Nachdem ein Rothirsch in einem Verkehrsunfall verletzt wurde, machte sich der Jäger mit einem Jagdfreund und den dazugehörenden Hunden auf zur Nachsuche. Über zwei Tage dauerte die Suche an, bis die Hunde schließlich am Mittwoch, dem 16. Oktober, zur freien Suche geschickt wurden. Nach knapp 2 Kilometern verlor der Hundeführer das GPS- Signal seiner Deutschen Jagdterrier-Hündin Tora. Darauf folgten knapp anderthalb Stunden Suche, bis wieder ein GPS-Signal empfangen wurde.
„Wir näherten uns schnell der auf dem Display gezeigten Position, fanden jedoch meinen Hund nicht. Erst nach weiterer Suche entdeckten wir Blut und schließlich die Vorderbeine meiner Tora. Meine Hündin war eingegraben, getötet und ausgeweidet. Unser Familienmitglied wurde von Wölfen getötet“, so der Besitzer der Hündin Wolfgang W..
Der Landesjagdverband Brandenburg (LJVB) hatte ein externes DNA-Gutachten in Auftrag gegeben, um den Wolf als Verursacher nachzuweisen. Das Ganze ereignete sich 600 m entfernt von Glienig im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald.
Das Gutachten des LJVB hat inzwischen bestätigt, dass Tora von einem männlichen Wolf lettischer Herkunft getötet wurde. „Der Verlust eines Jagdhundes ist nicht nur ein persönlicher Schicksalsschlag für den Hundeführer, sondern auch ein weiteres deutliches Signal für die Notwendigkeit der Reduzierung der Wolfspopulation“, kommentierte Dr. Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des LJVB, und forderte vom Landesamt für Umwelt (LfU), eine vollumfängliche Entschädigung des Hundeführers einzuleiten.
Das brandenburgische Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigte auf Nachfrage der Bauernzeitung, dass der Wolf als Verursacher auch vom LfU „nicht ausgeschlossen werden konnte“. Das habe eine Analyse im „Nationalen Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Wolf und Luchs im Senckenberg Forschungsinstitut“ ergeben.
Eine Entschädigung durch das LfU ist allerdings derzeit nur für „Schäden an Nutztieren, einschließlich Herdenschutz- und Hütehunden“ vorgesehen. „Da es sich beim Wolf um ein herrenloses Wildtier handelt, besteht grundsätzlich kein rechtlicher Anspruch auf Ersatz eines entstandenen Schadens. Der Ausgleich der durch den Wolf verursachten Schäden an Nutztieren ist eine freiwillige Leistung des Landes Brandenburg“, teilt das LfU auf seiner Website zum Thema Schadensausgleich mit.
Eine Entschädigung der betroffenen Jäger mit Mitteln aus der Jagdabgabe könnte aus Sicht des LfU ein gangbarer Weg sein. Dies liege allerdings nicht im Einflussbereich des Landesamtes. Die Frage der Entschädigung ist derzeit also noch offen.
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Im Jahr 2023 seien dem LfU ein verletzter und ein getöteter Jagdhund gemeldet worden, 2024 außer Tora ein zweiter Jagdhund, der unangeleint in Potsdam-Mittelmark von einem Wolf angegriffen und verletzt worden war. Angriffe auf Herdenschutzhunde habe es in dieser Zeit nicht gegeben, teilt das LfU mit.
Spaziergänger, Waldbesucher und Pilzsucher werden vom LBJV zur besonderen Vorsicht aufgerufen. Hunde sollten generell an der Leine geführt werden, um das Risiko eines Angriffs von Wölfen zu minimieren.
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Die Stimmung unter Landwirten und in der Stallbaubranche ist schlecht. Dies belegen die aktuellen Zahlen des Konjunkturbarometers Agrar des Bauernverbandes. Wegen des bürokratischen Aufwandes, hoher Zinsen und Energiekosten sind große Investitionen selten. Unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen, eine Politik, die den Abbau der Tierbestände fördert und dazu die kritische Meinung zur Nutztierhaltung in Teilen der Gesellschaft, die über Bürgerbewegungen sogar den Bau von Bioställen blockiert, be- oder verhindern Stallneubauten. Nur vereinzelt werden Ställe gebaut. Wer neu- oder umbaut, beschäftigt sich intensiv mit Tierwohl, Arbeitsfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.
Ausgangspunkt der Stallkonzepte ist die seit 1. Juli 2024 geltende fünfstufige Klassifizierung der Tierwohl-Standards, und weitere Qualitätslabels. (S. 34) Die Krux: Die Emissionen sind zu reduziert, aber die Kühe sollen in offenen Ställen und mit Weidegang gehalten werden, sodass die Treibhausgase und Gerüche die Umwelt beeinflussen. Auch Hitzestress als klimatische Herausforderung ist zu beachten. Für mehr Kuhkomfort und Effizienz ist daher in Technologie zu investieren. Die Kosten für den Umbau im Laufstall variieren so von 4.300 € bis > 8.600 € je Kuh-Platz – bei Neubau sogar bis zu 18.000 €. Das muss die laktierende Kuh erwirtschaften.
Aber im Fünfjahresschnitt decken die Milchpreise nur 88 % der Produktionskosten. Bestehende Stallbauförderungen klären bisher nicht ausreichend, inwieweit die erhöhten Anforderungen in den Haltungsformen finanziell ausgeglichen werden. Statt Planungssicherheit und Bürokratieabbau, statt zu eruieren, welche Leistungen die Betriebe bereits erbringen und wie sie kontrolliert werden, stehen weitere Kontrollen und Dokumentationspflichten im Raum.
Der Tierbestandsabbau geht auch daher weiter. Viele Landwirte trennen sich von dem Betriebszweig. Gab es 2015 noch rund 75.000 Milchviehbetriebe mit ca. 4,3 Millionen Kühen, so sind es nur noch 49.452 mit 3,67 Millionen Kühen. Werden wir, wie vom Bürgerrat der Bundesregierung und von „Think Tanks“ gefordert, in zehn Jahren wirklich nur noch 15 % der heutigen Betriebe haben? Werden wir dann kaum noch Rindfleisch und Milch konsumieren? Oder diese Produkte mit schlechteren Qualitätsstandards importieren?
Vor- und nachgelagerte Lieferketten sind davon beeinflusst. Der Umsatz bei Stalltechnik geht zurück. Die Baukosten sind innerhalb von zehn Jahren um über 60 % gestiegen. Insbesondere trifft es aber die Milchverarbeitung und Schlachtung. Weiteren Schließungen von Schlachthäusern und Molkereien, die auch durch Steuergelder aufgebaut wurden, haben eine deutliche Verringerung der Wertschöpfung im ländlichen Raum zur Folge. Transportwege werden länger – und von den viel propagierten regionalen Kreisläufen bleibt nicht viel übrig.
Eine Bundesregierung, die die Tierhaltung als ein wichtiges Standbein im ländlichen Raum schätzen würde, könnte dem entgegenwirken. Daneben bleibt die Arbeitskräftesituation in der Tierhaltung schwierig. Junge Leute werden von vielen Branchen mit höheren Verdiensten umworben, der Druck aus dem Ausland steigt. So leidet auch die (Stall-)Bau- und Technikbranche unter Fachkräftemangel und der Landwirt steht bei der Stall(um)bauplanung vor der Frage: „Was kann in Eigenleistung erfolgen und gibt es gute Melker für den neuen Melkstand? Wenn ich mich für mehr Technik und Automatik beim Melken, Füttern und Entmisten entscheide, gibt es zuverlässigen Service?“ Beim Stallbau trifft man hunderte Entscheidungen. Es gilt, in die Zukunft zu investieren.
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Kritische Phasen für die Eutergesundheit sind das Trockenstellen und das Abkalben, aber auch während der Laktation treten Erkrankungen auf. Diese nehmen mit steigender Laktationszahl leicht zu. Vor allem durch Maßnahmen im Haltungsmanagement lässt sich der Einsatz antibiotischer Wirkstoffe reduzieren. Zur Beurteilung der Eutergesundheit einer Herde und der Einzeltiere sind verschiedene Parameter heranzuziehen.
Die somatische Zellzahl in der Milch wird schon lange als Indikator genutzt. Hier gilt ein Grenzwert von 100.000 Zellen/ml Milch für einen physiologischen Zellgehalt. Weitere Kennwerte sind die Anzahl klinischer Mastitisfälle, die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen und der Resistenztests sowie die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung (MLP). Seit 2014 gibt es vom Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen die DLQ-Richtlinie 1.15 „Zur Definition und Berechnung von Kennzahlen zum Eutergesundheitsmonitoring in der Herde“.
Insgesamt sind es sechs Zahlen, die auch von den Milchkontrollverbänden in den MLP-Berichten genutzt werden: Eutergesundheit in der Laktation, Entwicklung der Eutergesundheit über die Trockenperiode und Mastitisrate bei erstlaktierenden Tieren. Nach einer Studie zur „Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben (PraeRi), durchgeführt von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität in München unter Leitung von Prof. Martina Hoedemaker, waren die Unterschiede der Eutergesundheitsindikatoren zwischen den Betrieben sehr groß.
Bei der Hälfte der Betriebe in der Region Ost (47 %) erfolgte bei den Kühen mit Symptomen einer klinischen Mastitis auch eine mikrobiologische Untersuchung. Außerdem wurde in je 4,4 % der Betriebe gegen Salmonellen und „Mastitis“ geimpft. Aus den Ergebnissen der Studie wurden mehrere Empfehlungen für das Management abgeleitet und die Förderung regelmäßiger bakteriologischer Untersuchungen vorgeschlagen. Zudem sollte eine zentralen Tiergesundheitsdatenbank mit Erfassung etabliert werden, auf der Kenndaten zu Eutergesundheit genau erfasst werden. Durch bessere Herdengesundheit und sinkende Neuinfektionen soll sich der Antibiotikaeinsatz reduzierten.
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Herr Wagner, was gehen Sie im Verband nach Ihrer Wiederwahl als TBV-Präsident mit Ihren Vorstandskollegen an?
Zunächst freue ich mich, dass wir eine gute Landesvertreterversammlung und einen guten Jahresabschluss in Apfelstädt veranstalten konnten. Mit Doreen Rath hat der Verband eine neue Vizepräsidentin gewählt, die einen guten Betrieb leitet und neue Impulse geben wird. Mit Wolfgang Peter und Toralf Müller habe ich zwei erfahrene Vorstandsmitglieder an der Seite. Im Hauptamt in Erfurt und in den Regionen ist der TBV gut aufgestellt, wirtschaftlich steht der TBV stabil da. Die Gästeliste beim Jahresabschluss, angefangen mit DBV-Präsident Joachim Rukwied bis zum Landtagspräsidenten Thadäus König, Ministerpräsident Mario Voigt und Umweltminister Tilo Kummer zeigt, dass der TBV eine anerkannte Interessenvertretung ist. Zu Beginn des neuen Jahres haben wir den Bundestagswahlkampf im Blick: Wir werden mit den Thüringer Kandidaten sprechen. Daneben steht die politische Arbeit auf Landesebene im Fokus. Nicht zuletzt gehen wir 2025 eine neue Offensive zur Mitgliedergewinnung an.
Welches Fazit ziehen Sie nach den Protesten des vorigen Jahres, was ist erreicht worden?
Die Landwirtschaft ist aus der Defensive herausgekommen. Gesellschaftlich und politisch hat der Berufsstand gezeigt, dass wir für unsere Arbeit, unsere Zukunft und unser Eigentum streiten. Wir konnten nicht nur unsere europäischen Berufskollegen motivieren, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen, auch anderen Branchen hierzulande haben wir offensichtlich Mut gegeben. Auf EU-Ebene ist die Flächenstilllegung weg, das Wolfsmanagement ist Thema in Europa und bei den Planungen der nächsten GAP-Periode wird man uns nicht übergehen können. Die Agrardieselbeihilfen sind noch nicht vom Tisch, das wird der Bundestagswahlkampf zeigen. Die Ampelpläne, die Kfz-Steuerbefreiung zu streichen, konnten wir verhindern. Als TBV begleiteten wir die beiden Agrarministerkonferenzen in Thüringen, und auch dort hat sich etwas getan, auch wenn wir noch auf einige Ergebnisse warten müssen. Da bleiben wir dran und lassen nicht nach – Stichwort Stoffstrombilanz. Ich erinnere noch einmal an den 18. Dezember 2023 in Berlin, wo Joachim Rukwied einen Politik- oder einen Regierungswechsel gefordert hat. Und dann schauen Sie sich die Ergebnisse der Landtagswahlen 2024 und den Bruch der Ampel-Regierung an. Es ist also etwas passiert. Es gibt sicher Berufskollegen, denen die Ergebnisse nicht genügen. Das geht mir genauso. Für mich heißt das aber, weiterzumachen, denn es lohnt sich.
Sie wirkten in Thüringen bei den Koalitionsverhandlungen in der Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Umwelt mit: Bieten die darin zum Teil recht allgemein gehaltenen Vereinbarungen eine brauchbare Richtschnur für das Regierungshandeln der Brombeer-Koalition in agrar- und umweltpolitischen Fragen?
Auch dieses Koalitionspapier ist ein Kompromiss. Und ich finde, dass darin viel Konkretes formuliert wurde: Der Erhalt der Ausgleichszulage, Neuausrichtung bei der Vermarktung und dem Agrarmarketing, die Aus- und Weiterbildung erhalten und stärken, Investitionen in die Tierhaltung ausbauen und die Planungssicherheit erhöhen – das sind ganz konkrete Beispiele, die sich in dem Vertrag finden.
Was muss die neue Landwirtschaftsministerin aus Sicht des TBV als erstes angehen?
Das Flächenregister muss weg, damit können und wollen wir nicht arbeiten.
Spiegelt sich Ihrer Meinung nach der Geist, der in den Koalitionsverhandlungen geherrscht haben soll, im Ressortzuschnitt für die Landwirtschaft wider? Können Sie verstehen, wenn Enttäuschung darüber herrscht, dass es nicht für ein eigenständiges Agrarressort gereicht hat?
Die Ressortzuschnitte waren in den Arbeitsgruppen der Koalitionsverhandlungen kein Thema. Bestätigen kann ich, dass es in der Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Umwelt einen vertrauensvollen Umgang gab und sehr sachlich um pragmatische Antworten gerungen wurde. Und ja, wir haben uns ein eigenständiges Agrarressort gewünscht und müssen jetzt den Kompromiss der drei Parteien akzeptieren. Dass wir dem Wirtschaftsministerium zugeordnet sind, ist ja nicht die schlechteste Entscheidung. Als Unternehmerin kennt die Ministerin, wenn es etwa um Bürokratieabbau geht, unsere Seite des Schreibtisches. Ministerpräsident Mario Voigt entschuldigte zur Jahresabschlussveranstaltung die kurzfristige Absage von Colette Boos-John, brachte aber ihre Einladung an den TBV-Vorstand zu einem Gespräch Anfang dieses Jahres mit. Mit Tilo Kummer im Umweltressort bekommen wir einen Minister, der die Landwirtschaft und den ländlichen Raum kennt. Diese Konstellation stimmt mich optimistisch.
Der TBV konnte zu Bodo Ramelow und seinen Agrarministerinnen und -ministern einen engen Draht pflegen. Sie selbst waren bei der Landtagswahl CDU-Direktkandidat und Mitglied des Kompetenzteams vom nunmehr amtierenden Ministerpräsidenten Voigt. Den Vorteil guter Drähte mal dahingestellt: Wie garantieren Sie als TBV-Präsident die parteipolitische Unabhängigkeit des Verbandes gegenüber den CDU-Ministern?
Das Thema haben wir auf der Landesvertreterversammlung debattiert. Laut unserer Satzung und unserem Verständnis agiert der TBV parteipolitisch unabhängig. Daran wird sich nichts ändern. Ich bin CDU-Mitglied, so wie andere Kollegen im Ehrenamt auch Parteimitgliedschaften pflegen. Ich habe in der CDU kein Parteiamt inne, insoweit bin und bleibe ich unabhängig. Wir reden mit allen Parteien, wenn es geboten ist. Und wenn es notwendig wird, üben wir auch Kritik, ohne Ausnahmen.
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Mehr als die Hälfte der Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen zehn Jahren aufgegeben. Laut dem Landesbauernverband sank die Zahl von 560 auf 270 Betriebe. In Thüringen verringerte sich die Anzahl um über 30 Prozent, von 648 auf 417 Milchviehbetriebe. Wenn auch nicht überall gleich extrem, der Trend ist deutschlandweit ersichtlich: Die Zahl der Betriebe nimmt ab. Die Gründe dafür sind vielfältig und teilweise auch betriebsindividuell.
Doch wie wird es in weiteren zehn Jahren aussehen? Wie sollen sich die Bedingungen, unter denen Tierhalter wirtschaften, entwickeln? Um diese Rahmenbedingungen abzustecken, haben mehrere Bundesländer den Auftrag, eine Nutztierstrategie zu erarbeiten. Doch während einige im Erarbeitungsprozess verweilen, stellte Mecklenburg-Vorpommern seine bereits vor.
Was in der Nutztierstrategie 2030 von Mecklenburg-Vorpommern steckt und was andere Bundesländer daraus lernen können, das erklärt Dr. Peter Sanftleben im Interview. Als Direktor der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern und Institutsleiter des Instituts für Tierproduktion war er maßgeblich an der Gestaltung der Nutztierstrategie 2030 beteiligt.
Herr Dr. Sanftleben, im Mai 2024 wurde die „Nutztierstrategie MV 2030“ vorgestellt. Was war der Ausgangspunkt und welche konkreten Ziele standen dabei im Zentrum?
■ Die Landesregierung in MV (SPD und Die Linke) hat in ihrem Koalitionsvertrag die Erarbeitung einer Nutztierstrategie MV 2030 vereinbart. Vor dem Hintergrund abnehmender Nutztierbestände in MV und damit verbundener rückgehender Wertschöpfung im ländlichen Raum sollten Möglichkeiten aufgezeigt werden, den Rückgang zumindest zu stoppen und bestenfalls die Bestände zu erhöhen. Dafür wurde ein intensiver Diskussionsprozess mit etwa 100 Beteiligten aus 30 Institutionen in Gang gesetzt, der sich nur sechs Monate Zeit gegeben hatte.
Die Nutztierstrategie 2030 beschreibt den Plan in Mecklenburg-Vorpommern für die Zukunft der Tierhaltung. Wie soll denn die Tierhaltung langfristig im Land gesichert werden?
■ Es sind eine Reihe von Forderungen aufgemacht worden, der Berufsstand und der Bauernverband waren an der Zusammenstellung beteiligt. Es wurde deutlich, dass die Sicherung einer langfristigen Tierhaltung im Land nur durch ein großes Bündel von Maßnahmen gesichert werden könnte. Und adressiert werden die Forderungen insbesondere an den Bund und an Brüssel, denn schnell wurde klar, dass der Tierbestandsabbau nicht nur in MV, sondern deutschlandweit zu beobachten ist. Es ist also auch wichtig gewesen, ein MV-Statement zu formulieren, welches in bundesweiten Diskussionen in den politischen Raum eingebracht werden muss. Zum Maßnahmenbündel wurden immer wieder genannt: finanzielle Absicherung der Transformation der Nutztierhaltung, Rücknahme gesetzlicher Vorgaben zur Tierhaltungskennzeichnung, Vereinfachung von Genehmigungsverfahren und Bürokratieabbau.
Der Thünen-Präsident Professor Folkhard Isermeyer empfiehlt einen stärkeren Rückbau der Tierzahlen. Mecklenburg-Vorpommern möchte die Zahlen halten oder sogar ausbauen. Steht das nicht in einem Kontrast?
■ Mit einem Tierbesatz von 0,3 Großvieheinheiten je Hektar und einem hohen Niedermoorgrünlandanteil ist MV eindeutig ein Bundesland, das deutschlandweit anders eingeordnet werden muss. Prof. Isermeyer wird sicher auch bestimmte Regionen im Blick haben, in denen der Tierbesatz zu hoch ist. Und dann ist zu überdenken, wo die von der Gesellschaft diskutierte Nahrungskonkurrenz in der Fläche wirklich gegeben ist. Wiederkäuer sind hier explizit auszunehmen, ein Nährstoffkreislauf funktioniert weiterhin nur mit Tieren.
Bundesweit wird schon lange um eine Erweiterung der Nutztierstrategie gerungen. Wo sehen Sie die größten Probleme?
■ Ich nehme wahr, dass der Bund jegliche Anstrengungen hinsichtlich einer Transformation der Nutztierhaltung und einer ausreichenden finanziellen Unterstützung der Tierhalter ad acta gelegt hat. Das Programm zur Nutztierstrategie des BMEL wurde gestrichen, geplante Forschungsprojekte mitten in der Laufzeit abgebrochen oder nicht verlängert. Die Vorschläge der Borchert-Kommission werden weiterhin ignoriert, auch hier hat die Ampel-Regierung nicht lösungsorientiert gearbeitet. Und es ging natürlich um Geld, aber auch hier lagen die machbaren Vorschläge konsensfähig auf dem Tisch. Interessant in dem Zusammenhang: Auch die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) wird die Nutztiere nicht mehr im Fokus haben.
Was denken Sie, welche Gründe das hat?
■ Ich denke, es ist politisch gewollt, Nutztierhaltung weiter zu reduzieren. Eben weil das ein grüngeführtes Ministerium war und es der grünen Vorgehensweise entspricht, die Nutztierhaltung für vieles verantwortlich zu machen. Insbesondere für den Klimawandel, obwohl in Deutschland nur zwischen sieben und acht Prozent der Treibhausgasemissionen aus der gesamten Landwirtschaft stammen. Von daher ist das für mich der völlig falsche Ansatz, die Haltung weiter zurückzufahren. Gerade vor dem Hintergrund der Kreislaufwirtschaft, der Pflege von Flächen, die ansonsten eher einen Verlust an Biodiversität darstellen würden, gerade die Verwendung der grünen Hangflächen.
Die Strategie in MV befasst sich auch mit der Verbesserung des Schutzes und der Umnutzung der Moore. Was plant die Landesregierung hier?
■ In MV arbeitet man momentan auch an einem Klimaschutzgesetz. Um den Beitrag zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen in einem industriearmen Land wie MV zu erbringen, wurden die landwirtschaftlich genutzten Niedermoorflächen als Emissionsquelle identifiziert. Und Emissionen werden bei Anhebung der Wasserstände oder sogar einer Wiedervernässung reduziert. Wenn dies großflächig passiert, werden Wertschöpfung gefährdet, Qualitätsfuttererzeugung erschwert und Tierbestände eventuell weiter reduziert.
Das Land hat intensive Diskussionen mit allen Beteiligten begonnen. Dabei waren Landwirte, Bauernverband, Wasser- und Bodenverbände, Wasserwirtschaft und Naturschutz. In der Nutztierstrategie ist das Prinzip der Freiwilligkeit festgehalten, es wird nur im Miteinander gehen. Konkrete Unterstützungsmaßnahmen sind bisher nicht formuliert. Wie sich das in einer neuen GAP niederschlagen kann, ist zurzeit völlig offen. Agora Agrar hat erst kürzlich Beträge von bis zu 1.000 Euro je Hektar für einen Übergangszeitraum ins Gespräch gebracht, bis auf der Fläche andere Wertschöpfung zum Beispiel durch Paludikultur reell wird. Interessant ist, dass das Landwirtschaftsministerium MV die Entwicklung eines Netzwerks zur Nutzung nasser Flächen durch Wasserbüffel unterstützt.
In der Nutztierstrategie MV wird die Bürokratie als ein Problem der Landwirtschaft benannt. Dabei werden Kosten von 620 Millionen Euro pro Jahr und immense Arbeitszeitaufwände genannt. Was plant die Nutztierstrategie hinsichtlich dieses Problems?
■ Ein scheinbar unendliches Thema. Die Kosten sind für Gesamtdeutschland kalkuliert worden. Genau wie in anderen Bereichen hat man auch in MV eine Aktion gestartet und darum gebeten, Vorschläge für eine Vereinfachung der Verwaltung zu machen. Ermessensspielräume zu nutzen und dies auch durch Schulungen von Behördenmitarbeitern durch die wissenschaftlichen Einrichtungen zu verbessern, ist ein kleines Beispiel. Aber auch Standardgenehmigungsverfahren wurden vorgeschlagen. Und natürlich wird hier auch auf den Bund orientiert mit teilweise unklaren Absichten in der Gesetzgebung bei Düngeverordnung, Stoffstrombilanz, Tierschutz oder Tierhaltungskennzeichnung.
Welche Punkte in der Nutztierstrategie sind Ihnen besonders wichtig und wo sehen Sie noch Möglichkeiten zur Verbesserung?
■ Das Wichtigste für mich war der Prozess der gemeinsamen Diskussion, des Austauschens von Wünschen und Ideen, des Ringens um gemeinsame Haltungen. Dieser Prozess der Verbindung völlig unterschiedlicher Institutionen und Einrichtungen mit der Praxis ist sehr wertvoll gewesen. Die Herausforderung liegt natürlich darin, nicht nur ein hübsch gedrucktes Papier in den Händen zu halten, sondern die Strategie weiter mit Leben zu füllen, das Gespräch zu suchen, in kleinen Gruppen. Und nicht nur moderiert durch das Ministerium, sondern in eigenem Interesse.
Mit Blick auf den Osten: Was denken Sie, wie groß sind die Chancen für Tierhaltungsbetriebe, insbesondere Milchviehbetriebe in Ostdeutschland?
■ Ostdeutschland ist generell gekennzeichnet durch einen geringen Tierbesatz auf der Fläche. Historisch gesehen sind die Betriebe natürlich größer, aber größer werdende Betriebe mit Nutzung der Kostendegression sind national und international zu beobachten. Die Milchproduktion in modernen neu gebauten Ställen oder intelligent umgebauten Altanlagen bietet aus meiner Sicht gute Perspektiven. Milch wird momentan als knapper Rohstoff wahrgenommen. Es werden zwei große Herausforderungen gemeistert werden müssen: Akzeptanz, auch die gesellschaftliche, einer zeitgemäßen Tierhaltung auf klarer rechtlicher Grundlage sowie die Absicherung der Arbeitskräftesituation durch Fachkräfte, auch internationale Fachkräfte, oder Robotermelktechnik/Automatisierung.
Was meinen Sie: Was sollten Milchviehbetriebe jetzt tun, damit sie langfristig bestehen können?
■ Die Betriebe müssen ein eindeutiges Bekenntnis zur Fortführung erarbeiten. Auf der Grundlage einer solchen Entscheidung sind klare Schritte zu formulieren. Etablierung, Ausbau oder Kooperation. Wer nicht investiert oder sich qualifiziert, wird Schwierigkeiten haben, langfristig zu bestehen.
Wie sieht der Milchviehbetrieb der Zukunft aus?
■ Ich persönlich glaube, dass es möglich sein kann, ähnlich wie in den Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepten für die Milchviehhaltung aufgeschrieben, einen Kompromiss zu finden zwischen Umweltherausforderungen, Tierwohlaspekten und ökonomischer Tragfähigkeit. Technische Lösungen werden zunehmen, für Melken, Füttern, Misten oder Management. Die Bestandsgröße wird sich auch künftig an der Arbeitswirtschaft, der Flächenausstattung und den Vermarktungsmöglichkeiten orientieren müssen.
Sehen Sie die Nutztierstrategie von MV als Vorbild für andere Bundesländer? Was können andere Länder davon lernen?
■ Ich sehe den Prozess der Erarbeitung durchaus als beispielhaft. Andere Bundesländer haben so etwas geplant, aber nicht umgesetzt. Niedersachsen hat drei Jahre für die Erarbeitung gebraucht, Nordrhein-Westfalen hat sich zunächst nur auf den Bereich Schwein fokussiert, allerdings mit der klaren Umsetzung von Investitionen durch das Land in den Stallneubau zu Demonstrations- und Versuchszwecken. So etwas unter Zeitdruck zu erstellen, kann Vorteile haben, wenn die Beteiligten gut eingebunden, Onlineformate genutzt werden und motivierte Mitarbeiter wie bei der Landesforschungsanstalt oder aus dem Ministerium den Prozess moderieren.
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Herr Agrarminister Wolfram Günther, mit welchem Gefühl scheiden Sie aus dem Amt?
Mit dem Gefühl, dass wir wirklich was bewegt haben. Das System Landwirtschaft ist über Jahrzehnte auf Masse und Weltmarkt ausgerichtet worden. Hier haben wir umgesteuert. Mit mehr Regio und mehr Bio haben wir die Landwirtschaft wirtschaftlich stärker und zugleich nachhaltiger gemacht.
Gleichzeitig gab es immer wieder diese Anwürfe: Da kommt ein grüner Minister, der gegen die Landwirtschaft ist. Meine Leitlinien waren: Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig, wir müssen sie stärken. Und es liegt im Interesse der Branche selbst, zum Klimaschutz beizutragen, Böden zu erhalten. Das ist keine grüne Ideologie, sondern die Grundlage der Landwirtschaft.
Die Kritik an Ihnen aus dem Berufsstand war mitunter heftig. Verbittert Sie das?
Nein, überhaupt nicht. Manchmal kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Der Bauernverband hat während der Bauernproteste die „führende Rolle“ der CDU betont, war also parteipolitisch nicht neutral. Und die CDU hat nicht als Koalitionspartner agiert, sondern wie ein Gegner innerhalb der eigenen Regierung. Da kann ich nicht erwarten, objektiv bewertet zu werden. Und auch der Bauernverband kann nach außen nicht zugeben, dass etwas erfolgreich gelaufen ist. Selbst wenn man eng zusammengearbeitet und gemeinsam etwas entwickelt hat. Etwa wenn der grüne Landwirtschaftsminister während der Coronapandemie Sonderregeln und Erleichterungen für die Landwirtschaft erkämpft hat. Oder wenn der grüne Landwirtschaftsminister gekämpft hat, damit die ostdeutsche Landwirtschaft bei der GAP nicht schlechter gestellt wird als die westdeutsche.
Sie sehen das als Ihren Erfolg?
Ich kann mir auf die Fahnen schreiben, gemeinsam mit meinem Brandenburger Amtskollegen Axel Vogel verhindert zu haben, dass der sächsischen und ostdeutschen Landwirtschaft, dass den großen Betrieben, die Mittel gekürzt werden. Wir waren das, wir haben die sogenannte Kappung und Degression verhindert. Gegen die CDU im Bund, gegen die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, die das so wollte. Wenn jetzt Verbandsvertreter sagen: „Der war gegen die Interessen der Landwirtschaft“ – dann nennt mir bitte mal ein Beispiel.
Sie meinen, dass Ihre Arbeit falsch dargestellt wird?
Es ist doch so: Bündnisgrüne sind der Buhmann. Ich muss mit der Situation leben, dass das, was real passiert ist, anders dargestellt wird.
Was schreiben Sie sich zugute?
Die regionale Wertschöpfung ist deutlich gewachsen, was die Umsätze angeht genauso wie die Strukturen. Der Handel zieht jetzt mit, die Kantinen auch. Das haben wir angeschoben und kräftig unterstützt.
Dann ist es uns gelungen, für die Tierhaltung, die an vielen Stellen unter Stress steht, Perspektiven reinzubringen. Zum Beispiel indem wir uns beim Bund eingesetzt haben, dass bei den Umstellungsförderungen unsere größeren Tierhaltungsstrukturen berücksichtigt werden. Anderes Beispiel: Ich habe als Minister mit Tönnies verhandelt, dass die Schweine aus den ostsächsischen ASP-Gebieten geschlachtet werden können. Die hätte sonst niemand abgenommen. Oder das Thema Schlachthof, für das ich mich – als Grüner – gemeinsam mit dem Bauernverband eingesetzt habe. Oder das Thema Nitratbelastung, das gleich am Anfang meiner Amtszeit hochkam …
… und für das man Sie ebenfalls verantwortlich machte …
… obwohl Landwirtschaftsverbände und CDU-geführte Landwirtschaftsministerien das seit 1992 ausgesessen haben. Kurz bevor die EU Strafzahlungen deswegen verhängen wollte, wurde schnell eine Regelung eingeführt, die nicht verursachergerecht war. Wir haben dann in dieser Legislatur die Weichen hin zur Verursachergerechtigkeit umgelegt, auch wenn wir da noch lange nicht am Ziel sind. Wir haben angefangen, das Netz der Grundwassermessstellen deutlich auszubauen.
Ein anderes Thema: In diesem Jahr habe ich die Frosthilfen für den Obst- und Weinbau gegen das CDU-geführte Finanzministerium durchgesetzt. Die CDU hatte kein Interesse, dass wir hier Erfolg haben. Das zog sich durch ganz viele Themen durch. Auch beim Thema Bürokratie, wo so getan wurde, als wäre dieser Riesenberg von uns Grünen aufgebaut worden, obwohl wir erst Ende 2019 in Regierungsverantwortung gekommen sind. Man muss festhalten: Davor gab es fast 30 Jahre lang ausschließlich CDU-Landwirtschaftsminister. Ich habe einen Prozess für Bürokratieabbau und gegen kleinteilige Vorgaben angeschoben. Lassen Sie mich aber klar sagen: Es gibt Menschen, die verstehen unter Entbürokratisierung, Umwelt- und Tierschutz oder soziale Vorgaben zurückzuschrauben. Das wird nicht funktionieren.
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Was ist Ihnen aus Ihrer Sicht nicht gelungen?
Das Ärgerlichste war, dass wir – unter Koalitionsvertragsbruch der CDU – das Agrarstruktur– und das Höfegesetz nicht durchbekommen haben. Wir wollten die sächsische Landwirtschaft vor dem Ausverkauf schützen. Da habe ich große Fragezeichen, ob CDU, Bauernverband und andere tatsächlich die Interessen der Landwirtschaft im Blick haben oder nicht eher die von einzelnen Personen.
Wirklich unglücklich verlief die Auszahlung der Beihilfen voriges Jahr. Die IT-Dienstleister waren mit der Komplexität der neuen GAP überfordert. Das führte dann in Sachsen und vielen anderen Ländern zur Auszahlung später als gewohnt. Dafür haben wir dann einen Nachteilsausgleich aufgesetzt.
Werden Sie sich als Abgeordneter weiter mit Agrarpolitik befassen?
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich mich in unserer Fraktion weiter mit Agrarpolitik befasse. Ich möchte weiter für eine starke Landwirtschaft arbeiten, die im Einklang mit Umwelt-, Klima- und Tierschutz betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich stark dasteht.
Echte Sorge habe ich, dass das hohe Level, das wir bei den Themen Regionalität und Bio erreicht haben, verloren geht. Dass in Sachsen Dinge, die die Landwirtschaft stärker gemacht haben, wieder zurückgedreht werden.
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Wer kauft heutzutage eigentlich noch Einlagerungs-Kartoffeln? Zwischenzeitlich ist das Angebot an Speisekartoffeln im Lebensmitteleinzelhandel oder beim Discounter rund ums Jahr verfügbar. Auch an Speisekartoffeln aus Deutschland. Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich Freitagmorgen gegen 10 Uhr unserem neuen Praxispartner in MV, der Vipperow Agrar GmbH & Co. KG, einen Besuch in Priborn abstatte. Heute ist unser zweiter Aufenthalt vor Ort. Im Hofladen, vor dem zahlreiche Pkw parken, ist richtig viel Betrieb.
Der Ab-Hof-Verkauf größerer Mengen zum Einlagern ist in vollem Gange. Zur Auswahl stehen Agria, eine vorwiegend mehligkochende Speisekartoffelsorte, Laura, vorwiegend festkochend mit roter Schale, und Belana, eine festkochende Sorte, die augenscheinlich besonders beliebt ist. Der 25-Kilo-Sack kostet jeweils 15 Euro, die Futterkartoffeln 7 Euro. Der Verkauf im Hofladen sei eine durchaus lohnende, zusätzliche Einnahmequelle, sagt Betriebsleiter Johannes Gawlik. Das eigentliche Geschäft mit den Knollen ist hingegen der Anbau und Verkauf von Stärke- und Verarbeitungskartoffeln.
Auf rund 150ha Fläche werden im Jahr ungefähr 6.000 t Kartoffeln geerntet, die eine Hälfte davon als Stärkekartoffeln und die andere als Verarbeitungskartoffeln. „Die Mengen variieren natürlich von Jahr zu Jahr“, sagt Johannes Gawlik.
Verkauft werden die Kartoffeln an weiterverarbeitende Fabriken in Kyritz, Hagenow und Stavenhagen, mit denen der Marktfruchtbetrieb längerfristige Verträge abgeschlossen hat. „Bei den Stärkekartoffeln bauen wir eher mittelspäte Sorten an. Wie zum Beispiel die Sorten Kuras und Eurostarch. Sie haben gute Knollenerträge, zeigen hohe, sichere Stärkegehalte und lassen sich bis zum Ende des Frühjahrs gut lagern.“
Die Rodemonate liegen zwischen August und November. Immer dann, wenn die Erntebedingungen gut sind und der Boden eher trocken und nicht zu matschig ist. Denn es gilt, die Kartoffeln so schonend wie möglich aus dem Boden zu bekommen. Der seitengezogene Kartoffelroder, mit dem die Knollen geerntet werden, hat einen Bunker für bis zu 7,5 t und schafft ungefähr 3 – 3,5 ha am Tag. Oben auf dem Roder steht eine Sortierkraft am Selektiertisch und trennt mit seinen Händen die größten Steinbrocken und Erdklumpen von den Kartoffeln.
Eine Tätigkeit, die bald der Vergangenheit angehört. „Im nächsten Jahr schaffen wir uns einen neuen Roder an, der die Steine und den Dreck automatisch entfernt“, sagt der Betriebsleiter. „So sparen wir uns die Arbeitskraft auf dem Roder ein. Denn unser Ziel ist es, die Arbeitskräfte, gerade bei solch rudimentären Tätigkeiten, die auch noch belastend für unsere Mitarbeiter sind, einzusparen.“
Um den richtigen Erntezeitpunkt der Kartoffeln zu bestimmen, wird der Stärkegehalt der Knollen während der Wachstumsphase immer wieder sporadisch im Betrieb ermittelt. „Wir führen die Messung mithilfe des Unterwassergewichtes durch“, erklärt der Junglandwirt. „Dabei wird eine bestimmte Menge, in der Regel sind das fünf Kilogramm, saubere Kartoffeln unter Wasser gewogen und daraus das spezifische Gewicht oder die Dichte der Kartoffel errechnet. Denn die Dichte steht in direktem Zusammenhang mit dem Stärkegehalt der Knollen.“
Der werde von zahlreichen Faktoren beeinflusst. So müssten die Pflanzen bedarfsgerecht versorgt werden, mit allem, was sie brauchen. Dazu gehöre die Düngung, der Pflanzenschutz und auch das Wetter habe einen gehörigen Einfluss, zählt Johannes Gawlik die Faktoren auf. „Grundsätzlich mögen Kartoffeln Wärme. Nur Hitzestress, der oft zusammen mit Trockenstress auftritt und zu warme Nachttemperaturen sind von Nachteil. Dann bildet die Pflanze deutlich weniger oder mitunter gar keine Knollen mehr.
Eine gewisse Klimaveränderung ist wahrnehmbar. Mir fehlt aber die Erfahrung, wie es früher war“, sagt der 26-jährige Junglandwirt. „Ich sehe auf jeden Fall, dass die Pflanzen in den langen heißen Trockenperioden leiden, und das Risiko des Anbaus bei den hohen Vorkosten kann sehr hoch sein und Sorgen bereiten. Deshalb würde ich unsere Kartoffelernte in diesem Jahr als durchschnittlich beschreiben. Bei vielen Berufskollegen gab es dagegen recht gute Erträge.“
Nach der Kartoffelernte und einer bereits erfolgten Ermittlung des Kalkbedarfs mithilfe von Bodenproben findet eine Kalkung der Ackerflächen statt. „Wir haben uns für einen Servicevertrag mit Agricon entschieden. Das ist ein Unternehmen für Precision Farming-Verfahren und digitalen Pflanzenbau. Abhängig von den Faktoren Nutzungsart, Bodenart, Humusgehalt und aktuellem pH-Wert düngen wir mithilfe von Streukarten möglichst bedarfsgerecht. Damit ist zum Beispiel eine Überdüngung ausgeschlossen“, erklärt Johannes Gawlik.
Der große Ernteumfang bei den Kartoffeln macht eine eigene Lagerung für den Betrieb unverzichtbar. Neben dem direkten Verkauf und der Lieferung an die Fabriken werden die Stärke- und Verarbeitungskartoffeln nach der Ernte zum Teil lose und in Kisten in den Hallen gelagert, um den Markt möglichst lange bedienen zu können. Auch die Vermehrungskartoffeln, mit denen sich unser Praxispartner in erster Linie um seinen eigenen Anbau kümmert, werden bis zur nächsten Pflanzung im April eingelagert. Bis zu 5.000 t können in den Hallen gelagert werden. Aktuell sind es 2.500 t.
Mit der Einlagerung und den Qualitätskontrollen bei den Knollen sind ein bis zwei Mitarbeiter des Betriebes beschäftigt. Sie kümmern sich um die kartoffelspezifischen Ansprüche. Dazu zählen Faktoren wie z.B. die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Luftbewegung, um das Lagerungsklima konstant zu halten und die Keimung der Kartoffeln so gut es geht zu verhindern. „Notfalls setzen wir Keimhemmungsmittel ein“, erklärt Johannes Gawlik. Mit Schadnagern hat der Betrieb glücklicherweise kaum Probleme und außerdem eine 24/7 Arbeitskraft. Die Hofkatze.
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Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nimmt im Jahresbericht des Landesrechnungshofes (LRH) in Brandenburg ganze zwölf Seiten ein. Der LRH macht darin auf Fehler und eine mangelhafte Haushaltsführung bei der finanziellen Unterstützung durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) aufmerksam.
Bis Ende 2023 gab das MSGIV 130 Mio. Euro für die Bekämpfung der ASP aus. Davon flossen 98 % an die Kommunen. Das LRH prüfte die Umsetzung der ASP-Richtlinie schwerpunktmäßig in den Haushaltsjahren 2020 und 2021. Örtliche Erhebungen hätten im MSGIV, im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit sowie in den Landkreisen Uckermark, Märkisch-Oderland, Oder-Spree und Spree-Neiße stattgefunden, teilt der LRH mit.
Zum Beispiel: Schuhe. Im Zuge der Fallwildsuche wurden in mehreren Kommunen Aufwendungen für neue Schuhe erstattet – und zwar in einer Größenordnung, die bei genauerer Prüfung wenig nachvollziehbar erscheint. Hundeführer ließen sich immer wieder den Kauf von Schuhen im Wert von 200 bis 300 Euro ersetzen, die aus „Kontaminationsgründen“ hätten entsorgt werden müssen. Besonders auffällig war ein Hundeführer im Landkreis Spree-Neiße, der sich innerhalb von nur sechs Monaten gleich drei Paar neue Schuhe für insgesamt 800 Euro erstatten ließ – ohne die Entsorgung der alten Schuhe zu belegen. Die Begründung, dass die Schuhe aus hygienischen Gründen ersetzt werden mussten, warf bei den Prüfern erhebliche Zweifel auf, da die Kommunen für Reinigungs- und Desinfektionsmöglichkeiten sorgten.
Die Prüfer bemängelten zudem die Verträge der Veterinärämter mit Hundeführern. Sie sahen im Prüfungszeitraum die Zahlung einer Tagespauschale von 500 Euro pro Einsatztag, die Übernahme der Übernachtungs- und Verpflegungskosten, eine Erstattung der Fahrtkosten von 30 ct/km und Schadenersatz bei Verlust oder Beschädigung der Ausrüstung im Zusammenhang mit der Fallwildsuche vor – siehe Schuhe. Der LRH sieht diese Pauschalen als „nicht hinreichend begründet“ an.
Im Dezember 2019 begannen die Landkreise entlang der Oder mit dem Bau von Wildzäunen an der polnischen Grenze, um die Einschleppung der Krankheit zu verhindern. Als die Kommunen nach finanzieller Unterstützung vom Land Brandenburg fragten, geriet die Haushaltsführung des MSGIV ins Wanken. Ohne eine rechtliche Grundlage erstattete das Ministerium den Kommunen 50 % der Kosten für den Unterhalt der Wildschutzbarrieren (141.914 Euro) ohne die nötige Ermächtigung durch das Haushaltsrecht.
„Der Landesrechnungshof stellte bei seiner Prüfung fest, dass das MSGIV den drei Kommunen die Kosten ohne Durchführung eines Zuwendungsverfahrens erstattete“, heißt es im Bericht des LRH.
Die grundsätzliche Entscheidung, die finanziellen Hilfen als Billigkeitsleistungen zu gewähren, sei falsch gewesen. Billigkeitsleistungen sind grundsätzlich freiwillige Zahlungen des Staates, die aus Gründen der Fürsorge gewährt werden, jedoch keine rechtliche Verpflichtung darstellen. Doch die ASP-Bekämpfung sei nach Auffassung des LRH keineswegs ein unvorhersehbares Ereignis gewesen. Die Kommunen hätten auf die Gefährdungslage vorbereitet werden müssen. Dann hätte eine gesetzlich geregelte Kostenübernahme des Landes erfolgen können, stellt der LRH im Nachhinein fest.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die fehlerhafte Durchführung von Vergabeverfahren. Die Landkreise, die mit der Seuchen-Bekämpfung beauftragt waren, gaben regelmäßig Aufträge für die Errichtung von Wildschutzbarrieren und andere Maßnahmen an Dienstleister weiter – jedoch ohne die vorgeschriebenen Ausschreibungen. Stattdessen griffen sie auf das Verfahren der freihändigen Vergabe zurück, die nur in dringenden Ausnahmefällen gerechtfertigt sei.
Zwar sei die Bekämpfung der ASP in Brandenburg zweifelsohne dringend gewesen, doch eine Ausschreibung mit einer Mindestfrist von zehn Tagen hätte nach Ansicht des LRH in vielen Fällen problemlos durchgeführt werden können. Die Landkreise hätten längst auf den bevorstehenden Ausbruch der Krankheit vorbereitet sein müssen: Die Prüfung des LRH habe ergeben, dass für die Ausbreitung der ASP aus Polen nach Deutschland seit 2014 eine stetig zunehmende Gefährdungslage bestand.
Wir erinnern uns: Auch die landwirtschaftlichen Interessenverbände hatten vielfach darauf hingewiesen. „Zwar konnte niemand den genauen Zeitpunkt des ersten Seuchenfalls vorhersagen. Dennoch hätte die Landesregierung genug Zeit gehabt, sich mit den finanziellen Auswirkungen einer flächendeckenden Seuchenbekämpfung für die betroffenen Landkreise zu befassen und die gesetzlichen Grundlagen für eine Kostenübernahme durch das Land zu schaffen“, so der LRH.
Der LRH zweifelt zudem an der Sinnhaftigkeit der Anschaffung von Geländewagen und Quads für die Fallwildsuche. Die seien in zwei Landkreisen als förderfähig erachtet worden, andere hätten sie als unzulässig ablehnt. In seiner Stellungnahme verwies das MSGIV u. a. auf die Ausnahmesituation, auf den Umstand, dass für Spree-Neiße ein Haushaltssicherungskonzept gelte und auf Musterverträge mit den Hundeführern, die nun vorliegen. Das Erstattungsverfahren für die Landkreise werde nach Ablauf der Laufzeit der aktuellen ASP-Billigkeitsrichtlinie auf Zuwendungen umgestellt.
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Die Beitragssatzung 2025 der Thüringer Tierseuchenkasse (TSK) ist im Staatsanzeiger veröffentlicht worden. Während sie für Rinder-, Geflügel-, Ziegen- und Bienenhalter keine Änderungen bereithält, steigen für Schaf- und Schweinehalter die Beiträge im kommenden Jahr spürbar.
Für Schafe ab 10 Monaten müssen Tierhalter dann 2 € je Tier und Jahr zahlen, was einer Verdopplung gleichkommt. Für Zuchtsauen (nach erster Belegung) werden bei einem Bestand mit weniger als 20 Tieren 1,35 €/Sau fällig, ein Plus von 12,5 %. Genauso hoch fällt der prozentuale Anstieg bei Haltern von mehr als 20 Sauen aus: Sie zahlen dann pro Tier und Jahr 2,25 €.
Einen Anstieg beschloss der TSK-Verwaltungsrat auch für Ferkel (bis einschließlich 30 kg). Bei einem Sauenbestand mit weniger als 20 Tieren steigt der Beitrag auf 75 ct/Ferkel (+25 %); für Bestände mit mehr als 20 Sauen erhöht er sich auf 90 ct/Ferkel (+20 %). Für „sonstige Zucht- und Mastschweine“ (über 30 kg) werden im kommenden Jahr bei einem Bestand mit weniger als 50 Schweinen 1,10 €/Tier (+ 22 %) fällig; Betriebe mit mehr als 50 Schweinen zahlen dann 1,35 €/Tier im Jahr (+12,5 %).
Während es auch für Pferde, Esel und Maultiere teurer wird, für die der Beitrag auf 4,90 €/Tier steigt (+17 %), werden wie zuvor schon für Fische und Gehegewild keine Beiträge erhoben. Für Rinder- und Schweinehalter gibt es weiterhin einen Nachlass, sofern sie sich an Tiergesundheitsprogrammen beteiligen. Wie bereits angekündigt, beschloss der Verwaltungsrat auch eine Änderung der Beihilfesatzung der Tierseuchenkasse.
Das betrifft die Unterstützung gegen die Blauzungenkrankheit (BTV-3) ab dem 1. Januar 2025. Der Zuschuss für das Impfen erhöht sich sowohl für Schafe und Ziegen als auch für Rinder auf 2 € je Impfung. Das Impfen der ersten zehn Tiere erfährt eine Unterstützung von 5 €/Tier/Jahr. Für den seltenen Fall, dass Tiere trotz Impfung an der Blauzungenkrankheit verenden oder deswegen getötet werden müssen, gewährt die Tierseuchenkasse eine Beihilfe zur Tierkörperbeseitigung: pro Schaf oder Ziege über 9 Monate: 60 €; pro Rind bis 6 Monate: 100 €; pro Rind von 6–12 Monate: 300 €; pro Rind über 12 Monate: 500 €.
Hier finden sich die geänderte Beitragssatzung und die Beihilfesatzung der Thüringer Tierseuchenkasse.
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Landwirtschaft im Nebenerwerb spielt in Deutschland eine große Rolle. Knapp die Hälfte aller Agrarunternehmen sind Nebenerwerbsbetriebe. In diesen ist das außerlandwirtschaftliche Einkommen höher als die Gewinne aus der Landwirtschaft. Die ostdeutschen Agrarstrukturen und Bedingungen für Landwirtschaft sind bekanntlich andere als in Westdeutschland. Dies trifft auch für die Nebenerwerbslandwirtschaft zu. Die offizielle Agrarstatistik bietet zwar viele informative Daten, ermöglicht aber selten einen tieferen Einblick.
Um besser zu verstehen, wie Landwirtinnen und Landwirte im Nebenerwerb „ticken“, wie sie z.B. ihre Betriebe managen, wo ihre Schwerpunkte liegen, ob investiert wurde und wird, wie sie ihre Zukunft einschätzen und welche Probleme sie als besonders schwerwiegend empfinden, wurde zu diesen und weiteren Fragen in diesem Jahr nach 2021 eine erneute Online-Befragung durchgeführt. Zu dieser war wiederum in der Bauernzeitung aufgerufen worden.
Nachfolgend werden die Ergebnisse dieser Befragung und die Daten der Statistik beschrieben und bewertet. Mit dieser Studie ist ein besserer Einblick in den Nebenerwerb der Landwirtschaft möglich, der leider viel zu selten im Fokus von Gesellschaft und Politik steht. Denn Nebenerwerbslandwirtschaft ist zwar nur eine Nische in der ostdeutschen Agrarlandschaft, aber mit besonderen Eigenschaften, Qualitäten und Potenzialen.
Bundesland | Anzahl der NE-Betriebe | Anteil an Betrieben insgesamt (%) | Ø Betriebsgröße (ha) |
MV | 1.470 | 30,9 | 54 |
Brandenburg | 2.080 | 38,4 | 49 |
Sachsen-Anhalt | 1.440 | 34,7 | 49 |
Sachsen | 3.310 | 51,0 | 23 |
Thüringen | 1.590 | 47,4 | 23 |
Ostdeutschland (gesamt) | 9.890 | 40,5 | 37 |
Aktuelle Zahlen zum Nebenerwerb liegen aus der Agrarstrukturerhebung der Statistischen Ämter von Bund und Ländern vor. Deutschlandweit wird laut Studie nahezu jeder zweite Landwirtschaftsbetrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Zwischen Ost und West gibt es dabei deutliche Unterschiede. Die sind auf zwei Faktoren zurückzuführen. Zum einen sind dies die generellen Strukturunterschiede und Schwerpunkte in der Produktionsausrichtung, zum anderen die unterschiedlichen Entwicklungspfade. In Westdeutschland sind viele Nebenerwerbshöfe aus einem zuvor existierenden Haupterwerbsbetrieb entstanden – im Generationswechsel oder der Nebenerwerbsbetrieb wird schon über mehrere Generationen so betrieben.
Dagegen stellen die Nebenerwerbshöfe im Osten immer echte Betriebsneugründungen nach der Wende dar. Denn in der DDR waren privat geführte Landwirtschaftsbetriebe nach Abschluss der Kollektivierung 1960 nicht mehr möglich. Manche der nach der Wende entstandenen Nebenerwerbsbetriebe haben als klassische Wiedereinrichter an den Betrieb vor dem Eintritt in die LPG angeknüpft, aber keinesfalls alle, wie die Befragungsergebnisse in dieser und der letzten Befragung 2021 zeigen.
Die durchschnittliche Betriebsgröße von Nebenerwerbsbetrieben in Deutschland insgesamt beträgt knapp 25 ha, womit diese deutlich kleiner sind als der Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe mit 73 ha, der Personengesellschaften mit 119 ha oder der juristischen Personen mit 460 ha. Ostdeutsche Nebenerwerbslandwirte bewirtschaften mit im Mittel knapp 37 ha größere Betriebe als ihre westdeutschen Kollegen mit 23 ha. Bundesweit werden 47,2 % aller Landwirtschaftsbetriebe im Nebenerwerb geführt, die zusammen 18 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) bewirtschaften.
In Ostdeutschland liegt der Anteil mit 40,5 % an den Betrieben etwas niedriger als im Westen mit 47,9 %. Der Flächenanteil ist im Osten Deutschlands mit 7 % sogar deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt. Ein Blick in die ostdeutschen Bundesländer (Tab. 1) zeigt, dass es zwischen Nord und Süd durchaus Unterschiede gibt. Besonders in Sachsen finden sich vergleichsweise viele Nebenerwerbsbetriebe, die im Schnitt aber deutlich kleiner sind als etwa die in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Brandenburg.
Wie bereits erwähnt, können die Zahlen der amtlichen Agrarstatistik nur begrenzt Auskunft geben zu vielen Fragestellungen der aktuellen Situation von Nebenerwerbsbetrieben. Hier kann mit einer gezielten Befragung tiefer „gebohrt“ werden. Im Februar 2024 wurde deshalb die aktuelle Online-Befragung mit einem Aufruf in der Bauernzeitung gestartet. Insgesamt haben sich 64 Landwirtinnen und Landwirte im Nebenerwerb mit auswertbaren Fragebögen beteiligt. Dafür gilt ihnen ein ganz herzlicher Dank.
Die befragten Betriebe bewirtschaften im Durchschnitt (Median) 30 ha, davon 15 ha Ackerland, 10,5 ha Grünland und 4,5 ha Wald. Sie sind damit vom Flächenumfang her etwas kleiner als der statistische Durchschnitt. Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaften vielfach vor allem Eigentumsflächen, die Pachtquote liegt mit 30 % deutlich niedriger als im Mittel aller ostdeutschen Betriebe. In dieser Befragung wirtschaften 18 % der Befragten ökologisch.
In der Tierhaltung spielen vor allem Mutterkühe, Legehennen, Schafe und Pferde eine größere Rolle. Schweine und Enten sowie Gänse finden sich auch noch des Öfteren. Die Geflügel- und Schweinehaltung ist offensichtlich vor allem auf die Eigenversorgung ausgerichtet, denn es werden im Durchschnitt zwei Schweine, 30 Legehennen und zehn Enten bzw. Gänse gehalten. Dagegen sind die Mutterkuhhaltung mit durchschnittlich zehn Kühen und die Schafhaltung mit 55 Tieren je Betrieb eher marktorientiert.
Milchkuhhaltung spielt dagegen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Lediglich drei der Befragten haben Milchkühe, im Durchschnitt zehn Tiere. Milchkühe lassen sich deutlich schwieriger im Nebenerwerb managen durch den hohen täglichen Arbeitsanfall. Zudem ist ein Einstieg sehr kapitalintensiv, ganz anders als in der Mutterkuhhaltung, für die die Anforderungen an Tierbetreuung (der Arbeitsaufwand) und Stallungen viel niedriger liegen. Über 80 % der Befragten haben Grünland, sodass Tiere gehalten werden, die den Aufwuchs auch verwerten können.
Im Nebenerwerb gibt es laut Studie somit deutlich weniger reine Ackerbaubetriebe. Die Haltung von Nutztieren bereitet vielen Menschen zudem Freude, sodass dieser Aspekt bei der eher ausgeprägten Tierhaltung gleichfalls von Bedeutung ist.
Die Nutzung des Ackerlandes findet im Wesentlichen mit den üblichen Kulturen statt: Getreide, Raps, gelegentlich Leguminosen oder Sonnenblumen. Weinbaubetriebe im Nebenerwerb haben sich an dieser Befragung kaum beteiligt, obwohl in den ostdeutschen Weinbaugebieten durchaus viele Nebenerwerbswinzer existieren.
In 22 % der Fälle knüpft der heutige Nebenerwerbsbetrieb an einen Landwirtschaftsbetrieb aus der Zeit vor den LPG-Gründungen bis 1960 an und ist somit ein klassischer Wiedereinrichterbetrieb. In 31 % der Fälle hat bereits ein Generationswechsel stattgefunden, was sich aus dem zunehmenden zeitlichen Abstand zu der Gründungsphase vor allem in den 1990er-Jahren erklärt.
Bei der letzten Befragung 2021 lag der Anteil der Betriebsübernahmen noch bei rund 20 %. Die Übernahme erfolgte in allen Fällen von den Eltern oder anderen Verwandten. Nebenerwerbsbetriebe sind quasi immer klassische Familienbetriebe. Etwa ein Drittel der Befragten oder deren Eltern haben ihren Betrieb in den 1990er-Jahren gegründet, aber ähnlich viele Betriebe haben sich auch erst seit 2010 gegründet. Offenbar kommt es im Bereich der Nebenerwerbslandwirtschaft durchaus immer wieder zu Betriebsneugründungen.
Fast alle Befragten (93 %) wollen ihren Betrieb in den nächsten Jahren fortführen. Nur ganz wenige wollen diesen schrumpfen (4 %), während die heutige Größe bei vielen erhalten bleiben soll (51 %). Nicht wenige (39 %) streben aber weiteres betriebliches Wachstum an. Auch das Investitionsgeschehen der vergangenen Jahre und die Absichten für die kommenden Jahre unterstreichen, dass der Nebenerwerbsbetrieb für sehr viele der Befragten eine dauerhafte Perspektive darstellt.
Die Frage nach einer Hofnachfolge stellt sich altersbedingt nicht für alle. In unserer Befragung gaben 50 % an, dass sich diese Frage für sie nicht stellt. In 19 % der Fälle ist die Hofnachfolge geklärt, in 31 % nicht. Für die letztere Gruppe lässt sich aus der Befragung aber nicht ablesen, ob dies noch nicht als Frage auftaucht oder ob klar ist, dass der Betrieb im Generationswechsel auslaufen wird.
Diese Befragung als eher kleine und nicht repräsentative Stichprobe kann nur einen Einblick in die Dynamik der Betriebsentwicklungen geben. Um hier Genaueres vorherzusagen, wären umfassendere Untersuchungen in Ost und West spannend. Wie viele Nebenerwerbsbetriebe werden im Generationswechsel fortgeführt, wie viele werden aufgegeben und wie viele Neugründungen entstehen? Leider wissen wir und die Agrarpolitik hierzu zu wenig.
Teil 2 des Beitrages, der Ergebnisse dieser Umfrage u.a. zu vorhandener Technik, Investitionen und Einkommen der Betriebe aufzeigt, erscheint in einer unserer nächsten Ausgaben.
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Für die Preisverleihung des Tractor of the Year (TotY) 2025 wurden 21 Traktoren von 17 Traktorenherstellern von einer internationalen Jury, bestehend aus 25 Landtechnik-Journalisten aus 25 Ländern, bewertet. Der TotY 2025 wurde in diesem Jahr in sechs Kategorien vergeben: TotY HighPower, TotY MidPower, TotY Utility, TotY Specialized, TotyBot und Toty Sustainable.
In den Vorjahren gab es nur vier Kategorien – die bisherige Kategorie Tractor of the Year wurde in die beiden Kategorien TotY HighPower und TotY MidPower aufgeteilt und die Kategorie TotY-Bot ist ganz neu. Die Kategorie TotY Sustainable besteht aus fünf Traktoren, die von der Jury aus den Finalisten (Tab.) der anderen Kategorien ausgewählt wurden. Diese wurden nach ihrer Umweltverträglichkeit bewertet.
Die Kategorie TotY HighPower ist den Traktoren mit mehr als 300 PS gewidmet. Damit soll die wachsende Bedeutung von Hochleistungstraktoren in der modernen Landwirtschaft gewürdigt und ihre entscheidende Rolle bei der Steigerung von Produktivität, Effizienz und Nachhaltigkeit hervorgehoben werden.
Gewonnen hat der Quadtrac 715 von Case IH. Nach Ansicht der Jury erfüllt der Quadtrac 715 diese Anforderungen am besten. Mit seinen hochmodernen Funktionen, seinem innovativen Design und seinem kontinuierlichen Fokus auf Bodenschonung hat sich der Case IH Quadtrac 715 seinen Platz als Sieger in der Kategorie „HighPower“ verdient. Der Traktor zeichnet sich durch eine Nennleistung von 715 PS und eine maximale Leistung von 778 PS aus. Angetrieben wird er von einem FPT-Cursor-16-Motor, der ein maximales Drehmoment von 3.356 Nm bei 1.400 U/min liefert. Damit ist der Quadtrac 715 einer der leistungsstärksten Serienschlepper der Welt.
Die große Aufstandsfläche der vier Raupenlaufwerke sorgt für eine minimale Bodenbelastung. Das PowerDrive-Lastschaltgetriebe mit 16 Gängen ermöglicht stufenloses Schalten unter Last. Der Quadtrac 715 verzichtet auf die Abgasrückführung und arbeitet mit einem SCR-System, das die Anforderungen der Stufe V erfüllt und so die Emissionen bei gleichbleibend hoher Leistung reduziert. Außerdem kann er mit 100 % HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) fahren und bietet damit eine umweltfreundlichere Kraftstoffoption.
HighPower (über 300 PS) | MidPower (150 bis 280 PS) | Utility (70 bis 150 PS) | Specialized (Speziatraktoren) | TotYBot (Agraroboter) | Sustainable (nachhaltig) |
Case IH – Quadtrac 715 | Case IH – Puma 260 | Fendt – e107 Vario | Antonio Carraro – Tony 8900 TRG | AgXeed – 5.115T2 | Fendt – e107 Vario |
JCB 8330 – iCON | Claas – Arion 660 | Hattat Traktör – T4125 | Ferrari – E-Astral | autoagri – IC20E | Ferrari – E-Astral |
Massey Ferguson – 9S.425 | Fendt – 620 Vario DP | Lindner Lintrac – 70 LDrive | Landini Trekker – 4-120 M | Black Shire – RC 3075 | JCB 8330 – iCON |
New Holland – T.340 HD | McCormick – X7.624 VT-Drive | Massey Ferguson – M Series | Keestrack/RigiTrac – B1e/SKE 40 | Field Robotics – HammerHead | Keestrack/RigiTrac – B1e/SKE 40 |
Valtra – S416 | Valtra – N175 Direct | Steyr – 4120 Plus | Yanmar – YT 359 ROPS | Lindner – Lintrac 70 LDriv | |
Tafe – 7515 |
Die Kategorie Toty MidPower konzentriert sich auf Traktoren mit einer Leistung von 150 bis 280 PS. Traktoren dieser Kategorie bieten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leistung, Vielseitigkeit und Effizienz. Der 620 Vario DP von Fendt ging in dieser Kategorie als Sieger hervor. Kern des Erfolges ist laut Jury das revolutionäre iDMotorkonzept, das bei niedrigen Drehzahlen (bis 1.900 U/min) maximale Leistung bei einem Kraftstoffverbrauch von nur 195 g/kWh bietet. Das Leistungsgewicht des Traktors von 34,4 kg/PS spielte bei der Entscheidung der Jury eine wichtige Rolle.
Die ausgewogene Konstruktion und optimale Wendigkeit, die VarioDrive-Technologie mit permanentem Allradantrieb und die intelligente Drehmomentverteilung machen den Fendt 620 Vario DP laut Jury zur idealen Wahl für Gemischtbetriebe, die Vielseitigkeit und Traktion auf engstem Raum benötigen. Darüber hinaus bietet das FendtONE-System eine nahtlose Integration in digitale Agrarplattformen und erfüllt damit die Anforderungen des Precision Farming.
Die Kategorie TotY Utility kennzeichnet Traktoren im Leistungsbereich von 70 bis 150 PS mit maximal vier Zylindern und einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 9.000 kg, die sich durch ihre Kraftstoffeffizienz und Wendigkeit auszeichnen.
In dieser Kategorie konnte sich der 4120 Plus von Steyr durchsetzen. Laut Jury besticht dieser Traktor in Schlüsselbereichen wie Wendigkeit, Kabinenkomfort, Spitzentechnologie und hervorragender Motorleistung. Er verkörpere eine perfekte Kombination aus Vielseitigkeit und moderner Landtechnik und biete eine intuitive Bedienung, beeindruckende Wendigkeit und hohe Flexibilität, die ihn für eine Vielzahl landwirtschaftlicher Arbeiten prädestiniere.
Angetrieben wird der 4120 Plus von einem 3,6-l-FPT-F36-Turbodieselmotor, der mit einer Maximalleistung von 117 PS und einem Spitzendrehmoment von 506 Nm bei 1.300 U/min für hohe Leistung sorgt. Dieser Motor der neuesten Generation erfüllt dank eines fortschrittlichen Abgasreinigungssystems mit DPF, SCR und DOC die Abgasnormen der Stufe V. Die Kompatibilität mit Biodiesel (7 %) und 100 % HVO ist ein weiterer Pluspunkt im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit.
Der Steyr 4120 Plus verfügt über ein fortschrittliches Telematiksystem mit Datenfernverwaltung, Bildschirmfreigabe und Softwareupdates über Smartphone oder Tablet-PC. Er ist außerdem mit Isobus Klasse 2 mit TIM-Funktionalität und RTK-Autonavigation für höchste Präzision ausgestattet, obwohl es sich nicht um ein autonomes Fahrzeug handelt.
Die Kategorie TotY Specialized konzentriert sich auf Schmalspurtraktoren für den Obst- und Weinbau sowie Hangschlepper mit mehr als 40 PS. Der Tony 8900 TRG von Antonio Carraro wurde zum Traktor des Jahres 2025 in der Kategorie Spezialtraktoren gewählt. Einer der wichtigsten Faktoren war die Vielseitigkeit des Tony 8900 TRG. Er zeichnet sich durch eine kompakte Breite von 1.400 mm und einen Wenderadius von 2.300 mm aus. Dank des umkehrbaren Sitzes kann der Fahrer die Maschine leicht überwachen und steuern.
Der 74,2 PS starke Kubota-Dieselmotor bietet ein maximales Drehmoment von 305,4 Nm. Der stufenlose hydrostatische Fahrantrieb ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 43 km/h. Der Motor ist für einen Biodieselanteil von bis zu 20 % geeignet. Die Hubkraft hinten von 2.900 kg und in der Front von 1.200 kg bieten Vielseitigkeit und Flexibilität für eine Vielzahl von Anbaugeräten.
Die Kategorie TotYBot konzentriert sich ausschließlich auf Traktoren (Agrarroboter) ohne Kabine, die mit einem Dreipunktanbau, einer Zapfwelle oder einer elektrischen Kraftübertragung zu Anbaugeräten ausgestattet sind, auf dem europäischen Markt erhältlich sind und einen technischen Reifegrad (TRL) von mindestens 8 aufweisen. Gewonnen hat der Agrarroboter 5.115T2 von AgXeed.
Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury war die Kombination aus hochmoderner Automatisierung, praktischer Integration in bestehende landwirtschaftliche Systeme und einer insgesamt herausragenden Feldleistung. Er ist eine attraktive Option für Betriebe, die Robotertechnologie einführen möchten. Besonders hervorzuheben ist die Flexibilität: Dank einer Heckkraft von 8.000 kg und einer Frontkraft von 4.000 kg, die von einer leistungsstarken Hydraulik mit einer Förderleistung von 85 l/min unterstützt werden, können Standardgeräte problemlos eingesetzt werden.
Der Dieselantrieb mit eine Spitzenleistung von 156 PS liefert ein maximales Drehmoment von 610 Nm. Das Raupenfahrwerk, trägt mit einem Bodendruck von weniger als 0,25 kg/cm² zur Bodenschonung bei. Für Sicherheit sorgt ein umfangreiches Sensorsystem mit RTK-GPS, Lidar, Radar und einem Touch-Bumper zur Hinderniserkennung.
Die Nachhaltigkeit steht in der Kategorie TotY Sustainable im Vordergrund. Der e107 Vario von Fendt gewann in dieser Kategorie. Laut Jury hat Fendt sein Engagement für Nachhaltigkeit mit der Einführung des e107 Vario unter Beweis gestellt, einem vollelektrischen Traktor, der die Landwirtschaft auf dem Weg zur Energiewende anführt. Er arbeitet emissionsfrei und geräuscharm und ist damit ideal für den Einsatz in Umgebungen, in denen Lärmschutz eine wichtige Rolle spielt.
Mit einer Spitzenleistung von 90 PS (68 PS Nennleistung) und einem maximalen Drehmoment von 347 Nm kann der Traktor zwischen vier und sechs Stunden im Teillastbetrieb arbeiten. Das Ladesystem ist flexibel ausgelegt: Mit einer 22-kW-WallBox lässt sich der E-Traktor in rund drei Stunden von 20 auf 80 Prozent aufladen, eine 100-kW-Gleichstrom-Schnellladung verkürzt die Zeit auf nur 0,75 Stunden. Der e107 Vario stellt laut Jury eine konkrete Alternative zu herkömmlichen Modellen mit Verbrennungsmotor dar.
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Mehr als ein Dutzend Feuerwehren mit über 100 Kameraden rückten am Donnerstagnachmittag (21.11.) zu einem vermeintlichen Brand der Biogasanlage der Güterverwaltung „Nicolaus Schmidt“ AG in Rothenacker an. Die zentrale Leitstelle in Gera, die auch für den Saale-Orla-Kreis zuständig ist, nahm die Sache ernst.
Der Brand entpuppte sich vor Ort als das Schwelen von Material in einem Container, bei dem „hochtoxische Gase entstanden“, so die Landespolizeiinspektion Saalfeld. Aktiviert wurde die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes (NINA-App), damit die Bevölkerung Fenster und Türen geschlossen hielt. Sechs Mitarbeiter des Agrarbetriebes, die versuchten, den Schwel-Brand selbst zu löschen, wurden zur Beobachtung in Krankenhäuser gebracht und waren allesamt am Abend wieder zu Hause. „Zum Glück hat sich niemand verletzt“, sagte Vorstandschef Stefan Kühne dieser Zeitung.
Zwischen den Holzbalken der Decke und der Gasmembran des Fermenters befinde sich ein wenige Millimeter dünnes Vlies als zusätzliche Besiedlungsfläche für Mikroorganismen zur biologischen Entschwefelung. Die Gasmembran hatte man knapp zwei Wochen vor der Havarie gewechselt und in diesem Zuge auch das Vlies erneuert. Und eben dieses mit Schwefel getränkte Material entzündete sich offenbar während des Verladens auf einen großen Abfallcontainer.
Die Mitarbeiter bemerkten das Schwelen und zogen den Container mit einem Schlepper rasch zu den entfernten Siloflächen. Damit hätten sie vorbildlich reagiert, lobt der Vorstandschef. Flammen habe man nicht aus dem Container schlagen sehen; nur eine Drohne der Feuerwehr konnte ein Brennen filmen. Der Auslöser für das Entzünden ist Kühne zufolge offen; mindestens ein Berufskollege habe ihm jetzt von einem ähnlichen Fall berichtet.
Beim Fachverband Biogas ist man durch den Vorfall in Rothenacker auf das Thema aufmerksam geworden und geht der Sache nach, so der Regionalreferent für den Osten, Ingo Baumstark. Gleichwohl man in Rothenacker ob des großen Feuerwehraufgebotes und dramatischer Medienberichte überrascht war, dankt Kühne den Feuerwehren. „Die Kette, die ein Störfall in einer Biogasanlage auslösen sollte, funktioniert in Ostthüringen“, so sein Resümee.
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