankheiten wie Mehltau und Schorf beim Apfel.
Auch hierzu gibt es für den Obstbau Prognosemodelle und Behandlungsempfehlungen vom Pflanzenschutz-Dienst. „Es gilt, den Zuwachs an den Bäumen durch einen fungiziden Belag zu schützen“, so Müller. „Entscheidend ist die Gesunderhaltung bis zur Blüte. Verpasst man bis dahin etwas, läuft man dem das ganze Jahr hinterher.“
Derzeit sind er und seine Festangestellten noch immer mit dem händischen Korrekturschnitt an den Bäumen beschäftigt. „Die Süßkirschen und Aprikosen sind fertig, die Äpfel zu etwa zwei Drittel geschafft. Zwetschgen und Sauerkirschen müssen wir noch schneiden“, bilanzierte der 48-Jährige beim Besuch am vorigen Donnerstag (27.3.). „Durch krankheitsbedingten Ausfall hängen wir derzeit hinterher.“
Parallel laufen in den Obstanlagen weitere Arbeiten. So zerkleinert Müller etwa das anfallende Schnittholz mit dem Mulcher, damit es besser verrottet. Liegt viel davon auf den Gassen, baut er den Mulcher an der Schlepperfront an. Ist es eher wenig, wird das Holz mit dem Kehrbesen vorn zusammengefegt und mit dem am Fahrzeugheck folgenden Mulcher zerkleinert.
Zudem ist Müller mit einem Kreiselkrümler in den Plantagen zugange, den er sich von einem Berufskollegen geborgt hat. Das Anbaugerät eines Südtiroler Herstellers ist für das Bearbeiten der Baumstreifen konzipiert.
Im Gegensatz zu den begrünten Fahrgassen sollen die Streifen beiderseits der Baumreihen etwa 50–60 cm breit möglichst lange bewuchs- und unkrautfrei gehalten werden. „Hierbei geht es darum, die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zu reduzieren“, erklärt Müller. Zudem verrotte altes Laub besser, was den Krankheitsdruck reduziere. Auch habe er so Schädlinge wie z. B. Mäuse besser im Blick, und Greifvögel könnten die Nager besser packen. Außerdem erwärme sich der unbewachsene Boden im Frühjahr tagsüber schneller, was bei leichten Nachtfrösten günstig sein könnte. Allerdings trockne der Boden dann auch schneller aus. „Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile“, sagt Müller.
Der Kreiselkrümler, vom Hersteller als Unterstockhackgerät bezeichnet, arbeitet doppelseitig mit jeweils zwei rotierenden Kreiseln. Angetrieben von der Zapfwelle, lässt sich das Gerät elektrisch-hydraulisch steuern. Die Werkzeuge sind höhen- und seitenverstellbar, die Arbeitstiefe lässt sich zwischen 0–10 cm variieren, es sind Arbeitsbreiten von 40–50 cm möglich. Taster sorgen dafür, dass die Kreisel Baumstämmen und anderen Hindernissen ausweichen.
Einsetzbar ist das Gerät für Reihenabstände von 2,00–4,20 m. Durch die langsam arbeitenden Werkzeuge wird die Krümelstruktur des Bodens nicht zerstört, sondern gar gefördert. Zum Freihalten der Baumstreifen kommen in den Anlagen alternativ im Frühjahr – idealerweise vor der Obstblüte – auch Vorauflaufherbizide zum Einsatz. Damit diese Präparate ihre Wirkung entfalten können, bedarf es allerdings einer ausreichenden Bodenfeuchte. Diese ist derzeit aber nicht gegeben.
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