Schwierige Löscharbeiten

Brand in Gohrischheide wieder unter Kontrolle

Weithin sichtbar: Eine Rauchwolke zeugt vom Waldbrand in der Gohrischheide. (c) Karsten Bär
News

(Update vom 8. Juli) Der Waldbrand in der Gohrischheide nördlich von Riesa in Sachsen wird inzwischen von den Einsatzkräften kontrolliert. Drei Dörfer waren vorübergehend evakuiert worden. Wegen der Munitionsbelastung des Gebietes gestalteten sich die Löscharbeiten kompliziert. Der Großbrand in Thüringen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist inzwischen ebenfalls unter Kontrolle gebracht worden.

Artikel teilen

Der seit Dienstag voriger Woche (1. Juli) andauernde Waldbrand in der Gohrischheide bei Zeithain (Landkreis Meißen) in der Nähe der sächsischen Landesgrenze zu Brandenburg hat sich inzwischen beruhigt. Heute (8. Juli) waren noch rund 400 Einsatzkräfte vor Ort, die laut Landratsamt Meißen eine „statische Lage“ vorfinden. An einzelnen Hotspots unterbinden sie die Ausbreitung des Feuers und bekämpften Glutnester. Löschhubschrauber unterstützen über der Gohrischheide die Löscharbeiten. Die Überwachung und Sicherung des Gebietes werde noch längere Zeit in Anspruch nehmen, so der Meißener Landrat Ralf Hänsel (CDU).

Das Landratsamt Meißen geht von einer insgesamt betroffenen Fläche von 2.400 Hektar aus. Dies haben Auswertungen von Satellitenbildern ergeben. Die Brandherde befanden sich in der Nähe von Jacobsthal, Neudorf (Gemeinde Zeithain), Heidehäuser, Lichtensee (Gemeinde Wülknitz) und Nieska (Stadt Gröditz). Auch Brandenburg ist betroffen.

Von der Staatsstraße 89 aus bekämpfen Einsatzkräfte, die zur Unterstützung aus Brandenburg gekommen sind, Glutnester in der Gohrischheide. Wegen der Munitionsbelastung dürfen weite Teile des Gebiets nicht betreten werden. (c) Karsten Bär

An den vergangenen Tagen waren zwischen 550 und rund 700 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr, Polizei und anderen Organisationen vor Ort aktiv. Zunächst gab es sechs Einsatzabschnitte. Der Einsatzabschnitt Neudorf/Lichtenssee konnte aufgelöst werden. Dort war der Schutz einer gewerblich betriebenen Biogasanlage eine besondere Herausforderung. Das Feuer kam bis auf zehn Meter an die Anlage heran. Die Anlage ist inzwischen sicher.

Waldbrand in Gohrischheide: Altmuniton erschwert Löscheinsatz

Die Einsatzkräfte waren mit 130 bis 140 Fahrzeugen im Einsatz. Brand- und Schutzstreifen sowie Kreisregneranlagen sollten die Ausbreitung der Feuer verhindern. Neben den Löschhubschraubern der Bundeswehr und der Bundespolizei kommen auch Löschroboter aus Brandenburg, Bergepanzer der Bundeswehr und Wasserwerfer der Polizei zum Einsatz.

Einsatzkräfte beim Löschen des Waldbrandes in der Gohrischheide.
Löscharbeiten am Einsatzabschnitt Jacobsthal. Der Waldbrand in der Gohrischheide breitete sich von mehreren Stellen her aus. (c) Karsten Bär

Mit Riegelstellungen verhindert die Feuerwehr die Ausbreitung des Feuers auf Ortschaften und bestimmten Objekte, wie die Bundeswehrkaserne in Zeithain. Im Verlauf des Waldbrandes wurde die Einsatztaktik zur Brandbekämpfung geändert: Bestimmte Areale sollen von selbst ausbrennen. Die Auasbreitung des Feuers über festgelegte Linien wird jedoch unterbunden. So werde dem Feuer die Nahrung genommen, wodurch langfristigere Löscherfolge erzielt würden.

Erschwert werden die Löscharbeiten durch Belastung des Geländes, das früher als Truppenübungsplatz diente, mit Altmunition. Dadurch können die Einsatzkräfte manche Bereiche gar nicht betreten oder befahren und in anderen nur aus dem Fahrzeug heraus löschen. Gepanzerte Löschtechnik ist ebenfalls im Einsatz. Der Einsatz von Löschhubschraubern über munitionsbelastetem Gebiet ist nach Aussage der Einsatzleitung nicht möglich, da über diesen Gebieten eine Mindesthöhe von ca. 400 Meter geflogen werden muss und dies dem gezielten Einsatz des Löschwassers entgegensteht.

Versorgung mit Löschwasser stellenweise kritisch

Seit dem Wochenende gibt es offenbar stellenweise Schwierigkeiten mit der Löschwasserversorgung. An einen Kiesteich bei Nieska, aus dem Löschwasser entnommen wurde, rücken die Flammen näher. Einige Tiefbrunnen sind dem Vernehmen nach erschöpft. Wie das Technische Hilfswerk Dresden meldet, wurde eine ca. zweieinhalb Kilometer lange Leitung zur Wasserentnahme aus einem Kiessee aufgebaut. Auch über eine Wasserentnahme aus der Elbe war nachgedacht worden, wovon man jedoch absah.

Für drei Ortsteile haben die Behörden bisher Evakurierungen angeordnet. Bereits am Mittwochabend wurden die ca. 80 Bewohner des Wülknitzer Ortsteils Heidehäuser zum Verlassen des Dorfes aufgefordert. Dies betraf auch ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung. Für Neudorf (Gemeinde Zeithain) wurde die Evakuierung am Donnerstagabend (3. Juli) wieder aufgehoben. Am Freitagabend (4. Juli) erhielten die etwa 45 Bewohner des Ortsteils Jacobsthal Bahnhof die Aufforderung zum Verlassen der Ortschaft. Diese Evakuierung wurde gestern (7. Juli) ab 17 Uhr wieder aufgehoben. Die Bewohner von Heidehäuser durften heute wieder in ihr Zuhause.

Landwirte helfen bei Bekämpfung von Waldbrand in Gohrischheide

Eingebunden in den Einsatz werden auch Landwirtschaftsunternehmen mit Personal und Technik. Betriebe im Umfeld der Gohrischheide berichten, dass sie Löschwasser zu den Einsatzorten fahren und Schneisen anlegen, die das Ausbreiten des Feuers verhindern sollen. Auch das Umpflügen noch ungeernteter Bestände sei angeordnet worden. Der Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Elbe-Röder, Thomas Keil, berichtet, dass sein Betrieb, die Agrargenossenschaft Wülknitz, Roggen, Lupine und Luzerne habe umbrechen müssen. Ob und wie dies entschädigt werde, „wird noch zu klären sein“, so Keil.   

Rauchentwicklung beeinflusst Luftqualität bis Dresden

Die Rauchentwicklung des Waldbrandes, die je nach Windrichtung viele Kilometer weit und teilweise bis Dresden wahrzunehmen war, hatte weitreichende Folgen für die Luftqualität. Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) berichtete am Donnerstagnachmittag (3. Juli) von erhöhten Feinstaub- und Rußkonzentrationen. In Radebeul und Dresden-Nord traten erhöhte Rußkonzentrationen auf. Erhöhte Feinstaubwerte waren bis Bautzen und Görlitz messbar, ohne das jedoch Grenzwerte überschritten worden seien.  

Bereits 2022 großer Waldbrand in Gohrischheide

Bereits Ende Juni 2022 hatte es einen Großbrand in der Gohrischheide gegeben. Dabei brannten insgesamt rund 900 Hektar Wald, davon 600 Hektar auf sächsischer und 300 Hektar auf brandenburgischer Seite. In Sachsen war es damals der größte Waldbrand seit den frühen Neunzigerjahren.

Zwei Brandherde des Waldbrandes in der Gohrischheide am zweiten Tag des Brandes im Luftbild. (c) Karsten Bär

Die Gohrischheide ist ein über 2.800 Hektar großes Naturschutzgebiet („Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain“). Ein Großteil des Gebietes wurde bereits zu Zeiten des Kaiserreichs als Truppenübungsplatz genutzt, später von den sowjetischen Truppen und der NVA und nach der Wiedervereinigung teilweise noch einige Jahre durch die Bundeswehr.

Thüringen: Waldbrand im Kreis Saalfeld-Rudolstadt

Auch in Thüringen gab es einen Großbrand. Der Waldbrand nahe Gösselsdorf im Kreis Saalfeld-Rudolstadt ist der größte in Thüringen seit mindestens 30 Jahren. Zeitweilig waren 660 Einsatzkräfte, darunter auch Einheiten aus Bayern, mit 85 Fahrzeugen und Luftunterstützung von drei Hubschraubern im Einsatz, die einen Brand auf rund 270 Hektar bekämpften. Seit Montagnachmittag ist der Katastrophenfall offiziell beendet. Der Rückbau der zur Brandbekämpfung aufgebauten Infrastruktur und der Abzug der ersten auswärtigen Einheiten wurde begonnen. Zur Überwachung und Sicherung sollen nur noch Kräfte aus dem Landkreis eingesetzt werden.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 28/2025_Titel

Unsere Top-Themen

  • Schwerpunkt Stallbau Schwein
  • Feldtag in Sachsen-Anhalt
  • Modelle zur Bewässerung
  • Märkte und Preise
Zur aktuellen Ausgabe

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!

Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:

  • Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
  • Zuverlässig donnerstags lesen
  • Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
  • Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
  • Zugriff auf das Ausgaben-Archiv

Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!

Bauernzeitung Upgrade 1 Jahr gratis