Vipperow Agrar GmbH & Co. KG

Agri-Photovoltaik und Biodiversität: Wie Landwirte in MV auf Nachhaltigkeit setzen

Solarstrom im Hühnerauslauf produzieren: Die Grafik der Agri-PV-Anlage zeigt, wie sich die Solarmodule bewegen lassen. So bleibt genügend Platz für die Erntetechnik, die zum Einsatz kommen soll. © Johannes Gawlik

Solarstrom und Landwirtschaft im Einklang: Unser Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern, die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG, beteiligt sich an einem innovativen Agri-Photovoltaik-Projekt in der Nachbargemeinde Bollewick (MV). Neues von unserem Praxispartner:

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Bei unserem Praxispartnerbetrieb, der Vipperow Agrar GmbH & Co. KG in Priborn war es in den vergangenen zwei Wochen ein wenig ruhiger geworden. Einzig im Hofladen. Dort geben sich die Stammkunden weiterhin die Klinke in die Hand. Futtergetreide fürs Geflügel und Speisekartoffeln für den eigenen Haushalt einkaufen und dabei Neues aus dem Dorf erfahren.

Auch während der Wintermonate bleibt der Hofladen der Vipperow Agrar GmbH & Co. KG geöffnet.
Auch während der Wintermonate bleibt der Hofladen der Vipperow Agrar GmbH & Co. KG geöffnet. © Astrid Wiebe

Düngeverordnung: Herausforderungen bei Frost und Schnee

Zwischendurch erhielt der Winterraps Anfang Februar die erste Gabe Stickstoff und eine Grunddüngung mit den Nährstoffen Kalium und Magnesium. Normalerweise wäre es mit der Stickstoffdüngung der Gerste weitergegangen, aber der vorübergehende strenge Bodenfrost und der Schnee führten dazu, dass ein kurzer „Boxenstopp“ eingelegt werden musste. Denn wenn der Boden gefroren, schneebedeckt oder wassergesättigt ist, dürfen stickstoff- und phosphathaltige Düngemittel nicht ausgebracht werden. Diese Regelung gelte für Acker- und Grünland gleichermaßen, erklärt mir Betriebsleiter Johannes Gawlik. Das sei in der Düngeverordnung klar geregelt und solle der Abschwemmungsgefahr beim Auftauen vorbeugen.

Strenger Frost bei wenig Schnee sorgte dafür, dass der Boden gut 15 cm tief gefror und es knapp zehn Tage mit der Düngung nicht weitergehen konnte.
Strenger Frost bei wenig Schnee sorgte dafür, dass der Boden gut 15 cm tief gefror und es knapp zehn Tage mit der Düngung nicht weitergehen konnte. © Astrid Wiebe

Optimale Nährstoffversorgung: Strategien für die Düngung von Getreidekulturen

Manchmal wäre es trotzdem sinnvoll, morgens auf den noch frostigen Acker fahren zu dürfen, gerade dann, wenn abzusehen sei, dass dieser am Tage auftaue. So könnten die Nährstoffe rechtzeitig an den Pflanzen ankommen, sagt der Junglandwirt.

Als nächstes erfolge nun die Düngung der Getreidekulturen Gerste, Weizen und Roggen. Dank einer langjährigen organischen Düngung sei der Phosphorgehalt im Boden ziemlich hoch. Er liege überwiegend in der Gehaltsklasse D (hoch).

„Generell bestellen wir die Düngemittel im Laufe des Jahres, wenn die Preise moderater sind. Beliefert werden wir dann im Januar oder Anfang Februar und lagern den Dünger trocken und abgedeckt in unseren Hallen, bis er ausgestreut wird. Grundsätzlich werden unsere Mitarbeiter eingewiesen, wie das mit der Düngetechnik funktioniert“, sagt Johannes Gawlik. Denn es handele sich um die gleiche gewissenhafte Aufgabe wie die Aussaat, der Pflanzenschutz, die Ernte oder auch die notwendige jährliche Feldrandpflege, die aus Gründen des Naturschutzes bis Ende Februar abgeschlossen sein müsse.

Feldrandpflege und Ackersöllen: Mehr Biodiversität auf dem Ackerland

Es gehe nicht nur darum, dass die Büsche und Bäume an den Ackerrändern die Erntemaschinen bei ihrem Einsatz beeinträchtigen, sondern auch darum, das dichte und alte Geäst rauszuschneiden, um die Bestockung der Gehölze wieder anzuregen.

„Auch haben wir angefangen die Randbereiche der Ackersölle – das sind teils wassergefüllte Senken in der Landschaft – mit Bäumen zu bepflanzen. Das ist sinnvoll und verbessert die strukturelle Vielfalt in unserer Kulturlandschaft. Die Sölle haben ihren Zweck und können in extremen Feuchtzeiten viel Wasser aufnehmen und in Trockenzeiten ihr Wasser langsam an unsere Ackerflächen zurückgeben. Zudem sind das wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere“, erklärt Johannes Gawlik. Gepflanzt wurden Erlen und Sandbirken, die mit den unterschiedlichen Wasserverhältnissen gut zurechtkommen.

Ein Wildverbissschutz aus alten Isolierrohren soll die Jungpflanzen schützen.
Ein Wildverbissschutz aus alten Isolierrohren soll die Jungpflanzen schützen. © Astrid Wiebe

Dreifache Flächennutzung: Solarstrom und Landwirtschaft im Einklang

Initiative hat die Vipperow Agrar GmbH & Co. KG bei einem innovativen Agri-Photovoltaik-Projekt in der Nachbargemeinde Bollewick im Ortsteil Wildkuhl (MV) ergriffen. In einem seit 2010 existierenden Bio-Legehennenbetrieb wollen sich die Priborner an der Umsetzung einer Agri-Photovoltaikanlage mit gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung beteiligen.

Gemeinschaftsprojekt für Klimaschutz: Vorteile für Landwirte und Gemeinde

Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt der Gesellschaft für regionale Teilhabe und Klimaschutz (gtk), von ansässigen Landwirten sowie weiteren regionalen Partnern. Im Hühner-Auslauf der Bio-Naturland-Verbandsställe von Landwirt Georg Meyer soll eine Photovoltaikanlage mit 23 MWp Leistung und einer Dreifachnutzung errichtet werden. Die Anlage soll den Strombedarf des Legehennenbetriebes decken und den überschüssigen Strom ins Netz einspeisen.

Der Legehennenbetrieb und das Dorf würden in mehrfacher Hinsicht von der Solarstromproduktion profitieren, sind sich Georg Meyer, Johannes Gawlik und Antje Styskal, Bürgermeisterin der Gemeinde, sicher. Für jede im Solarpark erzeugte Kilowattstunde Strom könne die Gemeinde bis zu 0,2 Cent je Kilowattstunde erhalten, für die PV-Anlage in Wildkuhl wären das jährlich rund 50.000 Euro. Für die Einwohner von Wildkuhl solle es zudem einen jährlichen Solarstrombonus geben.

Nachdem die Gemeinde Bollewick den Vorentwurf des B-Plans im Herbst 2024 beschlossen hatte und dieser im Januar 2025 öffentlich ausgelegt wurde, ging es in der vergangenen Woche im Gutshaus Wildkuhl darum, mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen und über Ziele, Zwecke und eventuelle Bedenken zu diskutieren.

Im Gutshaus Wildkuhl kamen Einwohner und die Initiatoren der geplanten Agri-PV-Anlage ins Gespräch (l. Johannes Gawlik).
Im Gutshaus Wildkuhl kamen Einwohner und die Initiatoren der geplanten Agri-Photovoltaik-Anlage in MV ins Gespräch (l. Johannes Gawlik). © Astrid Wiebe

Agri-Photovoltaik-Projekt in MV: Das ist geplant

Geplant ist ein Mischsystem aus fest ausgerichteten und nachgeführten PV-Modulen. Die fest ausgerichteten Module sollen rings um die Stallanlagen errichtet werden. Da sich die Legehennen vor allem in diesem stallnahen Bereich aufhalten, so Landwirt Georg Meyer, biete das den Tieren idealen Schutz vor Greifvögeln wie dem Seeadler, der regelmäßig über der Anlage kreise und großen Schaden anrichte.

Die nachgeführten Module der Agri-Photovoltaik-Anlage in MV sollen sich im äußeren Bereich automatisch nach dem Sonnenstand ausrichten. Das steigere den Strom­ertrag, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden, erklärte Björn Wieneke, Projektleiter PV der gtk.

Wildfruchtanbau unter Solarmodulen: Neue Perspektiven für die Landwirtschaft

Dort sind Anpflanzungen in Reihen mit Sanddorn und Fruchtrose (Hagebutte) geplant, so Johannes Gawlik. Der Bedarf an den gesunden heimischen Früchten sei groß und habe ihn daher motiviert, sich an diesem Projekt zu beteiligen, um hoffentlich die Produktpalette der Vipperow Agrar zu erweitern. Insgesamt rechnet er mit 500 Sträuchern pro Hektar Fläche. Die spätere Bewirtschaftung mit einer Wildfruchterntemaschine sei wegen der Reihenabstände zwischen den PV-Modulen problemlos möglich. Vorerst erfolgt eine versuchsweise Pflanzung. Ziel sei, die Solaranlage 2026 zu bauen und in Betrieb zu nehmen.

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Zwischenfrucht-Anbau: Zwischenfrüchte überzeugen Johannes Gawlik nicht nur aus pflanzenbaulicher Sicht.
Zwischenfrüchte überzeugen Johannes Gawlik nicht nur aus pflanzenbaulicher Sicht. © privat

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