Gruppenfoto mit modernem Traktor: Die Eltern Hartmut und Petra Stoltenfeld, die Kinder Nadin und Rico, Enkelsohn Oskar sowie Nadins Verlobter Dirk Dittmann (v. l.) sind für den Nebenerwerbsbetrieb im Einsatz. (c) Gerd Rinas

Uckermärkerzucht: Ganz in Familie

Am Rande von Burg Stargard (Mecklenburg-Vorpommern) hat die Familie Stoltenfeld im Nebenerwerb eine Uckermärkerzucht mit florierender Direktvermarktung für Fleisch und Wurst aufgebaut. Das Erfolgsrezept: Alle packen mit an.

Von Gerd Rinas

„Wenn wir ein Foto machen, dann muss die ganze Familie mit rauf. Ohne Familie würde hier auf dem Betrieb gar nichts gehen“, sagt Rico Stoltenfeld. Als sich alle um den neuen Trecker aufgestellt haben, ist Stoltenfeld zufrieden. „Das ist ein Schuss fürs Familienalbum“, freut sich der 31-Jährige, der die treibende Kraft auf dem Nebenerwerbsbetrieb der Stoltenfelds am Ortseingang von Burg Stargard, aus Richtung Neubrandenburg kommend, ist.

Uckermärkerzucht Auf Großvaters Hof

Rico Stoltenfelds Großeltern hatten hier Anfang der 1970er-Jahre eine Hofstelle mit drei Hektar Land gekauft. Den größten Teil der Fläche bewirtschaftete vor der Wende die LPG, Großvater Adolf Leiss konnte auf einem kleineren Stück Weizen, Kartoffeln und Rüben als Futter für seine Tiere anbauen. „Es gab drei Bullen und ein Pferd, Schweine, Gänse, Enten, Hühner, Tauben – und eine Weiße Deutsche Edelziege“, erinnert sich Rico Stoltenfeld, der nach der Schule eine Ausbildung als Karosserie- und Fahrzeugbauer und danach ein Studium als Marketing-Vertriebsexperte abschloss. Seit einigen Jahren verkauft er erfolgreich Landmaschinen in der Uckermark.

Von der Landwirtschaft kam Rico Stoltenfeld nie los. Nach der Wende hatte der Großvater die drei Hektar Land zurückbekommen. Als ihm die Arbeit auf dem Hof schwerer fiel, brachten sich die anderen Familienmitglieder mehr ein. 2007 – Rico war 17 – nahm der Nebenerwerbsbetrieb Fahrt auf. „Wir kauften die ersten vier Uckermärkerfärsen. Es folgten der erste Traktor und weitere Technik“, erinnert sich Stoltenfeld.

Uckermärkerzucht: Betrieb ist gewachsen

Mittlerweile ist der Bauernhof in der dritten Generation auf über 100 ha Acker- und Grünland und die Rinderherde auf 80 genetisch hornlose Uckermärker angewachsen. „Wir sind Uckermärker-Herdbuchzuchtbetrieb“, sagt Rico Stoltenfeld nicht ohne Stolz.

Angebaut werden Gerste, Weizen, Raps und Mais. Vom Grünland kommt Heu und Grassilage. Die Rinder erhalten ausschließlich wirtschaftseigenes Futter. „Unsere Uckermärker stehen ganzjährig auf der Weide. Sie fressen 98 % Gras, dazu zwei Prozent Weizenschrot. Auf Mastfutter und den unnötigen Einsatz von Medikamenten verzichten wir“, erläutert Rico Stoltenfeld.


Ein weibliches Uckermärker-Rind auf einer Weide, dahinter Bäume und ein grauer Himmel.
(c) Reiner Schumann

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„ausgestattet wie ein Haupterwerbsbetrieb“

Die meisten Arbeiten auf dem Betrieb verrichten Stoltenfelds selbst. Entsprechend ist der Hof mit Technik ausgestattet. Neben dem Fendt Vario 930 und einem Case IH Maxxum 120 gibt es noch einen älteren Deutz und einen Teleskoplader. Zum Maschinenpark gehören ein 6-Schar-Volldrehpflug mit Packer und Krümelwalze, eine 6-m-Kurzscheibenegge, ein 3-m-Tiefengrubber und eine Drillmaschine, dazu Mähwerke, Schwader, Heuwender, Siloballenwickler und Rundballenpresse. „Wir sind ausgestattet wie ein Haupterwerbsbetrieb“, lacht Stoltenfeld. Aus seiner Sicht macht es aber Sinn, in Technik zu investieren. „Unser Zeitfonds ist begrenzt, ich komme meist erst gegen 18 Uhr oder später von der Arbeit. Wenn wir was schaffen wollen, muss die Technik effektiv sein.“

Als Stoltenfelds sich vor zwei Jahren entschlossen, Getreide und Raps selbst zu dreschen und dafür alte Technik kauften, erwies sich dies als keine gute Idee. „Wir haben drei Wochen geschraubt und zwei Wochen nach Feierabend gedroschen. Das war nicht effektiv“, ärgert sich Rico Stoltenfeld.

In diesem Jahr wurde der Mähdrusch neben dem Pflanzenschutz wieder als Lohnarbeit an benachbarte Haupterwerbsbetriebe vergeben. „Wir haben zwar keinen Maschinenring, aber man hilft sich“, so Stoltenfeld. Für alle Zeit will der Technikfreak den Mähdrusch mit eigener Technik nicht ausschließen. „In zehn Jahren haben wir einen großen Drescher. Jetzt investieren wir erst einmal in Boden.“

Direktvermarktung von Fleisch und Wurst

Technik des Hofes
Ein Teil der Technik findet unter dem Schleppdach Platz. Das Strohlager daneben bietet einen großen Vorrat an Winterfutter. (c) Gerd Rinas

Die Aufgaben rund um die Uckermärkerzucht sind im Betrieb klar verteilt: Während sich Rico Stoltenfeld und Dirk Dittmann um die Feldarbeiten und das Grünland, Mutter Petra und Schwester Nadin um Buchhaltung und Vermarktung kümmern, schaut Vater Hartmut Stoltenfeld nach den Tieren.

„Wenn die Uckermärker zwei Jahre alt sind, entscheidet sich, ob wir sie für die Zucht behalten oder sie in die Vermarktung kommen“, sagt Rico Stoltenfeld. Zwischen zehn und 15 Tiere lässt der Landwirt im Jahr bei Danish Crown in Teterow schlachten. Bei der Zerlegung arbeitet man mit zwei Firmen in Woldegk und Neustrelitz zusammen. Vor viereinhalb Jahren hat die Familie eine Kühlkammer in Betrieb genommen, in der drei zerlegte Rinder eingelagert werden können. Wenn sie sich leert, wird geschlachtet.

Stoltenfelds vermarkten Fleisch und Wurst ihrer Uckermärkerzucht direkt, entweder über den Hofladen oder das Internet. „Unser Angebot wird sehr gut nachgefragt“, sagt Rico Stoltenfeld.

Wochentags hat der Hofladen ab 17 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 9.30 Uhr. Im Angebot sind zehn Sorten Wurst und Schinken und 28 Fleischprodukte, darunter neun Steaksorten. Kunden können zwischen Paketen von drei bis sieben Kilo wählen. In der Grillsaison gibt es spezielle Angebote, etwa mit Grillwurst und Burger-Patties, und möglichst kein Suppenfleisch. „Das essen die Leute im Sommer eher weniger“, so Rico Stoltenfeld.