Tierhaltungsverbot

Tote Schafe in Magdeburg: Neue Vorwürfe gegen untergetauchte Halterin

Die Feuerwehr musst in Magdeburg zu einem Einsatz ausrücken. (Symbolbild) Mehrere hundert tote Schafe mussten geborgen werden. (c) News&Art / Stock.adobe.com
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Update 11.01.: In Magdeburg wurden Hunderte tote Schafe gefunden. Eine Tierhalterin aus Sachsen-Anhalt steht unter Verdacht. Sie ist den Behörden bekannt. Bereits 2020 wurde gegen sie ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen. Nun gibt es neue Vorwürfe gegen die Frau.

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Einige Hundert tote Schafe wurden am ersten Januar-Wochenende auf einem Gelände im Osten von Magdeburg entdeckt. Auslöser für den grauenvollen Fund war ein Zeugenhinweis, teilte das Polizeirevier der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt seinerzeit mit. In der Folge kam es am vorigen Samstag (4.1.) im Bereich der Berliner Chaussee (Bundesstraße 1) auf einem Grundstück zu einem Polizeieinsatz.

Darin eingebunden waren das örtliche Veterinäramt sowie tags darauf auch Einsatzkräfte der Feuerwehr. Vor Ort wurde nach ersten Schätzungen der Behörden eine „mittlere dreistellige Zahl“ lebloser Tiere aufgefunden. Die Magdeburger Stadtverwaltung sprach zunächst von rund 400 toten Schafen. Inzwischen dürfte die Anzahl der verendeten Tiere jedoch weiter angestiegen sein. Zwar konnten zahlreiche auf dem besagten Areal am Stadtrand noch lebend vorgefundene, aber stark verwahrloste Schafe gerettet werden. Allerdings mussten auch Tiere, die sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand befanden, durch Jäger von ihren Leiden erlöst werden. Auch sollen am Dienstag (7.1.) im Zuge der Entsorgung der toten Schafe weitere bereits verweste Tierkadaver in zwei Räumen auf dem Gelände entdeckt worden sein.

Die Anzahl der überlebenden Tiere der Herde ist inzwischen mit 500 bis 600 Schafen beziffert worden. Diese sowie auch einige Esel und Pferde nahm das Veterinäramt in Obhut. Die Tiere werden vor Ort auf dem Gelände im Magdeburger Osten mit Futter und Wasser versorgt. 

Die Zufahrt zu dem Gelände im Osten Magdeburgs, auf dem sich die Tragödie abgespielt hat.
Die Zufahrt zu dem Gelände im Osten Magdeburgs, auf dem sich die Tragödie abgespielt hat. (c) Detlef Finger

Polizei ermittelt gegen mutmaßliche Halterin

Laut Polizei übernahm das Veterinäramt der Stadt Magdeburg nach dem ersten Einsatz die weiteren Maßnahmen vor Ort. Dazu gehörte auch die Organisation der Verladung und des Abtransports der toten Schafe in Containern. Dies geschah dem Vernehmen nach zunächst am Sonntag bzw. Montag und – nach dem Fund weiterer Tiekadaver – noch einmal am Mittwoch.

Eingeleitet wurde nach Polizeiangaben ein Ermittlungsverfahren gegen eine 62-jährige Frau (Name ist der Redaktion bekannt) aus Gommern im benachbarten Landkreis Jerichower Land. Diese konnte als mögliche Verantwortliche bekannt gemacht werden, hieß es. Die Umstände, die zum Tod der aufgefundenen Tiere führten, sind demnach Gegenstand der weiteren Ermittlungen.

Dass dieser schwere Verstoß gegen den Tierschutz bekannt wurde, ist wohl dem sprichwörtlichen Kommissar Zufall zuzuschreiben. Nach Medienberichten hatte ein Anwohner einige ausgerissene Tiere zurück auf das Grundstück bringen wollen. Dabei habe er tote Schafe entdeckt und die Behörden verständigt.

Tierhaltungsverbot für Schafhalterin bereits 2020 ausgesprochen

Gegen die Besitzerin der Schafe war im Übrigen bereits Ende Oktober 2020 ein Haltungs- und Betreuungsverbot für Tiere jeglicher Art im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ausgesprochen worden. Das bestätigte die Kreisverwaltung gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Die Halterin hatte demnach in Gollbogen, einem Ortsteil der Stadt Zerbst (Anhalt) Pferde und Mulis in ihrer Obhut, diese aber damals ebenfalls stark vernachlässigt.

Wie die Kreisverwaltung des Landkreises Jerichower Land am Donnerstag dieser Woche (9.1.) mitteilte, wurden in Gommern bei einer Kontrolle weitere elf verwahrloste Hunde in einer Gaststätte entdeckt. Auch diese sollen sich in Obhut der 62-Jährigen befunden haben, die inzwischen „untergetaucht“ sei. Landrat Steffen Burchhardt (SPD) sprach im MDR von einem „hohen Maß an krimineller Energie“, mit dem diese Person Tiere an unterschiedlichen Orten ohne Meldeadresse beherbege. Laut dem Kommunalpolitiker hat die Frau unter falschem Namen Grundstücke angemietet, um dort Tiere unterzubringen, dies wohl auch in anderen Bundesländern. Seiner Ansicht nach gehöre die Frau zu den „Animal Hoardern“. Dabei würden Menschen Tiere sammeln wie Gegenstände. So habe die 62-Jährige wohl auch Tiere von Tierschutzorganisationen in Pflege genommen. Burchhardt forderte daher ein bundesweites zentrales Melderegister, etwa für solche Fälle von Tierhaltungsverboten. Der Landestierschutzbund verlangte, dass schneller und öfter Tierhaltungsverbote für mehrfach auffällige Tierhalter ausgesprochen werden.

Die Volksstimme vermeldete bereits vor Tagen, dass dem Veterinäramt der Landeshauptstadt schon vor Monaten Missstände in der Schafhaltung der 62-Jährigen im Osten Magdeburgs gemeldet worden sein sollen. Von Letzterem berichtete auch die Bild-Zeitung. Diese will Einsicht in entsprechenden Mailverkehr zwischen Bürgern und der Behörde gehabt haben. Zeitungsberichten zufolge sollen Mitarbeiter des Veterinäramtes aber auch schon in den Jahren zuvor mehrfach dort vor Ort gewesen sein. Dazu habe die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass anlassbezogene Kontrollen stattgefunden hätten. Jedoch seien vorerst keine Aussagen zu Ergebnissen und möglichen Konsequenzen bzw. Sanktionen gemacht worden.

Gewerbliche Tierhaltung mit 1.000 Mutterschafen und 100 Ziegen

Nach Erkenntnissen der Bauernzeitung handelt es sich bei dem Betrieb um eine gewerbliche Tierhaltung mit rund 1.000 Mutterschafen und etwa 100 Ziegen. Diese Größenordnung wurde durch die Angaben des Landkreises Jerichower Land bestätigt. Die Schäferei generierte ihre Einnahmen hauptsächlich durch die Pflege von Deichflächen im Flussbereich Schönebeck. Hierzu bestand bis vor Kurzem ein Vertrag mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW). Die Behörde hat diesen Vertrag nach eigenen Angaben zum 20. Dezember 2024 gekündigt, wenige Tage nachdem sie Kenntnis vom Tierhaltungsverbot gegen die Schafhalterin und dem Entzug der Betriebserlaubnis erlangt hatte.

Auch gut zwei Dutzend Hunde entdeckt

Wie Magdeburger Volksstimme und Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) zudem berichteten, waren bereits am ersten Januar-Wochenende neben den vielen toten Schafen auch 14 verwahrloste Hunde, offenbar Hüte- und Herdenschutzhunde für die Arbeit mit den Wiederkäuern, auf dem ehemaligen Fabrikgelände mit leerstehenden Hallen und Gebäuden vorgefunden worden. Diese kamen in die Obhut eines Tierheims.

Weitere tote Schafe im Norden von Magdeburg gefunden

Wie die Volksstimme berichtete, soll die Schafhalterin noch eine weitere, kleinere Herde mit etwa 30 Tieren im Norden der Stadt Magdeburg betreut haben. Auch dort, auf einer Fläche mit Solaranlagen, sollen in den vergangenen Tagen einzelne tote Schafe vorgefunden worden sein. Die verbliebenen Tiere wurden zur übrigen Herde auf das Gelände im Osten der Stadt verbracht, wo sie nun versorgt werden.

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