©Sabine Rübensaat

Das Berichtsheft

In Ernstroda war diese Woche „Heftpflege“ angesagt. Bianca und Ricardo, Theresa und Till, das zweite und das dritte Lehrjahr, stehen vor den Zwischen- bzw. Abschlussprüfungen. Das sorgfältig geführte Berichtsheft, also der Tätigkeitsnachweis der Lehrlinge, ist die Eintrittskarte zur Prüfung. So regeln das die Verordnungen. Woche für Woche beschreiben die Azubis in kleinen Berichten, was sie gemacht haben. Das wird natürlich regelmäßig kontrolliert.

von Frank Hartmann

„Zu Beginn der Lehrzeit“, erinnert sich Theresa „habe ich mir Zeit damit gelassen. Das Nachtragen nervte aber. Also habe ich mir angewöhnt, vierzehntägig meine Berichte zu schreiben.“ Ihr Kollege Till, ebenso Landwirt-Azubi aus dem dritten Jahr, gibt zu, deutlich mehr Zeit verstreichen zu lassen, um dann in einer nächtlichen „Hau-Ruck-Aktion“ die Wochen Revue passieren zu lassen. Ricardo aus dem zweiten Lehrjahr sagt, er orientiere sich eher an Till. Bianca hat für sich einen Vier-Wochen-Rhythmus gewählt.

Till findet es nicht einfach, bei wiederkehrenden Schichten in der Tierproduktion neue Aspekte im Bericht abzufassen. Sara Burkhardt, die bis vor knapp vier Jahren selbst noch ein Berichtsheft führte und heute stellvertretende Pflanzenbauchefin in Ernstroda ist, entgegnet, dass es immer was Neues gibt, was Till nicht wirklich glauben mag. Ricardo ergänzt, dass sich die Einsatzberichte aus der Pflanzenproduktion leichter schrieben, weil es dort abwechslungsreicher zugehe.  

Beim „Innerbetrieblichen Lehrgang“ für die Azubis, den Sara Burkhardt begleitete, ging es natürlich nicht darum, verpasste Berichte nachzuschreiben. Ein vollständiges Berichtsheft muss am Ende der Ausbildungszeit neben jeweils drei Erfahrungsberichten aus der Pflanzen- und der Tierproduktion sowie zwei Leittexten (umfängliche Hausarbeiten) auch eine Materialsammlung zum Betrieb enthalten. „Das sind etwa Daten zur Betriebsstruktur, zur Fruchtfolge, zur Fütterung, eine Milchgeldabrechnung oder eine Schlagkartei“, erläutert Sara Burkhardt. Letztere soll nicht einfach abgeheftet, sondern verstanden werden. Damit und mit der Fütterung beschäftigten sich die Azubis. Selbst TZG-Chef Dr. Eberhard Dierchen saß einen halben Vormittag am Schreibtisch, um die frischen Zahlen der Milchkuh-Rationen in die Vordrucke des Berichtsheftes zu überführen. „Wer auch immer die Vordrucke macht: Da stimmt einiges nicht, die passen nicht zu großen Betrieben“, schimpft er. Hiernach stieß Dierchen zu den Azubis, um mit ihnen die Rationsberechnungen durchzugehen.

Neben dem Berichtsheft legen die TZG-Azubis auch ihre Saatgut- bzw. Futtermittelsammlung und das Herbarium zur Prüfung vor. TZG-Ausbildungsleiter Arnd Hölzer hat kein Verständnis dafür, dass das 2012 aus der bundesweiten Ausbildungsrichtlinie gestrichen wurde. In Thüringen empfiehlt man den Landwirtschaftsbetrieben, dies innerbetrieblich fortzuführen. Das muss man Arnd Hölzer nicht sagen: Bei der TZG Ernstroda sind die Sammlungen auch in der Zukunft eine Pflichtleistung der Azubis. So steht es in den neuen Ausbildungsverträgen.