Die Sächsisch-Thüringischen Zuckerrübenanbauer haben 2020 nur geringfügig mehr als in den vorangegangenen beiden Dürrejahren geerntet. (c) Karsten Bär

Zuckerrübenanbauer hoffen auf Ende der Durststrecke

Etwas besser, aber immer noch schwach: Die Sächsisch-Thüringischen Zuckerrübenanbauer haben auf ihrer Winterversammlung einen Haken hinter die zurückliegende Kampagne gemacht. Für die Zukunft gibt es Anlass zur Hoffnung.

Noch vor zwölf Jahren wäre es ein stolzer Ertrag gewesen, betonte Frank Rösler von der Rohstoffabteilung der Südzucker AG in Zeitz: 62,5 t/ha wurden in der am 17. Januar nach 122 Tage beendeten Zuckerrübenkampagne im Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Zeitz geerntet. Das Ergebnis resultiert aus einer erneut geringen und ungünstig verteilten Niederschlagsbilanz. Trockenheit nach der Aussaat zog einen ungleichmäßigen Aufgang der Zuckerrübenbestände nach sich. Im Sommer fehlte es über längere Zeit an Wasser. Regional kam eine schwere Mäuseplage hinzu, die für die Zuckerrübenanbauer Ertragsverluste verursachte. Ungünstige Bedingungen also – und trotzdem sei der Ertrag im langjährigen Vergleich nicht übermäßig schlecht, versuchte Rösler bei der online abgehaltenen Winterversammlung des Verbandes Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer (VSTZ) Zuversicht zu verbreiten.

Mut macht auch die aktuelle Niederschlagsentwicklung. Zumindest am Standort Zeitz sei in diesem Jahr bisher die doppelte Menge des zehnjährigen Mittels für diesen Zeitraum vom Himmel gekommen. „Hoffen wir“, so Rösler zu den Zuckerrübenanbauern, „dass die lange Durststrecke endlich vorbei ist.“

Preisentwicklung macht Hoffnung

Das gilt sogar in zweifachem Sinne: Denn für die Zuckerpreise – und somit auch für die Vergütung der Zuckerrüben – gibt es ebenfalls Hoffnung auf ein Ende dürrer Zeiten. Man rechne damit, dass in diesem Jahr der Verbrauch die weltweite Produktion übersteige, so Dr. Georg Vierling vom Geschäftsbereich Zucker/Rüben der Südzucker AG. Dies sei förderlich für den Preis, auch wenn die Bestände nach wie vor auf einem hohen Niveau lägen. Innerhalb Europas seien die Erträge sehr unterschiedlich ausgefallen. In Frankreich beklagten die Zuckerrübenanbauer etwa starke Rückgänge aufgrund des Auftretens des Vergilbungsvirus. Die Produktion liegt unter dem Verbrauch. Der Blick auf den Spotmarkt zeige Preise von rund 450 €/t Weißzucker.

Im Konzernergebnis spiegelt sich die positive Tendenz am Zuckermarkt indes nur bedingt wider. Das erwartete operative Ergebnis für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 im Segment Zucker liegt zwischen -150 und -110 Mio. €. Damit ist der Verlust gegenüber dem vorigen Geschäftsjahr zwar deutlich verringert (Vorjahresergebnis: – 236 Mio. €). Jedoch habe man ein deutlich besseres Ergebnis erwartet, so Vierling. Ursache für den Verlust ist zum einen die Coronakrise, die auch zu einem Nachfragerückgang beim Zucker geführt habe. Zum anderen sei jedoch zugleich auch nicht so viel Zucker produziert worden wie geplant. Denn neben der durch Südzucker geplanten Reduzierung der europaweiten Anbaufläche schlugen auch Mindererträge und eine geringere Zuckerausbeute zu Buche. Gleichzeitig aber zeige sich, dass die Einsparungsmaßnahmen im Zuge der Restrukturierung des Konzernes zu wirken beginnen. Erklärtes Ziel sei es, das Segment Zucker wieder in den Bereich der schwarzen Zahlen zu bringen, betonte Vierling.

Zuckerrübenanbauer wünschen sich Rückhalt der Politik

Insgesamt sei der Konzern aufgrund seiner Diversifizierung gut aufgestellt. In den Segmenten Crop Energies und Frucht verzeichnet Südzucker stabile Ergebnisse. Im Segment Spezialitäten, zu dem die Freiberger-Gruppe als ein großer Hersteller von Tiefkühlpizza zählt, erwartet Südzucker einen Rückgang des operativen Ergebnisses. Insgesamt sieht der Konzern einem operativen Ergebnis zwischen 190 und 240 Mio. € (Vorjahr: 110 Mio. €) entgegen.

Mehr Rückendeckung wünschen sich die Rübenanbauer von der Politik. Darauf machte VSTZ-Geschäftsführer Christian Beyer im Zusammenhang mit den Notfallzulassungen für insektizide Saatgutbeizen für Zuckerrüben aufmerksam. Nachdem ein gemeinsamer Antrag im September nicht entschieden wurde, hätten Ende vergangenen Jahres zahlreiche regionale Anbauverbände Anträge auf Notfallzulassung gestellt. Von denen erhielt bislang kein einziger eine Genehmigung. Lediglich wenn Landesbehörden den Antrag gestellt hätten, sei es zur Genehmigung gekommen. Dies hätten jedoch die Fachstellen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht getan, weil sie 2020 – anders als etwa in Südwestdeutschland – hier keine Betroffenheit gesehen habe. Infolgedessen sei es innerhalb Deutschlands zu einer Ungleichbehandlung der Rübenanbauer gekommen.