Das von den Häckselanhängern am Feldrand abgeladene Erntegut befördert die NaWaRo-Maus auf die Sattelzüge. Dieses absätzige Verfahren wendet Timo Mücke an, wenn die Transportstrecke für Traktorzüge zu lang ist. (c) Carmen Rudolph

Futterernte: Umladen am Feldrand

Ein sächsischer Lohnunternehmer optimiert die Futterernte durch den Wechsel der Transportfahrzeuge. So kann der Einsatzradius deutlich erweitert werden, ohne dass die Kosten durch die Decke gehen.

Von Wolfgang Rudolph, Bad Lausick

Angesichts des frostigen Wintereinbruchs im Februar mag man es kaum glauben. Doch der Klimawandel wirkt. Zumindest in den vergangenen Jahren ließ sich in vielen Teilen Deutschlands noch bis Anfang November ein guter Schnitt auf Grünland machen. Damit konnte zum Teil der Minderertrag vom Sommer kompensiert werden.

Die Krone-Häcksler und Abfuhrgespanne vom Lohnunternehmen Timo Mücke mit Sitz im sächsischen Raitzen und einer Niederlassung im nahegelegenen Münchhof waren deshalb im Spätherbst 2020 nochmal voll im Einsatz, um auf gut 500 ha Flächen von Kunden das auf Schwad liegende Gras mit dem Pick-Up-Vorsatz aufzunehmen, zu häckseln und in die Silos von Tierställen und Biogasanlagen zu transportieren. „Dass sich die Futterernte bis weit in das vierte Quartal zieht, kommt schon mal vor.“

futterernte: Gute Erträge im Herbst 2020

„Aber im vergangenen Jahr war der Ertrag des späten Schnitts spürbar größer. Das hob die Erntebilanz 2020 zumindest in Richtung Normalniveau“, freut sich Firmenchef Mücke über die unerwartete Futterernterallye zum Saisonende. Die Ursache sieht er in der Wiesendüngung nach dem ersten und örtlich zweiten Schnitt. Die darauf folgende Trockenheit konservierte die Nährstoffgaben im Boden. Begünstigt durch Regen und milde Temperaturen in den Monaten September und Oktober habe das Gras dann einen ordentlichen Wachstumsschub erhalten.

Komplettpaket für die Futterernte

Die Futtergewinnung für Milchviehbetriebe und Biogasanlagen auf den Acker- und Grünlandflächen zwischen den Städten Leipzig und Dresden ist ein Schwerpunkt im Dienstleistungsspektrum des Lohnunternehmens. „Unser Angebot in diesem Bereich ist ein Komplettpaket für Mais, Grünroggen, Gras, Luzerne und Klee. Es umfasst die gesamte Silierkette vom Mähen beziehungsweise Häckseln bis zum Verdichten im Fahrsilo“, sagt Mücke.

Die dafür erworbenen teuren Maschinen wie Selbstfahrmäher, Häcksler, Traktoren, Anhänger, Lkw mit Schubboden- bzw. Abschiebeaufliegern oder Pistenraupen muss er so gut wie nur möglich auslasten, nicht zuletzt aus Verantwortung gegenüber seinen 22 Mitarbeitern. Daher ist die Kundenakquise ein ständiges Thema. „Allerdings gilt es, das Verhältnis von Aufwand und den erzielbaren Einnahmen abzuwägen. Und da wird es bei Flächen mit Transportentfernungen von 15 oder manch-mal auch schon ab 12 Kilometern kritisch“, so der 52-Jährige.

Zunächst im Nebenerwerb gestartet

Das ausgeprägte Risikobewusstsein und genaue Rechnen liegt wohl auch in der Firmengeschichte begründet. Timo Mücke hat das Lohnunternehmen vor 20 Jahren gegründet und Stück für Stück zu einem anerkannten Dienstleister für den Pflanzenbau mit inzwischen zwei Standorten in der Region ausgebaut. Die Firma mit ihrem modernen Technikpark steht auf soliden Beinen. Das soll auch so bleiben.

1992 kam der gebürtige Baden-Württemberger als angestellter Mähdrescherfahrer eines anderen Anbieters erstmals nach Sachsen. Der Freistaat wurde ihm dann nur wenig später zur neuen Heimat. „Ende der 1990er-Jahre erhielt ich Anfragen nach Häckselleistung und startete zunächst mit einer Maschine im Nebenerwerb. Es lief so gut, dass ich 2000 das inzwischen erweiterte Leistungsangebot als Hauptgewerbe anmeldete und erste Mitarbeiter einstellte“, blickt der erfolgreiche Dienstleister auf die Anfänge der Firmengründung zurück.

Neue Aufträge weiter entfernt lockten

Bei aller erfreulichen Nachfrage behält er stets die Kosten im Blick. Dass dies nicht immer leicht ist, beschreibt er am Beispiel der Zusammenarbeit mit einer großen Biogasanlage: „Die Betreiber zeigten Interesse an der Silierkette. Allerdings lag ein Teil der vertraglich gebundenen Flächen für den Anbau von Mais und Grünroggen zur Substratsicherung so weit entfernt, dass sich, insgesamt betrachtet, der Auftrag durch die Anfahrt zum Einsatzort sowie den Transport vom Feld ins Fahrsilo der Anlage nicht gerechnet hätte. Andererseits war der Kunde schon wegen der zu bewältigen-den Volumina interessant“, beschreibt Mücke den Abwägungsprozess, vor dem er stand.

Futterernte: Schneller Transport durch Überladetechnik

Knackpunkt seien die Traktor-Gespanne. Sie sind nicht nur in der Anschaffung teuer. Auch die hohen Betriebskosten, insbesondere für Reifen und Diesel, schlagen negativ zu Buche. Hinzu kommt: Traktoren mit Häckselwagen gewährleisten zwar auf dem Acker eine zügige Abfuhr vom Häcksler. Doch die Weiterfahrt zum Silo beansprucht bei Wegstrecken von über 15 km viel Zeit. Es müssten Pausen der Erntemaschine in Kauf genommen oder die Anzahl der Abfuhrgespanne erhöht werden. Beides mindert die Effizienz und drückt auf den Gewinn.

Wesentlich besser für Transporte auf der Straße eignen sich Lkw mit Abschiebeaufliegern. Sie sind schneller unterwegs, am Silo schnell entleert und haben ein Ladevolumen von 85 m3. Doch wie bekommt man das Siliergut vom Häckselwagen auf den Sattelschlepper? Mücke fand die Lösung in der NaWaRo-Maus von Ropa. Dieses eigentlich für die Aufnahme von Rübenmieten konzipierte Beladesystem gestaltet der Hersteller auf Anforderung so um, dass es sich für gehäckseltes Pflanzenmaterial eignet. Die Überladeleistung der NawaRo-Maus beträgt etwa 10 bis 15 m3/min, die Aufnahmebreite beträgt derzeit 8 m.

„Wir arbeiten in der Silierkette bei entfernt liegenden Schlägen seit nunmehr fünf Jahren im absätzigen Verfahren. Die Häckselanhänger laden das Erntegut am Feldrand ab und die NaWaRo-Maus befördert es auf die Sattelzüge. Das schafft auch einen Puffer. Wenn der Häcksler wegen eines Schadens für eine Stunde ausfällt, kommt nicht gleich der ganze Prozess zum Stehen“, verweist der Lohnunternehmer auf einen weiteren Vorteil.

Timo Mücke
(c) Carmen Rudolph

Insgesamt bergen die vier betriebseigenen Häcksler und acht Traktorgespanne jährlich von rund 3.000 ha Mais, von 800 ha Ganzpflanzensilage (GPS) sowie je nach Anzahl der Schnitte von bis zu 5.000 ha Gras. Bei etwa 40 Prozent der Flächen entscheide er sich für das absätzige Verfahren, überwiegend bei den großvolumigen Erntegütern Mais und GPS.

Der Einsatz der Überladetechnik ermögliche dann einen effizienten Transport und eine ho-he Schlagkraft unter anderem für die Substratsicherung der Biogasanlage, deren Auftragsangebot die Suche nach einer Verfahrens-variante ausgelöst hatte. Für den Transport zum Silo reichten meist die sieben Sattelzüge aus dem eigenen Fahrzeugbestand. Bei höherem Bedarf miete man zu.

Ausbringen von Wirtschaftsdünger

Ein weiteres Standbein des Lohnunternehmens ist die Ausbringung von festem und flüssigem Wirtschaftsdünger. Star im Maschinenpark ist hier das Tridem-Fass von Marxen mit 26 m3 Fassungsvermögen. Je nach Kundenanforderung wird es mit einer 6 m breiten Scheibenegge, einem achtreihigen Strip-Till-Gerät oder dem in diesem Jahr erworbenen 36 m breiten Schleppschlauchverteiler kombiniert.

Als aktuell größte Herausforderung in diesem Dienstleistungsbereich betrachtet Mücke die neue Düngeverordnung. Die damit verbundene Reduzierung, teilweise Halbierung der möglichen Stickstoffgaben bedeute letztlich, dass die gleichen Mengen an Gülle und Gärresten auf einer größeren Fläche ausgebracht werden müssen. Das erhöhe den Zeitaufwand deutlich und führe zu Mehrkosten. „Um hier gegenzusteuern, haben wir uns das 36-m-Schleppschlauchgestänge zugelegt, damit wir großen Betrieben eine effiziente und bodennahe Gülleausbringung anbieten können. Eine Investition von immerhin knapp 100.000 Euro“, erläutert Mücke. Zur Gewährleistung der Rentabilität müssten solche Maschinen eigentlich rund um die Uhr rollen. Aber dafür finde man – von der Arbeitszeitverordnung ganz abgesehen – immer schwerer qualifizierte Mitarbeiter.

Benachteiligung von Lohnunternehmen

Ein Ärgernis sei für ihn in diesem Zusammenhang, dass Lohnunternehmen in Sachsen, wie auch in den meisten anderen Bundesländern, von der Investitionsförderung in moderne Ausbringtechnik ausgeschlossen werden. Dies benachteilige landwirtschaftliche Dienstleister nicht nur in finanzieller Hinsicht. Denn Agrarbetriebe legten sich dank der Zuschüsse teilweise Ausbringtechnik zu, die für ihre Flächen überdimensioniert sei und agierten dann als Wettbewerber. „Für das Klima ist es doch aber egal, wer die Stickstoffverluste bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger vermeidet“, argumentiert Mücke für eine entsprechende Anpassung der Förderrichtlinien.

Das Tridem-Fass von Marxen, hier in Kombination mit dem 36 m breiten Schleppschlauchverteiler, wird für die Ausbringung auf Grünland mit 26 m³ Gülle befüllt.
Das Tridem-Fass von Marxen, hier in Kombination mit dem 36 m breiten Schleppschlauchverteiler, wird für die Ausbringung auf Grünland mit 26 m³ Gülle befüllt. (c) Carmen Rudolph

Dennoch: Beim Rückblick auf die vergangene Saison gibt er sich nicht gänzlich unzufrieden. Es fiel wieder zu wenig Regen. Ja. Die Maisernte blieb unter Durchschnitt. Stimmt. Aber, wie gesagt, das Gras und auch die Rüben, deren Rodung ebenfalls zum Leistungsangebot des Raitzener Lohnunternehmens gehört, sind im Oktober nochmal ordentlich gewachsen. „Passt schon“, sagt der Wahlsachse Timo Mücke, was aus dem Munde eines gebürtigen Schwaben schon fast als euphorisch interpretiert werden darf.

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