Hacktechnik, die ursprünglich für Gemüse entwickelt wurde, eignet sich teilweise auch gut für Zuckerrüben oder Sojabohnen.

Mechanische Unkrautbekämpfung: Hacken in vielen Varianten

Bei der Maschinenvorführung im Rahmen des Pfälzer Gemüsebaufeldtages 2020 stand die mechanische Unkrautbekämpfung im Mittelpunkt. Teilweise kann diese Technik auch im Ackerbau eingesetzt werden.

Text und Fotos von Imke Brammert-Schröder, Freinsheim

Die mechanische Unkrautbekämpfung rückt im Gemüseanbau immer weiter in den Fokus. Auch hier stehen immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, und der Verbraucher sieht das Thema chemischer Pflanzenschutz immer kritischer. Die Technikhersteller bieten inzwischen viele Lösungen für die unterschiedlichsten Kulturen an. Es wird versucht, immer dichter an die Pflanzen heranzuarbeiten und innerhalb der Reihe zwischen den Pflanzen zu hacken. Das ist auch zunehmend für den normalen Ackerbau interessant. Für die exakte Lenkung kommen Kamerasysteme zum Einsatz, zudem ist autonomes Arbeiten im Feld möglich. Neben der Unkrautbekämpfung hat die Hacktechnik noch andere Vorteile: Verkrustungen werden aufgebrochen, und Nährstoffe können mineralisiert werden.

Hacktechnik für empfindliche Kulturen

Werner Trinkel von Gemüsetechnik Trinkel aus Laumersheim stellte zwei verschiedene Hackmaschinen des italienischen Herstellers Oliver aus. Die Präzisionshackmaschine Colibri lässt sich in Kulturen ab 4 cm Reihenabstand einsetzen. Die sternförmigen Hackelemente werden hydraulisch angetrieben und arbeiten sehr präzise. Die Arbeitsgeräte sind einzeln an Parallelogrammen aufgehängt. Ein Kamerasystem erfasst die Reihen und steuert die Hackmaschine. „Damit können schon kleinste Pflanzen im Dreiblattstadium gehackt werden“, informierte Trinkel. „Die Pflanzen haben einen Wachstumsvorsprung, weil Unkräuter bereits im Keimblattstadium entfernt werden und beim Hackvorgang verkrusteter Boden gelockert wird, ohne die empfindlichen, feinen Wurzeln der Nutzpflanzen zu schädigen.“ Die Colibri eignet sich auch für Dammkulturen wie beispielsweise Karotten, Feldsalat oder Bundzwiebeln. Die Fahrtgeschwindigkeit kann bis zu 3 km/h betragen.

Als zweite Maschine hatte Trinkel die Hackmaschine Optyma dabei. Sie kann auch innerhalb einer Reihe zwischen den Pflanzen hacken. Das gelingt in Kulturen mit mindestens 25 cm Pflanzenabstand, wie beispielsweise Salat, Kohlrabi, Blumenkohl oder Steckzwiebeln. Die Hackschare werden pneumatisch angetrieben, bewegen sich mit minimalisierten Bewegungen zwischen die Pflanzen und beseitigen so das Unkraut. Die Bewegung ist laut Trinkel so gering, dass keine Erde auf die Pflanzen fällt. Gesteuert wird die Hackmaschine über ein Kamerasystem, das 1 m vor den Hackscharen läuft und die Pflanzen in der Reihe erkennt. Die Arbeitsgeschwindigkeit beträgt laut Hersteller 1,2 bis 1,5 km/h.

Die Dulks Abrah arbeitet in zwei Schritten: der Boden wird durch die vorne laufende Achse mit Krummzacken gelockert. Die dahinter laufende Achse unter der Abdeckung ist mit Rotationsscharen ausgerüstet.

Dicht an die Reihen heranarbeiten

Die Dulks GmbH zeigte die Hackmaschine Dulks Abrah in der Beetversion im praktischen Einsatz in Radieschen. Sie arbeitet in zwei Schritten: Der Boden wird durch die vorne laufende Achse mit Krummzacken gelockert, Krusten und Verschlämmungen werden aufgebrochen und Kluten zerkleinert. Die dahinter laufende zweite Achse ist mit Rotationsscharen ausgerüstet und dreht sich mit doppelter Geschwindigkeit. Sie erledigt die Unkrautbekämpfung, indem die Rotationsschare die Unkräuter aus der Erde ziehen und auf den Boden werfen. Durch die schnelle Rotation reinigen sich die Schare selbst. Die Rotationsschare arbeiten bis zu 2 cm an die Reihe heran. Die Hackmaschine ist in Kulturen mit Reihenabständen von 5 bis 20 cm einsetzbar, beispielsweise in Blattgemüse, Feldsalat, Rucola, Karotten oder Zwiebeln.

Erstmals präsentierte Dulks das neue automatische Lenksystem für ermüdungsfreies, präzises Arbeiten. Eine Kamera erfasst mehrere Reihen, darüber wird die Maschine ausgerichtet. „Wir entwickeln uns Richtung konventionelle Landwirtschaft. Die Nachfrage ist da. Aber die Wünsche sind anders. Die Kunden möchten einen höheren Automatisierungsgrad und dadurch mehr Schlagkraft“, erklärte Firmengründer André Dülks. Ab nächstem Jahr soll es auch eine automatische Tiefenführung über Gleitkufen geben.

Roboter übernimmt Säen und Hacken

Als einziger Roboter im Feld der Hacktechnik war der Farmdroid FD20 in Zuckerrüben und Zwiebeln im Einsatz. Der autonome Feldroboter wurde in der Bauernzeitung 24/2020 ausführlich vorgestellt. Er wird über GPS-Technik gesteuert und elektrisch angetrieben. Batterien dienen als Speicher, sie werden von Solarzellen geladen. Der FD20 übernimmt sowohl die Aussaat als auch das Unkrauthacken in und zwischen den Reihen. Im ersten Schritt wird das Feld mit mindestens vier Punkten vordefiniert und die gewünschte Kultur mit dem Roboter ausgesät, beispielsweise Zuckerrüben oder Zwiebeln. Bei der Feldplanung wird ein Muster vorgegeben, wie die Körner abgelegt werden sollen. Durch die definierten Punkte kann der Roboter gleich nach der Saat mit dem Hacken beginnen, ohne die auflaufenden Pflanzen zu gefährden. Das Hacksystem besteht aus verstellbaren Unkrautfedern, die zwischen den Pflanzenreihen laufen. Diese Federn schneiden das Unkraut in der oberen Schicht des Bodens ab. Zwischen den Pflanzen in der Reihe wird das Unkraut durch einen Reinigungsarm entfernt, der sich hin- und herbewegt. Auf diese Weise kann das Unkraut bis auf etwa 2 cm um die Pflanze herum gehackt werden. Der Roboter fährt auf drei Rädern und hat eine Arbeitsbreite von 3 m. Er schafft rund 20 ha am Tag.

Prototyp mit Doppelparallelogramm

Schmotzer stellte auf dem Gemüsebaufeldtag den Prototyp einer neuen Hackmaschine mit Doppelparallelogramm vor, die sich gut für den Einsatz in Sonderkulturen eignet. Die Reihenerkennung erfolgt über ein Kamerasystem, das verschiedene Blattformen identifizieren kann. Doppelräder sorgen für die richtige Tiefenführung der Hackelemente. Mittels Hohlscheiben wird dicht am Rand der Kulturen ein Band abgeschnitten, um die Pflanzen zu schützen. Danach erledigt ein Winkelmesser die Unkrautbeseitigung zwischen den Reihen. Es folgen die Fingerhacken, die noch einmal extra an einem Parallelogramm aufgehängt sind. „Damit können wir schon kleine Kulturstadien sicher hacken“, sagte Michael Müller von Schmotzer. „Auch in der Rübe können wir mit dieser Maschine den ersten und zweiten Hackgang erledigen.“ Die Nachrüstung von alten Parallelogrammen ist möglich.

Dicht an die Kultur heranarbeiten

Auch mit der Hackmaschine Chopstar Twin von Einböck lässt sich sehr dicht an die Pflanzenreihe heranhacken. Im Winkel verstellbare Schneidscheiben laufen links und rechts von der Kulturpflanzenreihe, durch die nachfolgenden Winkelmesser lässt sich die Hackbreite exakt einstellen. Zwei eng an der Pflanzenreihe laufende Farmflexräder garantieren eine genaue Arbeitstiefe der Hackelemente. Die Hackmaschine ist flexibel einsetzbar, weil die Reihenabstände verstellbar sind. Bis zu 75 cm Reihenabstand sind möglich. Damit ist das System sowohl in Getreide und Sojabohne als auch in Rüben und Gemüsekulturen einsetzbar. Die auf dem Gemüsebaufeldtag vorgestellte Hackmaschine war mit der automatischen Kameralenkung RowGuard ausgestattet, bei der die Positionierung der Hackelemente über Kamerasignale an den Verschieberahmen erfolgt. Die neue Kamera kann auch andere Farben als nur Grün erkennen und laut Hersteller selbst kleine Zwiebelpflanzen sicher ausmachen.

Hacken in und zwischen den Reihen

Das zu Lemken gehörende niederländische Unternehmen Steketee zeigte den IC Weeder im Einsatz, ein automatisches Hackgerät, das mithilfe von Kamerabildern die Position der in Reihen stehenden Kulturpflanzen berechnet. Anhand der Kamerabilder wird das Unkraut sowohl zwischen den Reihen als auch in der Reihe entfernt. Zwischen den Reihen können verschiedene Schare eingesetzt werden, je nach Kultur und Reihenweite.

Die Unkrautbekämpfung in der Reihe übernehmen sichelförmige Messer, die über pneumatische Zylinder schnell zwischen den Pflanzen bewegt werden. Mithilfe von zwei Ultraschallsensoren wird die Höheneinstellung der Maschine gemessen, damit immer mit einem optimalen Abstand zwischen Pflanzen und Kamera gearbeitet wird. Die Maschine ist modular aufgebaut, es können verschiedene Hackwerkzeuge angebaut werden. Arbeitsbreiten von 1,5 bis 8 m sind möglich, ebenfalls der Einsatz in Kulturen mit verschiedenen Reihenabständen.

Der IC Weeder von Steketee ist ein automatisches Hackgerät, das mithilfe von Kamerabildern die Position der in Reihen stehenden Kulturpfl anzen berechnet.
Der IC Weeder von Steketee ist ein automatisches Hackgerät, das mithilfe von Kamerabildern die Position der in Reihen stehenden Kulturpflanzen berechnet.

Hackmaschine für den Frontanbau

Garford präsentierte mit der Robocrop InRow eine Hackmaschine, die im Frontanbau gefahren wird und die sowohl zwischen den Reihen als auch in der Reihe hacken kann. Die Hackschare arbeiten dabei aktiv hydraulisch um die Kulturpflanze herum. Eine Kamera erkennt die Position jeder Pflanze, darüber werden die Rotatoren mit den Jätewerkzeugen um jede Pflanze herumgesteuert. Über die Drehzahl der sichelförmigen Jätescheiben passt sich die Maschine an unterschiedliche Pflanzabstände an. Zwischen den Reihen erledigen Hackschare das Entfernen des Unkrauts, die serienmäßig mit einem hydraulischen Schardruck versehen sind.

Wechselrahmen mit Kameraführung

Das Unternehmen K.U.L.T., Kress umweltschonende Landtechnik, hatte in diesem Jahr neben dem Robovator, dem bekannten Hackautomat mit Kameratechnik für das Hacken in und zwischen den Reihen, verschiedene Hacksysteme dabei. Zum einen das kamerageführte Parallelogramm-Verschiebungssystem K.U.L.T. iVision PV in der leichteren Argus-Rahmenbauweise, das vielseitig einsetzbar ist. Das System hat einen großen Zwischenraum zwischen Trag- und Hackrahmen, der der Kamera ein gutes Aufnahmefeld bietet, selbst bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Die Kamera erkennt die Reihenanzahl und steuert über den Verschieberahmen die Hackmaschine. Das System verfügt über ein Schnellwechselsystem, sodass der Hackrahmen rasch ausgetauscht werden kann. K.U.L.T. präsentierte das Argus-Tandem-Parallelogramm für exaktes Hacken von Ackerkulturen und auf der Dammkrone.

Hohlscheiben brechen dicht an der Reihe die Kruste. Winkelmesser bearbeiten die Dammkrone, und Fingerhacken arbeiten direkt an der Reihe. Sowohl die Scheiben als auch die Fingerhacken gibt es in unterschiedlicher Größe. Das Tandem-Parallelogramm und das Schnellwechselsystem sind vor allem für Gemischtbetriebe interessant. Es komme auch bei Erzeugern von Sojabohnen und Zuckerrüben gut an, so der Hersteller. Es ist bis 6 m Arbeitsbreite erhältlich, mit dem schweren Verschieberahmen auch bis 9 m. Auch ein Duo-Parallelogramm wurde vorgeführt, das präzises Hacken auf der Dammkrone und auf dem Beet erlaubt. Das System ist vor allem für Zwiebeln, Porree, Möhren oder Kräuter geeignet und kann mit Werkzeugen für Arbeiten in 8 cm schmalen Doppelreihen ausgestattet werden.

FAZIT: Unkraut zwischen den Kulturen nimmt diesen Nährstoffe, Licht und Wasser. Bei der Ernte kann es stören, und bei Druschfrüchten kommt es zu Verunreinigungen. Chemischer Pflanzenschutz ist seit vielen Jahren kostengünstig und effektiv. Aber er stößt an Grenzen. Biologisch zeigen das Resistenzen. Dazu kommt die zunehmende Ablehnung durch unsere satte Gesellschaft. Damit bekommt die von unseren Vorfahren praktizierte mechanische Unkrautbekämpfung immer mehr Bedeutung. Verfahren aus der Gemüseproduktion können adaptiert werden. Neuentwicklungen für den Ackerbau gibt es ebenfalls. Aber es ist noch ein langer Weg. Und es wird teurer.


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