Willnats Waldputen im Rennen um den Ceres-Award
Mit einer besonderen Art der Putenhaltung im Wald macht Daniel Willnat vom Biohof Zieslübbe in Mecklenburg-Vorpommern auf sich aufmerksam. Der Geflügelhalter ist für den Ceres-Award nominiert.
Willnats wilde Waldlandputen lautet die Überschrift der Kurzbeschreibung von Daniel Willnat aus Domsühl auf der diesjährigen Shortlist des Ceres-Awards. Der Betriebsleiter vom Biohof Zieslübbe ist einer von drei Finalisten in der Kategorie Geflügelhalter des Jahres und hat somit Chancen auf den wohl prestigeträchtigsten Preis für Landwirte in der EU, dem sogenannten Landwirtschafts-Oscar.
Dabei ist der Name seiner markanten Kopfzeile auch Programm. Denn seine Cartier-Bronze-Puten – eine in Frankreich gezogene langsam wachsende Robust-Rasse – leben sehr agil und mit viel Platz inmitten der Natur eines Waldgeländes. Das Federvieh ist sehr aufgeschlossen und neugierig, begrüßt den Geflügelhalter mit lautem Gurgeln und Schreien, wenn er sich dem großen grünen Tor zum Gehege nähert, und folgt ihm innerhalb des eigenen Revieres auf Schritt und Tritt.
Ausnahmegenehmigung für Waldhaltung
Im Projekt Biowaldlandputen des 43-jährigen Betriebswirts haben die Tiere viel Platz und leben nach einer sechswöchigen Aufzuchtphase komplett im Freien. Auf einer 3 ha großen Fläche mit altgewachsenem Wald leben rund 2.500 Puten, auf einer zweiten 3 ha großen Gehölzfläche am Waldrand kommen weitere 2.500 hinzu. Aufgrund des natürlichen Lebensraums, großen Platzangebots und natürlich vorhandenen Beschäftigungsmaterials sei das in Kombination mit einem ausgereiften und engagierten Herdenmanagement nahezu ohne antibiotische Behandlungen möglich, berichtet der Fachmann.
Dabei sei es hierzulande gar nicht so einfach, diese Art der Putenhaltung durchzuführen. Denn weil es laut Forstrecht eigentlich verboten ist, Nutztiere im Wald zu halten, ist das seit zehn Jahren bestehende Pilotprojekt des Biohofs mit bürokratischem Aufwand verbunden. So musste beispielsweise eine Umnutzung beantragt werden, schildert Willnat das Prozedere. In Zieslübbe können die Tiere also nur ausnahmsweise inmitten von Eichen oder Buchen leben – obwohl der Wald eigentlich der ursprüngliche Lebensraum der Pute und der ganz ursprüngliche sogar eine Steppe sei.
Pyrenäen-Berghunde sorgen für Schutz
Die Waldlandputen leben übrigens nicht allein, sondern mit ihnen zwei Pyrenäen-Berghunde. Sie schützen den Bestand beispielsweise vor Fressfeinden wie den Fuchs, Marder oder Greifvögel. Als es die Hunde dort noch nicht gab, erzählt der 43-Jährige, war ein Betrieb ohne Elektrozaun quasi unmöglich und es gab sofort Probleme, wenn der Zaun mal kaputt oder ausgefallen war. Mittlerweile jedoch sei der Zaun gar nicht mehr an und es reiche, wenn die Hunde da sind. Denn allein schon der Hundegeruch würde Fressfeinde fernhalten.
Projekt Biowaldlandputen: Wie weiter nach Genehmigungsende?
Was bisher alles wie aus einem Bilderbuch klingt, hat allerdings auch einen Haken. Denn die Genehmigung des innovativen Geflügelhalters, die Fläche temporär umzunutzen, ist nur noch bis 2027 gültig und wird auch nicht mehr verlängert.
Doch Aufgeben sei keine Option und deshalb haben Willnat und sein Team bereits reagiert und neue Pläne geschmiedet. Sie pflanzten vor drei Jahren auf dem Hofgelände selbst Pappeln an, sodass die Puten nach der Projektzeit dann dort in der eigenen Plantage leben können. Damit werde den Tieren auch weiterhin das Umfeld geboten, das am ehesten ihrer Lebensart entspricht: eine Kombination aus Stall-, Freiland- und einer Art Waldhaltung, so der Landwirt, dem ebenfalls Kreislaufwirtschaft und regionale Vermarktung wichtig sind. So werden beispielsweise die Puten im Nachbarort Severin beim Partnerunternehmen Mecklenburger Landpute geschlachtet, verarbeitet und vermarktet.
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