Lieblingstools in der Landwirtschaft: Hilfreiche Werkzeuge
Das Thema des 7. Praxis-Talk lautete „Mein Lieblingstool – So geht Innovation in der Praxis“. Es ging um Software und Geräte, die die tägliche Arbeit erleichtern und so manches Problem lösen helfen. Unser Rückblick fasst das Wichtigste noch einmal zusammen:
Wer nutzt Fernerkundung, Crowdfunding oder einen Feldroboter? In der Landwirtschaft lassen sich mittlerweile verschiedenste Tools einsetzen. Im 7. Praxis-Talk von Farm & Food, der Bauernzeitung und dem Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) haben sich Praktiker darüber ausgetauscht, was ihr Lieblingstool ist, was dieses Lieblingswerkzeug kann.

Unsere Top-Themen
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Praxis-Talk #07: Kartenerstellung mit QGis
„Das Programm QGis bietet einen riesigen Blumenstrauß an Funktionen und kann verschiedenste Karten erstellen“, erläuterte Thomas Gäbert und präsentierte eine relativ bunte Karte mit Schlagdaten, eine Themenkarte, auf der Blühstreifen, Ackerrandstreifen und Fruchtarten eingezeichnet sind und eine andere, auf der farblich die Laufzeit der Pachtverträge der jeweiligen Flurstücke dargestellt sind.
Gäbert ist im Vorstand bei der agt Trebbin, ein großer Gemischtbetriebs südlich von Berlin. Sein Lieblingswerkzeug ist die Software QGis. Es ist ein Geoinformationssystem zum Betrachten, Bearbeiten, Erfassen und Analysieren räumlicher Daten. Die agt Trebbin hat etwa 13 Kulturen im Anbau und das Ganze auf 312 Schläge verteilt. Insgesamt 4.000 ha sind unterlegt mit über 15.000 Flurstücken. Bei diesen Datenmengen ist digitale Unterstützung bei der Dokumentation und Flächenverwaltung hilfreich. Vor allen bei einem Bodenordnungsverfahren, bei dem Flurstücke und Schlagkanten voneinander abweichen. Es stellt ein Problem dar, wenn die Grenzen schon feststehen, also die Besitzeinweisung schon war, aber die Änderung im Kataster noch nicht umgetragen ist. Zur Lösung solcher Probleme eignet sich QGis.
Video: Praxis-Talk #07 – Programm QGIS
Hilfreiche Schlagübersicht für neue MitarbeiterInnen
Ein weiteres Beispiel: eine große Schlagübersicht, die insbesondere die frisch hinzugekommenen Kollegen in die Hand gedrückt bekommen, damit sie auf einen Blick erkennen, wo welcher Schlag liegt. Das hat sich laut Gäbert relativ gut bewährt. Die nächste Karte zeigt Nutzungseinschränkungen nach Kulturlandschaftsprogramm und nach Natura 2000. Jeder muss wissen, was man wann auf welchen Flächen machen darf. Es gibt viele Kombinationsmöglichkeiten und Abstufungen zum Beispiel hinsichtlich der Nutzungstermine.
Datenbasierten Auswertung von Satellitendaten
Der Landwirt erklärte: „Die Planung im Büro, den Überblick am Bildschirm zu behalten, ist eine Sache. Ziel ist aber auch, dass das auch alles bei den Mitarbeitern draußen auf dem Feld ankommt. Da ist visuelle Unterstützung sehr wichtig und vonnöten. Man kann sicherlich vieles über Tabellen machen, aber eine übersichtliche Karte auf dem Tablet ist besser.“ Das Programm eignet sich auch zur datenbasierten Auswertung insbesondere von Satellitendaten. Damit kann man z. B. die Flächen berechnen, auf denen Wildschweine Schaden im Mais gemacht haben. Die quantitative Einschätzung ist laut Gäbert hilfreich beim Gespräch mit der Jagdgenossenschaft.

Für Brandenburger nannte er das Geoportal unter https://geobroker.geobasis-bb.de als wichtige Quelle, zum Beispiel zu Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Gebieten. Es gibt weitere Quellen, die Deutschland- oder EU-weit Daten bereitstellen. Damit kann man sich unter anderem Vegetationsindizes und Biomassekarten erstellen.
„Das Programm bietet unendlich viele Möglichkeiten, deshalb ist es mein Lieblingstool“, erklärte Gäbert und führte weiter aus: „Disziplin und verfügbare Zeit ist am Anfang leider notwendig, denn so leicht ist der Einstieg nicht.“ Zur Einarbeitung in das Programm gibt es auf der Homepage des Open-Source-Programms Tutorials und ein Handbuch. Lehrmaterial und Videos zum Umgang mit Fernerkundungsprogrammen kann man auch unter www.fernlern.gfz-potsdam.de finden.
Drohne: Man sieht mehr aus der Vogelperspektive
Anhand von Videos hat Richard Georgi sein Lieblingswerkzeug vorgestellt, eine Drohne. Er ist Innovationsassistent bei der OGF (Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung mbH in Potsdam). Drohnen werden laut Georgi sowohl in der Forst- als auch in der Landwirtschaft noch relativ selten eingesetzt. Etabliert ist die Kitzrettung. Vor der Grasmahd werden die Flächen abgeflogen und dann die Kitze teilweise aus der Fläche rausgetragen, oder bloß abgeschirmt. Der Bereich Erfassung über Luftbilder funktioniert wie bei den Satellitenbildern auch sehr gut. Von oben sieht man wunderbar, wie groß die Ausfälle und Schäden sind, egal ob durch Wild oder Trockenheit.
Abgestorbene Bäume mit der Drohne erkennen und markieren
Georgi hat ein paar Beispiele aus dem Wald mitgebracht. An eine Drohne kann man verschiedene Kameras und Sensoren befestigen, unter anderem einen, der die Pflanzenvitalität erfasst. So können schwache beziehungsweise abgestorbene Bäume auf einer großen Fläche erkannt und auch markiert werden. Dabei steigt die Drohne auf ungefähr 120 m, so hoch darf man derzeit ohne Ausnahmegenehmigung fliegen. Im Stand wird die Drohne dann 360° um die eigene Achse gedreht. Rote oder braune Kronen kann man mit der Kamera mit 50-fach optischem und 200-fach digitalem Zoom gut erkennen, auch um was für Bäume es sich handelt. Gleichzeitig werden die Koordinaten des Baumes angezeigt. Die können dann gespeichert werden, um den Baum zu Fuß später wiederzufinden. Die Suche von unten mit bloßem Auge würde wesentlich länger dauern.
Kadaversuche mittels Wärmebildkamera
Relativ häufig werden Drohnen zurzeit auch zur Kadaversuche mittels Wärmebildkamera eingesetzt. Man findet nicht nur lebendige oder frisch verstorbene Tiere, sondern auch ältere Kadaver, die man mit bloßem Auge nicht erkennen würde. Dann sind es oft die Maden, die die Wärme abstrahlen.
Drainagedetektion mit der Drohne
Die Trichogramma-Ausbringung ist ein landwirtschaftliches Beispiel für Pflanzenschutz mit Drohnen. Ein spannendes Thema für Georgi ist auch der Bereich der Drainagedetektion, wenn man nicht weiß, wo Drainagen liegen oder wo sie defekt sind. Er denkt, dass die Verwendung von Drohnen in Zukunft stark an Bedeutung zunehmen wird.
Natürlich kam auch die Frage nach den Anschaffungskosten. Die Drohne ist von DJI und bei der stabilisierten Kamera handelt es sich um eine Zenmuse H20T mit einer Dreifach-Sensorlösung bestehend aus Zoomkamera, Weitwinkelkamera, Laserentfernungsmesser und radiometrischer Wärmebildkamera. Die Preise liegen laut Georgi bei so einer Kombination mit zweitem Controller und einem kompletten Akkusatz zwischen 26.000 und 30.000 €.

Die größten Hürden für den breiteren Einsatz von Drohnen stellen Gesetze und Regularien dar. Das größte Hindernis besonders im Wald ist, dass nur im Sichtbereich geflogen werden darf.
Lohnt sich die Anschaffung einer Drohne?
Bei solchen Preisen stellt sich schnell die Frage, wie sinnvoll es ist, sich selbst eine Drohne anzuschaffen oder ob man lieber einen Dienstleister beauftragt. Für Georgi hängt das vom Einsatzumfang ab. Wenn man die Drohne nur ein paarmal im Jahr zur Kitzrettung nutzt, lohnt sich die Anschaffung nicht. Bei jemandem, der das Gerät regelmäßig nutzt, sieht das schon anders aus.
Dabei ist zu bedenken, dass zumindest der kleine Drohnenführerschein gemacht werden und man sich ständig weiterbilden muss. Das Fliegen selbst ist nicht das Problem, das funktioniert in der Regel automatisch. Das Problem ist eher das Lösen von auftretenden Fehlermeldungen und die Auswertung der gewonnenen Daten. Wenn man sich damit nur nebenbei beschäftigt, funktioniert das in der Regel nicht so, wie man sich das vorstellt. In diesem Fall ist ein Dienstleister aus der Region besser.
Feldroboter ersetzt die Handhacke
Dem stimmte auch Marie Saudhof vom Bauernhof Nelben bei Könnern in Sachsen-Anhalt zu: „Man muss nicht immer direkt investieren im Sinne von Kaufen, sondern man kann auch bei neuen Geräten oder Verfahren erst einmal mit einem Dienstleister Erfahrungen sammeln“. Ihr Lieblingswerkzeug, ein Feldroboter, wurde trotzdem vom elterlichen Betrieb vor zwei Jahren gekauft.
Die Junglandwirtin will in ein paar Jahren den Biobetrieb mit 630 ha übernehmen. Bereits 2001 wurde ein Teil der Flächen auf Ökolandbau umgestellt. Dann haben sie festgestellt, dass sie auf 130 ha Ökofläche mehr verdienen als auf den restlichen konventionell bewirtschafteten 500 ha, und deshalb entschieden, komplett auf „öko“ zu gehen.
Video: Praxis-Talk #07 – Feldroboter
Roboter „Robbi“ kümmert sich um die Rüben
Was die Fruchtarten und die Technik angeht, sind die Saudhofs experimentierfreudig. Sie bauen neben Ökogetreide seit Jahren Sonnenblumen an, haben dieses Jahr erfolgreich Soja und weniger erfolgreich Sommerschlafmohn geerntet. Die Königin des Ackerbaues, die Zuckerrübe, gehört schon immer zum Anbauspektrum, aber erst seit 2018 ökologisch. Nach zwei Jahren stand der Ökozuckerrübenanbau auf der Kippe. Die Unkrautbekämpfung war das Problem. Mit Striegeln und maschinellen Hacken konnten die Beikräuter nicht in Schach gehalten werden. Nur zusammen mit etlichen Stunden Handhacke waren die Bestände zur Ernte relativ unkrautfrei. Von Wirtschaftlichkeit konnte aufgrund der hohen Personalkosten keine Rede sein.
Deshalb hat die Familie nach einer Lösung gesucht und sie 2020 im Feldroboter Farmdroid gefunden. Der „Robbi“ ist nur für die Rüben zuständig. „Beim Legen der Rüben merkt er sich die GPS-Position der abgelegten Rübenpillen und kann so exakt später das nebenstehende Beikraut weghacken“, erklärte die Junglandwirtin und fügte hinzu: Er ist nach Herstellerangaben für 20 Hektar ausgelegt, das heißt Legen und mindestens zweimal die Fläche Striegeln und im besten Fall zwei- bis dreimal Hacken.“
Obwohl die Zeitfenster kurz sind, beim Legen schafft er 3 ha am Tag und beim Hacken sind es 5 bis 6 ha, haben die Saudhofs das System relativ gut ausgereizt. 2021 haben sie 75 ha Rüben mit dem Robbi erfolgreich angebaut. Das Legen erledigte der Roboter, das Striegeln übernahm der schlagkräftigere Schlepper und man hat ihn nur zweimal hacken lassen.

Aber aller Anfang ist schwer gewesen“, erklärte Marie Saudhof und führte weiter aus: „Die Rüben lagen auch schon mal in Schlangenlinien und wenn es Probleme mit der Software gibt, kann ich nicht einfach den Hammer nehmen und es geht wieder.“ Da sind Zeit, technisches Einfühlungsvermögen und ein enger Kontakt mit dem Kundendienst des Herstellers wichtig. Sie hat vier Punkte genannt, auf die es im Umgang mit der Technik ankommt:
- Keine Zeit verlieren: Enge Zeitfenster bestimmen von März bis Juni den Alltag. Die Roboter-Betreuung ist zeitintensiv. Er fährt beim Hacken nur 800 bis 850 m/h langsam. Da er unter 1 km/h bleibt, darf er autonom ohne Umzäunung auf dem freien Feld arbeiten.
- Wirtschaftlichkeit: Sie machen das nicht zum Spaß, sondern wollen mit dem Roboter unterm Strich Geld verdienen. Gegenüber der Handhacke ist er wesentlich günstiger und präziser.
- Kommunikation: Sowohl sich mit anderen Betrieben, die ebenfalls so einen Roboter einsetzen, als auch mit dem Hersteller auszutauschen, ist wichtig. Gibt es neue Updates? Was sind die Probleme? Was kann man besser machen?
- Motivation: Offenheit und Geduld sind hier gefragt. Ohne Spaß an dieser Technik wird man schnell verzweifeln.
Strip-Till-Sämaschine: In einer Überfahrt säen und düngen
Eine an seine eigenen Bedürfnisse angepasste Strip-Till-Sämaschine ist das Lieblingswerkzeug von Tino Ryll. Er ist Geschäftsführer von Fläminger Genussland. Der Betrieb bewirtschaftet 500 ha im Fläming in Brandenburg. Im Jahr 2018 wurden erste Flächen regenerativ bewirtschaftet, seit diesem Jahr alle Flächen. Regenerative Landwirtschaft bedeutet einen konsequenten Wechsel von Sommerung und Winterung sowie von Blatt- und Halmfrucht. Die vielfältige Fruchtfolge bestand 2021 aus 16 Fruchtarten, darunter Senf, Mohn, Hanf, Leindotter, Sonnenblumen, Lein, Schwarzkümmel, Weizen, Mais, Zuckerrüben, Roggen und Urgetreide. Vieles wird mit Unter- und Beisaaten angebaut und zwischen den Hauptkulturen stehen Zwischenfrüchte.
Bei der Suche nach einer Drillmaschine, die mehrere Kulturen gleichzeitig drillen und eine Unterfußdüngung verabreichen kann, ist der Landwirt bei der Strip-Till-Technik von Claydon fündig geworden. Im Lieferzustand hatte die Maschine schon drei verschiedene Tanks und die Möglichkeit zur Unterfußdüngung. Ryll hat einen weiteren Sätank und Aussaattechnik installiert, damit zum Beispiel bei der Saat der Hauptfrüchte auch gleichzeitig zwischen den Säreihen eine Untersaat etabliert werden kann.
Vorher wurden die Kulturen in Mulchsaat mit einer Scheibendrillmaschine bestellt, die nur einen großen Tank hatte. Das Säverfahren führte zu plattenartigen schollenförmigen Strukturen im Boden ohne die gewünschte optimale Krümelung. Der Landwirt sieht als Vorteil des Strip-Till-Verfahrens die geringere Erdbewegung und die bessere Krümelstruktur des Bodens, die aber sicher auch auf die regenerative Bewirtschaftung zurückzuführen ist. Außerdem spart er Arbeitsgänge bei der Bodenbearbeitung und Saat ein, insbesondere durch das 4-Tanksystem. Von Nachteil ist das häufigere Nachtanken der kleinen Saatbehälter und so manchem könnte der Erdschluss nicht reichen, da eine Andruckwalze zur Rückverfestigung fehlt.
Übrigens nutzt Ryll seit drei Jahren auch eine Drohne, um seine Bestände aus der Vogelperspektive beurteilen zu können.

Finanzierung: Spende statt Kredit
Als Nächstes stellte Christoph Meixner von Triebwerk sein Lieblingswerkzeug vor. Es ist die Finanzierung beziehungsweise Geldbeschaffung durch Crowdfunding. Triebwerk ist ein Team aus Agroforstexperten, das die Beratung und Planung regenerativer Landnutzungskonzepte mit dem Fokus auf die Entwicklung von ganzheitlich angepassten Agroforstsystemen anbietet. Zusammen mit Julius Nennewitz vom Biolandhof Werragut in Hessen hat Meixner aktuell bis Ende Dezember ein Crowdfunding-Projekt auf der Plattform Startnext laufen.
Auf der einen Seite gibt es den vielseitig aufgestellten Biolandhof Werragut von Nennewitz. Der Hof wirtschaftet auf 50 ha Acker- und Grünland. Weitere Betriebszweige sind eine extensive Mutterkuhhaltung mit 20 Rindern, 1.800 Masthähnchen und 900 Legehennen in Mobilställen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die soziale Landwirtschaft, das heißt, dort arbeiten auch Menschen mit Beeinträchtigungen. Im Rahmen der Zukunftsplanung war Nennewitz auf der Suche nach einem Modell, bei dem er den Hof nicht allein bewirtschaftet, sondern zusammen mit mehreren Menschen. Voraussetzung dafür ist eine hohe Wertschöpfung.
Auf der anderen Seite suchte Triebwerk einen Platz, ein Gelände, auf dem Studenten und Interessierten die Agroforstwirtschaft nähergebracht werden kann, ein Anschauungsbeispiel, ein Lehrhof.
Einzigartiges Agroforstsystem mit über 1.000 Beerensträuchern, Obst- und Nussbäumen
So sind sie zusammen auf die Idee gekommen, auf dem Biolandhof Werragut einen Bildungsort für Landwirte, zukünftige Agroforstberater und Menschen mit Interesse an besonders nachhaltiger Landwirtschaft entstehen zu lassen, der einerseits in Kooperation mit Universitäten Praxisforschung betreibt und andererseits diese Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich macht. Deshalb soll auf 12 ha ein bislang einzigartiges Agroforstsystem mit über 1.000 Beerensträuchern, Obst- und Nussbäumen gepflanzt werden. Dabei handelt es sich um besondere Arten und Sorten, die an den Klimawandel angepasst sind – von Apfel über Esskastanie bis hin zu frostverträglichen Feigen. Das Pflanzdesign soll unter anderem auf Wasserrückhalt ausgerichtet sein. Hühner und gefährdete Rinderrassen nutzen die Fläche zwischen den Bäumen.
Finanzierung über das Crowdfunding
Aufgrund der Neuartigkeit des Projektes und da sie der Bank für einen Kredit nicht so einfach ein Wirtschaftlichkeitskonzept vorlegen konnten, haben sie sich für die Finanzierung einen anderen Weg überlegt. Ein eigens gegründeter Verein pachtet die Agroforststreifen für 99 Jahre und legt sie auch an. Die Finanzierung erfolgt über das Crowdfunding-Projekt unter www.startnext.com/vielfalt-durch-agroforst. Dort versucht der Verein als erstes Fundingziel, 61.000 Euro zu sammeln, um damit unter anderen die Bäume und Sträucher zu pflanzen und einen Zaun zu bauen.
Für Meixner ist das Fundingprojekt sehr aufregend, denn es läuft auf der Startnext-Platfform nach dem Prinzip „Alles oder Nichts“. Nur wenn das Fundingziel auch erreicht wird, gibt es das Geld. Ansonsten war der ganze Aufwand mit Öffentlichkeitsarbeit und Werbefilm umsonst. Letzte Woche fehlten noch über 20.000 Euro. Wer sich beeilt, kann das Projekt mit einer Spende unterstützen. Man kann einfach nur so ohne Gegenleistung spenden oder aber eines der verschiedenen „Dankeschöns“ im Wert von sieben bis 5.000 € wählen. Die Palette reicht vom einfachen Karma über Strauch-, und Baumpatenschaften bis hin zu Hofführungen, Agroforstcamping oder eine Nacht im Strohhotel.
Komplexe Systeme im Stall
Co-Moderatorin Maxie Grüter vom Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (ILU) und Stefan Köhler, Geschäftsführer vom Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP), haben über den Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis diskutiert. „Wissenstransfer heißt nicht, dass die einen wüssten, wie es geht und die anderen müssten es lernen, sondern dass man voneinander lernt“, erklärte Köhler. Teilweise hat die Praxis die Wissenschaft überholt, wie im Fall des vorgestellten Agrarroboters. Andererseits hat er den Eindruck, dass wissenschaftlich-technisch viele Möglichkeiten geschaffen wurden, sowohl im Pflanzenbau, als auch in der Tierhaltung, aber diese in der Praxis noch nicht genutzt werden oder noch nicht genutzt werden können. Da genauer hinzugucken, woran das eigentlich liegt, ist eine Aufgabe der beiden Institute.
Der spannende Punkt ist zum Beispiel in der Tierhaltung im Vergleich zum klassischen Ackerbau, dass bei der Technik im Stall zusätzlich die Interaktion mit den Tieren hinzukommt. Die dort installierten Systeme sind noch eine Nummer komplexer, auch wegen der hohen Individualität der Tiere. Köhler glaubt, dass deswegen viele Lösungen irgendwo in der Schublade liegen, und noch nicht zum Einsatz kommen. Ein Grund ist die Wirtschaftlichkeit. Bei der Entwicklung von Innovationen sollte deshalb immer mit bedacht werden, ob die Systeme eine reelle Chance in der Praxis haben. „Dazu müssen die Landwirte mit ins Boot geholt werden“, fasste Grüter zusammen. Köhler fügte hinzu: „Die Wissenschaftler sollten sich untereinander stärker vernetzen, auf das Feld, in den Stall gehen und sich vor Ort erkundigen.“
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