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Kein Vertrauen in den Lieferverzicht

Der Milchmarkt gerät durch die Coronakrise zunehmend unter Druck. Große Abnehmer fallen aus. Milcherzeuger aus Mecklenburg-Vorpommern halten alternative Modelle bei der Vermarktung statt Mengenreduzierungen für zielführend.

Milchproduzenten, die in den genossenschaftlichen Gremien von DMK und Arla mitarbeiten, haben sich kritisch zu den Chancen geäußert, über eine Milchmengenreduzierung den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

„Schon bei der letzten Milchkrise 2016 hat es für eine Mengenreduzierung keine Mehrheit unter den DMK-Lieferanten gegeben. Daran hat sich nichts geändert. Wir halten uns an die Sektorstrategie der Milchwirtschaft: Molkereien sollen eigenverantwortlich mit ihren Milchmengen umgehen“, sagte Dirk Schröder, Mitglied im Vorstand der DMK eG.

Der Landwirt vom Gut Jürgens­torf arbeitet in einer Pilotgruppe für das neue börsenbasierte Festpreismodell mit. DMK-Mitglieder können bis zu 30 % ihrer Milchmenge an der Börse zum Festpreis vermarkten. „Wir haben damit in den vergangenen zwei Monaten sehr gute Erfahrungen gesammelt“, so Schröder. Auch Aufsichtsratsmitglied Philipp Kowolik, Peeneland Agrar, Hohendorf, setzt auf das Festpreismodell. „Wir ostdeutschen Landwirte haben da viel Herzblut reingesteckt“, so Kowolik. Mengenregulierung würde nur europaweit Sinn machen. „Dass das tatsächlich funktioniert, dafür fehlt aber vielen der Glaube.“


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Karsten Trunk vom Görminer Landwirtschaftsbetrieb Peenetal und Mitglied im DMK-Beirat schlägt als eine Maßnahme zur Milchmarkt-Krisenbekämpfung ein Programm vor, das den Ausstieg aus der Milchproduktion fördert. „Das wäre der Hebel, um Menge vom Markt zu kriegen.“ 

Bei Arla Foods in Upahl bei Grevesmühlen hätte man Milchlieferanten schon öfter die Frage nach einem Milchlieferverzicht gestellt. „Dazu gibt es kaum Bereitschaft, die Effektivität solcher Maßnahme wird als gering eingeschätzt“, sagt Jens Oldenburg, Agrarprodukt Rüting eG, und Mitglied der Vertreterversammlung von Arla Foods. Das Unternehmen sei global und im Produktportfolio breit aufgestellt. Das biete Spielräume bei der Vermarktung der Milch aus Bereichen, wo die Nachfrage eingebrochen sei. „Einen Rückfall in Quotenregelungen will keiner“, so Oldenburg. ri